Es könnte in diesen Tagen so schön sein als Linker, oder wahlweise, als Person mit heterodoxem Blick auf die Wirtschaftsgeschehen, als Kritiker des ökonomischen Mainstreams in Deutschland. Letzterer hat in Bundesbank-Präsident Jens Weidmann einen seiner aufrechtesten Vertreter: Weidmann opponiert gegen die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Donnerstag dieser Woche einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Doch er gehört zu einer Minderheit im EZB-Rat und kann den Kurs des EZB-Präsidenten Mario Draghi nicht aufhalten. Nirgendwo sonst kämpfen die Vertreter der wirtschaftspolitischen Positionen, die in Deutschland die Mehrheit und international die Minderheit abbilden, auf so vergeblichem Posten wie in der Geldpolitik.
„Die EZB scheint am Ende ihres Lateins angekommen“, kritisiert der als Präsident des ifo-Instituts bald scheidende Hans-Werner Sinn die neuerliche Ausweitung des ultralockeren EZB-Kurses. Wenn eine Privatbank sich nun bei der EZB Geld leiht, dann muss sie dafür genau null Prozent Zinsen zahlen. Ein Leitzins von null Prozent, das hat es in Europa noch nicht gegeben. Außerdem weitet die EZB ihr Aufkaufprogramm für Anleihen weiter aus, von April an wird sie die Finanzmärkte mit 80 statt bisher 60 Milliarden Euro monatlich fluten. Und Privatbanken, die Geld bei der EZB parken wollen, müssen dafür 0,4 statt wie bisher 0,3 Prozent Zinsen bezahlen. „Strafzinsen“ nennen das die Kritiker, „negative Einlagenzinsen“ die neutralen ebenso wie die Draghi gewogenen Beobachter.
Doch die Zeiten sind nicht schön, auch wenn sie etwa von Portugals neuer Mitte-Links-Regierung mit ihrem Versuch, sich vom Spardiktat aus Brüssel ein wenig zu lösen, etwas den Druck nimmt: Durch Draghis Bekäftigung seiner am 26. Juli 2012 ausgesprochenen Worte („Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro.“) an diesem Donnerstag, sanken die Renditen auf portugiesische Anleihen. Dadurch hängt das Damoklesschwert, den eigenen Staat, den die Regierung etwas weniger kaputtsparen will, aufgrund unmöglicher Konditionen an den Märkten nicht mehr finanzieren und sich deshalb in die mit einem neuen sogenannten Rettungsprogramm verbundene Obhut Brüssels und Berlins begeben zu müssen, etwas höher.
Doch wer glaubt an eine durchschlagende Wirkung der neuerlichen Maßnahmen aus der EZB-Zentrale in Frankfurt am Main? Wer wagt zu hoffen, nun würden die Kredite von den Privatbanken an die Realwirtschaft fließen, die sich dadurch zu plötzlichen, umfangreichen Investitionen imstande sieht, Arbeitsplätze für die EU-weit rund 22 Millionen arbeitslosen Menschen schafft und das von der EZB für den Euro-Raum 2016 auf 1,4 Prozent prognostizierte Wachstum zu übertreffen hilft? Zustimmen kann man Draghi wohl nur hinsichtlich seiner Aussage, ohne seinen geldpolitischen Kurs der vergangenen Jahre wäre alles noch viel schlimmer und eine desaströse Deflation längst Realität. Eine einigermaßen eingehegte Krise, das ist der Normalzustand in Europa – und deren Eskalation die wahrscheinlichere Aussicht denn ein Ausweg hin zu Stabilität, Prosperität und Zukunftsoptimismus als Status quo.
