Montagsdemo 165_2: Grüne Kakophonie

S21 Die amtsgrünen Umfaller wenden sich gegen ihre eigenen Wähler. Die standfesteren (?) Überzeugungsgrünen versuchen, dagegen zu halten.

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Zweiter Hauptredner auf der Stuttgarter Montagsdemo vom 18.03.2013 war der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner, dessen Auftritt schon im Vorfeld unter den Parkschützern heftig umstritten war, da viele nach den letzten Interviews von MP Kretschmann (z.B. SPIEGEL Nr. 12/ 2013) von selbigem und den Seinen die Nase gestrichen voll haben:

Für mich ist die Entscheidung gefallen. Es gibt kein Zurück mehr.....Einige Stuttgarter haben das Thema zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht. Die kommen davon ganz schwer weg. Es entscheidet in der Demokratie ja nicht die Wahrheit über die Lüge, sondern die Mehrheit über die Minderheit. Das muss man ertragen können. Es liegt mir aber fern und steht mir in keiner Weise zu, den Leuten vorzuschreiben, was sie über ein Projekt zu denken haben.“

Sehr gut hierzu aktuell [Update] dies:

http://www.kontextwochenzeitung.de/newsartikel/2013/03/bohren-in-aller-demut/

Dazu kommen jüngst sich ständig beschleunigende Eiertänze der grün-roten Koalition, wo derSPD-Klüngel um den irren Claus Schmiedel offenbar wild entschlossen ist, auf Befehl der Bahn einen Wahlsieg von Steinbrück bei der Bundestagswahl zu verhindern. Würden die Grünenin Sachen Finanzierung von Planungsfehlern der Bahn hart bleiben, ist nicht mehr auszuschließen, dass Schmiedel die Koalition platzen lässt und ein schwarz-braunes Bündnis eingeht ( "rot" kann man das Schmiedel-Gebräu guten Gewissens nicht nennen....). Die Opposition signalisiert bereits eine Steilvorlage und Friede Springer lässt schon mal etwasBrandbeschleuniger bereit stellen - „BILD erfuhr: Nach dem Doppel-Interview verschwanden die beiden Streithähne für eine halbe Stunde in Kretschmanns Büro. Inhalt des Gesprächs: Streng geheim!“- während die Stuttgarter Zeitung vergiftetes Lob verteilt. Korrumpiertes Denken kann halt nur korrupt denken. Was Holger Gayer für „Vernunft“ hält, kann man u.a. in Teil 1 nachlesen.

In diesem Umfeld durfte Harald Ebner über das eisige Schweigen froh gewesen sein, das nur spärlich von Beifall und Missfallenskundgebungen durchbrochen wurde. Seine Rede als Video undim Wortlaut. ....Sie schließt übrigens nicht mit dem sonst üblichen "Oben bleiben".....

Update 23.03.2013: Die Kakophonie spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Versionen, die von Ebners Redetext verbreitet wurden. Hierzu und zur Stimmung bei den Montagsdemonstranten ein Kommentar unter den Parkschützer Statements:

Kommentar von B.Ch.K.

Ich beschränke mich mal auf das, was in der aus unseren Spendengeldern von den Parkschützern verbreiteten schriftlichen Fassung
http://schaeferweltweit.files.wordpress.com/2013/03/rede_165-modemo_2013-03-18_harald_ebner.pdf
alles fehlt (!):

Einleitend sagte Ebner, es sei ein Skandal, dass es immer noch nötig sei, sich hier wöchentlich zu treffen, angesichts von Kostenexplosion, geologischen Risiken, Streiterei um den Brandschutz, ***und der nach wie vor fehlenden höheren Leistungsfähigkeit*** (oha!).

Zu Alternativen und Denkverboten (in der schriftlichen Fassung kein Wort dazu):

"Deshalb ist es schlauer, jetzt über den Ausstieg zu reden, natürlich muss man angesichts der aktuellen Bestätigung all unserer im Vorfeld vorgetragenen Befürchtungen hinsichtlich Kostenentwicklung und Risiken und dem mangelnden verkehrlichen Nutzen über sinnvolle zukunftsfähige, machbare und finanzierbare Alternativen nachdenken.

Da ärgert's mich, dass das von der SPD auferlegte Denkverbot innerhalb der Landesregierung und der Landesministerien da ist - ich halte das für absolut verantwortungslos, denn selbstverständlich gehört zum "kritisch-konstruktiven Begleiten" auch immer die Suche nach der besseren, der besten Lösung. Was nutzt denn sonst die ganze Kritik, wenn ich keine Konsequenzen draus ziehen darf? Wo sind wir denn gelandet, wenn man über Alternativen nicht mal mehr nachdenken darf?"

Und zur Volksabstimmung (in der schriftlichen Fassung kein Wort dazu):

"Immer wieder wird diskutiert über die Volksabstimmung, und da soll jetzt zwar die Volksabstimmung weiter gelten, aber nicht der Kostendeckel. Aus meiner Sicht ist die Geschäftsgrundlage dafür entfallen. Auf welche Versprechungen haben denn diejenigen, die mit Nein, also gegen den Ausstieg gestimmt haben, ihre Entscheidung gestützt? Doch auf die Zusage, dass die Kosten von 4,5 Mrd. EUR nie und nimmer überschritten werden, selbst bei Eintritt unbekannter Risiken, denn es gäbe ja einen tollen, riesigen "Risikopuffer".
Und die haben sich ja nicht auf die Argumentation von uns Grünen und von den ganzen S21-Gegnern gestützt, es könne viel teurer werden. Die haben's geglaubt.

Und was sagt Herr Grube heute zum angeblich bestgeplanten Projekt?(Zwischenruf "Was sagt denn Kretschmann?")"Vor der Hacke ist es dunkel" - so verbindlich steht Herr Grube zu seinen Versprechungen vor der Volksabstimmung und der damit verbundenen Geschäftsgrundlage.

Und da soll man nicht darüber nachdenken dürfen, dass die Volksabstimmung im Lichte der aktuellen Ergebnisse und Ereignisse nicht mehr relevant sei? (Zwischenruf: "Was sagt denn Kretschmann?")

Zur Linie der Grünen im Bundestag:

"Wir Grünen im deutschen Bundestag, ich kann hier für die Bundestagsfraktion sprechen, wir werden im Deutschen Bundestag dieses Projekt weiterhin kritisch hinterfragen. Es ist nach wie vor nicht finanziert, und die Kosten werden weiter steigen. ***Wer jetzt nicht über Alternativen nachdenkt, handelt fahrlässig und nicht verantwortlich.***

Zum Schluss dann noch eine klare Ansage des Wahlkämpfers für die BTW13:

***Und natürlich wünschen wir uns, dass wir hierzu im Herbst auf der Bundesebene auch den entsprechenden Kassensturz machen können.***

***Deshalb*** werden wir nicht aufhören, für mehr Transparenz gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit zu kämpfen. ***Und dazu brauchen wir auch hier die Straße***, dass Sie hier weiterhin dafür kämpfen, dass die Fragestellung im Mittelpunkt bleibt und dass kein Cent mehr für diesen Bahnhof ausgegeben wird.

Noch Fragen, bitte?

Da während der Rede die Stimmung sichtlich zu kippen drohte, der Unmut der Zuhörer hörbar anstieg und die Rufe "Kretschmann. Was sagt Kretschmann?" immer lauter wurden, während Ebner von "Merkels Bahnhofsprojekt" schwadronierte, fühlte sich Matthias von Herrmann bemüßigt, die Menge zu beschwichtigen.

"Danke für diese klaren Worte aus der Bundesebene an die Landesebene".

"Ich kann ihre Wut gegen Kretschmann verstehen, richten Sie sie an Kretschmann direkt, schreiben Sie ihm noch heute abend, finden Sie sich zusammen, machen Sie eine Aktion gegen Kretschmann, gegen sein Verhalten, gegen seinen Tunnelblick, den Besuch beim Herrenknecht..."

und: "Ich kann Ihnen versichern, wenn hier ein Grüner aus der Bundesebene spricht und so klare Worte an die Landesregierung hat, dann wird es zu einem gewaltigen Wackeln in der Landesregierung auch führen, solche Wellen bekommen wir hier auf der Straße bei der Montagsdemo nicht mit, aber diese Erschütterungswellen, wenn hier jemand bei der Montagsdemo von den Grünen weiterhin gegen Stuttgart 21 spricht, die gibt es auf jeden Fall."

Herr Kretschmann wird bloß die weichgespülte schriftliche Fassung der Rede zur Kenntnis nehmen und dem Ebner sagen "haste gut gemacht, Junge, die Gegner-Seele mal wieder etwas zu streicheln". Perfektes Teamplay. Die Landesregierung wackelt gewaltig, vor lauter Lachen über soviel Naivität.“

Siehe hierzu auch: http://www.parkschuetzer.de/statements/153096

19.03.2013 um 06:45



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Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

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