Ich werde der Nachfolger von Kurt Cobain

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ich fürchte mich vor dem Rockstar-Tod. Außerdem träume ich von einer Wanze, die sich in ein Monster verwandelt.

Ich habe Angst, an einer Überdosis Koks zu sterben. Dabei trinke ich nicht mal Bier. Trotzdem ist meine Angst begründet.

Es hat damit zu tun, dass mir neulich einfiel, wie alt ich bin. 27. Mit 27 Jahren starben Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain. Nicht zwangsläufig unter natürlichen Umständen. Werde ich der nächste sein? Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Sebastian Dalkowski. Ich habe das Gefühl, mein Name passt genau in diese Reihe.

Es hat auch mit diesem Traum zu tun. Wenn ich normalerweise von einem Traum erzähle, dann ist er erfunden, um eine Fiktion einzustreuen, die mir niemand als solche nachweisen kann. Dieser Traum aber ist echt: Ich sehe eine Wanze über den Boden krabbeln und trete mit den Füßen auf sie. Doch sie will nicht sterben, also trete ich fester – vergebens. Ich lasse einen Backstein auf die Wanze fallen und stelle mich mit beiden Füßen drauf. Ich merke, wie sich der Backstein unter meinen Füßen bewegt und plötzlich hat sich die Wanze in eine wolfsgroße Hyäne verwandelt mit aufgestellten Haaren. Sie schüttelt den Backstein ab und will mich töten.

Wie alle Träume, so war auch dieser symbolisch gemeint. Doch das begriff ich erst später.

Ich habe nämlich auch angefangen, mich für Koks zu interessieren. Viel mehr, als es für jemanden normal ist, der niemals koksen würde. Ich bin geradezu besessen von dem Thema. Ich habe einen Arbeitskollegen gefragt, ob er schon mal jemanden beim Koksen gesehen habe. Er sagte: „Du stellst Fragen.“

Dann sprach ich mit einem Freund aus Berlin. Er sagte, bei Koks stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. Koks halte einfach nur wach, sei dafür aber sehr teuer. Die Leute würden es aber nehmen, weil sie sich damit bestätigten, Teil einer angesagten peer group zu sein. Dann erzählte er mir, dass er kürzlich in ein Pissoir pinkelte. Neben ihm waren noch einige Pissoirs frei, aber stattdessen bildete sich eine Schlange vor den Kabinen. „Ich pinkle auch lieber ungestört“, sagte ich. Ich glaube, mein Freund aus Berlin lächelte milde.

Dann dachte ich wieder an meinen Traum. An die Wanze. An die Hyäne mit den aufgestellten Haaren. Der Traum ist ein Verweis auf mein Schicksal, die Überdosis Koks. Die kleine Wanze ist meine erste Prise Koks – und dann wird es immer schlimmer. Die Hyäne ist die Überdosis, die mich töten will. Es ist eindeutig. Oh mein Gott, ich bin doch erst 27. 27! Da sind einige nicht mal mit dem Studium fertig.

Ach so, ich kann ja gar kein Instrument spielen.

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden