Es waren starke Worte, die am Tag nach dem rassistischen Attentat von Hanau fielen. Erstaunlich viele sprachen von Rassismus, vom gesellschaftlichen Klima, das in den Blick genommen werden müsse, und forderten Konsequenzen. Besonders eine Metapher wurde immer wieder bemüht: „Rassismus ist ein Gift“, sagte etwa Angela Merkel. Siemens-Chef Joe Kaeser bezeichnete Hass, Ausgrenzung und Rassismus als „Gift für die Zivilisation“. Und Armin Laschet warf den Rechten vor, ihr Gift in die Gemeinschaft zu träufeln.
Metaphern können helfen, sich eine bessere Vorstellung von der Realität zu machen – vorausgesetzt, es handelt sich um passende Metaphern. Die Gift-Metapher führt beim Thema Rassismus aber auf den Holzweg. Ob durch Spritze, Gift-Cocktail oder Schlangenbiss: Gift dringt von außen in einen Organismus ein. Die Gift-Metapher vermittelt also, es gebe hier die Gesellschaft, bei der eigentlich alles soweit im Lot ist, und da das Gift, das jemand einträufelt.
Wer Rassismus als Gift versteht, externalisiert die Ursachen. So fällt unter den Tisch, dass Rassismus Produkt dieser Gesellschaft, seit der Zeit des Kolonialismus und des Imperialismus existenzieller Bestandteil bürgerlicher Gesellschaften ist, sich in das „westliche“ Denken eingeschrieben hat – und dass Rassismus bis heute einen treuen Dienst für den Kapitalismus leistet. So lässt sich besser ausbeuten, wer sprachlich abgewertet und rechtlich schlechter gestellt ist. Die „Gastarbeiter“ können ein Lied davon singen, Arbeitsmigrant*innen auf Baustellen, in Fleischfabriken oder bei Fast-Food-Ketten ebenfalls.
Über all das muss sich zum Glück niemand Gedanken machen, denn das Gift Rassismus ist zwar böse und gefährlich, aber hat ja nichts mit uns zu tun. Es gibt zwar ein paar vergiftete Rassisten, aber auch viele Gesunde, die aufatmen können, weil sie verschont geblieben sind. Vor lauter Glück vergessen sie, dass in dieser Gesellschaft unzählige Menschen beim täglichen Kampf um Ressourcen das Nachsehen haben, weil ihr Name „irgendwie komisch“ erscheint, sie „anders“ aussehen oder nicht den richtigen Pass vorlegen können.
Aufatmen können vor allem die großen Gewinner dieser Gesellschaft, denn wenn alle nur an Gift denken, kommt bestimmt niemand auf die Idee, dass etwas mit dem vermeintlich gesunden Organismus selbst nicht stimmen könnte, dass wir nämlich in einer Gesellschaft leben, in der Ausbeutung, Konkurrenz und Ungleichheit Grundvoraussetzungen sind. So ist die Rede vom Rassismus als Gift letztlich vor allem eines: ein Beruhigungsmittel.
Kommentare 52
Die Metaphernutzung wurde in diesem Artikel gut herausgearbeitet.
Das gleiche gilt auch für die Metapher "Demokratie verteidigen", die in diesem Zusammenhang häufiger benutzt wurde. So sagte der Außenminister: "Demokratie muss sich wehren gegen die Feinde der Freiheit." Im Prinzip liegt das Gleiche vor: soziale Probleme, die eine Ursache sein könnten, die Art des Wirtschaftens, die auf Ausbeutung von Menschen und Ressourcen beruht, wird ausgeblendet. Es wird so getan, als lebten wird in der schönsten aller Welten, die man nur noch mit dem Etikett "Demokratie" bekleben muss.
Wenn man's genau nimmt, wird der Anschlag benutzt, die Konzernokratie - der wahre Ist-Zustand - zu verteidigen.
apatit | Community etwa 2 Stunden
Prof. Hajo Funke, Rechtsextremismusexperte und Politologe an der Freien Universität Berlin, macht Björn Höcke und andere Politiker der AfD mitverantwortlich für ein Klima der Gewaltbereitschaft, das war 2019! Und der Prof. hatte recht. Der Täter in Hanau ist ein Mörder Rechter Terrorist und er fühlte sich “berufen“ etwas zu machen, dass entsteht nicht einfach so! Auch hier hatte Funke analysiert, “Höcke will den Bürgerkrieg“ Und ich bitte die noch einigermaßen vernünftige AfD Wähler darauf hinzuweisen, wer von “ Wohltemperierte Grausamkeit“ faselt wie Höcke, der liefert das Benzin für solche Taten! Bei der Gelegenheit möchte ich noch hinweisen auf folgenden Aspekt. Die "nicht willfährigen" Deutschen ...
In seinem Buch stellt Höcke auch fest, dass "wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind" mitzumachen." Er denke an einen "Aderlass". Diejenigen Deutschen, die seinen politischen Zielen nicht zustimmten, würden aus seinem Deutschland ausgeschlossen werden. Er trete für die Reinigung Deutschlands ein. Mit "starkem Besen" sollten eine "feste Hand" und ein "Zuchtmeister" den "Saustall ausmisten") DAS erinnert mich an das Buch “Mein Kampf “ - Ausgang bekannt! Wer jetzt noch sagt, “ die wollen doch nur Spielen “ der will nicht erkennen, die wollen tatsächlich ein anderes Deutschland! Ja, die Menschen haben wieder Angst und nicht nur Juden, Christen, Muslime und wie ich ohne Religion – zusammenhalten ja aber der Rechtsstaat sollte nun auch mal tätig werden! “Als die Rede zu Ende ist, ruft eine Angehörige eines Opfers in Steinmeiers Richtung: Hatice Nazerzadeh, die Cousine eines Opfers, ergreift das Wort und sagt: "Solange AfD legalisiert wird, wird sich nichts ändern, gar nichts. Wenn AfD nicht legalisiert wird, gibt es auch keinen Rassismus. Das ist legalisiert worden. Und hier ist mein Cousin, der jetzt tot ist. Mein Angehöriger, nicht nur ein Kind. Das sind hunderte von Angehörigen, die mitgestorben sind. Ein Stück von denen ist weg. Und das kann nicht sein, wenn die Regierung die AfD, Rassismus auf der anderen Seite, seitens der Politik, legalisiert." Die Frau hat recht!
ja, wer von "gift" redet oder "abwehr-reaktionen" des "volks-körpers"
verfehlt die sache, aber erreicht u.u. sein ziel.
in die irre führende bilder/kurz-schlüssige übernahmen
aus der natur-beschreibung
in die gesellschaftliche/sozial-organisierte sphäre
dienen der versimpelung/verneblung, lenken vom durch-denken ab,
aber: emotionalisieren/mobilisieren! und das ist meist das gewollte...
Wenn man es mit Faschisten zu tun hat, müsste man tatsächlich einen anderen Umgang pflegen als bisher. Es wuchert hinein in die Polizei, in die Bundeswehr. Der Verfassungsschutz spielt im Umgang mit Faschisten ebenfalls eine unrühmliche Rolle. Dass jetzt die Faschisten in den Parlamenten sitzen und sich an Steuergeldern laben können, müsste jeden Politiker, der eine gewisse historische Verantwortung verspürt, zum Handeln zwingen: Faschisten raus aus den Parlamenten. Allerdings starren sie auf die AfD wie das Kaninchen auf die Schlange, stecken die Hände in die Hosentaschen, gehen mit AfDlern auf gemeinsame parlamentarische Reisen... und hoffen, am Ende doch wiedergewählt zu werden.
Die Frage an die etablierten Parteien bleibt im Raum: Warum wurde die AfD so groß? Würden sie in sich gehen, würden sie feststellen müssen, dass sie Teil des Problems sind. Sie stellen sich lieber als die Guten dar, die den Aufstand der Anständigen gegen rechts zelebrieren. Ein durchsichtiges Spiel, das zeigt, dass sie die Wählerinnen und Wähler nicht ernst nehmen.
Mit ein paar Wahrheiten über die ideologischen Grundlagen und Gemeinsamkeiten „unser aller Gemeinwesen und Werte“ mit Faschisten, konterkariert obiger Beitrag, zumindest ein wenig, die jüngsten Ergüsse allerdümmster Staatspropaganda hier im Freitag.
