Telekom, du hast mein Leben zerstört

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Ich schreibe endlich abfällig über die Deutsche Telekom. Als ich der Wahrheit ein bisschen nachhelfe, lande ich bei der Straßenmeisterei Bremen-Süd.

Jeder Kolumnist, der etwas auf sich hält, muss einmal abfällig über die Deutsche Telekom, die Deutsche Bahn oder die deutschen Handwerker schreiben. Ich halte sehr viel auf mich, ich schreibe nun über die Deutsche Telekom. Ich hoffe, es ist abfällig genug.

Neulich hatte ich ein Problem mit meinem Internetzugang. Ich hatte für den Langsam-Anschluss einen Turbo-Anschluss bestellt, aber nach vier Tagen kroch ich immer noch durchs Internet. Deshalb rief ich bei der Kunden-Hotline der Telekom an. Eine Computerstimme bat mich, mein Anliegen zu nennen und verknüpfte die möglichen Anliegen mit Zahlen. Ich nannte die Zahl, nach einer halben Minute meldete sich eine Frau mit leichtem schwäbischen Dialekt. Sie war sehr freundlich. Ich schilderte ihr mein Problem. Sie sagte „Das tut uns sehr leid, wir kümmern uns drum. Wahrscheinlich kommen die Techniker aber erst morgen früh dazu.“

Ich legte auf.

Eine Viertelstunde später klingelte das Telefon.
„Guten Abend, Soundso mein Name, ich bin Techniker bei der Telekom. Wir haben gerade ihren Langsam-Anschluss in einen Turbo-Anschluss verwandelt. Viel Spaß.“ Ich ging ins Internet. Der Telekom-Techniker hatte Recht. Turbo-Anschluss.

An dieser Stelle bin ich als Kunde zufrieden, als Kolumnist aber verärgert.

Also muss ich die Geschichte etwas anders erzählen und zwar so: Neulich hatte ich ein Problem mit meinem Internetzugang. Ich hatte für den Langsam-Anschluss (9,99 Euro im Monat) einen Turbo-Anschluss (99,99 Euro im Monat) bestellt, aber nach vier Monaten kroch ich immer noch durchs Internet, als würde ich mit angezogener Handbremse die Zugspitze hinauffahren.

Deshalb rief ich bei der so genannten Kunden-Hotline der Telekom an. Nach mehrstündiger Wartezeit meldete sich eine Computerstimme und bat mich, mein Anliegen zu nennen. Ich nannte die passende Zahl. Die Computerstimme sagte „Bitte wiederholen Sie die Zahl.“ Ich nannte die Zahl erneut.
„Ich konnte Sie leider nicht verstehen, bitte wiederholen Sie die Zahl.“

Nach acht weiteren Versuchen wurde ich endlich durchgestellt. Es meldete sich eine Frau in einem schwer verständlichen süddeutschen Dialekt, die außerdem gerade viel Essbares in ihrem Mund hatte. Sie war sehr unfreundlich.
„Ja, Moment noch, ich muss noch kurz Kaffee nachschütten, wird man ja wohl noch machen dürfen.“

Nach drei weiteren Minuten durfte ich ihr endlich mein Problem schildern. Sie sagte: „Also da muss ich Sie durchstellen. Da sind Sie hier falsch. Sicher haben Sie undeutlich gesprochen. Dass die Leute aber auch immer so undeutlich sprechen müssen.“ Ich wünschte ihr ebenfalls einen schönen Tag, dann leitete sie mich weiter.

„Ja, Straßenmeisterei Bremen-Süd.“
„Ja, schönen guten Tag, ist da die Telekom?“
„Nein, Straßenmeisterei Bremen-Süd.“
„Achso, eigentlich wollte mich die Frau von der Telekom zu jemand anderem in der Telekom durchstellen“
„Hier ist nicht der andere von der Telekom. Hier ist die Straßenmeisterei Bremen-Süd.“
„Ja, das weiß ich mittlerweile auch.“
„Immerhin.“
„Es war ja nicht meine Schuld, sondern die der Telekom.“
„Die Schuldfrage regeln Sie bitte mit der Telekom. Ich muss weiter die Straße meistern. Auf Wiederhören.“

Ich rief erneut bei der Telekom an. Diesmal wurde ich bereits nach dem sechsten Versuch durchgestellt. Ich schilderte mein Problem. „Oh, bei mir sind sie zwar prinzipiell richtig, aber ich muss sogleich in die Mittagspause, ich stell' Sie mal zu einem Kollegen durch. Kleinen Moment bitte.“

„Ja, Straßenmeisterei Bremen-Süd.“
„Oh, ist da nicht die Telekom?“
„Nein, Straßenmeisterei Bremen-Süd.“
„Oh, da hat mich die Telekom wieder falsch durchgestellt. Haben die vielleicht einen Vertrag mit Ihnen?“
„Sind Sie das schon wieder? Haben Sie nichts Besseres zu tun?“
„Ich sagte doch, die Telekom...“
„Auf Wiederhören.“

Das Prinzip ist klar. Ich fasse die Ereignisse zusammen: Nach zwölf weiteren Durchstellungen zur Straßenmeisterei Bremen-Süd werde ich endlich zum richtigen Anschluss durchgestellt. Der Mensch verspricht mir, das Problem in zehn Minuten zu beheben... nach zehn Tagen krieche ich noch immer durchs Internet, dann wird mein Internet noch langsamer, ich rufe wieder an... Straßenmeisterei Bremen-Süd, fröhliches Hallo, Morddrohungen, außerdem fällt noch meine Heizung aus und der Strom, kann sowieso nicht ins Internet, friere, Brieftasche geklaut, Frau weg, Haus abgebrannt, Welt untergegangen.

Wenn ich in den Schreibwarenladen gehe, sage ich zur Verkäuferin immer: „Papier bitte, das extra-geduldige.“

Dieser Text ist Teil meiner Kolumne "About a Boy", die jeden Freitag bei RP Online erscheint. Mehr Folgen gibt es hier.

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