Mo_Demo 165_1: Kacke quillt aus allen Dükern

S21 Die Welt bebt. S21 steht. Demnächst vielleicht knietief in Merkels Scheiße. Das jedenfalls kann man aus der gestrigen Rede von Hans Heydemann polemisch schließen.

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Erster Hauptredner auf der 165. Montagsdemo war der Ingenieur Hans Heydemannvon den Ingenieuren 22, die jüngst auf die bislang öffentlich verschwiegene Abwasserproblematik in Zusammenhang mit S21 hingewiesen haben.

Der Tiefbahnhof zerschneidet nämlich sämtliche Abwasserkanäle der Innenstadt. Der größte und komplizierteste davon ist der sogenannte Nesenbachdüker. Und der ist noch nicht einmal planfestgestellt. Bei den geplanten (notwendigen) Umbauten all dieser Abwasserkanäle/ Dücker sind u.a. solche Kleinigkeiten zu vermeiden wie der Einsturz derohnehin bereits gefährdeten LBBW-Fassade am Bonatzbau – wenngleich die Symbolik durchaus nicht abwegig wäre, würde diese CDUSPD-Zockerbank dann buchstäblich selbst in der Scheiße versinken.....

Neben bereits offensichtlichen Fehlplanungen im Bauablauf sind bei dem, was da für die Zukunft geplant ist, Rückstaus von Abwasser und in der Folge Überflutungen der Innenstadt zumindest bei Starkregen absehbar. Ebenso absehbar sind Folgekosten z.B. durch ständige notwendige Reinigungsarbeiten von Rückständen. „Der Tiefbahnhof verschlechtert also die gesamte Abwasserableitung der Innenstadt.“ Das Tiefbauamt der Stadt Stuttgart hätte dem aus fachtechnischer Sicht nicht zustimmen dürfen. Das wirft zum xten Mal die Frage nach politischer Einflußnahme zu Laten des Gemeinwohls und des Schutzes von Gesundheit, Leben und Eigentum der Bürger auf.

Politisch pervers wird die Sache dadurch, dass die Stadt, um die als Grundstückskauf ( Gleisvorfeld) getarnte Subvention von S21 finanzieren zu können, die Kanalisation an US-Investoren verkauft und zurück geleast hat (Cross-Border-Leasing), damit die wiederum Steuern hinterziehen können. Dieses – laienhaft ausgedrückt - mehrfachkriminelle Unterfangen hat nun zur Folge, dass die Investoren als Eigentümer dem Umbau und der Verschlechterung der Kanalisation zustimmen müssen.

Die Schlusspointe: der zuständige SPD-Technikbürgermeister und S21-Krieger Dirk Thürnau wusste angeblich bislang gar nichts davon und behauptete vollmundig, die Abwasserkanäle seien "definitiv" nicht verleast. Und täglich grüßt das Lügenpack.....*) **)

Vertiefend sei hierzu zunächst allgemein zu solchen Dükern Wikipedia zitiert:

Problematisch ist jedoch, wie bei Flüssen häufig der Fall, dass die Mengen um mehr als das Hundertfache schwanken (Regenwetter). Deshalb werden oft mehrere Röhren parallel verlegt und je nach Wasseranfall beschickt. Da das System nicht regelbar ist, kommt es, insbesondere bei stark mit Sinkstoff belasteten Wässern, zu Ablagerungen, die mit hohem Kostenaufwand beseitigt werden müssen.“

Update: Den Originaltext der Rede gibt es ab 22.03.2013 bei BAA.

Ergänzend dies.

