In der dunklen Ecke, umhüllt von einer Rauchschwade, vollgeklebt mit bunten Stickern, seine zerkratzten Figuren hier und da mit grauem Panzerband geflickt: So kennt man ihn, den klassischen Kicker. Aus der Kneipe nämlich. Oder? Denn er kann auch anders. Nicht geflickt, sondern glänzend. In der Design-Klitsche, vor der weiß gestrichenen Wand oder der hellen Fensterfront, ganz ohne Rauchschwade. Denn vor einigen Jahren hat die Start-up-Szene das Spielgerät in die Berufswelt eingeführt. Und nun stehen die Tische auch in der schwäbischen Provinz beim mittelständischen Familienunternehmen, nicht mehr verstaubt, sondern mit dynamischem Office.
Das freut die Branche: Etwa die Hälfte der Kunden des Marktführers im Tischkicker-Segment Ullrich Sport sind inzwischen Unternehmen – vor knapp zehn Jahren lag der Anteil noch bei 20 Prozent. Immer mehr Kneipen schließen, und Ullrich Sport verkauft in diesem Jahr mehr Tische als jemals zuvor.
Denn auch die fleißigsten Untergebenen brauchen mal eine Auszeit. Kickernd lernen die Angestellten, die Ärmel hochzukrempeln, im Team zu playen und ganz nebenbei die Augen-Hand-Koordination zu trainieren. Am Tisch entscheidet sich, wer bei einem 0:4-Rückstand noch alles gibt, um das Spiel zu drehen. Einige Personaler haben dies erkannt und entscheiden auch mal bei einem Match, welcher Bewerber am belastbarsten ist. Doch Vorsicht: Manche Angestellte können nicht genug bekommen und liefern sich mehrmals am Tag epische Duelle. Anschließend straucheln sie völlig ausgepowert, vollgeschwitzt und müffelnd ins Großraumbüro. Zu allem Überfluss nerven sie dann ungefragt mit detaillierten Spielberichten.
Das stößt bei den weniger Spielwütigen nicht gerade auf Begeisterung, haben sie doch, während auf dem Gang laut geklackert wurde, vor allem eines versucht: sich trotz des Lärms auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Die Kickerverliebten behaupten indes, vor dem Tisch seien alle gleich, ob Boss oder Putzkraft – zumindest theoretisch, denn leider lässt sich der Senior Manager nie blicken und der Facility Manager mag sich auch keine eine kreative Pause gönnen. Könnte der nicht einfach ein paar Überstunden machen, ein bisschen Zeit für das gemeinschaftliche Kickern aufbringen? Laut dem aktuellen Start-up-Monitor arbeiten die Gründerinnen und Gründer im Schnitt 56 Stunden die Woche. Klar, da bleibt nicht mehr viel Zeit für die Kneipe.
Kommentare 1
Was für ein lurchiger Artikel.
Tischkicker sind schon seit mindestens 15 Jahren ein klares Warnschild für Bewerber: Die wollen hier nicht nur Deine Arbeitskraft, die wollen dich auch privat vereinnahmen. Wenn Du nur lange genug mit Deinem CEO kickerst, die Matchdauer darfst Du Dir natürlich als Pausenzeit an Deinen Arbeitsatag anhängen, haben sie Dir auch schon ein Stückchen von Deiner Seele geklaut.
Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit. Deine Zeit. Hier darfst Du alleine entscheiden, was Du mit Deiner Zeit anfangen möchtest. Wer Arbeit und Freizeit, privat und geschäftlich miteinander mischt, bekommt Probleme. Spätestens wenn das Buddyklima im Büro durch unternehmerische Verantwortungslosigkeit (gerne "risikobereite Entrepreneurship" genannt), fette Risse bekommt ist es Schluss mit der netten Tischfussballerei.
Lasst Euch nicht verarschen. Denn wer ständig brennt braucht Brennstoff - egal ob das mehr Kohle oder mehr Freizeit ist. 40 Stunden sind genug. Danach sei jeder sein eigener Herr.