Wowi was, wieso weshalb warum?

Satire Klaus Wowereit ist zurückgetreten – wir machen 5 grandiose Vorschläge, wer ihm nachfolgen soll.

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Klaus Wowereit hat großes für Berlin geleistet: Der Eintrag für das größte Milliardengrab der Welt ist ihm sicher. Da wäre es eigentlich nur konsequent, aus dem Willy-Brandt-Flughafen ein Klaus-Wowereit Mausoleum zu machen. Werden seine Nachfolger den Mut und die Weitsicht dafür haben? Wir machen hier 5 grandiose Vorschläge:

1. Ronald Barnabas Schill (Chill-Partei)

Bei normalen Politkern sind normalerweise die Umfragewerte im Keller, bei Ex-Richter Gnadenlos ist es er selbst. Im kargen Untergrund von Promi Big Brother arbeitet der Law&Order Hanseate an seinem politischen Comeback. Von hier kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen. Dafür hat er drei Asseln im Ärmel:

a) Hubert Kah wird neuer Kultur-Staatssekretär und führt als neue Touristen-Attraktion das 1. Deutsche Grimassen-Museum ein

b) Claudia Effenberg wird Sport-Senatorin und sorgt für die Abwaschung der Duschen in allen öffentlichen Sportanlagen, um Geld zu sparen

c) Der Wendler wird Chef des Mauermuseums und er erinnert an die Wendle 1989.

Der Flughafen Willy Brandt wird zu einem Gefängnis umgebaut und in Uli Hoeneß Großgefängnis #ULI umbenannt. Schill hat eine besondere Nase für das Thema Drogenpolitik und setzt sich für die Freigabe von Koks ein. Die „Chill“-Partei (übrigens: Wahnsinns-Wortspiel) passt zu Berlin: der Vorsitzende steht für die Kontinuität des Party-Standorts Berlin, zudem lässt die Chill-Partei alle großen Bauprojekte berlinisch-chillig verwirklichen: also nie.

2. Thilo Sarrazin (NSPDA)

Weltoffen, international, sehr gut aussehend, eine Ramba-Zamba-Party Kanone: all das ist Thilo Sarrazin. Nicht. Und genau deswegen braucht ihn Berlin. Nach Jahren der Verlotterung unserer Hauptstadt: U8-Heroin-Linie, kriminell-dumme Ausländer, Dönerbuden in Wannsee-Zehlendorf, braucht Berlin einen Nulltoleranz-Bürgermeister. Einer wie damals Guiliani, bei dem man 5 Jahre Knast für ein weggeworfenes Kaugummi bekam. Presse-Sprecher Sarrazins wird Medien-Taliban Kai Diekmann, der zunächst einmal die linke Kampfpresse in Form der Berliner Zeitung verbieten lässt. Ab jetzt gibt es nur noch Erfolgsmeldungen: der Airport wird zum internationalen Drehkreuz – für Bagger und Brandschutz-Kontrolleure. Der Görli ein crackfamilienfreundlicher Erlebnis-Park mit Polizei-Abenteuer-Spielplatz. Und der 1. Mai zum Tag der Arbeit an einem ausländerfreien Berlin. Das Berghain wird geschlossen und Mitte geschlossen durchgentrifiziert. Das Stadtschloss wird zu einem Millonärs-Ghetto umgebaut mit Luxuslofts für jeden Geschmack ab 3 Millionen Euro aufwärts. Innenminister Buschkowsky macht das Singen der National-Hymen in den Neuköllner Moscheen vor dem Freitagsgebet zur Pflicht. Sogar berlinernde Berliner werden zu Deutschkursen geschickt. Berlin wird sauber & sexy (aber nur bei Licht aus und in der Missionarsstellung).

3. Ein Sack Kartoffeln (SPD)

Wowereit war ein genialer Lenker. Darum braucht es jemanden, der es genau so gut kann: ein Sack Kartoffeln (vorzugsweise aus dem brandenburgischen Sand). Schließlich ist dem guten Wowereit auch alles in den Schoß gefallen: niedrige Mieten, die junge kreative Menschen anzogen und damit dann Touristen. Auch das Internet mit ihren Start-Ups und die Billig-Fliegerei waren ja nicht das Ergebnis einer klugen Politik, sondern Resultate des technologischen Fortschritts und Zeitgeists. Das hätte auch ein Sack Kartoffeln hinbekommen – ohne Outing: „Ich bin eine Rübe, und das ist gut so.“ Als es dann mal schwierig wurde: S-Bahn-Chaos, Flughafen-Chaos, Immobilien-Spekulation, Gentrifizierung oder Tempelhof-Ausbau, war nichts mehr von ihm zu sehen. Hand aufs Herz: das hätte auf ein Sack Kartoffeln genau so gut, wenn nicht besser hinbekommen. Mit einer Einschränkung: der Sack (nicht Wowereit) hätte niemals so gut ein Glas Sekt halten können.

