Den rot-rot-grünen Senat der Hauptstadt hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wohl fest in ihrer Hand, zumindest SPD und Linke: Während alle Bundesländer die Rückkehr der Schulen in den Regelbetrieb auf den Weg gebracht haben, will Berlin vor den Sommerferien, die am 24. Juni starten, nicht vom Wechselunterricht lassen. Das sei zu aufwändig, heißt es das eine Mal; zu gefährlich das andere Mal – bei einer Sieben-Tage-Inzidenz, die mit zuletzt 33 unter Bundesdurchschnitt lag, und obwohl die Zahlen auch der Jüngeren rückläufig sind; ihr Anteil an allen Infizierten steigt allein deshalb leicht, weil der der geimpften Älteren sinkt.
In diesem Fall geht das leicht erkennbar auf die GEW zurück, deren Landesvorsitzender Tom Erdmann – ein Mann der Linkspartei – laut Rundfunk Berlin-Brandenburg ins Feld führte, man dürfe ja nicht vergessen, dass in der Schule auch Erwachsene arbeiten. Ergänzt sei: Erwachsene, deren Brutto-Entgelt in Berlin oft mehr als 5.000 oder gar 6.000 Euro beträgt, deren Arbeit im vergangenen Jahr oft Eltern aufgebürdet wurde und die bei den Impfungen zu den priorisierten Gruppen zählen. Der Autor dieser Zeilen kennt etliche Lehrer in Berlin – und jeder darunter hat mindestens eine Impfung erhalten; die allermeisten übrigens sind für eine Rückkehr zum Regelunterricht.
Gleitzeit in die Sommerferien
Ihr Interessensverband aber macht mobil für bequeme Gleitzeit in die Sommerferien, da können noch so viele Kinder aufgrund mangelnder sozialer Kontakte psychisch erkranken. Wer die Rechte von Kindern derart mit Füßen tritt, um Erwachsene zu übervorteilen, sollte sich fortan nicht mehr „Bildungsgewerkschaft“ nennen, die GEW entpuppt sich zumindest in Berlin als schlichte Lobbygruppe für Privilegierte. Die Schamlosigkeit, Kindern eine harte Corona-Testpflicht aufzubürden, Arbeitgebern aber nicht, wird hier tatsächlich noch übertroffen.
Der größte Skandal aber ist, wie sich SPD und Linke vor diesen Karren spannen lassen. Als die Grünen zuletzt erkennen ließen, ihr Justizsenator werde die entsprechende Verordnung zur Beibehaltung des Wechselunterrichts nicht mitzeichnen, erdreistete sich die SPD-geführte Bildungsverwaltung zu drohen, dann werde eben von diesem Dienstag an gar kein Unterricht mehr stattfinden. Gut, dass Klagen gegen diesen Irrsinn, unterstützt etwa von der „Initiative Familien“, auf den Weg gebracht und die ersten Eilanträge rechtzeitig vor der Senatssitzung an diesem Dienstag entschieden worden sind: demnach ist die pauschale Beibehaltung des Wechselmodells rechtswidrig.
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