Antideutsche Verwirrungen

Identitätspolitik Das Dilemma der Bahamas mit der Identitätspolitik

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Dieses Interview mit dem Redakteur der Zeitschrift Bahamas Rajko Eichkamp ist ein gutes Beispiel, wie die „Rechtsantideutschen“ um die Bahamas, die eigentlich als linker Flügel der „Antideutschen“ gelten müssen, weil sie mit den übrigen der antideutschen Bewegung den Pro-US-Imperialismus teilen, dabei allerdings die mit diesem verbundene höchst reaktionäre Ideologie der Postmoderne, des Multikulti, der Identitätspolitik ablehnen, durchaus sehr richtige Beobachtungen machen, diese aber völlig falsch einordnen. Denn jene multikulturalistische Identitätspolitik läuft ja auf das Gleiche hinaus wie das, was die rechte „ethnopluralistische“ Identitäre Bewegung will, nur dass jene als fortschrittliche „Antidiskriminierung“ und Kultursensibilität verkauft wird und daher Kritik daran als rechts gilt. – Jedoch sobald die Polemik gegen Russophilie und Antiimperialismus einsetzt, wird das vorher Gesagte konterkariert, denn das Regime von Putin sorgt ja gerade für die vorher eingeforderte Sicherheit, auch gegenüber dem Islamismus und steht gerade den postmodernen Entwicklungen entgegen, also etwa so wie es Rajko Eichkamp vorher mit mehr oder weniger Recht der AfD positiv angerechnet hat, und das heißt eigentlich aber jenen Entwicklungen, die gerade die ideologische Begleitmusik des US-Imperialismus sind, auch wenn die Bahamas-Leute meinen, dass jene zu diesem im Gegensatz stehen. In Wirklichkeit ist der westliche Imperialismus schon lange antiwestlich, wenn mit „westlich“ die Eigenschaften Aufklärung und der kulturellen Moderne gemeint sind. Der Imperialismus zeichnet sich dadurch aus, dass er die nichtwestlichen Kulturen mit ihren antimodernen Erscheinungen, besonders im Bereich des Islam, in sein Herrschaftsgefüge integriert. Eben darin besteht das Wesen der „Postmoderne“. Der vernunftwidrige Kulturrelativismus wird dazu gebraucht, um die Menschen auf ihre kulturellen Identitäten festzulegen und diese gegeneinander auszuspielen, damit sich keine aufgeklärte emanzipatorische Perspektive Bahn bricht. Das gilt sowohl geopolitisch für die Förderung islamistischer „Rebellen“ gegen halbwegs säkulare Regime als auch für die Förderung islamischer kultureller Besonderheiten in den westlichen Ländern selbst – unter den Schlagworten „Vielfalt“ und „Identität“ … Denn der US-Imperialismus will beispielsweise den islamischen Ländern nicht das Licht der Aufklärung bringen, sondern sie beherrschen und macht sich zu diesem Zweck auch Teile des Islam zunutze. Dazu siehe man nur die Zerstörung der gerade halbwegs säkularen Staaten Irak und Libyen und fast auch Syrien zugunsten des Islamismus. Die postmoderne Identitätspolitik mit ihren Irrationalismen ist dem US-Imperialismus ein willkommenes Herrschaftsinstrument und deswegen wird dieses Phänomen im ganzen westlichen Einflussbereich gefördert. Darin einen antiwestlichen Antiimperialismus zu sehen, ist nur möglich, wenn man den westlichen (US-amerikanischen) Imperialismus mit der modernen westlichen Zivilisation gleichsetzt, wie es die Antideutschen tun, was aber verfehlt ist. In den USA hat wegen ihrer Prägung durch puritanische Pilgerväter Säkularismus und Aufklärung nie den Stellenwert gehabt wie im alten Europa. In Wirklichkeit kann es keine linke Politik ohne Antiimperialismus geben. Das würde eben heißen, dass man das Unrecht oder dessen Verursacher nicht beim Namen nennt. Es gibt zwar einen reaktionären Antiimperialismus, der alle Errungenschaften der überlegenen Kultur, aus der der jeweilige Imperialismus hervorgegangen ist, zerstören will, aber es gibt auch einen aufgeklärten, der sich diese Errungenschaften aneignen will. Viel präziser hat das Phänomen der postmodernen Identitätspolitik, die zu Recht von den „Rechtsantideutschen“ und anderen eher besseren Linken kritisiert wird, schon Hoevels in Die sogenannte Kultur dargestellt und eingeordnet.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Sebastian Hartig

"Wir wissen, dass es auf der Welt Täter und Opfer gibt und wir müssen alles tun, um nicht auf der Seite der Täter zu stehen" (Albert Camus)

Sebastian Hartig

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