Journalisten zu Journalisten umschulen.

Satire Ursula von der Leyens genialer Plan gegen die Zeitungs- und Medienkrise: Journalisten zu Journalisten umschulen lassen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion


Ursula von der Leyen ist das umtriebigste Mitglied des Kabinetts Merkel. Während Peter Altmaier jeden Tag stundenlang seine Zeit bei „World of Windcraft“ vor dem PC verdaddelt und man bei Westerwelle jede Woche denkt, er taucht in der Stern-Rubrik „Was macht eigentlich...?“ auf, jagt bei der Arbeitsministerin eine geniale Idee die andere. Im Sommer reagierte sie auf die Schlecker-Pleite mit der innovativen Maßnahme, dass sich ehemalige Verkäuferinnen zu Kita-Mitarbeiterinnen umschulen lassen sollten. Ein Vorstoß, der insbesondere bei ausgebildeten Erzieherinnen auf viel Gegenliebe traf, zeigte er doch, wie hoch angesehen ihre Ausbildung im Arbeitsministerium ist.

Nun legt Frau von der Leyen in den Zeiten der Medien- und Zeitungskrise mit einem noch genialeren Plan nach: „Wir haben die Absicht die vielen tausend entlassenen Journalisten zu Journalisten umschulen zu lassen.“ Das Ministerium sieht im Wandel des Medienkonsums auch Chancen. „Gerade im Online-Bereich – den ich nur nutze, um bei Zalando Schuhe zu kaufen – wird es in den nächsten Jahren eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildeten Reportern geben“, so die Arbeitsministerin weiter. Auch der Deutsche Journalistenverband ist begeistert. Hauptgeschäftsführer Kajo Döhring vom DJV dazu: „Wir sind begeistert, dass das Arbeitsministerium mit der Umschulung von Journalisten zu Journalisten auf die Medienkrise reagiert.“ Der Freitag hat sich bei diversen Redaktionen umgehört, wie diese den Plan Ursula von der Leyens aufnehmen.

„Ich finde diese Idee toll, endlich können unsere Journalisten – und ich - einmal journalistische Standards wie Unabhängigkeit oder gründliche Recherche lernen, davon haben alle was,“ so BILD Chefredakteur Kai Diekmann. „Zudem würde es mich wirklich mal interessieren, wie man zum Beispiel Angeklagte oder Opfer von Verbrechen auf richtige Weise anonymisiert – besonders bei Minderjährigen.“ Laut Diekmann haben sich schon Dutzende Mitarbeiter der BILD-Redaktionen Interesse an einer Umschulung zum Journalisten. „Vielleicht schaffen wir nach den Umschulungen zum Journalisten mit der BILD etwas anderes zu machen, als populistische Meinungsmache“, unterstreicht der Chefredakteur wie immer sehr selbstbewusst.

Auch bei der Brigitte zeigt man sich der Idee von der Leyens aufgeschlossen. „Wir würden gerne mehr darüber erfahren, wie man gute Kolumnen schreibt“, sagt Chefredakteur Stephan Schäfer mit angegrautem Haar und Skateboard unter dem Arm. „Denn wer will schon absteigen, Mann – wir bei Gruner&Jahr jedenfalls nicht, daher ist für uns überlebenswichtig, dass die Hausfrauen, Modeopfer und Schminktanten in unserer Brigitte-Redaktion zu Journalistinnen umgeschult werden.“ Gerade Frauenzeitschriften sind ja im Grunde nichts anderes als Dauerwerbesendungen in Printform für Kosmetik- und Modekonzerne. „Julia Häkel äh Jäkel liegen ja insbesondere als Frau Titel wie Brigitte am Herzen und am Geldbeutel.“ sagt Schäfer während er mit seinem Skateboard den Redaktionsflur entlang und wegfährt.

Beim Bayernkurier ist man zunächst verwirrt: „Die Ausbildung zum Journalisten ist bei uns mit dem Besitz des CSU-Parteiausweises abgeschlossen“, meint Chefredakteur Peter Hausmann. „Wir berichten schon jetzt ganz unabhängig von den Ergebnissen völlig unabhängig von den Erfolgen des christlichen Sozialismus in Bayern.“ Da die Idee aber vom Koalitionspartner CDU stammt lenkt er ein: „Gut – wir würden nach der Umschulung auch Mitglieder der CDU als Journalisten anerkennen.“

Und was sagt man beim Stadtmagazin PRINZ? Dort werden bald die ersten Journalisten Umschulungen zum Journalisten antreten. „Es wird neu für unsere Ex-Mitarbeiter sein, dass man Berichte nicht immer in Verbindung mit einer Anzeige schreiben muss.“ Während er dies sagt, füllt Noch-Chefredakteur Jörg Schumacher seinen Antrag zur Umschulung zum Journalisten aus. „Sie müssen erst lernen, dass sie ein Verlag bezahlt und keine Plattenfirma oder ein anderes Unternehmen,“ führt Schumacher weiter aus. „Wie viele weitere Journalisten aus anderen Jubel-Redaktionen werden sie erfahren, dass man kritische Artikel wirklich schreiben kann, ohne Angst vor Anzeigenkunden oder Chefredakteuren wie mir.“

Der Plan von Ursula von der Leyen Journalisten zu Journalisten umschulen zu lassen, wird also weithin positiv angenommen. Wie immer steckt in jedem Ende auch ein Anfang oder besser gesagt Neuanfang: Vielleicht beginnen die Journalisten einfach mal wieder mit dem, was sie dann gelernt haben: Journalismus.


Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

siegstyle

Framstags kommt das Frams.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden