Deutsche Helden des Ukraine-Krieges

bei den Grünen Anton Hofreiter

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Es sollte doch mittlerweile in der deutschen Politik- und Medienlandschaft bekannt sein, dass der Wahrheitsgehalt der Aussagen dieses ukrainischen Botschafters Melnyk mit Vorsicht zu genießen sind! Das ist vorsichtig, höflich und diplomatisch ausgedrückt - eine Ausdrucksweise, die Melnyk offensichtlich fremd ist.

Dass Hofreiter - der übrigens noch vor wenigen Jahren gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr und noch kürzlich gegen Waffenlieferungen in die Ukraine war - sich nun quasi im Schulterschluss mit Melnyk zum - unerfahrenen - Militärexperten aufschwingt - hat er überhaupt gedient? -, ist abenteuerlich. In dieser Hinsicht hat er sich Anfang Juni 2022 wie folgt erklärt: bevor er mit seiner Wandlung vom Anti-Waffen-Saulus zum Waffen-Paulus an die Öffentlichkeit gegangen ist, habe er sich - gewissermaßen als kleiner Freak - umfangreich kundig gemacht! Hätte er das vor seinem Meinungsumschwung getan, wäre dieser womöglich anders ausgefallen! Auf mich wirkt Hofreiter hier überheblich und an grandioser Selbstüberschätzung leidend.

Er, der ultimativ ein sofortiges Energieembargo gegen Russland forderte
- einen dadurch verursachten Großschaden der deutschen Wirtschaft wollte er nicht erkennen -,
er, der ultimativ die sofortige Lieferung Deutschlands von schweren Waffen an die Ukraine forderte
- das Risiko einer dadurch verursachten Ausweitung des Krieges auf NATO-Gebiet erkannte er nicht -,
stellt mittlerweile die überraschende These auf, dass das Verweigern schwerer Waffen den Krieg verlängert und damit das Risiko eines dritten Weltkrieges erhöht!
Ähnlich hatten einschlägige Kriegstreiber aus den USA noch vor Kriegsausbruch argumentiert:
Wer keine Waffen liefert, ist für den Krieg!?
Wer langsam bzw. zögerlich Waffen liefert, bremst! Ja, wen oder was bremst er denn? Den Krieg oder den Frieden?
Wer Waffen liefert, ist gegen den Krieg und für den Frieden!?
Selbst am 100. Kriegstag fordert Hofreiter in schönem Einvernehmen mit Frau Strack-Zimmermann und der Union mehr Tempo bei den Waffenlieferungen!
Ist ihm die tägliche Zahl der Toten, der tägliche Umfang an Zerstörungen noch zu gering?
Verträgt seine olivgrüne Neo-Gesinnung noch mehr Tote, noch mehr Zerstörung?
Weiß er, was er da tut? Und wofür er das tut? Unterliegt er einer fundamentalen Selbsttäuschung?

Bisher hatte ich Hofreiter für einen intelligenten und vernünftigen Politiker gehalten. Jetzt kommen mir große Zweifel!

Dass er den Marketing-Abteilungen von Rüstungsfirmen sowie dem ukrainischen Botschafter mehr Vertrauen entgegenbringt als seiner Ampelkoalition, zeugt von wenig Professionalität.

Während Hofreiter ursprünglich die sofortige Lieferung schwerer Waffen forderte - die Ukraine muß sich jetzt verteidigen -, kritisiert er bei dem „Ringtausch“ von schweren Waffen zwischen Deutschland und Polen, Tschechien, Slowenien, Griechenland, dass diese altsowjetischen Waffen ja nicht längerfristig eingesetzt werden könnten! Beklagt aber gleichzeitig - Kanzler Scholz anklagend -, dass die direkte Lieferung deutscher Waffen wie z.B. des Marder oder von Panzerhaubitzen viel zu lange dauert! Obwohl er doch auch wissen müßte, dass erstens - entsprechend des Ausrüstungsstandes der Bundeswehr - "nicht einsatzbereit" - nur wenig geeignetes Material verfügbar ist, das z.T. erst noch aufbereitet werden muss, zweitens für ein Teil des Materials eine Einweisung erforderlich ist.
Dass Hofreiter in dieser schwierigen Situation noch dazu dem Kanzler und der Ampelregierung in den Rücken fällt, zeugt nicht von staatspolitischer Verantwortung!
Sollte Hofreiter den Triumph einer guten Gesinnung über die Gesetze des Verstandes anstreben wollen, dann zeugt das eben nicht von Klugheit.
In Anbetracht des Übermaßes an Kriegs-, militärischem Sieg- und Niederlage- sowie an Waffen-Rhetorik vermisse ich die Friedensrhetorik! Stattdessen malt jetzt Hofreiter im Verbund mit Strack-Zimmermann Moldau als nächstes Kriegsziel von Putin an die Wand - um was genau zu erreichen? Das aktuelle Kriegsziel des Westens auf einen Vernichtungskrieg gegen Putins Russland umzudeuten?