Die Weltwirtschaft erlebt fragile Zeiten, einst boomende Schwellenländer wie Brasilien taumeln ebenso wie Europas Banken bar jeder Ahnung, wie ein nachhaltiges Geschäftsmodell für die Zukunft aussehen könnte, China arrangiert sich mit seinen Grenzen des Wachstums und braucht deshalb weniger Importe etwa aus Deutschland. Stimmen wie die des US-Ökonomen Robert Gordon werden lauter: Die volkswirtschaftlichen Wachstumsraten seit Beginn der industriellen Revolution seien ein historischer Ausnahmefall, ein Arrangement mit dem, was ist, sei zu empfehlen.
Doch dann glimmt ein kleiner, neuer Hoffnungsschimmer in dieser bedrückenden Lage auf: Helicopter Money, von Mario Draghi am Donnerstag als „interessantes Konzept“ geadelt. Die Idee: Geldfluten aus der Zentralbank gehen nicht mehr an die Finanzmärkte, wo sie statt produktiver, realer Investitionen die Gefahr für Börsen- oder Immobilienblasen steigern, sondern direkt an die, die Geld ausgeben und damit die Nachfrage verstärken: Bürger, Konsumenten, kleine und mittlere Unternehmen, Kommunen etwa.
Es scheint, als sei Europas nächster geldpolitischer Höhepunkt näher als jede und jeder bisher sich vorzustellen imstande war. Für den ökonomischen Mainstream in Deutschland wären Helikotper voller Geld zum Abwurf, die die Zentralbank aufsteigen lässt, fraglos ein neuer Tiefpunkt.
Kommentare 32
Willkommen in der deflation! Das freilich ist nicht die nachricht von heute, sondern bereits die von 2012. Und dass ein entkommen daraus allein mit geldpolitischen massnahmen nicht funktioniert, beweist Japan seit 25 jahren.
Statt allerdings geld per kredit zum null-tariff an die nachfrager zu verteilen (die wären schön dumm, wenn sie sich darauf einliessen, denn sobald die zinsen wieder steigen, wären sie die "angemeierten" um nicht zu sagen die ange"draghiten"), muss über eine reale umverteilung von einkommen nachgedracht werden. Dh. es ginge um: "profite runter und löhne hoch". Aber bis das konzensfähig wird muss es dem kapitalismus schon sehr schlecht gehen. Der geldpolitische budenzauber der EZB bewirkt heute nichts mehr, weil er viel zu spät und in viel zu kleinen dosen verabfolgt wurde.
Im übrigen: hängt "...das Damoklesschwert... etwas höher", ist es umso gefährlicher, wenn es runterfällt.
»Helikopter am Horizont«
Erinnert spontan schon an Apocalypse Now
"bar jeder Ahnung, wie ein nachhaltiges Geschäftsmodell für die Zukunft aussehen könnte"
Da hilft nur Eins: Kaputt machen und neu aufbauen.
Bundesbankchef Jens Weidmanns vernehmbar halbherzige Protest gegen die Geldpolitik des EZB- Chefs Mario Draghi hat ein ähnliches Alleinstellungsmarkmal Geschmäckle wie Bundeskanzlerin Angela Merkels Kritik an den Grenzschließungen in Mazedonien, Grenzkontrollen in Österreich, Slowenien..
Weidmann fährt still seinen Teil der Mario Draghi Ernte aus dem Handel mit griechischen und anderen Staatsanleihen der EZB als Bundesbankgewinn in Miliarden € Höhe ein, ohne diesen, wie von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble großmundig angekündigt und versprochen, soweit der Bundesbankgewinn aus dem EZB- Handel mit griechischen Staatsanleihen stammt, an Griechenland abzuführen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel vergisst, angesichts mehr oder weniger geschlossener Grenzen auf der Balkanroute, abebbender Flüchltingsströme, statt 4000 Flüchltingen/Tag kommen nun nur noch 400/Tag nach Deutschland, lt. Bekundung des bayrischen Innenminsters Joachim Hermann in der aktuellen Münchner Runde, ihr großes Wort vom 5. September 2015 "Wir schaffen das", das Dublin III Abkommen war anfangs gut gemeint, nun ist es hin und verzichtet nun plötzlich, anders als im Fall des mit Kriegsflüchtlingen überfüllten Hauptbahnhofs Budapest im September 2015, auf Hilfen für das Nicht- EU- Land Mazedonien, z B. durch eine "Luftbrücke für Flüchltinge in Not", wo gegenwärtig unversorgt 13 000 darunter überwiegend syrische Kriegsflüchtlinge in Elendsquartieren mit Kind und Kegel im Freien unterkühlt in durchnässten Klamotten hocken und nicht ein noch aus wissen.
Das geschieht so als ob Angela Merkel ihr großes Wort vom Scheitern des Dublin III Abkommens nie gesprochen hätte, dieses nun im Namen Schengens unmerklich wieder aufleben lässt
http://www.thepetitionsite.com/de-de/536/777/682/luftbr%C3%BCcke-f%C3%BCr-fl%C3%BCchtlinge-in-not/
Luftbrücke für Flüchtlinge in Not
53 UNTERSTÜTZER/INNEN
VON: Joachim Petrick
ZIEL: Mitglieder des Deutschen Bundestages
https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/bombt-draghi-maastricht-kriterien-ins-koma
JOACHIM PETRICK 13.03.2015 | 15:07
Bombt Draghi Maastricht Kriterien ins Koma?
Griechenland Was Goldman Sachs 2001 vermochte, Griechenland in die Eurozone zu katapultieren, warum sollte das der EZB nicht jetzt gelingen, Griechenland in der Eurozone zu halten?
Jede Zeche muss irgendwann bezahlt werden.
"Es scheint, als sei Europas nächster geldpolitischer Höhepunkt näher als jede und jeder bisher sich vorzustellen imstande war"
Es gleicht nahezu dem Szenario der Großmächte am Vorabend des Ersten Weltkrieges 1914, Auch damals war, anders als heute, auf Goldstandardbasis, zu viel Money auf großen Haufen gebunden, ungebremst weiteren Kreditaufnahmen für imperiale Rüstungsbestrebungen als Sicherheit zu dienen. Darunter im Deutschen Reich der seit 1882 duch Einführung der gesetzlichen Altersrente bei Erreichen des 70zigsten Lebensjahres, was selten geschah, im Umlageverfahren große Haufen an Goldmark Beitragsaufkommen.
Noch vor dem eigentlichen Beginn des Ersten Weltkrieges hob das Deutsche Kaiserreich unwidersprochen die Goldstandardbindung der Mark auf, um dann den Krieg selber als Deckung zu nehmen, nun ungebremst Geldnoten über Geldnoten in Umlauf gebracht zu drucken, die dann absehbar 1923, egal ob verlorener, gewonnener Krieg, zu einer Hyperinflation führen musste.
Andererseits erscheint mir jetzt die Negativzinspolitik der EZB, FED, Bank von England, Teil einer Orgie der Unverfrorenheit gegenüber dem Rest der Welt zu sein,
"Seht her, ihr da draußen, ihr Armen, Elenden, Verlassenen, von der asymmetrischen Weltwirtschaft, Währungsverbünden in Schattenwirtschaften, Schattenbankwesen Ausgewilderten, wir haben die Haufen Geldes, die ihr für euer Leben, euer Dasein, euren Wohlstand braucht, ihr kriegt es aber nicht, eher verbrennen wir es in Spekulationsblasen aller Art, voran bei Spekulationen mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen, konventioneller und atomar modernisierter Aufrüstung der G 7 plus X Staaten.
Bei der Rüstung sind sie fix. gegen den Hunger, Durst, das Flüchtlingselend in der Welt tun sie nix"
Gegenwärtig findet eine gigantische Vernichtung kleiner Ersparnisse, Renten, Pensionen, Alterversicherungen usw. statt. Im Grunde ist es sogar eine riesige Umschichtung von Arm zu Reich, da die "Reichen" von der "Geldpolitik" profitieren können, während die Armen nur hilflos zusehen müssen.
