Die Legende vom Einzelfall

Organspende Auch wenn nun abgewiegelt wird: Der Göttinger Skandal legt die Schwäche des Gesamtsystems offen, vor der die Politik die Augen verschließt
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Nicht immer werden Spenderorgane auf Herz und Niere geprüft
Nicht immer werden Spenderorgane auf Herz und Niere geprüft

Illustration: der Freitag, Material: Fotolia

Es ist die Zeit der Beschwichtigung. „In Göttingen handelt es sich um einen kriminellen Einzelfall, nicht um einen Organspendeskandal“, sagt Günther Kirste, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Auch Politiker und Mediziner sprechen bei dem Göttinger Arzt, der die Organwarteliste zugunsten seiner Patienten manipuliert haben soll, gerne vom „kriminellen Einzelfall“. Und der Strafrechtler Hans Lilie, Chefkontrolleur der Bundesärztekammer, versichert, bei 119 überprüften Verdachtsfällen in den vergangenen zehn Jahren habe es nur kleinere Regelverstöße gegeben – kein einziger habe „Skandalpotenzial“.

Wirklich? Seit in Göttingen die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger