Vor achteinhalb Jahren waren es eine Million Elektroautos, die Angela Merkel für 2020 auf deutschen Straßen versprach. Dieser Tage lauten die neue Verheißungen: 50.000 neue Ladestationen bis 2022! Bis zu zehn Millionen E-Fahrzeuge bis 2030! Schwenk in die Realitäten der Gegenwart: Zum 1. Januar 2019 bezifferte das Kraftfahrtbundesamt den hiesigen Fahrzeugbestand auf 64,8 Millionen, die Zahl reiner Elektro-Pkw darunter: 83.175.
Aber jetzt wird alles gut, denn der Markt wird es regeln, also: der sogenannte Umweltbonus, die Kaufprämie. 6.000 statt wie bisher 4.000 Euro Zuschuss bei der Anschaffung eines E-Autos, das bis zu 40.000 Euro kostet, versprechen Bundesregierung und Industrie. Sie üben sich so in der Kunst des Marketing-Sprechs, denn: Subvention sind nur die 3.000 Euro, die der Staat zuschießt, die anderen 3.000 Euro entsprechen einem Rabatt der Hersteller, wie er überhaupt nichts mit E-Mobilität zu tun hat, weil er ein übliches Mittel zur Ankurbelung des Umsatzes ist. Das passt ja zum großen Ganzen: Mehr als Marketing-Sprech hat diese Regierung, haben die Großkonzerne dieses Landes kaum zu bieten, wenn es um die Transformation geht, deren ökologische und soziale Erfordernis fast allen deutlich vor Augen steht.
Ökologisch ist die Förderung des alle Städte verwüstenden Individualverkehrs, und sei er elektrisch, ohnehin mehr als fragwürdig. Weiterer Raubbau ist unumgänglich, ohne seltene Erden, Lithium etc. entsteht kein Elektrofahrzeug. Überdies wird so eine Industrie für ihre Nischenprodukte belohnt, derweil sie sich ihrer Innovationsfaulheit so lange nicht schämen wird, solange sich mit SUV-Geländewagen Reibach machen lässt, weil die Regierung hier Regulierung scheut: Der SUV-Bestand stieg zwischen 2018 und 2019 um 20 Prozent auf 3,14 Millionen, eine höhere Rate wies kein anderes Segment auf.
Sozial passt die Kaufprämie zum Klimapaket der GroKo, das die Armen laut Analysen des DIW, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, klar benachteiligt. Selbst wer mit dem Staatszuschuss den Kleinwagen Renault Zoe, das bisher beliebteste mit dem Umweltbonus erworbene Modell, kaufen will, muss erstmal etwa 20.000 Euro selbst berappen können. Warum nicht gleich eine Bahn-Card 100, zumindest für Pendler? Die kostet für ein Jahr in der 2. Klasse 4.395 Euro.
Kommentare 5
- die regierungs-amtlich-bestallten, die von wählern ermächtigten
gehen nicht mit der steuer-gieß-kanne, sondern
mit einem turbo-laub-bläser vor und bereiten der automobil-industrie
den steuer-gedünkten infra-strukturellen nährboden.
- so ge-mulcht sieht die industrie für individuelles fort-kommen
mit garantierter pseudo-reinheit: hoffnungs-froh das kommende.
- hätte man es der "kreativität des marktes " überlassen,
wären auto-käufe zögerlich über die kredit-schiene gelaufen.
und das steuer-geld wäre für den ausbau öffentlichen transports
nützlich geworden.
Achtung, hier schreibt jemand üblen Spam!
Die Schwierigkeit besteht darin, förderungswürdige Dinge zu finden die nicht mit anderem kollidieren oder juristisch Probleme aufwerfen.
Zuerst wäre die Frage, wieso fahren die Leute diese Menge an km und wohin. Wodurch genau bedingt?
Beruf wäre das eine. Das gab es früher auch, aber mit weniger gefahrenen km.
Gründe wären: Handwerk und verarbeitendes Gewerbe wurden aus den Städten und Dörfern verdrängt. Wegen Mieten, Verkehrsanbindung, Ärger wegen Lärm usw, Platzbedarf, Parkplätzen, Gewerbesteuer, Grundstückspreisen.....
Die Nachteile die nun durch Industriegebiete entstanden sind zu Beispiel die langen Wege der Techniker, Serviceleuten und Handwerkern zu ihren Kunden. Dazu Parkplatzprobleme und/oder Kosten. Die Angestellten oder Selbstständigen müssen natürlich in Gegenrichtung zu ihren Arbeitsplätzen kommen. Nicht zu vergessen das Material und sonstiges das transportiert werden muß und die Flexibilität die häufig notwendig ist.
In diesem Bereich wären auch die Jobcenter zu nennen die Arbeitssuchende über weite Strecken vermitteln, auch Zwangsweise. Bei Zeitarbeit sieht es ähnlich aus.
In Verbindung mit diesen Fahrten sind auch Kindergarten, Einkäufe, Arztbesuche, Behördengänge usw zu sehen, die dadurch weitere Probleme aufwerfen und zu schwierigerer Koordination und Fahrkilometer führen.
Daher ist es mit mehr Straßenbahn nicht getan. Die Anforderungen sind vielfältig, zu vielfältig um mit 1 Maßnahme zufriedenstellend gelöst zu werden.
Es würde aber sehr viel zu erreichen sein, wenn man einen Teil der genannten Fahrtgründe beseitigen oder abschwächen könnte.
Die Einführung der E - Mobilität ist wegen der ökologisch problematischen Batterien, der bisher ungünstigen CO2-Bilanz, der unsozial hohen Fahrzeugpreise, der ungesicherten und teuren Stromversorgung für den Strommehrbedarf eine seltsame Entgleisung des gesunden Menschenverstands. Völlig unerwähnt bleibt in Politik und Medien, was mit den zu ersetzenden Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor geschieht: sie werden ins osteuropäische,nahöstliche und afrikanische Ausland verkauft und dort noch jahrzehntelang weiterbetrieben (siehe Kuba). Welch ein Gewinn für das Klima. Der Bahncard 100-Tipp ist gut. Ich nutze seit vielen Jahren eine solche und fahre kaum noch Auto Ich lebe seit meiner Studentenzeit vor 45 Jahren so, wie es die weintrinkenden Wasserprediger jetzt fordern.
E-Mobilität passiert auch mit elektrisch unterstützten Fahrrädern. Davon fahren schon jetzt ca. 2 Millionen Stück. Ende des Jahres sollen es schon 3 Millionen sein! Und weil man sich beim Betrieb bewegen muss, gibt es statt CO2 mehr Gesundheit. Wo bleibt die Unterstützung von Staat und Unternehmen, die beim Auto so großzügig mit Steuergeldern umgehen?