Das große Drama daran ist, dass die Enkel von Marx völlig ahnungs- und hilflos sind. So viel zu "Es könnte in diesen Tagen so schön sein als Linker,".
Linke haben sich bezüglich der Wirtschafts- und Finanzpolitik völlig in ihre Luftschlösser und Wolkenkuckuksheime verabschiedet und träumen von einer heilen Welt prekärer Selbstbestimmung, aus der allerdings Abhängigkeit in einem noch nie dagewesenen Umfang erwachsen wird.
"Jede Zeche muss irgendwann bezahlt werden."
sagte der Schuldnerstaat und ließ seine privaten Gläubiger in KZs festnehmen, ihm als Arbeitssklaven zu dienen, oder war es der Globalplayer, der die Bevölkerung von Schuldnerstaaten für Sklavenarbeit in baylonische Gefangenschaft nahm?
Vonwegen Zeche bezahlen, wir müssen lernen, nicht zu bezahlen, sondern Zahlungen an uns im Namen sozialen Ausgleichs und zwar weltweit, zu verlangen, bevor die Haufen an Unmengen Geldes in Pensions- , Staats- , Hedgefond Stauseen alle Dämme zum Bersten bringen und als Sintlfut ins Tal der Tränen hinab über uns hereinbrechen.
Sozialer Ausgleich und zwar weltweit ist nicht nur eine soziale Frage, sondern eine Frage an die geld- und Finanzpolitti der Staaten, der Globalplayer beim Umgangs mit unübersehbaren Haufen Geldes, die in gefahrenreiche Verwerfungen geraten sind
"Für deutsche Ökonomen eher nicht ansteckend: Mario Draghis Lächeln"
Draghis Lächeln hat etwas "pastorales". Er wirkt auf mich, wie ein Hirte. Oder wie sein Messdiener, der gerade den Klingelbeutel geklaut hat und dem es egal ist, dass man ihm deswegen die Beichte abnehmen könnte; weil er weiß, dass er das Geld für wohltätige Zwecke guten Menschen in die helfenden Hände geben wird...
Das Heli-Geld ist in der Tat eine interessante Alternative, bzw. die angemessene Äquivalenzreaktion zum ständigen Geldentzug aus Wirtschaft u. Gesellschaft durch Geld-Hortungen und die KreditRÜCKzahlungen (= zu 90% o. so Geldvernichtung), - und zwar nicht erst seit gestern.
Bisher waren bloß
a) die allein medial/öffentlich rezipierten Vertreter dieser Idee in ihren Rahmenbedingungen (z. T. wieder durch Verschuldung erlangtes, d. h. zur Rückzahlung/Vernichtung oder Wiederhortung vorgesehenes Geld bsplw.) und
b) in ihren Interessenslagen
nicht sehr sauber.
zu a) Nebenbedingungen:
Vor allem setzt sowas DORT kompetitive Wirtschaftseinheiten und engpass-freie/-behebbare Produktiv-/Produktionsfaktoren voraus, WO das Heli-Geld abgeworfen wird und landet.
