Eigentlich hätte Sigmar Gabriel gerne weiter Politik gemacht – doch als es um die Besetzung der aktuellen Staffel der Großen Koalition ging, wurde er gestrichen. Also zückte Gabriel sein Adressbuch und fand schnell neue Rollen: Vorsitzender der Atlantik-Brücke, Mitglied der Trilateralen Kommission, Kurator der International Crisis Group, Politikberater für die Eurasia Group, Beirat des Wirtschaftsdienstleisters Deloitte. Wer sich einen Überblick über das unübersichtliche Geflecht des internationalen Politik-Wirtschafts-Komplexes verschaffen möchte, braucht nur Gabriels Spuren zu verfolgen.
Nun wird der Sozialdemokrat auch noch Aufsichtsrat bei der Deutschen Bank. Nach jahrzehntelanger Arbeit an der Spitze einer neoliberalisierten SPD hat sich Gabriel für hohe Posten in der Wirtschaft mehr als qualifiziert und ist nun endlich angekommen – „da, wo es brodelt; da, wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt“.
Der SPD wird er noch fehlen, weniger wegen seiner Inhalte, noch weniger wegen seines parteiinternen Umgangs. Fehlen wird er der SPD, weil er die vielleicht letzte Personifizierung eines alten sozialdemokratischen Versprechens ist. Seine Eltern lebten getrennt, der Vater Nazi, die Mutter Krankenschwester. Gabriel arbeitete sich hoch – vom potenziellen Sonderschüler über Lehramtsstudium und Vize-Kanzlerschaft in die High Society des internationalen Establishments. Gabriel steht für sozialen Aufstieg, für den Traum des Aufstiegskapitalismus, der die SPD überhaupt erst zur Volkspartei werden ließ, ein „sozial abgefederter“ Kapitalismus, bei dem Leistung noch etwas zählte – angeblich zumindest.
Die Basis des Traums, der mit der Realität nicht viel gemein hatte, war die institutionelle Einhegung des Klassenkampfs: Das Terrain der Arbeiterbewegung wurde eng abgesteckt, dafür warf die Bourgeoisie dem Proletariat ein paar Häppchen in Form von Sommerurlaub, Farbfernseher und eben die Möglichkeit des Bildungsaufstiegs hin.
Als Gegenleistung für den Klassenkompromiss verlor die Arbeiterklasse den Glauben daran, überhaupt eine Klasse zu sein – die vielleicht größte Leistung des Klassenkampfmediators SPD. In einem Unternehmen hat ein Konfliktmanager übrigens vor allem die Funktion, die Kosten des Konflikts zu reduzieren. Egal ob Wehner, Brandt oder Schmidt – die Nachkriegs-SPD machte ihren Job perfekt. Doch einer toppte sie alle: Gerhard Schröder – und das, obwohl oder gerade weil auch er von ganz unten kam.
Doch das Kapital braucht keinen Gabriel mehr, weil es auch keine SPD mehr braucht: Die Zeiten des Klassenkompromisses sind nämlich vorbei. Die soziale Mobilität sinkt gerade bei Männern aus den unteren Klassen – heute hätten es Gerhard Schröder und Sigmar Gabriel wohl schwerer, sich nach oben zu arbeiten. Die Leistungsideologie, der vielleicht wichtigste Kitt eines auf Hegemonie setzenden Kapitalismus, erodiert zunehmend: Gesamtgesellschaftlich war die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär schon immer ein Märchen. Doch im Gegensatz zu vor ein paar Jahrzehnten wissen heute immer mehr Menschen, dass Leistung eben nicht entsprechenden Erfolg bedeutet.
Anderswo setzen reformorientierte Linke auf einen neuen Klassenkompromiss: Green New Deal, so heißt das Zauberwort. Vielleicht erweckt ein solches Programm tatsächlich die Sozialdemokratie zu neuem Leben. Schade allerdings, dass ein Deal zwischen zwei Klassen nicht viel mit dem Ende der Klassengesellschaft zu tun hat. Möglich ist außerdem, dass das Kapital gerade gar keine Veranlassung sieht, sich auf einen solchen Deal einzulassen.