Aus einem Betrag, heute in der Jungen Welt:
„…Weiterhin bewegten Rathjen (der Amokattentäter, d. Verf.) der Aufstieg Chinas (»primär ein Versagen von uns selbst, da der Westen sich nicht geschlossen dem Gegner stellte«), der Niedergang der USA und der »Hochverrat« an Deutschland. Wäre nicht die Tat – viele seiner Ideen kämen ganz unverdächtig daher. Sie werden schließlich in vielen Medien seit Jahren ernsthaft diskutiert. Was ist daran, dieser Logik zufolge, eigentlich »irre«, außer dem einsamen Entschluss Rathjens, sich nicht mit einem Kreuzchen rechts von der SPD und geduldigem Warten auf die administrative Lösung aller »Probleme« zu bescheiden?
»Im Internet wächst eine Welt heran, die schaudern lässt«, klagt die FAZ am Donnerstag. Oh nein – die wuchert längst, auf Titelseiten, in Regierungsparteien, in Beamtenhirnen. Womöglich ist es tatsächlich so banal: Wir werden von Irren beherrscht, die mit irren Methoden irre Ziele anstreben. Tote nehmen sie dabei in Kauf…“
ad Demokratie: Demokratie ist kein Wert sondern bloß ein Hilfsmittel. Sie dient dazu, Gesetze zu schaffen, die unter dem Aspekt der Gleichheit der Staatsbürger bei den Wahlen Regeln für eine Gemeinschaft festlegen, die - für eine Gemeinschaft unumgänglich - andere Werte auch einschränken dürfen und müssen. Um "Freiheit", "Gleichheit", "Brüderlichkeit" (Solidarität) geneinander abwägend leben zu können, ist Demokratie ein gutes Mittel. Nicht mehr und nicht weniger.
Art des Wirtschaftens: alleine schon diese schafft Ausgegrenzte, die bloß arbeiten, statt etwas zu leisten. Wenn die Gefahr besteht, daß allzu viele kapitalistischen Grundsätzen entsprechend ihre Leistung - äääh Arbeit - zum angebotenen Preis nicht verkaufen wollen, wird ihnen die materielle Basis weggehartzt. Wenn man diesen Leuten dann auch noch eine noch billigere Gruppe von Arbeitskräften, die alleine schon aus Angst vor Rücksendung billig sind gegenüberstellt, dann ist es plötzlich Rassismus, wenn sich die Betroffenen dagegen wehren.
Doch auch dieser Rassismus, Faschismus etc etc ist im System angelegt. Ohne Rassismus könnten ja die Plebejer den linken Aufstand proben. Eingepflanzter Rassismus verhindert das. Diese, ebenfalls systeminhärente Ursache für den Aufstieg des Herrn Höcke zu erwähnen hat Herr Friedrich vergessen.
Ein Herr Schulz mit seinem "Wir müssen über Hartz4 reden" gefährdete das ganze System. Der mußte weg. Auch das ist im System angelegt. Ebenso die Ersetzung des Herrn Schmidt von der BAMF durch Herrn Weise von der BA. "Es geschah am hellichten Tage", vor aller Augen. Deshalb hat es keiner gemerkt.
Im Übrigen bin ich mit Herrn Friedrich einer Meinung. Ein Anfang ist gemacht.
Der Mit-Architekt des Hartz-Systems tritt nun als Bundespräsident auf und sagte in Hanau u.a.:
>>Darum bitte ich Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, im Angesicht des Grauens heute und in dieser schweren Stunde der Trauer: Zeigen Sie Rücksichtnahme, zeigen Sie Solidarität! Wir stehen zusammen. Wir halten zusammen. Wir wollen zusammen leben und wir zeigen es, wieder und wieder. Es ist unser stärkstes Mittel gegen den Hass.<<
Man kann das als Zynismus eines Kapitalhandlangers interpretieren, der an entscheidender Stelle mithalf, die materielle Basis derer, die ihre Arbeitskraft billig verkaufen müssen, zusammenzustreichen und nun so tut, als sei die Gesellschaft eine harmonische Gemeinschaft, die sich vor einem äußeren Feind schützen müsse.
>>Man kann das als Zynismus eines Kapitalhandlangers interpretieren...<<
Ja. Die immer gleichen Sprüche, die stets exakt wiederholte Routinelarmoyanz lassen keinen anderen Schluss zu.
Wenn Sie einmal auf ihre eigene Kommentarsprache achten, Achtermann, dann erkennen Sie auch, warum die Ventilation möglicher Arten, wie man was auffassen kann, eher entlarvt, wie Sie die Sache auffassen, um das Entlegene zum Aktuellen zu ziehen.
Dahinter verbirgt sich nicht unbedingt Hass, aber eine Verbortheit, zum passenden und unpassenden Augenblick, immer aufs gleiche Thema zu kommen. Wie soll man das nennen, wie könnte man das auch einschätzen?
Der innere Feind, um den es hier geht, ist stärker, weil er, werter Achtermann, mit diesem Stilmittel, das Sie in diesem Kommentar anziehen, operiert.
Die inneren Feinde sind es auch, die den Staat, diese Demokratie, bedrohen, nicht der "böse Russe", die zahlreichen Chinesen oder die wirtschaftlich, konsumorientiert und massenkulturell in der Welt die Standards setzenden USA.
Der "innere Feind" wünscht sich eine andere Republik, die letzlich auf Ausschließung, Abgrenzung, Diskriminierung und nationalen Eigensinn setzt, mithin verfassungsmäßige Grundrechte angreifen möchte.
Dieses "Gift" soll eingenommen werden und bei manchen psychisch und persönlich schwachen Menschen, verfängt es nicht nur, sondern drängt diese auch zu endgültigen Taten.
Es geht hier nicht um Hartz IV ff. Deswegen wird man (Mann könnte man auch hinschreiben, weil es fast ausschließlich ein Männerproblem ist!) nicht rechtsradikal, ausländer- und fremdenfeindlich, kulturfeindlich und gewaltbereit. Zumal die Propagandathesen und Ansichten dazu, aus einem wohlsituierten Teil der deutschen Mitte stammen (Lehrer, Beamte, Rechtsanwälte, Berufspolitiker und sonstige Mittelständler), nicht aus der Schicht der Abgehängten und tatsächlich Armen.
Jeder kann das wissen, um dann, für Kommentare und Beiträge, einmal die eigenen falschen Bezüge auf den Prüfstand zu stellen, die es den Rechten so einfach machen.
Gutes Wochenende
Christoph Leusch
Das mag im Grundsätzlichen alles stimmen. Trotzdem wohnt dem Auftritt von Steinmeier in Hanau etwas gesellschaftlich zutiefst Faules inne – ein Moment, dass Achtermann m. E. durchaus zu Recht aufgespießt hat. Um die Zusammenhänge zwischen notwendiger Solidarität gegen Rechts und der durch Hartz IV geschaffenen sozialen Realität zu verdeutlichen, will ich sie an einem konkreten Beispiel festmachen:
Nehmen wir den nicht weit von der Realität entfernten Fall an, weitläufige Familienangehörigen eines der Erschossenen in Frankfurt am Main entschließen sich spontan, den Hinterbliebenen in Hanau ihre Anteilnahme kundzutun und bei der Gelegenheit auch zusammen mit Bundespräsident Steinmeier ein Zeichen gegen rechten Terror zu setzen. Der Mann – nennen wir ihn Mehmet – ist siet längerem arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger. Seine Frau geht putzen; die Tochter Sibel und der Sohn Ylmaz sind Teenager und aufgrund der prekären Verdienstsituation der Familie ebenfalls Partizipanten der ALG-II-Bezüge, welche die Familie bekommt.
Dass die Familie mit der Fahrt nach Hanau gegen die vom Jobcenter auferlegten Präsenzpflichten verstößt, ist Mehmet und seinem familiären Anhang vielleicht nicht bewusst. Die Familie trifft ihre Bekannten und Verwandten in Hanau; darüber hinaus nimmt sie an einer Mahnwache teil und ist auch zugegen, als Bundespräsident Steinmeier in der Stadt seine Kondolenzaufwartung macht.
So weit so gut – über die Trauer um den schmerzlichen Verlust hinaus haben alle ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Am Dienstag kommender Woche schlägt für Mehmet und seine Familie jedoch die Realität zu – nicht von Rechts, Nein; in Form eines Briefes vom Jobcenter. Seine Sachbearbeiterin hat die Tagesnachrichten im TV ebenfalls verfolgt und ihn in einer TV-Nachrichtensendung gesehen. (Mehmet hat sich im Anblick der filmenden ARD-, ZDF-, Spiegel- und Hessenschau-Teams nichts gedacht – im Gegenteil; an jenem Abend fand er die begleitende Anteilnahme zahlreicher deutscher Medien sogar als angenehm beziehungsweise tröstlich.)
Das Ende vom Lied: Das Jobcenter wirft Mehmet vor, gegen seine Präsenzpflichten verstoßen zu haben und führt in dem Schreiben den Clip der Hessenschau als Beweis auf. »Großzügigerweise« und in Anbetracht der Umstände nimmt die Dame vom Amt davon Abstand, ihn dafür zu sanktionieren – weist ihn allerdings nochmal auf seine Anwesenheitspflichten hin und droht ihm im Fall eines weiteren Verstoßes eine Sanktion in Form einer Leistungskürzung an.
Mehmet und seine Familie sind sehr besorgt; eine Kürzung der Leistungen wäre auch deshalb eine Katastrophe, weil Tochter Sibel demnächst eine Ausbildung beginnt und Einbrüche in der Familienkasse derzeit überhaupt nicht drin sind. Fazit: Die Beerdigungsfeier – Achtung, Filmteams – fällt für die Familie aus. Allerdings redet auf dieser ein hochrangiger Vertreter der Regierung Merkel, der – umrahmt unter anderem auch von prominenten Vertreter(inne)n der türkischen Community – darauf hinweist, dass der Islam und speziell auch die in Deutschland lebenden Türken ein integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind.
Damit die Geschichte nicht ganz so schwarz ausfällt: Die Familie hat sich beraten; die beiden Kinder sowie Mehmets Frau – für die alle drei die vom Jobcenter auferlegte Präsenzpflicht nicht gilt – sind nach Hanau gefahren. Lediglich Mehmet ist das Risiko – verschärft durch die nicht unwahrscheinliche Überlegung, dass das Jobcenter zusätzlich eine Überwachung via Außendienst angesetzt hat – nicht eingegangen und zieht sich beim Zappen durch die Programmkanäle eine halbe Flasche Raki rein.
Frage: Wie ist vor diesem Hintergrund der Auftritt Frank-Walter Steinmeiers in Hanau zu bewerten?
Tut mir leid Herr Columbus, ich verstehe nicht worauf Sie hinauswollen, außer mir in Ihrer vermeintlich verbindlichen Art "werter Achtermann" ans Bein zu pinkeln zu wollen. Sie zielen jedoch weit vorbei.
Ich stellte mir die Frage, wie jemand als Bundespräsident sich hinstellen und glaubhaft verkünden kann, es ginge ihm um Solidarität, Rücksichtnahme oder um Zusammenhalt in dieser Gesellschaft, wenn man selbst an exponierter politischer Stelle für deren soziale Spaltung gesorgt hat. "Steinmeier gilt als Schlüsselfigur und Architekt der Reform von Arbeitsmarkt und Sozialsystemen", schreibt 'Der Spiegel'. Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Hartz-IV-System, der radikale Abbau sozialer Sicherheit (auch für die kleiner werdende Mittelschicht!) mit der Folge eines Niedriglohnsektors, stets steigenden psychischen Erkrankungsraten soll nicht mehr zur Debatte stehen, wenn negative gesellschaftliche Auswüchse Erklärungen verlangen?
+ +Frage: Wie ist vor diesem Hintergrund der Auftritt Frank-Walter Steinmeiers in Hanau zu bewerten? ++
Soll er dort nicht hingehen? Soll er schweigen? Diese Art der Fragestellung schafft diese verkürzten Argumente und Parteinahmen.
Schon ihre Konstruktion mit der Präsenspflicht zeigt den Versuch, durch Meinungsstärke Sachwissen vorzutäuschen, Herr Zietz.
Wieso sollte die konstruierte Anwesenheit bei einer oder mehreren Gedenkveranstaltung in Hanau, eine Verletzung der Präsenzpflichten von H IV- Empfängern auslösen? Das gibt der von ihnen verlinkten Text, mit den dort angegebenen Bestimmungen, garnicht her!
Der konstruierte "Mehmet" und seine Familie, Herr Zietz, hätten absolut nichts zu befürchten, selbst wenn man sie medial abbildete und präsentierte. Nach ihnen würde auch nicht amtlich geforscht oder "geschnüffelt". - Ihre Konstruktion entfernt sich weit von den rechtlichen Vorschriften und auch von der Realität.
Zudem hat das mit dem Thema Terror und durch rechtes Gedankengut beförderte Gewalt gar nichts zu tun.
Viel wichtiger als ihre Fantasiespiele ist, sich klar zu machen, dass der Rechtsextremismus nicht von den sozialen Rändern geprägt wird, sondern aus einer, aus unserer, bürgerlichen Mitte heraus erwächst.
Beste Grüße
Christoph Leusch
So isses, Magda. Steinmeier und andere, derzeit politisch Verantwortliche, müssen da hin.
Es wäre nicht nur ein politische Fehler, es nicht zu tun, sondern auch eine Verletzung der Sittenpflichten, die mit der Wahrnehmung politischer oder gesellschaftlicher Ämter verbunden ist.
Sie repräsentieren da den Staat, mit allen Bürgerinnen und Bürgern. Sie stehen selbst für jene, die (politisch oder gar personenbezogen) gegen sie sind und jene, die sogar die Trauer und das Nachdenken über das Geschehen nicht teilen, es aber ganz anders ausnutzen wollen.
Daher muss ja Steinmeier kritisch reden und aus seinen Aussagen mehr machen, als eine formale Trauerbekundung. Er muss das Nachdenken und Innehalten einer Gesellschaft im Wortsinne verkörpern. - Die anderen Beteiligten und die Engagierten, sollten das auch beherzigen.
Ob ich Steinmeier, seine Herkunftspartei, die GroKo oder die Sozialgesetze aus der jüngeren Vergangenheit, gedeckt von einer Super- GroKo unter Parteien und unter Wählern, gut finde oder nicht, spielt da keine Rolle.
Leider sind auch viele Linke nicht in der Lage, die Grade ihrer Kritik an das jeweilige Ereignis und die situative Erfordernis anzupassen. Leicht tönt es dann manchmal so, wie von rechts, ganz ohne blödsinnige Hufeisen- und Querfront- Theorien, gewünscht.
Für den Rechtsruck eines größeren Teils unserer Gesellschaft, sind die kritikwürdigen Hartz- Gesetze nur unwesentlich verantwortlich. Das beweisen auch ausgedehnte Wahlforschungs- und Einstellungsanalysen der dt. Gesellschaft.
Beste Grüße
Christoph Leusch
++ Wer Rassismus als Gift versteht, externalisiert die Ursachen. So fällt unter den Tisch, dass Rassismus Produkt dieser Gesellschaft, seit der Zeit des Kolonialismus und des Imperialismus existenzieller Bestandteil bürgerlicher Gesellschaften ist, sich in das „westliche“ Denken eingeschrieben hat – und dass Rassismus bis heute einen treuen Dienst für den Kapitalismus leistet. ++
Ich entdecke da keine rechte Logik. Rassismus ist ein Gift und Sie haben das - natürlich - ergänzt und jene genannt, die von diesem Gift profitieren. Mir gefällt das auch nicht als Redefigur: Wenn was "unter den Tisch fällt" ist es doch nicht externalisiert.
Aber bei Ihnen fällt unter den Tisch, dass bestimmte Formen von Fremdenfeindlichkeit und "Rassismus" älter sind als Kolonialismus und Imperialismus. Und ist es nicht seltsam, dass sich in aufgeklärten Zeiten solche Muster so lange halten? Bis hinein in die sozialistischen Gesellschaften hat sich das gehalten. Es ist eben alles nicht so simpel.
++ Über all das muss sich zum Glück niemand Gedanken machen, denn das Gift Rassismus ist zwar böse und gefährlich, aber hat ja nichts mit uns zu tun ++
So kann man das natürlich deuten, aber deshalb ist Rassismus dennoch ein Gift. Wenn vor einem Gift gewarnt wird, ist damit doch nicht gemeint, dass es mit "uns" nichts zu tun hat. Also ganz rund läuft das Ganze nicht.
Manchmal sind auch Deutungsfiguren ziemlich giftig muss ich sagen. Sie weisen jede Verantwortung von sich indem sie sie allein der Gesellschaft, in der sie leben zuweisen und das ist auch nicht sehr gesund und spricht vor allem an den Betroffenen und Opfern ziemlich bös vorbei. Die werden dann nur noch zu Beweismitteln wofür auch immer.
++ Gift dringt von außen in einen Organismus ein. Die Gift-Metapher vermittelt also, es gebe hier die Gesellschaft, bei der eigentlich alles soweit im Lot ist, und da das Gift, das jemand einträufelt. ++
Stimmt auch biologisch nicht. Gift kann auch in einem "Organismus" selbst entstehen. Wir erleben das ja gerade. Mit solchen Argumentationen, die das Attentat dieses Rassisten nur noch als Beleg dafür nehmen, dass die Politik in diesem Land höchst kritikwürdig ist, wird auch ein nicht sehr überzeugendes Argumentationsspiel gespielt.
Der (H4-)Rassismus unserer demokratischen Kapitalherrschaft macht keinen Unterschied, welcher „Abstammung“ sein Menschenmaterial ist und welche möglichen Hautfarben es hat. Die modern rentable Ver(ge)walt(ig)ung einer global Vernutzungstauglichen Arbeitskräfte-Reservearmee unter staatlicher Oberaufsicht macht’s möglich.
Danke für den Zuspruch. Ich habs auch an den Autor selbst noch kommentiert. Diese Pauschalität schafft Spaltung, hilft niemandem und bedient kaum eine wirklich linke und solidarische Haltung.
Ich wußte ja, dass Sie Experte für vieles sind. Dass Sie nunmehr auch in Sachen Jobcenter sowie Anwendung der Hartz-IV-Gesetze der absolute Crack sind, wußte ich bislang allerdings nicht :).
Ungeachtet Ihrer (vorgeblichen?) Kenntnisse ist das von mir gewählte Beispiel nicht nur eng, sondern sogar äußerst penibel an die leider ziemlich unerfreuliche Realität angelehnt. Der verlinkte Beitrag hebt lediglich die Diskrepanz zwischen den ausufernden Verwaltungsvorschriften von Jobcentern / BfA und der gültigen Gesetzeslage hervor – was explizit NICHT heißt, dass es diese Praktiken nicht gäbe sondern vielmehr, dass die Chancen nicht ganz aussichtslos sind, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Für nicht so mit der Materie befasste Mitleser(innen) hier ein Kurzaufriss, um was es geht: Die sogenannte Ortsanwesenheitspflicht (hier nochmal mit noch mehr Juristendeutsch) wird von den einzelnen Jobcentern zwar unterschiedlich ausgelegt. Im Kern besagt sie allerdings, dass Bezieher(innen) von ALG-II zumindest tagsüber erreichbar zu sein haben. Da die sogenannte »Eingliederung« absolute Priorität genießt, sind auch kurzzeitige Ortsabwesenheiten mit dem Amt abzustimmen beziehungsweise – im Fall Urlaub – bei diesen zu beantragen.
Sowohl die – zwischenzeitlich mehrfach geänderte – Gesetzes- und Verwaltungslage als auch die Praxis haben mittlerweile eine Suada von Vorkommnissen produziert, die von »ärgerlich« bis hin zu »ziemlich alptraumhaft und abseits jeden menschlichen Anstands« reichen. Selbst Verbote, an der Beerdigung naher Verwandter (Mutter) teilzunehmen, wurden im Rahmen dieser inferioren Praxis von Jobcentern ausgesprochen respektive Beerdigungsteilnahmen im Nachhinein sanktioniert. Dass die Jobcenter nicht in jedem Fall »alles« machen, was sie machen können (und durchaus mit einkalkulieren, dass ihnen bestimmte Überzieher – etwa das Zwangsvermitteln von ALG-II-Bezieherinnen in Prostitutionsjobs – medial um die Ohren fliegen können), habe ich in meinem Beispiel mit einkalkuliert (die fiktive Dame vom Amt sanktioniert ja nicht – sie droht lediglich feinfühlend damit).
Ihre Versuche, mit heißer Luft den Realitätsgehalt meines Beispiels anzuzweifeln, funktionieren also nicht. Kommen wir zum viel Wichtigeren: der bürgerlichen Mitte, aus der heraus derartige Wahnsinnstaten erwachsen. Da bin ich ganz bei ihnen; das von mir aufgestellte Beispiel ist in der Beziehung sogar äußerst praxisbezogen. Noch beredter in der Beziehung sind allerdings die jahrelangen Schikanen, denen die Hinterbliebenen der NSU-Opfer seitens Polizei und Behörden ausgesetzt waren – ebenso auch die teils fast tagesaktuellen Morddrohungen in Richtung NSU-Opferwanwälte.
Kurz eingehen @Magda will ich an der Stelle noch auf die Gegenfrage, ob Steinmeier in Hanau nicht hätte reden sollen. Antwort: Doch; sicher. Nur ändert das nichts an der sozialen Kluft, an deren Aufbau der derzeitige Bundespräsident nicht unmaßgeblich beteiligt war. Man muß es nicht ständig in den Vordergrund rücken. Umgekehrt besteht jedoch keinerlei Anlass, es zu vergessen.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-02/verfassungsschutz-masterplan-rechtsextremismus-nationalismus/komplettansicht
Was jetzt sinnvollerweise getan werden könnte, um solche tragischen Hassverbrechen zu verhindern oder zumindest zu minimieren, sind die oben im Artikel gefassten Positionen doch ganz brauchbar.....
Sie müssen erreichbar sein und diese Erreichbarkeit (wie Sie diese sichern, steht ihnen frei) muss überhaupt in Frage stehen (Verdachtsanlass), um Ihnen das Gegenteil vorwerfen zu können oder nachzuforschen. Das gilt analog einem Arbeitsverhältnis, bei dem Sie zudem verpflichtet sind, außergewöhnliche Abwesenheiten zu begründen.
Einmal abgesehen von der Abseitigkeit dieses Themas, im Bezug auf die fremdenfeindliche Tat in Hanau und die Reaktion der Bevölkerung und ihrer politischenVertreter, bleibt ihr "Beispiel", nein, eher ihre Fantasie, eben eine solche.
Die Schikanen, besser vorurteilsbehafteten Verdächte, mancher mit der Aufklärung beauftragter Sicherheitsbehörden (Kriminalität unter Ausländern, organisierte Kriminalität), gegenüber den Opfern und Opferfamilien der NSU- Täter, haben allerdings schon deutlich mehr mit Hanau zu tun (Shisha- Bar und Co.). Nämlich mit den allgemeinen Vorurteilen, die manche Polizisten und Verfassungsschützer mit größeren Teilen der Bevölkerung teilen. - Aber dagegen sprechen mittlerweile sogar die politischen "Sheriffs" der konservativen Parteien in Deutschland, die derzeit Verantwortung tragen oder damals trugen (Beckstein).
Die einzige Partei, die aus den, für sie, grundsätzlich tatverdächtigen, fremden oder irgendwie migrantischen "Messer- und Klanmännern" politisch was drehen will, ist die AfD.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Es sei Ihnen unbenommen, mit staatsmichelhafter Gläubigkeit Beispiele anzuzweifeln, als unplausibel zu erachten und so weiter. Insofern ist ja auch Ihre Sprache recht aufschlussreich – wenn sie von »manchen« (also sehr vereinzelten, im Grunde mit der Lupe zu suchenden) Polizisten und Verfassungsschützer sprechen, die in die aktuelle Rechtsentwicklung behördlich wie persönlich verstrickt sind, und lediglich bei der allgemeinen Bevölkerung die Mengenangabe »größere Teile« wählen.
Möglich, dass es im Anblick des Verbrechens in Hanau sowie ähnlich gelagerter bzw. auf anderen politischen Ebenen stattfindender Entwicklungen ein Streit um des Kaisers Bart ist. Der liegt nicht in meiner Absicht. Allerdings bin ich nach wie vor der festen Meinung, dass gemeinsame Plätze im aktuellen »Gegen-Rechts«-Boot nicht automatisch bedingen, dass man die neoliberale Politik der mittigen und links-mittigen Parteien vergisst oder gänzlich unter den Tisch fallen lässt.
"Allerdings bin ich nach wie vor der festen Meinung, dass gemeinsame Plätze im aktuellen »Gegen-Rechts«-Boot nicht automatisch bedingen, dass man die neoliberale Politik der mittigen und links-mittigen Parteien vergisst oder gänzlich unter den Tisch fallen lässt."
Ist dafür nicht auch an den übrigen 364 Tagen des Jahres ausreichend und zudem themenschärfer Platz?
Ganz persönlich: Ich halte mich doch weitestgehend aus Diskursen und weitgedrehten, immer gleichen Zuschreibungsdiskussionen, die ich auch in der dFC durchaus zur Kenntnis nehme, alles hänge am System, vieles an Hartz IV, deutlich zurück. Oder etwa nicht?
Da dürfen Sie sich weiterhin und unwidersprochen, als meinungsstarker Kenner bewähren. -Nur wenn es eben zu plakativ und einförmig abgeht, zu sehr nur Meinungsstärke demonstriert werden soll, löckt es mich eben.
Trotzdem Grüße vom "Staatsmichel" und ein dreifach donnerndes Helau.
