Merkel und Steinmeier - die Telefonaffäre (1)

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In dieser Wahl-Woche lasse ich Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier jeden Abend miteinander telefonieren. In der ersten Folge macht der Außenminister der Kanzlerin ein Geständnis. Das zerreißt einem das Herz. Angela Merkel nicht.

Das Telefon von Angela Merkel klingelt.

Angela Merkel: Ja, Merkel.
Frank-Walter Steinmeier: Hallo Frau Merkel, ich bin's.
Merkel: Mit wem spreche ich?
Steinmeier: Ich bin es, Frank-Walter Steinmeier.
Merkel: Achso. Hallo Herr Steinmeier. Mit Ihnen hätte ich am Sonntagabend wirklich nicht mehr gerechnet.
Steinmeier: Störe ich Sie gerade?
Merkel: Na ja, mein Mann und ich wollten gerade ins Bett gehen. Es ist ja schon nach Zehn. Ist es dringend?
Steinmeier: Nun ja...
Merkel: Na sagen Sie schon.
Steinmeier: Ähem... also... haben Sie auch schon das neue Buch von Dan Brown gelesen?
Merkel: Ob ich das neue Buch von Dan Brown gelesen habe? Aber Herr Steinmeier, Sie wissen doch, dass ich mich nicht für Trivialliteratur interessiere. So gut müssten Sie mich nun wirklich kennen.
Steinmeier: Ich habe gerade das erste Kapitel gelesen. Toll mit diesem ganzen Blut und dem flackernden Licht und so. Meine Frau sagt immer: Wozu liest du diesen Verschwörungskram, dafür hast du doch die Politik. Ha ha.
Merkel: Da bin ja selbst ich lustiger. Gibt es sonst noch etwas, sonst würde ich gerne schlafen gehen.
(ruft nach oben: Herr Sauer, legen Sie doch schon mal die Barry-White-CD ein, ich bin gleich da)
Steinmeier: Nun ja... ähem.
Merkel: Ja?
Steinmeier: Tja... ... ... wie ist das Wetter bei Ihnen?
Merkel: Herr Steinmeier, wo sind Sie gerade?
Steinmeier: In Berlin.
Merkel: Und ich?
Steinmeier: In Berlin.
Merkel: Wie ist das Wetter bei Ihnen?
Steinmeier: Gut.
Merkel: Nun wissen Sie es. Ich muss jetzt wirklich schlafen gehen. Der Montag wird anstrengend genug.
Steinmeier: Nein, tun Sie das nicht.
Merkel: Herr Steinmeier, was ist denn mit Ihnen los?
Steinmeier: (seufzt)
Merkel: Herr Steinmeier?
Steinmeier: (seufzt)
Merkel: Herr Steinmeier!
Steinmeier: Ich sage es Ihnen ehrlich. Das ist die letzte Woche vor der Wahl und danach trennen sich unsere Wege. Sie bleiben Kanzlerin und ich gehe in die Opposition. Ich werde Sie vermissen.
Merkel: Nun hören Sie aber auf.
Steinmeier: Wenn es doch wahr ist.
Merkel: Uns einte nichts als die Notwendigkeit.
Steinmeier: Für mich war es mehr.
Merkel: Sie machen mich ganz verlegen.
Steinmeier: Und wie ist es bei Ihnen? Sie dürfen ehrlich zu mir sein.
Merkel: (zu ihrem Mann: Herr Sauer, ich komm ja sofort) Es tut mir leid, Herr Steinmeier, ich muss nun wirklich auflegen.
Steinmeier: Darf ich Sie morgen Abend noch mal anrufen?
Merkel: Also ich weiß ja nicht.
Steinmeier: Es würde mir viel daran liegen.
Merkel: Na gut, versuchen können Sie es.
Steinmeier: Gute Nacht.
Merkel: Auf Wiederhören.

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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