Aber vielleicht weiß ja Sigmar Gabriel in seiner neuen Position schon bald mehr.
Kommentare 25
dieser beitrag ist ein geschenk!
eine schachtel vergifteter pralinen.
wohl bekomms!
Ein hervorragendes Porträt eines jener toxischen Politiker, die seit Gerhard Schröder die Desintegration der deutschen Bevölkerung betrieben haben und die sich jetzt zu Hauff beschweren, sie seien nicht mehr sicher, da von eben dieser Bevölkerung bedroht, und schließlich gar noch Waffenscheine beantragen. Oder – noch viel schlimmer – die Bevölkerung zum braven Dialog ermahnen, wie z.B. der derzeitige deutsche Bundespräsident.
Der hält heuchlerisch schöngeistige Reden, z.B. auf Hebräisch und Englisch in Israel und ignoriert doch gleichzeitig die zerstörerischen Schandtaten seiner eigenen Partei, die mithilfe des Tabubruchs »Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen!« Deutschland wieder in den Club der Kriegslüsternen integrierte. Seine Partei war es, die 1999 ganz maßgeblich den Überfall auf Jugoslawien betrieb und die auch die völkerrechtswidrige Zerstörung Syriens mithilfe der AWACS-„Aufklärungsflüge“, die in Wahrheit die Zielkoordinaten für die zerstörerischen Bombenabwürfe liefert, mitträgt.
Frank-Walter Steinmeier – Arm in Arm mit Sigmar Gabriel:
Sigmar Gabriel lügt sich notfalls selber einen in die Tasche oder erleidet praktischerweise einen Realitätsverlust. Jedenfalls entlarvte er seine pathologische Wahrnehmung oder doch zumindest seine pathologische Interpretation der Wirklichkeit.
»Auch unsere Beteiligung an der Konfliktbewältigung oder -eindämmung im ehemaligen Jugoslawien und in Afghanistan war letztlich Teil einer transatlantischen Außenpolitik, und nur das Nein des damaligen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder zur Teilnahme am Irakkrieg 2003 bildete davon eine spektakuläre Ausnahme.« – Eine unverschämte Rationalisierung, die den Sündenfall Gerhard Schröders als „Teil einer transatlantischen Außenpolitik“ wegrationalisiert.
Solche Politiker brauchen wir nicht!
Es ist ja offenbar genau umgekehrt. Die Emporkömmlinge wie Gabriel oder Schröder neigen eher zur Überidentifikation mit der Klasse, zu der sie aufgestiegen sind, als zur Solidarität mit der Klasse, aus der sie kommen. Was die biographische Abrundung im vergoldeten halbkorrupten kapitalistischen Vorruhestand ja ziemlich eindrucksvoll beweist.
Ich vermisse Gabriel kein bisschen.
"Hätte der Titel des Kommentars nicht "Sigmar Gabriel wird nicht fehlen" lauten müssen?"
Ganz klar: ein offensichtlicher Fehler in der Überschrift.
vielleicht war "fehlen" im sinne von "fehlgehen" gemeint.
eine nicht allzu gewagte prognose für sein zukünftiges engagement.
Die einzige Eigenschaft, die Gabriel aus der Masse der Parteifunktionäre heraushebt, ist sein Opportunismus. Er kann auch mal den Linken spielen, wenn‘s opportun ist. Natürlich steckt nichts dahinter. Aber für einen Ehrenplatz in der selbstbeweihräuchernden Chronik der herrschenden Klasse reicht‘s.
die bild-unterschrift wäre zu korrigieren in:
"ein arbeiter-kind, das unter einer buche sitzt".
Diese Beschreibung trifft für mich zu. Da sind die zwei "Aufsteiger" aber nicht allein im alten SPD-Boot.
@denkzone8
Solche "gestellten" Bilder sollen erfolgreiche Geschäftsleute symbolisieren, wozu sich Gabriel offensichtlich zählt, also zu Höherem berufen.
