Der Hardcore-Realist

Ukraine-Krieg Im Westen verschmäht, in China ein Star: Der US-Politikwissenschaftler John J. Mearsheimer legt in Berlin seine Sicht auf Russland, die Ukraine und die Verantwortung für den Krieg dar. Eine Begegnung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2022
In China ist er ein Star – und fühlt sich intellektuell fast zu Hause. Im Westen hingegen lebten die meisten Leute in einer Traumwelt, sagt Mearsheimer
In China ist er ein Star – und fühlt sich intellektuell fast zu Hause. Im Westen hingegen lebten die meisten Leute in einer Traumwelt, sagt Mearsheimer

Foto: Yasin Ozturk/AA/Picture Alliance

Peter der Große, es muss doch jetzt endlich raus, „Peter der Große“, ruft also der Mann aus der letzten Reihe und erschrickt sogleich über sich: „Sorry to interrupt you“, dämpft er schuldbewusst seine Stimme und blickt nach vorne zu John J. Mearsheimer, dem er ins Wort gefallen ist. Aber wenn der hier sage, es gehe im Ukraine-Krieg nicht um Wladimir Putins Imperialismus, was solle man dann davon halten, dass sich Putin jüngst mit Peter dem Großen verglichen hat? Dass er sich östlich der russischen Grenze jetzt „Gebiete zurückerobern und stärken“ sieht, wie der Zar das im 18. Jahrhundert in Schweden tat?

Ein Knistern liegt in der angenehm kühlen Luft des Konferenzraums, nicht nur an dieser Stelle, aber das