Längst hat er die Rettung der Bienen zu seinem Projekt gemacht, jetzt will er Plastiktüten verbieten, schneller aus der Kohle raus und Klimaschutz zum parteiübergreifenden Verfassungsziel machen: Markus Söder ganz in Grün – das lässt viele spotten, weil sie seine Agenda für nichts als hohle Wähleranbiederung halten und ihn selbst für einen derben Opportunisten. Nun ja, erinnern wir uns: Wo erholte sich die bayerische Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze im Januar 2019 vom Wahlkampf, mit Eis aus dem Einwegbecher und Plastiklöffel? In Kalifornien. Kerosin-Katha oder Situationisten-Söder: Wer ohne Klima-Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Die Schöpfung bewahren: Dass Bayerns Ministerpräsident dieses Credo nicht wie andere Konservative nur nachplappert, ist alles andere als Utopie. Das Landesumweltministerium – bei Gründung durch die CSU 1970 das erste in Deutschland – übernahm Söder 2008, stellte sich bald gegen den wirtschaftlich motivierten Ausbau der Donau und somit gegen die CSU. Resolut auch sein Nein zur grünen Gentechnik – und somit zur damaligen CSU-Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Wie er kürzlich „Fridays for Future“-Schüler zum langen Gespräch ohne Presse traf, so hat er es einst nach dem Antritt als Umweltminister mit Ludwig Sothmann gehalten, einem der erfahrensten Naturschützer des Freistaates – nachzulesen in der Söder-Biografie Politik und Provokation.
Als Ministerpräsident war seine erste Amtshandlung, deren Bedeutung über Bayern hinausreicht, für die Übernahme des Artenschutz-Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zu sorgen. Grün- und Blühstreifen an Straßen, Äckern, Gewässern; Biotop-Vernetzung; Ausweitung des Öko-Landbaus; Einschränkung des Pestizideinsatzes – all das wird in Bayern Realität, ebenso Ausgleichszahlungen für Landwirte, 70 Millionen pro Jahr. Das gibt ähnlichen Initiativen in Deutschland Rückenwind.
Schon klar: Söder will den Verlust von Wählerinnen an die Grünen stoppen, und er wird weder BMW noch den Flughafen München dichtmachen. Er will alternative Kraftstoffe für das Fliegen erforschen lassen, träumt von „Innovationen“, der Aussöhnung von Kapitalismus und Klima. Naiv, vielleicht. Aber der CSU-Chef ist damit immerhin weiter und wirkmächtiger als so mancher Sonntagsredner.
Kommentare 7
steht eine namens-änderung an?
CSU: christlich-soziale umwelt-partei.
Skepsis erlebe ich auch. Die CSU hat bei der vergangenen Landtagswahl eine drastische Wählerabwanderung seit 2013 erlebt, während im gleichen Zeitraum der Grüne-Anteil verdoppelt wurde.
Es ist noch nicht lange her, dass in der CSU auf eine vermutete Wählerabwanderung zur AfD ebenfalls mit Anpassung reagiert wurde.
Das Mäntelchen flattert halt ein bisschen im Wind.
Ist doch super..... Menschen können sich ändern und das sollte Anerkennung finden........
Als es darum ging, den Aufstieg der AFD zu bremsen, mutierte der Söder Markus zum Rechtspopulisten; als sich die Stimmung gegen die EU richtete, mutierte er zum Brüssel-Kritiker und Orban-Freund; als der Weber Manfred "Spitzenkandidat" war, muitierte er zum "überzeugten Europäer" und jetzt, da der Klimaschutz und andere grüne Themen in aller Munde sind und sich auch auf den Wahlzetteln auswirken, mutiert er - zumindest verbal - zum Alpen-Habeck.
Ja, so isser halt, der Söder Markus, immer genau da, wo es seiner Karriere, dem Machtgewinn bzw. -erhalt nützlich und dienlich ist.
An den Taten sollt ihr ihn erkennen!
Jedenfalls spricht niemand mehr vom Söderkreuz. Als Öko-Söder wird er seine weitere Karriere wohl besser gestalten können.
Tja. Söder macht blöder ;-)
Als Bienrich aufzutreten mag richtig sein oder falsch. Was die CSU aber übersieht (oder unterschätzt): der Aufstieg der Grünen vollzieht sich parallel zum Abstieg der SPD im linken Lager, dem die CSU nicht angehört.
Das linke Lager steht auch mit starken Grünen und schwacher SPD in Bayern bei 35%, wie seit jeher und das rechte bei 65%. Aus der Tatsache, dass die Grünen nun zur Linken dominieren, als CSU - rechts durch Freie Wähler und AfD unter Druck - zu schließen, man müsse die Grünen imitieren und alles werde gut, ist eine politische Milchmädchenrechnung, bei der man sich die Augen reibt.
Die Grünen zu imitieren funktioniert ja schon bei der SPD nicht, also lagerintern.
Würde Söder durch Fototermine beim Imker Stimmen von Freien Wählern und AfD zur CSU - die früher so stark war wie alle drei Parteien zusammen - zurückbringen, wäre eine solche Taktik richtig. Andernfalls ist sie untauglich.
Sie ist es ganz offensichtlich.
So nach dem Motto:
Neulich am AfD-Stammtisch: "Hoast scho geheert: der Söder schitzt jetzt die Bienen. Die Schwoarzen kömma also wieda wähln!" ^^
Ein vollkommen absurde Vorstellung. So sind die Wähler nicht, derer die CSU verlustig ging.