>>Die Emporkömmlinge wie Gabriel oder Schröder neigen eher zur Überidentifikation mit der Klasse, zu der sie aufgestiegen sind, als zur Solidarität mit der Klasse, aus der sie kommen.<<
Eine altbekannter Vorgang: Hierarchien formen ihre Aufsteiger. Wer sich nicht bedingungslos an die Hierarchiespitze anpasst steigt nicht auf. Je tiefer in der Hackordung die Herkunft um so grösser die Angst oben nicht anzukommen.
Korrektur:
Je tiefer in der Hackordung die Herkunft um so grösser die realistische Angst oben nicht anzukommen.
Ein Letzter der alten "Hannover-Connection", um Schröder, Maschmeyer & Co. von ganz unten, nach ganz oben, egal wie, Alphatiere, machtgeil. Mit sozialer Demokratie hat das nichts zu tun. Basta!
Auf der Website der Atlantik-Brücke wird 2019 berichtet:
>>Die Mitglieder der Atlantik-Brücke haben am 26.6. einen neuen Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender des Vereins ist Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel, MdB (SPD). Stellvertretende Vorsitzende sind Bundesminister a.D. Norbert Röttgen, MdB (CDU/CSU) und Professor Dr. Michael Hüther, Direktor & Mitglied des Präsidiums, Institut der Deutschen Wirtschaft.
Dem geschäftsführenden Vorstand gehören darüber hinaus der Schatzmeister der Atlantik-Brücke, Professor Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank a.D. und Adjunct Senior Research Scholar an der Columbia University, sowie der Geschäftsführer der Atlantik-Brücke, Dr. David Deißner, an.
Sigmar Gabriel folgt als Vorsitzender auf Friedrich Merz, der das Amt zehn Jahre lang innehatte.<<
Die innere Logik dieses Zirkels lässt, nachdem Gabriels Vorgänger Merz bei Black-Rock untergekommen ist, nur den Schluss zu, dass der neue Vorsitzende sich mit der Finanzbranche eng verbandelt. Da werden die anderen Sozialdemokraten ganz neidisch.
Ich glaub´nich dattat ne Buche is ;-))
Atlantik-Brücke, Trilaterale Kommission, International Crisis Group, Politikberater für die Eurasia Group, Beirat des Wirtschaftsdienstleisters Deloitte. Kannich da auch mitspiel´n? Ich war früher auch inner SPD. Un korrupt binnich auch, wennet sein muss. Ich könnt mich auch für den Schwaazen dicken Stein vawenden, wie der Fritze aus´m Sauerland oder für de Ostseepipeline. Echt, ich machdatt. Wo gipptet denn dat Bewerbungsformular?
ein casting à la "wer ist germany's next top-käuflicher?"
wäre ein schönes format.
"Atlantik-Brücke"
Ja, ohne das Transatlantiker-Netzwerk, das seit WK2 immer tiefer in Politik, Wirtschaft und Medien hineingewachsen ist geht nichts mehr. Das Adressbüchlein Gabriels scheint übervoll mit derartigen Kontakten zu sein.
Die Transatlantiker bestimmen, was sagbar ist und wer ausgegrenzt wird.
Ich zähle die Tage, bis das Willkommen-auf-der-Jagd und dann das Halali auf die neuen SPD-Vorsitzenden geblasen wird.
Wie Schröder konnte auch Gabriel durch Appeasement-Politik gegenüber dem Kapital seine Karriere bewundernswert weit vorantreiben. Esken und Walter-Borjans, als merklich sozialdemokratisch Angehauchte, konnten überhaupt nur so weit vordringen, weil ihre Karriere zum Vorsitz sehr abrupt verlief. Die medialen und politischen Handlanger unserer Oligarchen werden das vermutlich mittelfristig korrigieren.
ach, mittlerweile ist die a-brücke weder karriere-sprung-brett noch
brückend: der brücken-kopf auf der anderen seite ist schadhaft,
wer fliegt,muß sich rechtfertigen...
also zeit, daß als präse auch mal ein sozi drankommt,
später wahrscheinlich eine frau....
"der brücken-kopf auf der anderen seite ist schadhaft"
Der Kraftstromanschluss für das transatlantische Interventionisten-Netzwerk ist derzeit defekt und die Europäer laufen auf Reserve. Sie setzten derzeit darauf, die schlimme Zeit mit der guten alten Anti-Kommunisten-Notstromversorgung per Venezuela-, Bolivien-Putsch- und Brasilien-Unterstützungspolitik zu überbrücken.
Der Tag muss noch kommen, an dem unsere 120%-Amerikaner im Europäerkleid nichts mehr an den USA finden, an dem sie sich hochziehen und festhalten können.
Ich habe den Eindruck, dass selbst wen Trump sie als erbärmliche Winzlinge beschimpft, die wie China sind, nur kleiner, und mit Zöllen droht, sie innerlich frohlocken "Er hat uns wahrgenommen!"
>>der brücken-kopf auf der anderen seite ist schadhaft,…<<
Die „Atlantikbrücke“ ist kein reiner Politikerverein, es sitzen auch Vertreter grosser Konzerne drin die dort ihre Lobbyisten züchten.
>>Esken und Walter-Borjans, als merklich sozialdemokratisch Angehauchte, konnten überhaupt nur so weit vordringen, weil ihre Karriere zum Vorsitz sehr abrupt verlief. Die medialen und politischen Handlanger unserer Oligarchen werden das vermutlich mittelfristig korrigieren.<<
Entweder einhegen oder abservieren. Als ich das Buch von Walter-Borjans gelesen hatte, dachte ich: guter Sozialdemokrat, wenn nur alle so wären. Mal sehen, was aus ihm und der Co-Vorsitzenden wird, wenn sie weiter in der Kritik der "Medien der Mitte" stehen.
»Der ehemalige Parteichef war die letzte Verkörperung eines alten sozialdemokratischen Versprechens«
Ebend. Was – wie bei anderen der Liga wie Schröder, Clement, Steinbrück, Fischer und so weiter – auch im Fall Gabriel mit dem Gegenwert für die jahrelang betriebene Einheit aus Industrie-Lobbyismus und Politik eingelöst wurde.
Mehr Sorgen als Gabriel bereitet mir der noch im operativen Geschäft befindliche Teil dieser Apparatschik-Riege – beispielsweise die nach Berlin eingeflogene Giffey, die dort anscheinend die vergleichsweise mieterfreundliche Politik der dortigen K0alition (sowie diese möglicherweise selbst) abwracken soll.
Nicht außer Acht lassen sollte man bei dieser Personalie die zusätzlichen ein bis zwei Prozentchen, die sich die AfD wieder auf ihr Konto schaufeln kann – die von Gabriel als »Pack« ausgewiesenen Proleten haben sicher nicht alle das Kurzzeitgedächtnis, dass so einer wie Gabriel bei Menschen, die nicht so weit gekommen sind wie er, offensichtlich voraussetzt.
>>Kritik der "Medien der Mitte" stehen<<
Ich musste einige Zeit überlegen, wie ich die Radikalität dieser Mitte in einem Bild fasse, das das tradierten Politsprektrum von radikal links bis radikal rechts umfasst. Die radikale Mitte, die alles von ihr Unerwünschte mit dem Begriff 'Populismus' aus dem öffentlichen Diskurs aussperrt, betrachtet die Welt von sehr weit oben. So weit oben, dass sie die Individuen, die die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, schon gar nicht mehr wahrnimmt.
Das war all die letzten Jahrzehnte einfach mit einer SPD, bei der die Funktionsapparatschiks nur noch Karrieristen nach vorne ließen, die liebend gern mit den Eliten auf Kuschelkurs gingen, für die auch die Medien der Mitte tätig sind.
Bezeichnenderweise war Spahn (CDU) nach langer Zeit der erste Erste-Reihe-Politiker, der sachte darauf hinwies, dass der Pflegenotstand vielleicht auch mit der schlechten Bezahlung und den oft unzumutbaren Arbeitsbedingungen zu tun hat, während alle anderen - mitten drin die SPD - von Fachkräftemangel fabulieren.
Die ganzen SPD-Karrieristen sind seit Jahren nicht an Sozialdemokratie interessiert, sondern einzig, wie sie an Posten kommen und kuscheln mit wem immer sie können, wenn er nur Pöstchen hat.