Ein bißchen wirken die bisherigen Maßnahmen ja auch in der Mittelschicht hinsichtlich Hausbau & Immo-Erwerb positiv, - aber eben auch preistreibend (Gebäude), - und für den Boden-Anteil in (Groß-) Städten kann man oft von einer hohen, fast schon hypermäßigen Vermögenspreisinflation sprechen, während bei den verbrauchsnäheren Gütern u. Leistungen - wie sie z. B. H4ler, Aufstocker, Niedriglöhner etc. wesentlich nachfragen -, hinreichender Wettbewerb und nur wenige, bzw. behebbare faktorielle Einschränkungen bestehen, so daß das Risiko einer hohen Verbraucherpreisinflation durch Heli-Geld so gering erscheint, daß jetzt zumindest entsprechende TESTS durch DIREKTtüberweisung von NB-Geld auf die Konten der genannten Gruppen erfolgen sollten und könnten. Klar, daß auch die Flüchtlingsausgaben/-budgets hier ebenfalls profitieren könnten, wenn nicht die Direktüberweisung zwingend wäre, denn in der Cameralistik des Staatswesens gehen zusätzliche Mittel eben oft nicht in zusätzliche Güter & Leistungen, sondern vervielfachen oft bloß das Chaos u. die Kosten (BER, LaGeSo usw.), - wobei die Erfahrungen in der zunächst nicht-öffentlichen Privatwirtschaft sehr oft die gleichen sind: hohe Mittel ziehen Blender u. Absahner an, bzw. lassen Kontrolle u. Wirtschaftlichkeit hintenrüberfallen, - siehe Temic, VW, AEG, Quelle, Fujitsu-Siemens usw.
Die Sparer-Kläger seien daran erinnert, um welch hohen Preis die Staaten bisher als Dukatenesel der Anleger gehalten wurden, - was weder Staaten noch ihren Gesellschaften wirklich gut bekam.
Kleiner Vorschlag am Rande:
Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt so um die 25000Euro,das statistische Pro-Kopf Vermögen so um die 60000Euro (alles frei gemittelt nach Pispers, die Zahlen differieren je nach Experte).
Da könnte man doch pro Kopf 20000 Schulden zurück zahlen, pro Kopf 20000Euro auszahlen und der Rest an Euros wird dem Staat gespendet für zukünftige Aufgaben (z.B. Flüchtlinge menschenwürdig behandeln und versorgen). Das sogenannte von vorne anfangen Konzept
Ach ne hahaha, hab nur n sdadistisches Späßle gmacht
Wir haben ein kompliziertes Finanzsystem und das nicht unabsichtlich. Daher ist es sinnlos eine Maus fangen zu wollen, wenn man von 2 Fluchtwegen einen bewacht und den zweiten offen läßt.
Man sollte sich schon fragen ob es nicht Absicht war eine sinnlose Geldflut zu erzeugen, wenn der Weg in die Realwirtschaft keine Einbahnstraße ohne Abzweig ist. Man hat eine Blase erzeugt und um die zu verringern bläst man noch mehr hinein. Den Banken Geld zu geben und ihnen zu überlassen was sie damit tun - welch ein Blödsinn.
Klar was dabei herauskommt. Aber ist die EZB wirklich so naiv?
Bevor es Helikoptergeld gibt, was prinzipiell und eigentlich Bürgergeld bedeutet, wird es zwei Währungen geben: eine fürs Proletariat und eine für die Herrschaft. Was man für welche Währung bekommen kann und wer zu welcher berechtigt ist, wird Aufgabe des Staatsadels. Hallelujah...
Das Zweiklassengeld in der Zweiklassengesellschaft
Ich weiß gar nicht was Sie wollen ;-) die Zitrone Mittelstand ist doch noch lange nicht ausgequetscht, oder glauben Sie etwa unser Ex-Goldman Sachs Manager hat da irgendwelche anderen Intentionen als Zitronen ausquetschen...
Aber ist die EZB wirklich so naiv?
Natürlich nicht. Der Satz, Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun, kann an dieser Stelle keine Anwendung finden.
Draghi's Salamitaktik- mit Verweis auf die seit dem 3.12.2015 offenbar verschlechterten, geldpolitischen Rahmenbedingungen- macht durchaus Sinn: Schliesslich wusste er schon vor drei Monaten, dass er das QE nicht nicht nur um weitere sechs Monate verlängern will, er wusste auch ganz genau, dass er das Volumen der Anleihenkäufe in einem nächsten Schritt erhöhen wird! Dass er damit eine "desaströse Deflation" verhindert hat, steht diametral zur vorherrschenden Lehrmeinung- aber wir leben ja auch in ganz, ganz speziellen Zeiten..! Ein Kernindikator bildet die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes: Sobald die steigt und sich von ihren Tiefständen löst- nach fast 40 Jahren- wird auch die Inflation anziehen- und wie! Doch das wird sich nur mit Helikoptergeld erreichen lassen..!
