Merkel und Steinmeier – die Telefonaffäre (allerletzte Folge)

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Ich lasse Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier ein letztes Mal miteinander telefonieren. Der Außenminister entlockt der Kanzlerin ein pikantes Geständnis.

Merkels Telefon klingelt.

Angela Merkel: Ja, Merkel.
Frank-Walter Steinmeier: Hallo, Frau Merkel, ich bin‘s.
Merkel: Wer ist da?
Steinmeier: Na, Frank-Walter Steinmeier.
Merkel: Wer?
Steinmeier: Frank-Walter Steinmeier, Ihr Noch-Außenminister.
Merkel: Das muss ein Irrtum sein, ich kenne keinen Frank-Walter Steinmeier.
Steinmeier: Aber Frau Merkel, Sie müssen sich doch an mich erinnern. Ich bin seit vier Jahren Ihr Außenminister.
Merkel: Mmm.
Steinmeier: Ich habe am Sonntag die Bundestagswahlen gegen Sie verloren.
Merkel: Achso, jetzt erinnere ich mich. Hallo, Herr Steinmeier, ich grüße Sie.
Steinmeier: Hallo, Frau Merkel.
Merkel: Das ist aber eine Überraschung, dass Sie anrufen. Was kann ich für Sie tun?
Steinmeier: Na ja… Frau Merkel… also – mir geht es furchtbar.
Merkel: Warum das denn?
Steinmeier: Ich habe die Wahlen verloren. Und ich werde kein Parteivorsitzender.
Merkel: Achso ja.
Steinmeier: Ich habe Kopfschmerzen, ich weine jeden Abend, ich schlafe schlecht.
Merkel: Das tut mir leid.
Steinmeier: Ich hatte mir den Abschied von der Macht einfacher vorgestellt. Das war ein Irrtum.
Merkel: Wie ich bereits sagte, das tut mir leid. Aber wie kann ich Ihnen helfen?
Steinmeier: Sie wissen genau, wie Sie mir helfen können.
Merkel: Und zwar?
Steinmeier: Vergessen Sie Herrn Westerwelle, koalieren Sie doch mit uns.
Merkel: Herr Steinmeier… ich möchte ehrlich mit Ihnen sein.
Steinmeier: Ja?
Merkel: Nichts wäre mir lieber, als mit Ihnen zu koalieren. Ich habe Guido Westerwelle nie gemocht. Diese Art und….
Steinmeier: Und?
Merkel: Na ja…
Steinmeier: Geben Sie es doch zu, dass er schwul ist, passt Ihnen überhaupt nicht.
Merkel: Das ist korrekt. Und wie. Wobei es noch viele andere Dinge gibt, die ich nicht an ihm mag.
Steinmeier: Zum Beispiel?
Merkel: Sein blödes Grinsen, sein ständiges Gerede, dass er auf dem Teppich bleiben wolle.
Steinmeier: Und?
Merkel: Und seine randlose Brille. Furchtbar dieser Mensch. Ich ertrage ihn nur, damit ich Kanzlerin bleiben kann.
Steinmeier: So Frau Merkel, ich habe genug gehört.
Merkel: Was?
Steinmeier: Hier spricht gar nicht Frank-Walter Steinmeier, hier spricht Guido Westerwelle. Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen, ob Sie mich wirklich mögen, und habe deshalb meine Stimme verstellt. Sie haben mir soeben bewiesen, dass das nicht der Fall ist.
Merkel: Aber Herr Westerwelle, so war das doch gar nicht gemeint.
Westerwelle: Doch, das war genau so gemeint. Ich denke, die Koalitionsverhandlungen können wir uns sparen. Und dass ich mit Ihren schwulenfeindlichen Äußerungen an die Presse gehe, können Sie sich ja auch denken.
Merkel: Herr Westerwelle, bitte tun Sie das nicht.
Westerwelle: Sie sind erledigt, Frau Merkel, erledigt.
Merkel: Sie können auch noch drei Ministerposten mehr bekommen, Sie können meinen Dienstwagen haben inklusive Chauffeur, mein Büro… aber bitte lassen Sie uns noch mal über alles reden.
Westerwelle: Da gibt es nichts mehr zu reden. Sie sind die längste Zeit Kanzlerin gewesen. Merkel: Herr Westerwel…

Doch Westerwelle hat das Gespräch beendet. Joachim Sauer grinst und legt den Hörer aufs Telefon. Der Name „Guido Westerwelle“ verschwindet vom Display.
„Wer war das?“ ruft Angela Merkel aus dem Schlafzimmer.
„Ach, nur verwählt. Frau Merkel“, sagt Herr Sauer. „Wir können morgen lange im Bett bleiben. Wir haben den ganzen Tag für uns. Und die restlichen Tage unseres Lebens auch.“

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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