Wenn die Mauer fällt

Brasilien Eine Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff würde die Gesellschaft mehr denn je spalten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2016
Vizepräsident Michel Temer würde Dilma Rousseff zunächst im Amt beerben
Vizepräsident Michel Temer würde Dilma Rousseff zunächst im Amt beerben

Foto: Evaristo Sa/AFP/Getty Images

Der Deutungsstreit um die brasilianische Krise hat längst deutsche Medien erreicht. Einige Publizisten verlangen in Einklang etwa mit dem britischen Economist den Rücktritt von Dilma Rousseff. Andere stufen den Versuch, die Präsidentin zu entmachten, als „kalten Putsch“ ein. In Brasilien selbst ist die Gesellschaft bis in die sozialen Lebenswelten hinein polarisiert. Eine solche Virulenz der Krise ist untypisch für ein Land, in dem die Unabhängigkeit, die Abschaffung der Sklaverei, die Gründung der Republik und die Überwindung zweier Diktaturen im 20. Jahrhundert nicht durch Revolutionen, sondern dank politischer Aushandlung zustande kamen. Wie also lässt sich die seit drei Jahren andauernde offene Konfrontation erklären?

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