Wie die hostorisch tiefe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zeigt, bewegen sich die Geldströme nur noch zwischen den Noten- und Zentralbanken auf der einen Seite- und den Geschäftsbanken auf der Anderen, was mit ein Grund für die Einführung von Negativzinsen war: Das Geld sollte schliesslich endlich im Wirtschaftskreislauf, bei den Konumenten und Unternehmen, in Form von (günstigen) Krediten ankommen. Nur haben die wiederum nicht allzu grosses Interesse daran, mehr Geld auzugeben, als (unbedingt) nötig, sei's, weil ihnen real immer weniger zur Verfügung steht (die Reallöhne stagnieren in praktisch allen, westlichen Industrienationen seit nunmehr zwei Jahrzehnten) oder weil sie es auf dem Sparkonto horten, zumindest jene, die noch etwas zurücklegen können. Dasselbe zeigt sich bei den Unternehmen: Das Geld wurde, zumindest bei den börsenkotierten Gesellschaften, in den letzten Jahren hauptsächlich für Aktienrückkaufprogramme- und nicht für Neunvestitionen- eingesetzt.
Was das wieder stark diskutierte Helikoptergeld anbelangt: Sollten irgendwann einmal tatsächlich Helikopter über unseren Köpfen kreisen und sackweise Geld anwerfen, dann bedeutet das a) dass dieses Geld an den Geschäftsbanken vorbei fliegt und sich b) deshalb innert kürzester Zeit entwerten wird! Wohin das führen wird, hat uns die Entwicklung beim Simbabwe Dollar eindrücklich gezeigt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/hyperinflation-simbabwe-streicht-zwoelf-nullen-a-604974.html
Auch die Deutsche Hyperinflation von 1914 bis 1923 kann hier als Matrix für künftig mögliche Entwicklungen heran gezogen werden:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914_bis_1923
Hm, Helikoptergeld wäre ja eine schöne Anschubfinanzierung für das bedingungslose Grundeinkommen. Dazu noch die Einführung von Vollgeld und Politik und Ökonomie wären wieder konkruent mit einer europäisch-gesellschaftlichen Gesamttendenz: dem Postmaterialismus. Nach meiner Beobachtung nämlich ist der vegane Lebensstil gerade bei Jugendlichen sehr angesagt, geht es eigentlich noch postmaterialistischer? Ökonomie und Politik sollten sich an Tendenzen der jungen Generation orientieren, wenn sie Zukunft gestalten möchten.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis in D die Immobilienblase platzt, die durch die EZB mit ihren Maßnahmen weiter aufgepumpt wird. Komisch, dass ich nirgendwo lese, wie eine dann einsetzende Kernschmelze der Finanzindustrie durch Einführung von Vollgeld stablisiert werden könnte. Es gibt einfach keine politisch-ökonomischen Konzepte im Diskurs, die die Verunsicherung der Leute auffangen könnte - das totale politische Versagen aller Parteien! Kein Wunder, dass die AfD als Protestpartei so attraktiv wirkt, niemand hat anscheinend nen Plan im sedierenden In-Den-Dauerkrisen-Auf-Sicht-Fahr-Politikstil von Merkel, also ist es ja auch egal, dass die AfD auch keinen hat. Hauptsache Protest.
http://www.vollgeld.de/vollgeld-in-der-kritik
Bei Nullzins braucht es keine privaten Banken mehr. Die Organisation der Zahlungsströme ist allerdings lebenswichtig und ein öffentliches Gut. Das gehört als Infrastruktur in öffentliche Hände und demokratisch kontrolliert.