4. Piraten (FDP)

Berlin steht für Chaos. Da passte Wowereit vor allem in den letzten Jahren hervorragend. Aber wir können auch in Berlin weiter wachsen, vor allem beim Chaos: darum soll die gesamte Piratenpartei Nachfolger von Wowereit werden. Club Mate statt Champagner! Der Flughafen-Bau wird gestoppt und dafür #BER als Hub für einen Weltraumaufzug konzipiert (aber erst nach jahrelangen Streitereien über die richtige Genderisierung des Artikels vor dem Weltraumaufzug). Außerdem soll ein Transrapid Berlin mit Wladiwostok verbinden. Die Kosten von schlappen 800 Milliarden Euro werden sich während der Regierungszeit der Piraten übrigens verdreifachen. Das St. Oberholz wird der neue Regierungssitz. Ganz Berlin bekommt freies WLAN und damit freien Zugang zu allen Skandalen der Piraten auf Twitter. Bald stellt sich raus: sie können weder so gut feiern wie Wowereit noch irgendwas anderes besser als totales Chaos und permanente Selbstzerfleischung (vegan). Dafür leben alle politisch korrekt: nach dem Rauchen wird auch der gepflegte Herrenwitz in ganz Berlin verboten. (Übrigens: kommt ne Frau beim Arzt höhöhöhö). Für 3 Milliarden Euro werden in ganz Berlin Toiletten für ein drittes Geschlecht irgendwo zwischen Mann und Frau aufgestellt. Leider werden diese nie eröffnet, weil sich die Piraten nicht einigen können, was genau dieses dritte Geschlecht nun ist. Höhepunkt des Chaos: die Piraten lassen in ganz Berlin Glasfaserkabel verlegen für ein schnelles Internet – leider in Berlin New Hampshire in den USA (und dabei freuten sich die Piraten noch, wie günstig das war...).

5. Judith Holofernes (Bio-Tierschutzpartei)

Judith Holofernes steht für die Prenzlauerisierung Berlins: einst wirklich mal arm&sexy (Zitat: Klaus Wowereit), ist es heute unausweichlich auf dem Weg der Monotonie und Langeweile zwischen Porsche Cayenne Fahrertür und Kita-Eingang. Wir wollen nach Jahren der Party eben endlich mal unsere Ruhe. Nix mehr mit After-Hour, grölenden Touristen und Straßenmusikanten die stundenlang immer nur ein Lied spielen (Maja hi, majao ho, maja haha). Jetzt kümmern wir uns um die wirklich wichtigen Dinge: der Rettung unserer Welt. Dafür verzichten wir auch mal auf eine unserer 34 Flugreisen pro Jahr (und für die anderen zahlen wir CO2-Ausgleich). Wir kaufen – ökologisch sinnvoll – Bio-Tomaten aus dem fernen Senegal (hoffentlich zahlt der Unternehmer auch CO2-Ausgelich). Und den Flughafen brauchen wir eh nicht. Man sollte sowieso viel weniger fliegen – also außer ich. Wir haben uns verdammt lieb, zwischen 8 und 22 Uhr. Danach ist Nachtruhe. Sagt auch unser Nachbar im Loft oben drüber. Überhaupt diese ganzen Clubs? Wer braucht die noch? Die machen nur Lärm. Genau wie der Flughafen und die ganzen Baustellen. Warum kann denn nicht alles bleiben, wie es war? Dann könnte Holofernes sogar den Wowereit zurückholen, damit es wieder wird, wie es mal war. Also außer Clubs, Touristen, hohe Mieten, Gentrifizierung und S-Bahn-Chaos. Judith Holofernes wird Berlin zu einem fucking weltoffenen Dorf machen, in dem dumme Hühner und blöde Böcke über die Straße gehen können. Um dann von einem Elektromobil totgefahren zu werden, dass sie nicht kommen hörten, als sie gerade per App den CO2-Ausgleich zahlen wollten.

Wowi: kannst du nicht doch wieder zurückkommen.

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Geschrieben von

siegstyle

Framstags kommt das Frams.

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