Zur Polizei und der Bevölkerung: Wie sähe eine Gesellschaft wohl aus, in der die Einschränkungen, "manche" und "größere Teile", gestrichen werden müssten?
Diese Fantasie zu entwickeln, bleibt unbedingt wichtig, damit man den Unterschied zum Ist- Zustand begreift und nicht in die Falle der Pauschal- und Fundamentalkritik abgleitet, mit der man sich zwar selbst irgendwie widerständig aufwertet, aber wohl nicht den Nagel auf den Kopf trifft, sondern den rechten Populismus bedient ("Seht ihr es nicht? Wir sind überall schon die "schweigende" Mehrheit und es ist nur noch eine Frage der Latenz, bis wir auch offen und tagtäglich die "echte Volksmeinung" vertreten") .
Christoph Leusch
Man muß es nicht ständig in den Vordergrund rücken. Umgekehrt besteht jedoch keinerlei Anlass, es zu vergessen.
Es geht nicht ums Vergessen. Der Freitag beschäftigt sich damit ständig. Nee, aber vergessen Sie mal nicht, dass Sie eine schreckliche Tat fast schon rechtfertigen mit diesem Gerede.
»(…) Nee, aber vergessen Sie mal nicht, dass Sie eine schreckliche Tat fast schon rechtfertigen mit diesem Gerede.«
Frei nach dem Motto: »Wer die Schröder-Agenda erwähnt, schließt bei den Rechten schon fast mit.« Ohne sinistre Unterstellungen geht bei Ihnen offensichtlich gar nichts.
Steinmeier hat einem weltweit bekannten Antisemiten, Rassisten, Faschisten und EU-Hasser staatstragend offiziell die Hand gereicht.
Seehofer wollte sein Land "bis zur letztens Patrone" verteidigt wissen gegen Migranten etc..
Lindner war sich nciht mehr so sicher, wenn er biem Bäcker i nder Schlange steht, was er vom Flüchtling vor ihm in der Warteschlange zu halten habe.
ARD und ZDF zeigen ohne jeden weiteren Kommentar offen faschistische Truppen in ihrne Programmen.
AfD Politiker dürfen ihren ausländerfeindlichen Ranz massenhaft unters sogenannte Volk streuen in den Talk-Latrinen Deutschlands, über Jahre hinweg.
BILD?Springer? Muss man eh nichts erwähnen...danke bekannt
Politiker lassen ehemalige KZ-Häftlinge antanzen, an den Katzentisch im KZ platzieren und kredenzen nichtkoscheren Fastfoodfraß, wärhend sie selbst am Silbertablett auftischen lassen.
Diese Personen, und andere, und Institutionen stellen sich jetzt hin und kredenzen wieder mal das Spezialmenü auf der deutschen Speisekarte: "Gedenken satt" und Betroffenheitsschnitzel im Tränenmantel an schwulstigen jus...
denn ein weiterer armer Irrer, der diesmal auch noch Rassist war hat die deutsche Ruhe und Ordnung gestört. Aber RECHTER Irrer? No way, never , nie. Sowas gibts hier nicht. Das dürfen sogar die von der AfD, ausgerechnet, sofort nach der Tat in jedes Mikro blöken und relativieren.
Mal sehen wie lange es noch dauert, bis den Vaterländischen auffällt, daß man ihr Vaterland so buchstabieren kann: V wie Volk, A wie Aufhängen T wie Totschlagen...
oh shit ne...das war ja auch so nen pseudokritisches deutsches Werkstück von der rührseligen Heimathobelbank...
"Die einzige Partei, die aus den, für sie, grundsätzlich tatverdächtigen, fremden oder irgendwie migrantischen "Messer- und Klanmännern" politisch was drehen will, ist die AfD."
Wo bitte haben Sie sich denn die letzten Jahre so aufgehalten?
Auf dem Meer der Ignoranz? :
„Diejenigen, die gestern gegen Kernenergie, heute gegen Stuttgart 21 demonstrieren, die müssen sich dann auch nicht wundern, wenn sie übermorgen irgendwann ein Minarett im Garten stehen haben„, Alexander Dobrindt, Oktober 2010
„Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone“, Horst Seehofer, März 2011
„Wir fordern eine massive Begrenzung der Zuwanderung. Ich bin überzeugt, dass die kommen wird. Ebenso werden wir über das Grundrecht auf Asyl reden“, Markus Söder, Oktober 2015
„Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling“, Andreas Scheuer, September 2016
„Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger. Wir unterstützen diese Revolution“, Alexander Dobrindt, Januar 2018
„Wer einmal hier ist, ist nur schwer wieder abzuschieben. So kann es nicht bleiben. Das gilt überall in Deutschland, auch für Bayern“, Horst Seehofer, Januar 2018
„Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, Horst Seehofer, März 2018
„Deutschland braucht eine Rückführungskultur“, Alexander Dobrindt, März 2018
„Fakt ist: Multikulti ist gescheitert. Politische Korrektheit ist keine Heimat“, Alexander Dobrindt, März 2018
„Wir wollen keine Parallelgesellschaften und kein Multikulti“, Horst Seehofer, April 2018
„Es ist nicht akzeptabel, dass durch eine aggressive Anti-Abschiebe-Industrie bewusst die Bemühungen des Rechtsstaates sabotiert und eine weitere Gefährdung der Öffentlichkeit provoziert wird“, Alexander Dobrindt, Mai 2018
„Wir müssen endlich den Asyl-Tourismus beenden“, Markus Söder, Juni 2018
„Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 – das war von mir nicht so bestellt – Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden“, Horst Seehofer, Juli 2018
Oder gucken Sie (z.B.)mal hier:
https://hpd.de/artikel/sozialchauvinismus-und-rassismus-im-politischen-alltag-12748
>>Der "innere Feind" wünscht sich eine andere Republik, die letzlich auf Ausschließung, Abgrenzung, Diskriminierung und nationalen Eigensinn setzt, mithin verfassungsmäßige Grundrechte angreifen möchte. Dieses "Gift" soll eingenommen werden und bei manchen psychisch und persönlich schwachen Menschen, verfängt es nicht nur, sondern drängt diese auch zu endgültigen Taten.<<
Dem mag so sein, doch daraus erschließt sich nicht, weshalb die intellektuellen AfD-Führer einen derartigen Zustrom an Wählerstimmen erhalten. Die Analysen und daraus resultierenden Vorschläge des linksliberalen Bürgertums, der Diskriminierung ein Ende zu setzen, gehen an der Realitätserfahrung der AfD-WählerInnen vorbei. So etwa, wenn die Frankfurter Rundschau in ihrem Leitartikel vom Wochenende meint:
"Wer seine Nachbarn kennenlernt, wer ihre Freuden und Sorgen teilt, mit ihnen arbeitet, feiert und weint, wird merken, dass uns mehr verbindet als trennt. Die Politik kann dazu beitragen, indem sie gemischte Wohngebiete schafft und Nachbarschaftsprojekte fördert."
Abgesehen davon, dass es grundgesetzwidrig ist, Wohngebiete mit bestimmten BürgerInnen zwangszubesiedeln, denn nach Art. 11 GG (Freizügigkeit) kann jeder seinen Wohnort wechseln und selbst entscheiden, wo er wohnen will (ausgenommen die Hartzer), zeigt der Leitartikler keinen Willen, sich mit den gesellschaftlichen Umständen auseinanderzusetzen, die dazu führen, dass die Grundrechte den Leuten nicht mehr so bedeutend sind, weil sie eh meinen, sie könnten an ihnen nicht oder nur eingeschränkt partizipieren.
Wie wichtig bleibt die Unverletzlichkeit der Wohnung, wenn man die Miete kaum noch zahlen kann? Globalisierung, Digitalisierung, Migration: gesteuert von der Politik wurde wenig, man ließ sie über uns hereinbrechen. Die Infrastruktur wurde der Ideologie des schlanken Staates geopfert. Ganze Regionen fühlen sich in der Zwischenzeit abgehängt. Lehrer, Eltern, Schüler wurden im Stich gelassen. Die Schulen sind marode. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau beziffert den Investitionsrückstand mit 42,8 Milliarden. Der deutsche Niedriglohnsektor ist stets gewachsen und berüchtigt: 9 Millionen fristen dort ihren Lebensunterhalt. Die Liste könnte weitergeführt werden.
