Märchen aus blauem und rotem Glas

100. GEBURTSTAG VON ANNA SEGHERS Die Dichterin als Repräsentantin der Einheit von Geist und Macht
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Ein Wunder wird das zweite Jahrtausend beschließen: Glasfenster, vor denen Kugeln weichen.« Dieser Schluss-Satz aus dem 1948 geschriebenen Essay »Glauben an Irdisches«, der sich auf den Wiedereinbau der während des Krieges ausgelagerten berühmten Glasfenster in der Pariser Sainte-Chapelle bezieht, (»Das Märchen der westeuropäischen Christenheit« darstellend), enthält das zentrale lebenslange Schreibmotiv von Anna Seghers, dem die Weltliteratur eine Reihe leuchtender und bleibender Texte verdankt. Kunst und Literatur in ihrer menschheitsbildenden Bedeutung zu begreifen, auf ihre aufklärerische, lebensbejahende und unterhaltende Rolle zu setzen, war Anna Seghers' Art der Interpretation von der gesellschaftlichen Funktion der Literat