Nicht alle wird es freuen - da sind sich manche hier und manche in den Betonburgen von Politik und Kapital in herzlicher Einmütigkeit verbunden -, aber der Widerstand gegen S21 lebt und gedeiht und stimmt sich schon auf die vermutlich wieder gut besuchte 125. Montagsdemo vor der als Stuttgarter Rathaus getarnten hiesigen Lobbyisten-Niederlassung ein.
Wahr ist aber auch, dass angesichts der Misserfolge die Erfolge klein geredet oder gar vergessen werden. Und dass das altbekannte „linke“ Spiel begonnen hat, das die Selbstzerfleischung mehr liebt als den gemeinsamen Kampf auch dann, wenn es schwierig wird und die Meinungen und Strategien weit auseinander klaffen. Statt der sauren grünen Äpfel möchte man zur OB-Wahl im Herbst doch lieber wieder CDU-Herrschaft unter einem Werbefritzen namens Turner, dessen erste Werbelüge schon darein besteht, dass er nicht auch formelles Mitglied der CDU ist.
Nun gäbe es dazu – wie schon so oft in der Vergangenheit – Alternativen. Aber dazu müsste man, wie gesagt, gemeinsam in einen sauren Apfel beißen. Und das eigene Ego hintan stellen......Da macht man den gemeinsamen Widerstand doch lieber individuell kaputt. Lieber die CDU als etwas anderes als meine eigene Meinung und ICH.
Siehe dazu auch Jakob Augstein:
Zeit also für Rückblick und Ausblick. Und wer wäre dazu besser geeignet als der Grandseigneur und Insider des Stuttgarter Widerstandes, Gangolf Stocker, Und welches Medium wäre besser geeignet, dies zu transportieren als fluegel.tv. So hat man sich also zusammengesetzt und noch einmal grob zusammengetragen, was sich da zusammengetan hat, um den Irrsinn Stuttgart21 auszubrüten: lokal gepflegter Minderwertigkeitskomplex z.B. gegenüber München, politischer Druck auf Oettinger – der am Ende trotzdem von Madame Ost kastriert wurde, Profitgier von Bahn-Dürr – dessen Name in der Stuttgarter Schlossgarten-Wüstenei inzwischen Programm geworden ist –, der Wunsch im Stuttgarter Rathaus, einen „Filderaufstieg“ finanziert zu bekommen, den man selbst nie finanzieren könnte, und schließlich die später in den Vordergrund gestellte, vermeintliche „städtbauliche Chance“, für die die Stadt S21 in Wahrheit wohl gar nicht gebraucht hätte. Das braucht wohl nur die Immobilien-Mafia.
Ergänzen könnte man noch den Frust über die Rolle als Dauerfinanzier des Länderfinanzausgleichs und die Angst, durch den Bauboom im Berlin der Nach-Wende endgültig als Provinz abgehängt zu werden.
Dafür opferte man einen wunderbaren Park, zerstört(e) mehrere Baudenkmäler und riskiert die in diesem Ausmaß für Deutschland einmaligen Mineralquellen. Und niemand wird wohl je dafür zur Rechenschaft gezogen. Denn, selbst wenn die Verantwortlichen sich – trotz OstA Häußler – je vor Gericht für Gesetzes- und Verfassungsbruch verantworten müssten, sie müssten wegen Unzurechnungsfähigkeit verschont werden. So eine Politik kann nämlich nur in einem Zustand mentalen Irreseins gemacht werden.
Aber zurück zu Stocker, der noch einmal zentrale Momente des politischen Versagens benennt, die Geschichte des Widerstandes skizziert und besonders auf dessen Bürgerlichkeit und die starke Rolle der Kultur dabei abhebt, und schließlich die aktuelle Lage analysiert und daraus Konsequenzen für das weitere Vorgehen ableitet.
Das sehenswerte Video gibt es hier:
Speziell zu Fragen von Demokratie und Bürgerbeteiligung äußert sich in einem weiteren Interview
Ulrike Braun, die Initiatorin der Stuttgarter Erklärung:
Und da Stocker eigens auf die Sängerin Sarah Wegener hinweist, die mit zwei Kollegen aus der Stuttgarter Musik-Professorenschaft klassische Musik in die Montagsdemos trug, verlinke ich auch noch zu diesen denkwürdigen Veranstaltungen.
www.youtube.com/watch?v=n4IFzQCitrw
Sarah Wegener singt, begleitet von Prof. Christine Busch (Violine) und Prof. Cornelis Witthoefft (piano) die letzte aus Georg Friedrich Händels 9 deutschen Arien: "Flammende Rose, Zierde der Erden", HWV 210. XXII. Montagsdemo am 12.04.2010, Hauptbahnhof (Bonatzbau), Nordausgang.
Alternative Aufnahme vom Protestival gegen Stuttgart 21 2010-07-10 :
www.youtube.com/watch?v=k1ipi9n4GMU&;feature=relmfu
Und wieder von der XXII. Montagsdemo am 12.04.2010:
www.youtube.com/watch?v=a1o1BAbfl6M&;feature=relmfu
Sarah Wegener singt, am Klavier begleitet von Prof. Cornelis Witthoefft, ein 1911 entstandenes Lied des österreichischen Komponisten Joseph Marx: "Waldseligkeit", nach einem Gedicht von Richard Dehmel.
www.youtube.com/watch?v=3t6wiFu14yc&;feature=related
Sarah Wegener, begleitet von Prof. Cornelis Witthoefft, mit einem der bekanntesten Klassiker aus den späten 30ern, dem von Harold Arlen geschriebenen und von Judy Garland erstmals gesungenen "Over The Rainbow".
Und damit schwenke ich von S21 zu Sarah Wegener, die aktuell viel Beifall bei den laufenden Schwetzinger Festspielen bekommt, wo sie als „Kettenrauchende Meuchelmörderin“ die Königin Elinor in Anton Schweitzers Oper „Rosamunde“ gibt.
mp3-download.swr.de/swr2/journal/beitraege/540112.6444m.mp3
Die Live-Aufnahme der Oper gibt es als Audio bei SWR2:
Bereits im vergangenen Jahr war sie in Schwetzingen in der Oper „Bluthaus" von Georg Friedrich Haas zu sehen und zu hören gewesen:
Szene 1der Nadja Albrechtaus der Oper "BLUTHAUS" - Georg Friedrich Haas
Auf der Webseite von Sarah Wegener kann man noch folgende Aufnahmen hören:
Still, still, still Wiegenlied
Der Gärtner aus op. 107 - Robert Schumann/Aribert Reimann
Abendlied aus op. 107 - Robert Schumann/Aribert Reimann
MondnachtRobert Schumann
Ohne Dich Lied der Silvia Lombardi aus "Die stumme Serenade" - Erich W. Korngold
www.youtube.com/watch?v=KaPya6c76NU&feature=related
Maienregen aus "...wie stille brannte das Licht" - Georg Friedrich Haas
Veni Spona Christi Niccolò Jommelli
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