Der größte Teil der Leute, die AfD wählen, wurden in den vergangenen Jahren von den etablierten Parteien nicht gehört und nicht erhört. Die bürgerliche Linke hat kein emotionales Identifikationsangebot, im Gegensatz zur Rechten, die Heimatgefühl, deutsches Brauchtum u.ä. anspricht. Die bürgerliche Linke setzte auf Genderfragen, gleichgeschlechtliche Ehe oder das Aufbrechen der Geschlechteridentität. Themen, die nur eine kleine vorwiegend großstädtische Minderheit in ihren Lebensmittelpunkt stellt, den sozial-emotionalen Defiziten, die aus den Strukturdefiziten in ländlichen Regionen erwuchsen, jedoch keine Rechnung tragen. Der Kleinbürger ist kein Weltbürger, insbesondere dann, wenn er – subjektiv betrachtet - alleine die Lasten zu tragen hat, die diese Wirtschaft hervorbringt.
Tja, Stiller, Sie sollten wenigstens bei allen 'Genannten den deutlichen Wandel anerkennen. Söder und Seehofer haben sich mittlerweile anders orientiert, wohl unter der Einsicht, dass man nichts an Wählern zurückgewinnt und sogar anderen Ortes verliert, wenn man wie die AfD tönt, und Dobrindt nimmt doch die Öffentlichkeit, zu Recht, nicht mehr wirklich wahr.
Trotzdem gestehe ich gerne ein, dass bei diesen Kandidaten immer Rückfälle, bei Gelegenheit und Opportunität, möglich sind. Dnake also für den Hinweis.
Die AfD ist und bleibt jedoch die einzige, massiv öffentlich wirksame Partei, die eine durchgänggig ausländer-, migranten- und minderheitenfeindliche Politik in Deutschland durchsetzen will.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Zitat aus Ihrem Posting: "Der "innere Feind" wünscht sich eine andere Republik, die letzlich auf Ausschließung, Abgrenzung, Diskriminierung und nationalen Eigensinn setzt, mithin verfassungsmäßige Grundrechte angreifen möchte."
Jawohl, stimmt genau. Allerdings meinen der Autor, Achtermann und ich, daß dieser "innere Feind" uns ständig erklärt, daß er selbst "das Gute" verkörpere, in Wahrheit in Kauf nehme, daß dieses angeblich "Gute" aus jenen Umständen, die dieses "Gute" ständig produziere auch zwangsläufig das sogenannte Böse schaffe. Da ist kein von außen eingeträufeltes Gift, das entsteht aus den Umständen selbst. Und es gibt eben ganz oben in der Gesellschaft Kreise, die davon sehr gut leben, daß es unten Billigarbeitskräfte gibt und sogar welche, die aus Angst sogar unterschreiben, den vorgeschriebenen Lohn erhalten zu haben. Ich beziehe mich dabei auf einen -seltsam, seltsam! - heute nicht mehr auffindbaren Artikel einer österreichischen Tageszeitung, der beschrieb, wie EU-Bürger gegen eine solche Unterschrift rechtswirksam ins österreichische Sozialsystem eingeschleust wurden. Bei Weigerung bekam eben der Rest der Familie keinen Job... In diesem, von den "Guten" vertreidgten und von Ihnen gutgeheissenen System wäre diese Zeitung, hätte sie diesen Artikel stehen lassen, in Grund und Boden geklagt worden. Mich wundert es nicht, schließlich will der Herausgeber auch weiterhin herausgeben.
Wenn Sie nun meinen, Herr Friedrich, Achtermann und ich hätten bloß vom bösen Onkel Marx abgeschrieben, so kann ich für mich dazu sagen, daß ich dafür den Onkel Marx gelesen haben müßte. Habe ich aber nicht. Ich habe bloß als alter Querkopf ab dem Fall Arigona Zogaj (sh Wiki) begonnen, darüber nachzudenken, was die Motive der Verteidiger von Gesetzesmißachtung und gleichzeitiger Gesellschaftsspaltung sein könnten. Mein Tipp lautet: droht die Gesellschaft wegen verschlechterter Lebensumstände zu sehr nach links zu kippen, hole Fremde, die man hassen kann. Das nämlich hat Herr Friedrich garnicht erwähnt, obwohl auch das aus dem System selbst kommt, das er beschreibt und kritisiert.
"Wir schaffen das!" ist eine gefährliche Drohung. Man muß nämlich fragen, wer dieses "Wir" ist, das da gemeint ist. Und bei dieser rein schon aus der Statistik Vorhersehbarkeit gewisser Reaktionen soll man auch die Frage stellen, ob es reine Blauäugigkeit war, "das" schaffen zu wollen oder Berechnung, damit eine gespaltene Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Divide et impera - divided by Imperium.
Tut mir leid, Achtermann, dass Sie den Unterschied zwischen "Zwangsbesiedlung" und "Schaffung gemischter Wohnquartiere" nicht kennen wollen. - In Hanau, dort wo die Anschläge des wohl psychisch gestörten Rassisten und Rechtsextremen nun staatfanden, erreichte man diese Mischung. Sie können ja einmal hinfahren und fragen, ob es da, in der Stadteilarbeit, die Idee der "Zwangsbesiedlung" gab.
Anscheinend möchten Sie auch nicht in Rechnung stellen, dass die größten Erfolge der Fremdenfeinde dort gefeiert wurden, wo es gar keine oder nur wenige Fremde, Migranten und Deutsche mit dem sogenannten Migrationshintergrund gibt?
Von "intellektuellen AfD- Führern" mag ich nun nicht schreiben. Die meisten sind so gewöhnlich, wie Sie und ich. Sie stammen meist aus der situierten Mitte und aus der Mittelschicht.
Aber der Erfolg ihrer Propaganda hat sehr viel damit zu tun, eben auch vor unlauteren Mitteln nicht zurückzuschrecken. - Bei den Auftritten und Anträgen im BT kann man das genauso erkennen, wie an fast jeder Rede Höckes.
"Die bürgerliche Linke setzte auf Genderfragen, gleichgeschlechtliche Ehe oder das Aufbrechen der Geschlechteridentität." - Wie soll etwas aufgebrochen werden, das schon immer divers war, nur nicht gesellschaftlich anerkannt, sondern verfolgt wurde?
Die bürgerlichen und unter Umständen linken Forderungen, mittlerweile weitestgehend gesetzliche Realität, holen doch nur nach, was immer schon, wenn auch meist verborgen und negativ sanktioniert, schon da war und da ist und Menschen zur Verleugnung und zur Hinnahme von Nachteilen zwang.
Dabei handelt es sich, in der Summe der Diskriminierten, keineswegs um kleine Minderheiten. Denken sie nur einmal an die Emanzipation der einen, weiblichen Hälfte der Deutschen. Das müsste doch auch Ihnen auf- und einfallen.
Womit Sie sicher einen Punkt treffen: Die Lebensrealität in manchen Gegenden Deutschlands, vornehmlich dort, wo viele Menschen wegzogen und man keine neuen Zuzüge gerne sah, also alles bleiben soll, wie es eben ist, sieht teilweise sehr anders aus, auch bezogen auf Brauchtum und Heimatgefühl.
Aber ohne den Willen, andere und fremde Menschen anzuziehen, gibt es auch keine Einrichtungen, vom Kindergarten bis zur Schule, von der Feuerwehr bis zu den Vereinen, vom Einzelhandel bis zur Denkmalpflege und den Kultureinrichtungen oder zur Organisation eines Gemeindelebens, die Kultur stiften. Nur wo Menschen verschiedenster Generationen und Herkünfte aufeinanderhocken, gibt es die Entwicklungschance für eine erkennbare und lebendige, erkennbar eigene Kultur. Ansonsten bleibt nur, mit der identitären Bewegung und der AfD Wotansfiguren zu schnitzen und Sauflager mit schwarzbraunem Liedgut abzuhalten. Das geht auch mit wenigen Menschen und Deutschen, die sich im Wald und auf der Dorfwiese treffen.
Ich glaube ja, Sie wissen das, wollen es aber nicht gerne eingestehen.
Zum Niedriglohnsektor: Wer, glauben Sie, stellt den einen Großteil der Arbeitenden im Niedriglohnsektor, der vielleicht schon 10-12 Mio. umfasst, wenn man die Scheinselbstständigen und die Selbstständigen mit niedrigen Einkünften hinzunimmt?
Zu den sozialen Fragen gäbe es viel zu schreiben. Bezahlbare Wohnungen müssen gebaut werden, Mieter müssen geschützt werden, usw. Keine Frage. Aber in jenen Gegenden, die der AfD lieber einmal lauschen und ihr Stimmen geben, gibt es oftmals keinen Wohnungsmangel, aber einen Mangel an Menschen, die dort wohnen wollen.
Ich bin auch sehr sicher, dass die Schulen in Altenburg, Chemnitz, Rudolstadt, Erfurt und Bautzen besser saniert sind, als viele Schulen im Rhein- Main Gebiet und die Menschen hier unter hohen Mieten mehr leiden, als in den genannten Städten.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Bei Ihnen und Ihren Genderängsten halte ich es sowieso für ziemlich wahrscheinlich, dass sie "rechts" zumindest ein bisschen andocken. Lesen Sie mal bei der AfD nach.
Wer die Schröder-Agenda für alles aber auch alles verantwortlich macht, vereinfacht die Sicht auf die Dinge und das geht schon in die rechte Ecke.
Ja, das ist eine üble Geschichte des Anbiederns an die AfD. Mir scheint - vielleicht bin ich zu optimistisch - als sei es jetzt damit wirklich zu Ende. Die sind offensichtlich aufgewacht und merken, dass sie die AfD damit stärken. Übrigens manche linke Anmerkungen zu diesem Thema - die sind natürlich politisch nicht so plump - versuchten, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und haben damit auch der AfD einige Zugeständnisse gemacht. Lafontaine hat das vor Jahren schon mit seine, "Fremdarbeiter-Statement" bedient.
Auch Angela Merkel hat vor Jahren mal angemerkt, Multikulti sei gescheitert, um Teile der CDU-Klientel bei Laune zu halten. Politiker eiern ziemlich rum, aber umso wichtiger ist es, sie jetzt bei der Erkenntnis festzunageln, dass die Hufeisen-Theorie mit der Äquidistanz nicht funktioniert.
>>Wer die Schröder-Agenda für alles aber auch alles verantwortlich macht, vereinfacht die Sicht auf die Dinge und das geht schon in die rechte Ecke.<<
Ich bin auf der Hut. Gerade dann, wenn man sich dem Anspruch einer Definitionshoheit gegenübersieht, die vorgibt zu wissen, wo die "rechte Ecke" ist. Listen Sie, verehrte Magda, doch mal auf, was die AfD großmacht. Das erweitert die Diskussionsgrundlage.
Wie kommen Sie auf die Idee, ich dächte, Sie und andere hätten bei Marx und Engels abgeschrieben, Austriacus?
Die meisten Zeitungsartikel, die nicht mehr auffindbar sind, waren es wohl auch nicht wert, weiterhin gefunden zu werden. Da würde ich mich nicht mit der Theorie aufhalten, uns würden beständig wichtig Informationen oder die "wahre" Ansicht, über die Ansichten von Personen und zu Sachfragen, verborgen.
Bezogen auf Gesellschaft, denke ich, kann diese nur bestehen und sich entwickeln (wirtschaftlich, kulturell) wenn sie divers ist und Menschen anzieht, statt abstößt.
"Mein Tipp lautet: droht die Gesellschaft wegen verschlechterter Lebensumstände zu sehr nach links zu kippen, hole Fremde, die man hassen kann." - Da haben Sie aber schon eine sehr weitreichende Fantasie entwickelt. Gesellschaften, denen es schlecht geht oder die sich schlecht fühlen, kippen doch regelmäßig nach rechts und ins Autoritäre ab.
In Deutschland fällt doch auf, dass jene Regionen "es schaffen", die mehr Diversität kennen und jene Regionen, die sich als in ihrer Eigenart, Ruhe und nationalen/regionalen Identität gestört oder bedroht erleben, wohlgemerkt immer noch nur in einer starken Minderheit, Schwierigkeiten haben.
Grüße
Christoph Leusch
Ich unterstütze vollkommen diesen und auch Ihren vorhergehenden Kommentar an @Columbus!
Die "... Definitionshoheit (...), die vorgibt zu wissen, wo die "rechte Ecke" ist", scheint sich tatsächlich zu einer Art Seuche auszuwachsen.
@Columbus' Einwand - welcher ein eigentlicher Vorwand ist -, Sie kennten resp. mißdeuteten die Begrifflichkeiten zwischen "Zwangsbesiedlung" und "Schaffung gemischter Wohnquartiere" nicht, erachte ich als reinen Rabulismus aus der Giftküche von: "humanitärer Einsatz" - vulgo: völkerrechtswidrige Aggressionen - und ähnlicher Euphemismen. Es negiert solcher Rabulismus die Sinnstiftung.
»Bei Ihnen und Ihren Genderängsten halte ich es sowieso für ziemlich wahrscheinlich, dass sie "rechts" zumindest ein bisschen andocken. Lesen Sie mal bei der AfD nach.«
Schauen Sie lieber mal bei sich und bei Ihrem ätzenden Diskussionsverhalten nach. Sachlich jedenfalls ist das, was Sie hier (wieder mal) hinlegen, in keinster Weise satisfactionsfähig.
>>@Columbus' Einwand<<
Das sehe ich genau so. Columbus ist Könner im Vieltexten, aber auch einer, der Nuancen seiner Vorredner "vergisst", damit seine Repliken ebenmäßiger erscheinen.
Wenn ein Leitartikler auffordert, die Politik möge "gemischte Wohngebiete" schaffen, um das nachbarschaftliche Auskommen zwischen unterschiedlichen Nationalitäten zu fördern, liegt die Frage auf der Hand, ob die Politik überhaupt eine Möglichkeit hat, solche Wohngebiete mit den zugehörigen Menschen zu planen. Die sozialen Strukturen der Wohnquartiere entstehen von selbst, das sieht man alltäglich an der Gentrifizierung. Der sozioökonomische Umbau wirkt über das Geld, also das Einkommen. Bis dahin, dass über die Marktmechanismen ganze Nachbarschaften ausgetauscht werden. Damit einher geht der Austausch der sozialen Infrastruktur in den Kitas oder Schulen. Jeder will heute seinen Kindern die besten Bildungschancen eröffnen.
Was die Politik tun kann, sind einigermaßen bezahlbare öffentlich finanzierte Wohnquartiere zu schaffen. Wer dort hinziehen will (muss), kann nur nach finanziellen und sozialen Kriterien, nicht aber nach Nationalangehörigkeit den Zuschlag erhalten.
Festzuhalten bleibt: Wer solche Ratschläge für "gemischte Wohngebiete" erteilt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit niemand, der für den Eigengebrauch ein solches Wohngebiet bevorzugen würde, hätte er die Möglichkeit in einem gentrifizierten Wohnviertel unterzukommen.
JA!
Wenig bis selten stimme ich Ihnen zu. Hier tue ich es ausdrücklich!
Angesichts der Kürze finde ich den Artikel recht treffend. Allein: die Metapher vom Organismus der kapitalistischen Gesellschaft legt fälschlicherweise nahe, dass der irgendwie gezielt Ausgrenzung herstelle, um reibungslos zu laufen. Sicher ist Rassismus kein Gift von außen. Sicher ist er auch keine Krankheit, ohne die der Kapitalismus gesund würde.
Das gegenwärtige Problem besteht aber zum einen darin, dass die Gesellschaft eben nicht eins ist und im Kapitalismus auch nicht eins wird. Steinmeiers Solidarität ist aber so gemeint. Sie läuft ins Leere, weil sie hohl ist - ein dekoratives Motiv für Sonntagsreden oder Beileidsbekundungen eben.
Zum anderen liegen die proletarischen Organisationen am Boden. Die PdL traut sich ja nicht einmal, das Wort in den Mund zu nehmen. Die eigentliche, nämlich proletarische Solidarität ist daher weitgehend zerschlagen. Die kleinbürgerliche Mitte orientiert sich daher am Kapital.
Um Orientierung zu schaffen, braucht das Proletariat wieder lebendige Organisationen. Dann hat Solidarität auch wieder Sinn und Nazis können einpacken.
"Da haben Sie aber schon eine sehr weitreichende Fantasie entwickelt."
Nicht nur da. Schauen Sie mal hier.
Schon 2012 beklagte sich der damalige Bundetagsvizepräsident über die Überfremdung und forderte Anpassung. Die Berliner Morgenpost:
>>Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das alltägliche Zusammenleben mit zugezogenen Schwaben in dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg als mitunter "strapaziös" bezeichnet. "Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind – und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche". (...) Thierse konkretisierte, er ärgere sich, wenn er etwa beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gebe, sondern Wecken. "Da sage ich: In Berlin sagt man Schrippen, daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen."<<
Schon 2012 beklagte sich der damalige Bundetagsvizepräsident über Überfremdung. Die Berliner Morgenpost schreibt:
>>Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das alltägliche Zusammenleben mit zugezogenen Schwaben in dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg als mitunter "strapaziös" bezeichnet. "Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind – und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche". (...) Thierse konkretisierte, er ärgere sich, wenn er etwa beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gebe, sondern Wecken. "Da sage ich: In Berlin sagt man Schrippen, daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen."<<
»Angesichts der Kürze finde ich den Artikel recht treffend. (…)«
Auf einer oberflächlichen Ebene sicherlich. Das Beste daran ist der Hinweis, dass Rassismus / rechte Einstellungen usw. in der Mitte der Gesellschaft beheimatet sind und mit den aufgespießten Metaphern nonchalant externalisiert werden. In seiner inhaltlichen Richtung treffender finde ich da schon den Parallelartikel von Frau Koester (»Raus aus der weißen Perspektive«). Immerhin weist dieser konkret darauf hin, dass das Erleben von Rassismus / rechter Gewalt usw. schon noch mal eine andere Qualität bekommt, wenn man nicht mit den geburtsdeutschen Insignien (Hautfarbe, Pass, entsprechende Stellung) durch dieses Land wandelt.