Vertiefend sei hierzu zunächst allgemein zu solchen Dükern Wikipedia zitiert:

Aktuelle archäologische Ausgrabungen (2008) im ehemaligen Württembergischen Weinkeller des Alten Schlosses deuten darauf hin, dass die äußere Schutzmauer des Vorgängerbauwerks während eines Hochwassers durch Unterspülung eingestürzt war. Beim Wiederaufbau wurden die neuen Mauerzüge um 45 Grad gedreht, so dass sie nun parallel zum Bachverlauf lagen.[ Beim Tunnelbahnhof macht man es jetzt wieder umgekehrt! - SG] …. Erhebliche Hochwasserschäden richtete der Nesenbach immer dann an, wenn bei heftigem Gewitterregen die Wassermassen von den steilen Hanggebieten ins Tal strömten. Innerhalb weniger Minuten konnte die normale Wasserführung von 20 bis 100 l/s auf 60 bis 100 m³/s, also bis zum Tausendfachen anschwellen......Er ist heute der wichtigste Hauptsammler im Stuttgarter Kanalnetz und dient als Abwasser- und Regenkanal für das gesamte südliche Stadtgebiet.…...Für die Unterquerung des neuen Hauptbahnhofs Stuttgart 21 sollte ab April 2012 der Nesenbach-Düker gebaut werden, der den Hauptsammler unter dem geplanten Bahnhofstrog durchführen soll. Insofern ist der Bau des Nesenbach-Dükers eine unabdingbare Voraussetzung für die Realisierung des Projektes Stuttgart 21......Im Zuge der Errichtung ist für das Jahr 2014 geplant, 20 Liter Wasser pro Sekunde vom Stadtbach in Kaltental durch separate Leitungen innerhalb des Hauptsammlers dem Unteren Schlossgarten zuzuführen.

Nun ist das keine abstrakte Panikmache am heimischen Schreibtisch. Es gibt da durchaus „feuchte“ Erfahrungen. Eher alltäglich wäre z.B.das Unwetter vom 03.07.2009 oder das vom 21.05.2011.

In die Vollen ging es am 15. August 1972 – ca. eine halbe Stunde, nachdem ich selbst eine der später betroffenen Unterführungen passiert hatte:

genau um 15.40 Uhr brach …. das Unheil los: Hagelschlag von oben und bald auch meterhohe Fontänen aus den Gullys der überlaufenden Kanalisation.

Drei Angestellte der Imperial GmbH in der überschwemmten Böblinger Straße ertranken. Claus Lange, 29, Jürgen Wolf, 28, und Heinrich Schnabel, 21, waren im Lagerraum im zweiten Untergeschoß des Gebäudes beschäftigt, als durch einen Luftschacht das Wasser eindrang und die Fluchtwege -- Tür und Aufzug -- blockierte. Binnen kurzem war der zweieinhalb Meter hohe Raum bis an die Decke gefüllt.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42872068.html

ein eiskalter Hagelstrom bahnte sich seinen Weg von den Höhenlagen der Stadt hinunter in die Tiefe: in Untergeschosse, in Keller, in Baugruben und in die Straßentunnel. In einem Firmenkeller stieg der weiße Brei bis an die Decke und erstickte drei Beschäftigte. In Heslach begruben die Hagelmassen einen Mann, der sein Kellerfenster hatte schließen wollen; in Stuttgart Ost ertrank eine Frau in einem Sturzbach, und in Bad Cannstatt erschreckte ein Blitz einen Mann zu Tode. Und in den Tunnels, besonders in der Charlottenplatz-Unterführung, drohten viele Autofahrer zu ertrinken. Die Hagelbrühe war bis auf zwei Meter Höhe gestiegen, hatte die Autos angehoben und Blech über Blech gestapelt. Es herrschte das Chaos.“

http://www.von-zeit-zu-zeit.de/index.php?template=thema&theme_id=71

Die Menschen klammern sich an ihre Autodächer und suchen irgendwo nach Halt. Unter ihnen bewegen sich die Fahrzeuge in einem schaumigen Cocktail von Eis und Regenwasser wie Korken.Das Eis schwimmt wie eine Krone auf dem Bier. Eine dichte, weiße Masse bis zu 20 Zentimeter dick. Das eiskalte Wasser darunter steigt langsam zur Decke der Unterführung in der Innenstadt hin an. Dieter Jarausch steuert ein Schlauchboot mit einem Paddel durch das Gemisch von Hagelkörnern und Regen. Das Schlauchboot bewegt sich auf die Menschen zu, die auf ihren Autos sitzen und um Hilfe rufen. Viele haben das Autodachfenster aufgekurbelt und sich selbst nach oben gezogen, als die Flut in die Unterführung strömt. Jetzt klettern sie mit Hilfe des jungen Feuerwehrreferendars in das Gummiboot. „In dem Moment wussten wir nicht, ob und wie viele es nicht geschafft haben und in den Autos stecken geblieben sind. Wir haben damals mit Toten gerechnet“, erinnert sich Jarausch, mittlerweile im Ruhestand, mit 40 Jahren Abstand zum Geschehen. Die Feuerwehr habe zunächst die Taucher nicht einsetzen können: „Der Einsatzwagen mit dem ganzen Gerät war im Regen selbst abgesoffen.“

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.katastrophe-in-stuttgart-das-unglueck-kam-aus-dem-nichts.a6298d57-b9a3-48dc-9c7d-96efd3b631dc.html

Typisch Stuttgart ist dann allerdings dies:

Die einzige Vorsorge, mit der Stuttgarts Stadtväter die verstörten Bürger zu besänftigen gedachten, ist denn auch verkehrstechnischer Art: In Stuttgarts Autotunneln sollen künftig, wenn es zu naß wird, die Lichter angehen -- die Ampeln schalten auf Rot.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42872068.html

Ein kurzer Videoeindruck zum 15.08.1972 findet sich hier, eine Stuttgarter Wetterchronik in Bildern hier.

Was ein solches Unwetter für den Tunnelbahnhof bedeutet, kann sich außer den Verantwortlichen, wohl jeder Mensch mit normal funktionierendem Verstand ausmalen. Aber immerhin soll ja wenigstens der Fildertunnel im Brandfall durch Trockenleitungen vor Wasser geschützt werden. Das haben die perversen SS21-Planer offenbar vom 15.08.1972 gelernt.

Apropos Hochwasser. Auch zu einem möglichen Neckarhochwasser haben sich die SS21-Planer einen netten kleinen Gag einfallen lassen:

Wenn der Neckar Hochwasser führt, sollen bei Stuttgart 21 in den Tunnels unter dem Neckar Schleusentore die Tunnels absperren. Wenn die Schleusentore geschlossen werden, kann natürlich auch kein Zug mehr durchfahren.

Diese Tunnelabschnitte werden dann bei Hochwasser aktiv geflutet, damit der Neckar nicht die Tunnelröhren eindrücken kann. Im Fall der Fälle kann dann bis zu einer Woche kein Zug mehr durchfahren.“

http://spd-mitglieder-gegen-s21.de/?p=3140 und http://www.fluegel.tv/beitrag/4778 (ab Minute 28)

Bliebe zu ergänzen, dass durch Tiefbahnhof und durch die Untertunnelung des Neckars die beiden Haupt-Zuflüsse des Mineralwassers nach Bad Cannstatt behindert/ blockiert werden. (Näheres dazu und dazu, wie es aussieht, wenn diese Schicht angebohrt wird, kann man hier lesen und sehen.)

Mehr zu den Themen Geologie & Sicherheit auch bei der 6. Faktenschlichtung zu S21und im Stern.

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*)

http://www.s-ww.de/wasserforum/media/PDF-Dateien/G-CBL-mit-LW-BWV-u.Abwassersystemen.pdf

http://www.s-ww.de/wasserforum/media/PDF-Dateien/CBL-in-BW-Autor-W.W.pdf

**)

Wie pervers der Herr Thürnau von der „S“PD die Welt im allgemeinen und Stuttgart im besonderen sieht, zeigt sich schön an dem Vergleich dieser beiden Sichten von Thürnaus „Gewerbe-Boulevard“:

SPD-Infrastruktur-Halluzinationen des Herrn Thürnau (Weitere „Informationen“ unter www.stuttgart.de/heilbronner-strasse)

Die Realität des Boulevard Thürnau

Zur Erinnerung: "Ein attraktiver Stadteingang, ein Gewerbe-Boulevard, ist entstanden. [...] mit attraktiven Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer [...] anspruchsvolle Architektur prägt heute das Straßenbild." (Amtsblatt Nr. 31 v. 02.08.2012)

Und wo wir schon beim Schönlügen des amtlichen Stuttgart sind, sei auch noch auf das Grünlügen der hässlichen Schlossgarten-Realität hingewiesen.



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Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

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