Lamby´s Doku - trickreich und manipulativ

Trickreich In einem 115 minütigen sogenannten Dokumentationsfilm kann man erleben, wie subtil und manipulativ B90/Grüne und SPD ausgetrickst werden

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Eigentlich hatte ich mir in den letzten Tagen talkshowmäßig Ruhe verordnet, aber ich wollte dennoch sehen, ob und wie sehr sich der vielgerühmte Herr Lamby mit seiner DOKU in die massive Rettungskampagne der deutschen Medien für Laschet einordnet. Ich muss zugeben, dass ich mir den Film tatsächlich zweimal angesehen habe.

Warum? Weil ich mal wieder meiner Wahrnehmung nicht recht getraut habe, ob ich gar zum Verschörungstheoretiker mutiert bin. Nach den ersten 115 Minuten hatte ich das spontane, sichere Gefühl, dass Grüne und SPD rein zeitlich dramatisch schlecht weggekommen waren. Und dass der „Laschet-Lacher“- hier kurz - und das „unsägliche SPD-Video“ hier unglaublich lang - in ihrer Bedeutung total vertauscht wurden.

Ich habe mich also zu einer zweiten Ansicht des Filmes entschieden, aber mit der halben Geschwindigkeit. Ich habe so ziemlich genau die Sekunden für B90/Grün, SPD und JornalistInnenkommentare notiert. Grüne= 12 Minuten, SPD = 12 Minuten, Journalisten = 5 Minuten. Macht 46 Minuten für die Union. Das war im Ergebnis deutlich mehr für die Union, als ich es bei der ersten Betrachtung des Filmes „gefühlt“ hatte. Dabei sind die Kommentare der JournalistInnen deutlich positiv für die Union zu werten. Alle Journalistenkommentare hatten etwas irgendwie „LaschetRettenWollendes“.

Warum Scholz und die SPD jetzt so heftig nach vorne gerutscht sind, wurde praktisch einzig und allein den „Fehlern der anderen“ bzw. der „Fehlerfreiheit von Scholz“ zugeordnet. D.h. von der SPD wurde praktisch nichts Inhaltliches, Programmatisches gezeigt, berichtet. Da nehme ich in 5 Minuten Straßenbahnfahren durch Mannheims Innenstadt mehr Programmatisches von der SPD wahr als in den 12-Spd-Minuten des 115-minütigen Lamby-Films. Also allein die 24 Minuten für Grüne+Spd und die 46 Minuten für die Union + 5 Minuten unionssympatisierende JournalistInnenkommentare.

Viel interessanter war die „Dokumentation“ die praktisch des „Laschet-Lachers“ und die praktisch auf das gleiche – ja fast höhere – Bedeutungsniveau gehobene Behandlung des sog. SPD-Skandal-Videos. Zugegeben kann ich hier nur mein subjektives Erleben beschreiben. Dieses Gefühl beim Erleben dieser beiden Inhalte verstärkte sich erst beim zweiten Sehen. Das unangebrachte, dem absoluten Ernst der Situation absolut nicht gerecht werden Lachen von Laschet wurde mir so präsentiert. Es hat den Wahlkampf von Laschet schlagartig verändert. Frau Amman:“ viele Bürgerinnen und Bürger kannten Laschet eigentlich kaum, jetzt aber glaubten sie, sie wüssten, wer Laschet ist.“

Das „SPD-Skandal-Video“ kannte ich bis zum ersten Ansehen der Dokumentation nicht. Aber ich erinnerte mich noch sehr genau daran, wie dieses Video im Deutschlandfunk mit moralischer Empörung charakterisiert wurde. Ein griff unter die Gürtellinie. Nachdem ich dieses Filmchen dann gesehen hatte, war die Empörung – insbesondere die moralische Empörung nicht nachvollziehbar. Und das nicht enden wollende Nachforschen des Filmemachers bei Scholz hatte welchen Zweck Man wollte für jeden sichtbar, eine Art Lüge von Scholz präsentieren. Ich hätte den Lamby gefragt, was eigentlich an diesem Video so schlimm ist. Wurde irgendeine Unwahrheit gezeigt? Nein. Die Wahrheit wurde – zugegeben knallhart – dem Zuschauer, der Zuschauerin gezeigt.

Hinsichtlich des Laschet-Lachers wären allerdings weitaus mehr Fragen angebracht gewesen. Was hat Laschet im Film gesagt? „Das war nicht gut, wirklich nicht…!“ Aber wie kam es zu dem Lachen, hat Laschet dem Bundespräsidenten überhaupt zugehört in dieser für alle Anwesenden todernsten Situation. „. sagen Sie uns doch jetzt einfach mal ganz konkret, Herr Laschet, warum haben Sie worüber gelacht...?“ Und hier genauso lange insistieren, bis etwas Wahrheitsnahes aus Laschet rauskommt.

Ja, auch Herr lamby reiht sich nahtlos in die Rettungskampagneg für die Union ein. Ein besonders manipulativer und trickreicher Film. Ich kannjedem/jeder nur empfehlen, sich das Werk einfach ein zweites Mal anzuschauen.

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Geschrieben von

SiebzehnterJuni

MenschenSchutz statt HeimatSchutzChemiker und Organist

SiebzehnterJuni

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