S21: Wider die rechte Vernebelung im Internet

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Was ich in den letzten Tagen an anschwellenden rechten Beschimpfungen, Vernebelungen und Lügen zu S21 in den Blogs unterschiedlicher Zeitungen gelesen habe – bis hin zu Schmähungen von Opfern - möchte ich nicht mehr akzeptieren. Mir reicht's! Im Gegensatz zu manchem rechten Fern-Schreihals engagiere ich mich allerdings vor Ort und ein Privatleben versuche ich nebenbei auch noch. Deshalb hier nur eine schnelle, provisorische Zitate- und Linksammlung. Vorwiegend aus Sprachrohren der Befürworter, den Stuttgarter Zeitungen. Wenigstens die sollte für Befürworter ja glaubhaft sein, sofern sie sich nicht bereits endgültig aus der Wirklichkeit verabschiedet haben....

Natürlich spielen einige bei S21 bereits Krieg und betreiben entsprechende Kriegsberichtserstattung. Man kann also nur noch glauben, was man selbst gesehen hat.

Und nun zum bundesweit verschwiegenen Resultat der Mappus- Grubeschen Deeskalationsstraegie bei Kindern, Jugendlichen und Rentnern:

"Der 64-Jährige ist nicht der Einzige, der bei dem Polizeieinsatz im Schlossgarten schwere Augenverletzungen davontrug. "

"Die schweren Fälle, die sich vor Ort im Schlossgarten nicht behandeln ließen, landeten in den beiden Stuttgarter Augenkliniken im Katharinenhospital und der Charlottenklinik für Augenheilkunde im Westen. Dorthin hat es auch den 22-jährigen Stuttgarter* verschlagen, der von einem Strahl aus dem Wasserwerfer ins Gesicht getroffen wurde. Schlimm erwischt hat es sein rechtes Auge, das innerlich blutete. Der Mann wurde stationär in die Charlottenklinik aufgenommen, sein Auge muss in den nächsten Wochen behandelt werden"

"Für Sauder ist es das erste Mal in seiner Medizinerkarriere, dass er Verletzungen zu sehen bekommen hat, die ein Wasserwerfer verursacht hat. "

"Drei weitere Demonstranten, die von einem Wasserwerfer getroffen wurden, liegen derzeit in der Augenklinik des Katharinenhospitals. Einer der Männer musste noch am Donnerstagabend operiert werden, weil beide Augenlider aufgerissen waren. Ihm stehen weitere Operationen bevor, da in beiden Augen die Linsen nach innen gedrückt wurden. "Wir müssen die Linsen herausholen und durch künstliche ersetzen", sagt der Chefarzt Egon Georg Weidle. Verletzt sei auch die Netzhaut, wie schwer lasse sich aber im Moment noch nicht sagen. Der zweite Demonstrant erlitt einen Netzhautriss und wurde am Freitag ambulant operiert, dem dritten steht die Operation in der nächsten Woche bevor. Bei ihm führte der Wasserstrahl zu einem Knochenbruch am Auge, den die Kieferchirurgen wieder richten sollen."

"Die Sanitätstruppe der Parkschützer zählte am Ende der Auseinandersetzungen 320 Menschen, deren Augen verletzt wurden, das Rote Kreuz sprach von insgesamt rund 120 Verletzten"

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2652058_0_9223_-wasserwerfer-im-schlossgarten-werden-demonstranten-erblinden-.html

In der Printausgabe wird auch beschrieben, wie der "Sprühregen" (Innenminister Rech laut Medienberichten) ursprünglich wirkte war (bei mir war es später tatsächlich eher Regenstärke!):

"ein junger Mann wird von der Wucht des Strahls voll im Gesicht getroffen und fällt vom Biertisch"

StZ vom 2.20.20

Resümee der Stuttgarter Nachrichten:"Demonstranten drohen zu erblinden"

www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wasserwerfer-reizgas-demonstranten-drohen-zu-erblinden.da858728-0f6e-4bf0-93d0-2ad4fae211ce.html

Und so wurde gegen Kinder und Jugendliche vorgegangen OHNE DASS ÜBERHAUPT DIE ÜBLICHEN SANITÄTER ANGEFORDERT WAREN!!!!!! Die Polizeiführung war möglicherweise so darauf erpicht, die von Herrn Azer von der DB geforderten Termin(?) zu exekutieren, dass man sicht nicht einmal dafür die Zeit nahm! (Den Link zum zweiten Teil habe ich im Moment nicht)

Erster Teil: StZ vom 2.10.10

Rech rudert offenbar inzwischen zurück, weil national und international offenbar zuviel Beweismaterial unterwegs ist:

"hatte der CDU-Politiker eingeräumt, dass es noch keine handfesten Beweise dafür gebe, dass die Gewalt zuerst von Seiten der Demonstranten ausgegangen sei."

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2653301_0_6548_-rech-rudert-zurueck-schwarz-gelb-in-bedraengnis.html

Zwei Fachleute haben sich klar und eindeutig darauf festgelegt, dass hier bewußt politisch vorgeheizt worden ist.

Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes meint z.B. im Interview mit der Stuttgarter Zeitung:

"Es spricht vieles dafür, dass bei diesem Einsatz von Anfang an keine Deeskalation geplant war, sondern eine harte Linie. Dass die Polizei gleich mit Wasserwerfern angerückt ist, war darauf angelegt, Stärke zu zeigen. Auch die Ausstattung der Einsatzkräfte spricht dafür: In eine friedliche Demonstration geht man nicht mit Vollschutz, sondern mit möglichst wenig Ausstattung, um Aggressionen erst gar nicht hochkommen zu lassen. Man hat das Gefühl, die Politik wollte diesen Konflikt."

"Mich hat die Wortwahl von Innenminister Rech erschreckt. Dass er zum einen von Demonstranten als "Gegnern" spricht, zum anderen unterstellt, die Demonstranten hätten Kinder in vorderster Front in Stellung gebracht. Das sind Vorwürfe, die man aus Bürgerkriegssituationen im Nahen Osten kennt und die auf die Grundlinie schließen lassen, die Herr Rech fährt – eine sehr aggressive Linie."

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2652161_0_7233_-interview-mit-polizeiwissenschaftler-die-politik-wollte-diesen-konflikt-.html

Ein weitere Prominenter assistiert: "Der Münchner Polizei-Psychologe Georg Sieber verurteilte das harte Vorgehen gegen Gegner des Projekts Stuttgart 21: „Die Eskalation ist durch den Polizeieinsatz erzeugt worden“, sagte Sieber in einem Interview mit der Münchner Zeitung „tz“ (Samstag)"

www.focus.de/politik/deutschland/verkehr-bis-zu-100-000-teilnehmer-bei-stuttgart-21-demo_aid_558213.html

Was die Polizeiführung hier getrieben hat, kann man auch in den Stuttgarter Nachrichten lesen, wo es heißt: "Polizeipräsident in Erklärungsnot", z.B. in diesem Punkt:"Allerdings unterblieb der Kontakt zu den Rettungskräften noch mindestens eine halbe Stunde nach den ersten massiven Einsätzen mit Pfefferspray - spätestens da hätte die Einsatzleitung aber mit Verletzten unter den Demonstranten rechnen müssen. "Kenntnis von den Vorgängen haben wir nicht von der Polizei, sondern von einer Rettungswagenbesatzung erhalten, die zufällig wegen eines anderen Notfalls in der Nähe war", berichtet DRK-Sprecher Udo Bangerter. Dies sei um 12.56 Uhr gewesen. Daraufhin habe man sofort "die eigenen Kräfte hochgefahren" und vier bis sechs Rettungswagen geschickt."

Und auch noch dies: "Protestierer berichten von einem "wild um sich prügelnden" Polizisten - eine Szene, die auch der evangelische Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich schon am Nachmittag der StZ geschildert hatte. Ehrlichs Versuch, zur Deeskalation beizutragen, scheitert kläglich. "Mir wurde das Gespräch mit der Einsatzleitung verwehrt", empört sich der Geistliche in die nächtliche Ruhe hinein."

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2652153_0_6788_-die-nacht-der-eskalation-die-hoffnung-vieler-wird-gehaeckselt.html

Kann man sich so etwas außerhalb von "Nordkorea" vorstellen?

www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-demo-polizeipraesident-in-erklaerungsnot.c4ed2f96-ddf4-4514-9577-bf113d134b12.html

Ein kabarettreifes Hin und Her von Dementi und Gegendementi hat sich mittlerweile um ein vermutliches vorläufiges Baumfällverbot der EBA aus Naturschutzgründen entwickelt, was bedeuten könnte, dass die Fällarbeiten, die zu den schweren Verletzungen führten, illegal waren und dass dies nun vertuscht werden soll. Wie die Sache abgelaufen ist - hektisches geheimes Mauscheln in letzter Minute im Hintergrund - weist darauf hin, dass das EBA gezwungen wurde, Recht zu biegen:

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2652334_0_9223_-stuttgart-21-das-wichtigste-vom-tag.html

www.stern.de/politik/deutschland/stuttgart-21-war-das-abholzen-illegal-1609749.html

www.bei-abriss-aufstand.de/2010/10/01/schreiben-des-eisenbahnbundesamts-an-die-db-projektbau-gmbh/

Wenn nach gefallenen Bäumen und Menschen ein gewisser Herr Grube nun starrköpfig dröhnt: "Ich falle nicht um", dann stellt sich mir die Frage, ob da nicht ein Gang zum Arzt zu empfehlen wäre. Oder nach Nordkorea. Da stimmt dann auch das Demokratie-Modell.

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2652191_0_4392_-grube-zu-stuttgart-21-ich-falle-nicht-um-.html

Aber wenigstens Mappus bedauert inzwischen ehrlich und überzeugend: "Mappus liest vom Blatt ab".

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/2652323?utm_source=feedburner&;utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+alle_meldungen+%28STZ+online+-+Alle+Meldungen%29

Und für BILD ist er jetzt der Heilige Georg, der tapfer für die Zukunft seiner Kinder und gegen den Bürgerdrachen kämpft: "Ich möchte mich nicht in 20 oder 30 Jahren von unseren Kindern und deren Kindern fragen lassen müssen, warum wir diese einmalige Chance nicht ergriffen haben." Damit, dass jemand fragen könnte, wo seine Augen geblieben sind, rechnet Mappus offenbar nicht. Auf seine Gerichte scheint offenbar Verlass. Haben ja auch S21 durchgewunken.

www.bild.de/BILD/politik/2010/10/01/stuttgart-21-ministerpraesident-mappus/wie-schwer-wird-fuer-ihn-die-landtagswahl.html

Bitte auch die Videos bei mcmac anschauen:

www.freitag.de/community/blogs/mcmac/stuttgart-21---die-reden-von-gestern-abendvideoblog#comments

*in der Print-Ausgabe vom 2.10.10 wird das Alter mit 33 angegeben.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

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