Sätze des Grauens

Top 5 Von Beate Zschäpe über Thomas de Maizière bis Donald Trump: Wir haben die schlimmsten Aussagen des Jahres zusammengestellt
Ausgabe 51/2015
Thomas de Maizière hat eine universelle Verunsicherungsformel geschaffen
Thomas de Maizière hat eine universelle Verunsicherungsformel geschaffen

Foto: Localpic/Imago

„Wir schaffen das!“

Spitzenreiterin ist Angela Merkel. Kaum hatte sie ihren Optimismus bei der Bewältigung der Flüchtlingsfrage mit dem Elan einer Baumarktkette verkündet, wurde ihr Spruch zum geflügelten Wort und zum Hashtag #wirschaffendas. Der findet inzwischen vor allem bei Wutbürgern und Stammtischpatrioten Verwendung – etwa wenn sich Kinder in „Willkommensklassen“ prügeln oder die AfD zu Spenden aufruft. Statt eines Pokals bekam die Kanzlerin ein künstlerisch zweifelhaftes Ölgemälde auf dem Cover des Time Magazine. Und den Titel „Person des Jahres“. Wer so viel Ehre genießt, kommt schon allein klar, denken nun viele, nicht nur in Merkels Partei. Während die CSU da überhaupt nichts schaffen will, schaffen die Behörden zu wenig. Und so müssen die Flüchtlinge und Helfer das meiste weiterhin allein schaffen.

„Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“

Platz zwei geht an Thomas de Maizière, für seine herausragende Leistung im Genre Psychothriller. Niemand weiß, ob uns die verschwiegenen Teile seiner Antworten in gleichem Maße verunsichert hätten, wie unsere Nachfragen den schweigsamen Innenminister verunsicherten. Fakt ist: Die de Maizièr’sche Verunsicherungsformel ist universell einsetzbar: im Büro („Wie weit sind Sie mit dem Projekt?“), im Auto („Wann sind wir da?“), nach dem Sex („Wie war ich?“). Die Aluhutproduktion hat seither jedenfalls noch mal enorm zugelegt.

„Das entzieht sich meiner Kenntnis“

In bestechender Form zeigte sich Wolfgang Niersbach bei einem seiner letzten Einsätze als DFB-Präsident, bei der Pressekonferenz zu den schwarzen Kassen. Mal konnte er die Fragen nicht beantworten, mal konnte er keine Antwort geben. Niersbach wusste also gar nichts und konnte nichts dafür, weil die Antworten so frech waren, sich seiner Kenntnis zu entziehen. Zwar nahmen die Journalisten ihm das nicht ab. Aber Niersbach konterte mit dem niedlichsten Hundeblick, den der Fußball je gesehen hat. Ein Platz im Mittelfeld, Rang drei.

„Es war Liebe“

Einen Überraschungserfolg erzielt die höchste Neueinsteigerin des Jahres: Beate Zschäpe. Kurz vor Weihnachten verblüffte die „schweigsame Nazikonkubine“ (Jan Böhmermann) ihr Publikum im NSU-Prozess mit einer schriftlichen Erklärung, die selbst Erich Mielke zu Tränen gerührt hätte. Nie sei sie Mitglied einer Vereinigung namens NSU gewesen! Stattdessen habe sie jahrelang in einem Liebesdreieck mit ihren beiden Uwes gesteckt und sehr gelitten, wirklich: sehr! So viel Originalität reicht für Platz vier.

„Trump findet ...“

Rang fünf geht an Donald Trump, für sein rhetorisches Gesamtwerk, das sich durch Ausdauer und Stiltreue auszeichnet. Ob Muslime, Mexikaner, Chinesen oder Frauen: Für Trump ist jeder Mensch außer Donald Trump Mitglied einer gefährlichen Randgruppe. Am liebsten spricht er in der dritten Person über sich selbst, das traut sich sonst kaum einer.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Geschrieben von

Simon Schaffhöfer

Taugenichts und Pausenclown

Simon Schaffhöfer

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden