Heute fand die Wahl von Mitgliedern des Stifungsrates der 'Stiftung Flucht, Vertreibung im Bundestag statt. Es wurden 3 Mitglieder durch die CDU/CSU/FDP gewählt, die Polen als Kriegstreiber 1939 bezeichnen, Nürnberger Prozesse relativieren, usw.usw. Hier die Reden von Luc Jochimsen, Volker Beck u.a.:
Schwall-Düren/SPD:
Heute steht der Bundestag allerdings vor dem Dilemma,
dass zumindest bei zwei Vertretern des Bundes der Vertriebenen
aufgrund von Äußerungen in der Presse bezweifelt
werden muss, ob diese als künftige Stiftungsratsmitglieder
die Arbeit der Stiftung auch im Sinne der
Versöhnung unterstützen werden.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie
bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)
Hartmut Saenger spricht beispielsweise in der Preußischen
Allgemeinen Zeitungüber den Beginn des Zweiten
Weltkrieges wie folgt – ich darf zitieren –:
Besonders kriegerisch führte sich Polen auf. Der
1918 wieder erstandene Staat schaffte es in der kurzen
Zeit bis 1921, gleich mit vier Nachbarn … im
dauerhaften Streit zu liegen.
Und weiter:
Erst England machte den Krieg um Danzig zu einem
weltweit ausgetragenen Krieg, der dann durch
den Kriegseintritt der USA wegen seiner Interessen
am Pazifik zum globalen Krieg ausuferte.
Wenn das keine Form von Geschichtsrevision ist, dann
weiß ich nicht, was man unter diesem Begriff verstehen
kann.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Arnold Tölg sagt im Interview mit der Jungen Freiheit
zum Thema Zwangsarbeiter:
Wenn man über Zwangsarbeiterentschädigung
spricht, müßte man auch deutlich machen, daß gerade
die Länder, die am massivsten Forderungen
gegen uns richten, genügend Dreck am Stecken haben,
weil sie Hunderttausende deutscher Zwangsarbeiter
in zahllosen Lagern hatten.
Oder:
Während in Nürnberg von den Siegern die deutschen
Kriegsverbrecher zurecht verurteilt wurden,
haben die gleichen Länder bezüglich Zwangsarbeitern
ähnliche Verbrechen begangen wie Hitler-
Deutschland.
(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Unglaublich! –
Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Die sollen wir heute wählen?)
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, dennoch ist die
vorgeschlagene Gesamtliste abzulehnen für einen Teil
der Kollegen der SPD-Fraktion und auch für mich keine
Option, da das positive Engagement der anderen Stiftungsratsmitglieder
nicht infrage gestellt werden kann.
Uns ist daran gelegen, dass die Stiftung endlich die Arbeit
aufnehmen kann. Deshalb stimme ich der Wahl trotz
dieser großen Bedenken zu.
(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das verstehe, wer will!)
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Das Wort zu einer persönlichen Erklärung hat nun
Kollegin Jochimsen.
(Beifall bei der LINKEN)
Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
stimme dem Gesamtvorschlag für die Mitglieder und
Stellvertreter des Stiftungsrates der „Stiftung Flucht,
Vertreibung, Versöhnung“ nach sorgfältiger Prüfung
nicht zu. Grund meiner Ablehnung ist das undemokratische
Wahlverfahren, das mir – wie allen anderen Abgeordneten
– nur die Möglichkeit gibt, über einen Vorschlag
abzustimmen, der nur als Ganzes angenommen
oder abgelehnt werden kann. Ich würde also bei einer
Zustimmung nicht nur den von den Fraktionen benannten
Mitgliedern des Deutschen Bundestags meine
Stimme geben, sondern ebenso allen anderen Mitgliedern,
auf deren Auswahl ich keinerlei Einfluss hatte. Das
ist für mich nicht akzeptabel.
Ein vergleichbares Wahlverfahren gibt es derzeit bei
keiner anderen Gremienbesetzung, so die Auskunft des
Wissenschaftlichen Dienstes. Damit widerspricht das
Wahlverfahren den demokratischen Gepflogenheiten,
denen wir bisher im Deutschen Bundestag bei der Besetzung
der Gremien folgten. Es gibt den Abgeordneten des
Bundestages auch keineswegs mehr Einflussmöglichkeit.
Im Gegenteil: Bei einem solchen Gesamtvorschlag
kommt der Wille des Parlaments nur ungenügend oder
verfälscht zum Ausdruck. Letztlich können wir nur Ja
oder Nein sagen. Das entmündigt das Parlament. Meine
Kolleginnen und Kollegen, Sie entmündigen sich bei
dieser Abstimmung selbst!
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten
der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)
In der Begründung für die Veränderung des Besetzungsverfahrens
heißt es im Gesetzentwurf, dass die Erhöhung
der Anzahl der Sitze im Stiftungsrat und die
Änderung des Berufungsverfahrens aufgrund der besonderen
geschichtspolitischen Komplexität des Projektes
erfolgen und um der Komplexität der Aufgabenstellung
und des Meinungsspektrums noch besser Rechnung tragen
zu können. Hinzu komme, dass durch die Entscheidung
des Bundestages gewährleistet sei, dass übergeordnete
politische Belange beachtet werden.
Ich sage Ihnen: Das ist purer Hohn bei dieser Wahl.
(Beifall bei der LINKEN)
Das neue Gesetz und das darin festgelegte Besetzungsverfahren
vermehren nur die Zahl der Ämter und Sitze in
der Stiftung und degradieren das Parlament zu einem
Zustimmungsapparat. 63 Mitglieder der Linksfraktion
sehen das genauso und haben sich meiner Erklärung
schriftlich angeschlossen.
Ich danke Ihnen.
webtv.bundestag.de/iptv/player/macros/_v_f_514_de/od_player.html?singleton=true&;content=687566
webtv.bundestag.de/iptv/player/macros/_v_f_514_de/od_player.html?singleton=true&;content=687569
Mit Menschen, die solche extremst Rechtsradikalen sogenannten Vertriebenen in den Stiftungsrat wählen, könnte ich kein Wort mehr reden.
Ich schäme mich für dieses Land!!
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.