Dass die Eliten sie trotzdem nicht an den Fleischtopf lassen (Schröder musste nach Russland, Gabriel zur seit Jahren stürzenden Deutschen Bank, Leute wie Clemens Riester u.A. kamen auch nur mindergut unter) interessiert sie nicht. Sie machen sich für die radikalen Weitweitoben-Mitte-Medien kompatibel und begnügen sich mit einer (meist kurzen) Parteikarriere. Denn sobald sie ihren Radikale-Mitte-Karriere-Booster eingesetzt haben, wird die Immunabwehr von Tante SPD dann doch aktiv und stößt sie als Fremdkörper ab, weil die politische Genetik der Parteibasis schlicht inkompatibel ist.
Die SPD-Funktionsapparatschiks interessiert das nicht. Dann wird einfach der nächste Möchtegern-Karrierist verfeuert. Esken und Walter-Borjans wurden an ihnen vorbei nach vorne gespült. Bei den Partei-Apparatschiks haben sie mehr Feinde als Rückhalt.
Substanzielle Information an der aktuellen Personalie Gabriel ist in meinen Augen, dass die Vorherrschaft der Seeheimer-Riege innerhalb der SPD keinesfalls durchgestanden ist. Meines Erachtens ist sie – Stichwort: Urwahl-Ausgang im Spätherbst mit neuer Doppelspitze – gerade mal leicht angekratzt.
Selbst diese Entwicklung wird – über die üblichen Hinterzimmer-Machenschaften – im Moment einer großflächigen Revidierung unterzogen. Ich denke, die derzeit Fahrt aufnehmende Konterattacke der SPD-Rechten – siehe Ausgrenzung von Esken und W-B in Hamburg, siehe Giffey-Personalie in Berlin – wird bis zum Frühjahr 2021 erfolgreich abgeschlossen sein. Der Kanzlerkandidat 21 dürfte ebenfalls bereits gesetzt sein – spätestens nach der Hamburg-Wahl.
Knackpunkt in meinen Augen ist die Unterstützung, die lobbyisierenden Arbeiterpartei-Patriarchen wie Gabriel und Scholz nach wie vor zuteil wird. Das indess ist ein gesellschaftliches, ein strukturelles Problem. Möglich, dass noch nicht genug ins finale Elend der Armutsrente abgesackt sind. Bislang scheint die Masche, im Wahlkampf mal im Seniorenheim aufzuschlagen und dort Kaffee, Kuchen & Autogramme zu spendieren, ja noch vollends auszureichen für halbwegs respektable Wahlerfolge. Ratschlag: Vielleicht sollten sich die alternativen Arbeiterführer(innen) – die mit den lauteren Absichten und den besseren Programmen – auch mal ins Seniorenheim begeben?
Die Medien der Mitte arbeiten schon daran, Walter-Borjans und Esken runterzuschreiben. Die tagesschau.de behauptet zum anstehenden Hamburger Wahlkampf:
>>Keine Rolle spielen dabei offenbar die beiden neuen SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Die Hamburger SPD hat sie mehr oder weniger aus dem Wahlkampf ausgeladen.<<
Dann folgert man aus einer Nichtigkeit eine Disharmonie zwischen den beiden Co-Vorsitzenden:
>>Doch nicht nur parteiintern scheint es Absprache-Probleme zu geben. Auch zwischen Esken und Walter-Borjans läuft nicht alles immer perfekt. Besonders deutlich wird das auf der Pressekonferenz nach dem Koalitionsausschuss in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. (...) Als CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihr Statement beendet hat, will gerade Walter-Borjans ansetzen. Doch er kommt nicht weit. Seine neben ihm stehende Co-Vorsitzende fällt ihm ins Wort und beginnt zu sprechen. Harmonie sieht anders aus.<<
Natürlich bestreiten die Medien der Mitte, sie führten eine Kampagne. Denn reale Absprachen oder sonstige nichtöffentliche Treffen gibt es nicht. Der Mainstream braucht sich nicht absprechen. Dort weiß man, wozu man seinen Arbeitsvertrag bekommen hat.