Meine Freundin, die Biberratte

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Ich bedauere die Verfolgung eines unschuldigen Nagetiers, gebe aber trotzdem Tipps für die erfolgreiche Jagd.

Ich möchte einmal behaupten: Die Nutria, vulgo Biberratte, ist ein edles und facettenreiches Tier. Sie ist voller Anmut und Schönheit. Sie muss aber trotzdem sterben. Denn in unserer Gegend gibt es zu viele Nutrias. Als der Pelzmarkt im 20. Jahrhundert zusammenbrach, haben die Farmbesitzer nicht mehr so auf die Zäune geachtet.

Deshalb haben neulich die Leute im Nachbarort gesagt: Schluss mit dem Blödsinn. Sie sagten auch, dass die Nutrias die schönen Uferanlagen kaputt wühlten. Ich habe mal im Internet nachgeguckt: Da steht, dass die Nutrias gar nicht so sehr die Uferanlagen beschädigen.

Das war dem Nachbarort aber egal und er hat beschlossen: Tod den Nutrias, pro Tod gibt es fünf Euro. Einfach nur den Nutria-Schwanz beim Ordnungsamt vorzeigen. Zu meiner Überraschung wurde die Aktion nicht noch von einer Medienkampagne begleitet, in der die wachsende Nutria-Population mit der steigenden Jugendkriminalität und den unverschämten Benzinpreisen in Verbindung gebracht wurde. Nun ist es aber so, dass die Leute etwas Besseres vorhaben, als Jagd auf Nutria-Schwänze zu machen. Denn es sieht einfach ziemlich dämlich aus, wenn der halbe Ort mit Gewehren und Küchenmessern an den schönen Uferanlagen entlangstreunt und dann beim Ordnungsamt ansteht, um Nutria-Schwänze abzugeben.

Ich habe mir da etwas ausgedacht: Es ist ja mittlerweile üblich, dass Obdachlose und Rentner ihr Leben mit Pfandflaschensammeln finanzieren. Diese Leute brauchen einen beruflichen Tapetenwechsel. So eine Nutria ist ja auch eine Art Pfandflasche, nur dass sie Haare hat und laufen kann. Das war’s aber auch schon mit den Unterschieden. Man könnte nun alle Obdachlosen und Rentner im Umkreis mit dem Bus einsammeln und am Fluss aussetzen.

Nun ist die Frage: Wie sollen die Obdachlosen und Rentner die Nutrias töten? Die Fallenindustrie will sicher richtig Geld verdienen. Das haben die Obdachlosen und Rentner ja aber erst, wenn sie genug Nutrias erledigt haben. Dann fiel mir ein: Die Pfandflaschensammler sammeln ja auch Bierflaschen. So ein gezielter Hieb auf den Hinterkopf mit einer zerschlagenen Bierflasche haut die stärkste Nutria um, das sind ja auch nur Tiere. Natürlich ist das für den Jäger ein Risiko: Geht der Schlag daneben, ist die Nutria fort und das Pfand für die Flasche auch. Da wird der Pfandflaschensammler glatt zu einer Art Börsenspekulant. Kennen viele von denen von früher, als es noch gut lief.

Ich persönlich habe wie gesagt nichts gegen Nutrias. Viel lieber würde ich es sehen, wenn die Leute die Nutrias in Ruhe ließen und stattdessen auf Katzen und kleine niedliche Hunde einschlagen.

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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