Die EZB zahlt jetzt Prämien an die Banken für Kreditvergabe! Eine Art Abwrackprämie, allerdings nicht aus öffentlichen Mitteln, sondern mit frisch gepresstem Geld. Gleichzeitig ist es gegen alle "heiligen" Regeln, dass die EZB direkt Gemeinwesen finanziert. Die Jungs sind genau so am Ende wie das Assignatenunwesen vor der französischen Revolution! Wo bleibt der Wohlfahrtsausschuss?
Ist das in einer sehr ungleichen Gesellschaft überhaupt nötig? Faktisch gibt es doch zwei Klassen, wenn z.B. ein BGE eingeführt wird, das gerade so zum Leben reicht. Wozu eine zweite Währung?
Interessante Assoziation - es ließe sich noch hinzufügen, dass junge Menschen sich auch von der Idee des privat-PKWs abwenden. Wir stehen am Übergang zu einer Ökonomie ohne Wachstum, und die Frage ist "einfach" welches Geld und welche Form der Verteilung dieser angemessen sind: BGE wäre eine Möglichkeit, aber ist es psychologisch gesehen die beste? Und wozu Vollgeld, wenn der Leitzins ohnehin bei null liegt?
Die Enkel von Marx zucken mit den Schultern und sagen "genau das hat Opa doch auch vorhergesagt"...;-) "Die" Reichen flüchten gerade massenhaft in Immobilien, weil das der einzige Bereich ist wo es noch Rendite gibt. Nicht mehr lange.
Abhängigkeit gibt es in einer arbeitsteiligen Gesellschaft immer, die Frage ist wovon: Vom privaten Arbeitgeber oder vom leidlich demokratischen Staat? Will sagen, wenn die Selbstbestimmung staatlich abgesichert ist, ist doch alles in Butter.
Sozialismus für die Unterschicht, Kapitalismus für die Oberschicht.
Das klingt doch mal gut, wenn die Oberschicht sich untereinander zerfleischt und die Unterschicht ein Stück weit geschützt ist...;-)
Das findet man solange gut, bis man merkt, daß man sich für eine bestimmte Währung nur bestimmte Dinge kaufen/leisten kann^^.
Das ist jetzt wieder eine andere Frage. Aber wie gesagt, diese Situation haben wir ja jetzt schon mit einer einzigen Währung.
Alle verfügbaren Instrumente sind ausgeschöpft und ohne Sichtbare Erfolge verpufft. Was wenn nun eine große Krise wie in den Jahren 2000 und 2008 aufkommt? Welche Instrumente stehen dann noch zur Verfügung? Zumindest keine, die in der Vergangenheit benutzt wurden (wie Zinssenkungen), da bereits alles voll eingesetzt wurde.
Thomstein, ich stimme ihnen vollkommen zu. Herr Draghi wurde von so vielen Personen aus so vielen Ländern gewarnt, aber er geht unbeeirbar seinen Weg und lässt sich nicht beraten. Er wird sicherlich in die Geschichte eingehen, als derjenige der den größten Crash aller Zeiten herbeigeführt hat.
Ich glaube, es war vielen klar, daß diese Maßnahmen gar nicht wirken können. Aus ganz praktischen Gründen heraus. Insofern auch die Frage: Sollten sie wie gedacht gar nicht wirken sondern hatten sie einen anderen Zweck?
Wenn es preiswerter wird Kredite aufzunehmen, denn Geld als Spareinlage zu hinterlassen, wird der Privathaushalt zum natürlichen Partner der EZB an Banken, Sparkassen vorbei mit eigenem EZB- Konto oder gar wie im islamisch zinsfreen Hawala Geld- und Finanzsystem Teilhaber an gemeinsamen Unternehmen mit der EZB als weiterem Partner im Boot, um nicht in Sacehn, das auch, aber vor allem in Lebensentwürfe von Menschen zu investieren