Insgesamt beschleicht mich bei den beiden Beiträgen der Eindruck, dass Semantik-Kritik und moralisch unterfärbte Appelle das einzige sein werden, was der Freitag zu dem Hanauer Terroranschlag beiträgt. In diesem Beitrag finde ich das Defizit besonders gravierend. Nicht, weil die Beobachtung falsch wäre, sondern deswegen, weil sie sich erbsenzählerisch in einem Sprach-Detail verbohrt – der Metapher »Gift«. Das ist nicht nur kleinlich und kommt nicht nur kleinlich rüber. Es exerziert auf ein Neues die alte linksliberale Hybris durch, nur, wer dieselbe Sprachbildung wie (in dem Fall) der Schreiber habe, dürfe sich Antifaschist nennen.
An der gesellschaftlichen Wirklichkeit gehen derartige Cloud-Übungen natürlich meilenweit vorbei. In der Praxis ist es aktuell (leider) so, dass wir auf Söder setzen müssen, auf Merkel, ein Stück weit auch auf Steinmeier und dabei dreimal den Daumen zu drücken haben, dass der Damm hält. Ob das mit proletarischen Hundertschaften anders wäre, bezweifele ich. Im Moment steht – außer den Genannten und Teilen ihrer jeweiligen Parteien – zwischen einem noch weitergehenden braunen Vormarsch und dem (eh schon desolaten) Ist-Zustand nur noch der aktivistischere Teil der urbanen (und, weniger ausgeprägt, auch der ländlichen) Zivilgesellschaft sowie, als politische Speerspitze, die »Alerta«-Antifa.
Das ist das Mehl; mit dem müssen wir derzeit backen. Schauen wir mal, ob heute abend wenigstens die drei für das Thüringen-Desaster verantwortlichen Parteien auf sichtbare Weise degradiert werden.
Gut ist, jedem ganz pauschal und klar zu widersprechen, der ab dem zweiten Satz oder Kommentar in Internetforen kundgibt, wen er aus der Politik, den Medien oder der Gesellschaft gerne einsperren, ausweisen, absetzen oder gar anschießen möchte oder durch seine schiere Präsenz nötigt und droht. - Gewinnt dieser Typus Einfluss, macht er was er ankündigt.
Das aber, möchte ich nicht.
Grüße
Christoph Leusch
„einsperren, ausweisen, absetzen oder gar anschießen (oder gleich erschießen, d. Verf.) … oder durch seine schiere Präsenz nötigt und droht“ ist das alltägliche Geschäft bürgerlicher Staatsgewalt.
"Im Moment steht – außer den Genannten und Teilen ihrer jeweiligen Parteien – zwischen einem noch weitergehenden braunen Vormarsch und dem (eh schon desolaten) Ist-Zustand nur noch der aktivistischere Teil der urbanen (und, weniger ausgeprägt, auch der ländlichen) Zivilgesellschaft sowie, als politische Speerspitze, die »Alerta«-Antifa."
So sieht's aus. Auf längere Sicht kann aber kein Damm halten, solange die Flut immer weiter steigt. Die ist aber keine Naturgewalt sondern Klassenkampf des Kapitals. Nur starke proletarische Organisationen können reale Solidarität gewährleisten und eine Perspektive dagegen eröffnen. Die Aufgabe ist alles andere als einfach, aber alternativlos.
Zum Glück verschreibt sich die AfD momentan der Bürgerlichkeit, weil sie ihre Wildgründe in der Klientel von CDU und FDP sieht. Wenn sie beginnt, sich auf das Proletariat zu fokussieren, wird's richtig brenzlig. Es steht zu befürchten, dass das in Deutschland nicht so glimpflich verläuft wie in GB und USA. Deutschland braucht m.E. einen Krieg, um die bröckelnde EU hinter sich zu scharen.
»So sieht's aus. Auf längere Sicht kann aber kein Damm halten, solange die Flut immer weiter steigt. (…)«
Naja – heute ist die Flut erst mal ein Stücklein zurückgegangen; die AfD ist an der Fünf-Prozent-Hürde abgeschmiert. Die FDP könnte drinne sein, und die CDU scheint unverdientermaßen ein (wenn auch knappes) zweistelliges Ergebnis eingefahren zu haben. Für mich heißt das sich abzeichnende Ergebnis auch, dass zumindest in urbanen Ballungsräumen Flirts mit Rechts absolut nicht goutiert werden – was dazu geführt hat, dass auch die Steigbügelhalterparteien der Mord-und-Totschlags-Fürsprecher Federn lassen mußten.
Die auf Ordnung und Sicherheit setzende Aufstellung der HHer Sozis mag ich an der Stelle nicht kommentieren. Gut möglich, dass die Leute schlichtweg die Schnauze voll haben von rechten Banditen und Bürgerlichen, die mit diesen zusammen va banque spielen, und deswegen vorzugsweise Grün und Rot gewählt haben. Sicher macht eine Taube noch keinen Frühling. Wenn man sich aber manch andere Wahlausgänge anschaut, erlebt man heute mit Sicherheit einen, der einem nicht die Pickel ins Gesicht treibt.
Mit der "Flut" meinte ich die fortschreitende ökonomische Spaltung und v.A. die Erosion der Mittelschicht.
Ansonsten tamam tamam.
In Erwägung zu ziehen ist, dass es zwischenzeitlich – mit Abstand von nur wenigen Tagen – eine zweite Amoktat gegeben hat: beim Karnevalsumzug in Volkmarsen nahe Kassel. Mit Ausnahme der Tatsache, dass es hier kein explizit rassistisches Profiling stattfand (zumindest, soweit derzeit bekannt), stimmen sämtliche Parameter mit ähnlich gelagerten Taten der letzten Zeit überein: wahllose Opfer unter der Zivilbevölkerung, der Versuch, maximale Angst und Schrecken zu säen, Videoaufnahmen für die Anhängergemeinde im Internet (ein zweiter Mann, der hinter dem Wagen herlief und das ganze filmte, wurde zumindest vernommen – in Sachen Täter-Background ist die Polizei wie stets in solchen Fällen ziemlich wortkarg) und schließlich die Gesamtinszenierung: hier mit der Variante, dass sich der Täter zuvor offensichtlich angetrunken hatte – wahrscheinlich mit dem Hintergedanken, auf diese Weise mit einer milderen Bestrafung durchzukommen und die »Dividende« seiner Tat hinterher noch »genießen« zu können.
Ebenso wie bei Hanau wurde auch hier zunächst die Einzeltäter-These ventiliert. Im Fall Hanau ist sie zwischenzeitlich nicht mehr haltbar; im Fall Volkmarsen ist es ebenfalls wahrscheinlich, dass bald mehr Täter-Background bekannt wird, als ein vernünftiger Mensch wissen möchte. Großartige weitere Prognosen will ich hier nicht tätigen. Dass diese spezielle Sorte Verbrecher jedoch Aufwind verspürt aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung, ist für mich ausgemacht.
>>Mit der "Flut" meinte ich die fortschreitende ökonomische Spaltung und v.A. die Erosion der Mittelschicht.<<
Die fortschreitende Entwicklung des Spätkaputtalismus („Neoliberalismus“) erzeugt in immer mehr Menschen grossenteils rational begründbare Ängste. Damit diese Ängste nicht in rationale Erkenntnisse münden, werden die rechtsdrehenden Agitatoren gebraucht, die die Fähigkeit der Menschen zur Irrationalität ansprechen & hochheizen. Sie sind kein Betriebesunfall des Kaputtalismus, sondern fester Bestandteil des Krisenmanagements der Oligarchie. Dass immer wieder mal bei jemand die fragilen zivilisatorischen Sicherungen durchbrennen wird in Kauf genommen. In Kriegen ist das sogar Standard (siehe u. A. Manning & Wikileaks).
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>>Deutschland braucht m.E. einen Krieg, um die bröckelnde EU hinter sich zu scharen.<<
Es wird dran gearbeitet.