Nazis wegwürfeln

Nicht in Berlin Rechtsradikale marschieren durch Dortmund – und bekommen lauter Spiegel vorgehalten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2016

Wie ein glänzender Sisyphos sieht Artúr van Balen aus, als er den ersten aufgeblasenen Spiegelwürfel schultert. Den Gang leicht nach vorn gelehnt, trägt er den anderthalb Meter großen Folienballon Richtung Dortmunder Nordstadt. Die frühen Sonnenstrahlen brechen sich in dem Würfel und werfen helle Fresken auf die Gesichter der mitlaufenden Gruppe. Griechische Mythologie meets Bee Gees.

Auf den ersten Blick wirkt der Umzug wie ein bizarrer Zirkus. Vor allem in Dortmund – einer Stadt, die betont auf dem Boden geblieben ist, weil jahrelang zu viel unter den Teppich gekehrt wurde. Insbesondere, wenn es um Nazis ging. Heute, am vierten Juni, findet hier der bisher größte Naziaufmarsch des Jahres statt: Der „Tag der deutschen Zukunft“.