Als Piratenpartei bin ich am 8. September 2006 in die Piratenpartei eingetreten, weil mir Themen wie Bürgerbeteiligung, Datenschutz, Urheberrecht und Transparenz sehr wichtig waren. Schnell legte ich mir einen Twitter-Account und sehr viel Skepsis, besonders gegenüber meinen Parteifreunden zu. Das interessierte die ersten Jahre eigentlich niemanden und wir freuten uns schon darüber, wenn wir – wie 2009 – bundesweit 2% der Stimmen holten. Toll waren auch unsere Erfolge in der Kommunal-Politik: federführend durften wir jetzt darüber abstimmen, ob die neue Mehrzweckhalle nach dem langjährigen Bürgermeister benannt wurde. Das war schon eine immense Verantwortung. Und eigentlich war ich mit der auch total glücklich, denn wenn man von dem, was man will nichts umsetzen kann, kann man ja vom Prinzip alles fordern. Es reicht dann einfach eine Meinung zu haben und von Meinungen hatte ich mehr als genug. Man ging einmal im Jahr zur Freiheit statt Angst Demo, wie die Linke ans Grab von Karl-Liebknecht und Rosa-Luxemburg und gut war. Man wusste, was auf der Marina Kassel so ging und fand das mit der Überwachung irgendwie blöd. Es war also alles ziemlich gut.
2011 passierte dann aber was richtig Blödes: wir wurden in ein Parlament gewählt. Das schlimmste war: ausgerechnet bei diesen Schnöseln in Berlin, die keiner verstand. Die redeten plötzlich über so komische Dinge, wie Asyl-Politik oder interessierten sich für innenpolitische Themen (IIIIH!). Vor allem waren die total mediengeil und gaben Interviews, nur mit mir, der sich seit 2006 in den Fußgängerzonen für die Piraten den Arsch abgefroren hatte und sich für Datenschutz stark machte, sprach keiner. Scheiß-Journalisten. Ok, ich hätte Interview-Wünsche auf nicht beantwortet, weil ich ja so verdammt medienungeil bin. Dabei hätte ich von der Basis doch auch etwas dazu sagen können. Zu Datenschutz oder Transparenz. Stattdessen waren diese Linksfaschisten plötzlich in allen Talk-Shows und zogen Aufmerksamkeit auf sich. Dabei hieß es bei uns doch immer frei nach Freibeutern: Themen statt Köpfe. Themen wie Datenschutz oder Bürgerbeteiligung, über die ich auch in jeder Talkshow hätte was sagen können, wenn ich denn hingegangen wäre, was ich natürlich nie getan hätte, weil ich nicht so mediengeil wie diese Mediengeilen bin. Oder war. Oder immer bleiben werde.
Alle fanden die Piratenpartei plötzlich erfrischend. Obwohl da kaum Frauen (Postgender!), einige braune Wirrköpfe und sehr viele weiße Männer das sagen hatten.. Wir hätten uns auch Internet-CSU nennen können, wenn wir statt Piratenkostüm, Tracht angezogen hätten. Apropos Tracht Prügel: die mussten die einstecken, die so was Unmögliches wie Online-Beteiligung verlangten. Wie ich schon erwähnte, war Bürgerbeteiligung ein Thema, das mir sehr am Herzen lag – aber muss man da gerade in der eigenen Partei mit anfangen. Den Piraten kann man doch am allerwenigsten trauen! Naja. Zumindest spülte uns der kurzfristige Hype um die Scheiß-Berliner noch in drei weitere Parlamente: DAS HATTEN WIR ALLE NICHT GEWOLLT. Ich meine, wer will schon Politik machen, wenn er sich auf Parteitagen doch so schön mit Geschäftsordnungen beschäftigen kann? Vollkommen unnötig. Wir hatten doch alles, was wir wollten und nun das: Parlaments-Arbeit, sich reinarbeiten in politische Themen? Warum? Es war doch so schön, als wir sagen konnten: über Außen- oder Finanzpolitik haben wir keine Ahnung. Unsere Themen sind Datenschutz oder Transparenz.
Nach dem Abflauen des Hypes konnten wir uns wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren: Uns selbst und unsere Filter-Bubble. Wir wählten BuVos und wählten sie wieder ab. Schließlich macht man ja „Politik“ nicht für die Menschen, sondern für die eigenen Mitglieder. Apropos eigene Mitglieder: die Berliner Links-Bolschewisten um Lauer und Höfinghoff wurden immer frecher. 1. Fehler: Sie machten weiterhin Politik, 2. Fehler: Sie sprachen mit Medien und 3. Fehler: Sie wollten weiterhin ein Online-Beteiligungs-Tool für die Mitglieder durchdrücken. Beteiligung lag mir zwar auch – sehr – am Herzen, aber doch nicht so und vor allem nicht so schnell. Und dann auch noch digital, das kann doch jeder manipulieren, der mal SysAdmin war. Warum nicht einfach per Brief abstimmen, das hat doch früher auch gut geklappt? Sie wollten es aber einfach nicht verstehen.
Glücklicherweise ging dann die Bundestagswahl total in die Hose. Nicht auszudenken, man wäre im Bundestag gewesen und hätte so was ähnliches wie Politik machen müssen. So konnten wir uns ruhig und sachlich weiter auf Twitter gegenseitig zerfleischen. Denn da zählte es ja: Wahlen gewinnt man nicht auf der Straße, sondern auf Twitter. Davon sind wir bis heute überzeugt. Ich kämpfte immer noch um die Themen, die mir am Herzen liegen: Datenschutz, Transparenz, Bürgerbeteiligung. Ich fand das mit Edward Snowden auch total fies. Um ihn zu unterstützen legte ich auf Twitter einige NSA Fake-Accounts an und schaute mir den Stream der FSA-Demo an. Was man halt so macht, um seine Interessen durchzusetzen. Wenn auch ungern, likete ich auf Facebook Posts, die sich für Snowdens Asyl in Deutschland stark machten. Sogar einen Hashtag überlegte ich mir zu dem Thema. Wir waren also richtig gut drauf.
Jetzt aber reicht es mir: mit Christopher Lauer ist mein größtes Hass-Symbol aus der Partei ausgetreten. Zudem ist die obermediengeile Anke Domscheit-Berg, die nur eingetreten ist um in Talkshows zu kommen und ihre Bücher zu promoten, auch nicht mehr dabei. Ich als Piratenpartei habe also alle meine Ziele erreicht: NARZISS RAUS! #keinfußbreit. Wer braucht schon kluge Köpfe, die medienwirksam sind, wenn er Themen hat! Oder besser gesagt: Meinungen zu Themen. Wer braucht Marina Weissband, wenn er Datenschutz hat? Wir nicht. Daher kann ich jetzt aus der Piratenpartei austreten. Aber keine Sorge: ich kämpfe weiter für meine Themen: Datenschutz, Transparenz oder Bürgerbeteiligung. Nur eben woanders.
Wir sehen uns!
Eure Piratenpartei
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