Wie Recht die grüne Spitze doch hatte, Hofreiter kein Ministeramt anzuvertrauen!
Lasst die Emotion nicht die Vernunft vor sich her treiben, sondern wägt sorgfältig ab! Auch wenn das Abwägen etwas Zeit braucht!
Offensichtlich hat der Pulverdampf bei den Grünen noch mehr vernebelt:
Mein Eindruck ist, dass die Grün-Oliv-Verschiebung bei der Klientel der Grünen noch gar nicht richtig durchgedrungen ist!

Das Waffen-Geklirre und Energieembargo-Getöse der Hofreiters, Bruggers und Konsorten hat offensichtlich bei den Grünen die moralische Verantwortung für die nachfolgenden Generationen im Hinblick auf das Überleben auf einer vom Klimawandel geschundenen Erde vernebelt!

In der Energiepolitik wäre - anstelle des Ersetzens der Förderungsquellen der fossilen Energie - also derzeit vorwiegend in Russland - durch alternative Förderungsquellen fossiler Energie außerhalb Russlands, für die die Förderungsinfrastrukturen erst noch aufzubauen sind, der forcierte Ersatz durch nichtfossile Energiequellen zielführend, auch wenn die Zeitdauer hierfür länger wäre! Stattdessen wird mit noch mehr Tempo das neue alte fossile Zeitalter zurückgeholt - zu Lasten von Kindern und Kindeskindern! Wir müssen ja das weitere Wachstum sicherstellen, läßt Habeck verkünden. Und die fossile Energieindustrie feiert ihre Sonderkonjunktur! Von einer Abwägung dieser konträren Zielsetzungen habe ich von den Grünen nichts konkretes gehört!

Eine derartige, zur versprochenen Klimapolitik kontraproduktiven Substitution hatte Habeck noch vor zwei Jahren ultimativ ausgeschlossen.

Und auch in den NRW-Verhandlungen zur Bildung einer schwarz-grünen Regierung zeichnet sich eine Abkehr von den engagierten grünen Zielen zur Bekämpfung des Klimawandels ab. Nur die Begründung ist eine andere: hier CDU, dort Russland bzw.Ukraine.

Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Grünen bei der aktuellen Pro-Waffen-Anti-Scholz-Kampagne, anstatt sich zurückzuhalten bzw. dagegen zu halten, diese noch befeuern. Durch schöne Habeck- und Baerbock-Worte ablenken vom Aufgeben der ursprünglichen Ziele der Energiewende. Ablenken vom Erkennen der Naivität, dass die Energiewende über Markt- und Demokratie- Mechanismen herbeiführbar wäre, ohne dass sich die fossilen Energie-Kapitalisten dagegen wehren würden, notfalls auch mit Gewalt. Und wenn es dann zu Gewalt kommt, wird deren Bekämpfung mit Gewalt absolute Priorität über die Klimapolitik eingeräumt!

Meine Hoffnung: Die um grüne Falschspieler bereinigte Fridays-for-Future-Bewegung wird dieser klimaschädlichen Politik den Garaus machen. Die Grünen werden das an ihren künftigen Wahlergebnissen ablesen können.

Eine ähnliche Vernebelung zeichnet sich bei der überfälligen Agrarwende ab.

Das war‘s wohl dann mit dem Höhenflug der Grünen!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden