Vorhersagen, die Zukunft betreffend

2016 Was auf die große weite Welt so alles zukommt im neuen Jahr, hat mir netterweise meine Kristallkugel verraten. Vorweg: Es bleibt turbulent.

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I. Kriege

In Syrien wird der IS zerschlagen und ein Waffenstillstand zwischen Regierung und Opposition erreicht, womit der Wiener Fahrplan ungefähr eingehalten werden kann. Im Irak weitgehend auch, wobei eine kleinere Region unter IS-Kontrolle als “Fuß in der Tür” bleiben könnte. Mossul wird mit US-Unterstützung rechtzeitig vor den Präsidentschaftswahlen befreit. In Libyen kommt es zu einer Vereinbarung zwischen Tobruk und Tripolis, außerdem unterstützen die Europäer die Regierung im Kampf gegen den IS, um ein direktes Eingreifen der Russen zu vermeiden.

In Afghanistan spitzt sich hingegen der Konflikt weiter zu, wobei es später im Jahr wieder Verhandlungen geben dürfte. Ein Versuch, andere zentralasiatische Länder zu destabilisieren, ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Im Jemen geht der Krieg weiter, flaut aber tendenziell langsam ab; irgendwann könnte es zu Verhandlungen zwischen Saleh und den VAE/ Katar kommen und einer de-fakto-Teilung des Landes. Sehr unsicher ist die Entwicklung in der Türkei, aber es steht zu befürchten, dass der Krieg gegen die Kurden an Intensität zunimmt, um so Erdogans Chancen zur Einführung eines Präsidialsystems zu erhöhen - mit Referendum schon 2016, wenn die Stimmung gute Chancen verspricht.

II. Konflikte

In der Ukraine kommt es angesichts der Zuspitzung der Wirtschaftskrise zu Protesten, dem Zerbrechen der Koalition und Neuwahlen; Präsident Poroschenko kann mit der resultierenden gemäßigteren Regierung besser zusammenarbeiten. In Saudi-Arabien nehmen aufgrund steigender Preise und außenpolitischer Misserfolge die Spannungen ebenfalls zu und könnten zu offenen Protesten und/ oder Konflikten innerhalb der Königsfamilie führen. Ein offener Krieg oder Bürgerkrieg im Land ist nicht ganz auszuschließen, aber wenig wahrscheinlich.

Möglich, aber unwahrscheinlich sind Konflikte auch in Ägypten und Aserbaidschan. In Somalia geht die (relative) Entspannung der Lage weiter, während in Nigeria schwere (ethnisch-)soziale Unruhen ausbrechen. Unabhängig vom Ausgang der Wahlen muss auch Taiwan harte Auseinandersetzungen überstehen, möglich, aber weit weniger wahrscheinlich sind sie in Thailand und Japan. In Argentinien und Venezuela sind umfangreichere Proteste gut möglich, in Brasilien sogar ziemlich sicher - und diesmal dürften sie auch politische Konsequenzen haben.

III. Wirtschaft

Wie im Vorjahr richten sich auch 2016 alle Augen auf die Fed, China und den Ölpreis. Letzterer stabilisiert sich auf niedrigem Niveau und schwankt zwischen 30 und 45 Dollar (soweit die Spannungen in Saudi-Arabien nicht doch eskalieren), Erstere erhöht den Zielkorridor langsamer als erwartet, womöglich gar nicht. Der Dollar fällt tendenziell gegenüber Euro und Yen, jedoch sehr langsam und mit Schwankungen.
Ein erneuter großer Krisenschub mit Börsencrash und Kreditklemme ist durchaus möglich (50:50), in dem Fall hängt der Fortgang völlig von den Reaktionen von Zentralbanken und Regierungen ab: Alles können sie nicht “retten”; wenn sie es doch versuchen, verschlimmern sie die Situation noch.

IV. Sonstiges

Dank verstärkter (und sehr teurer) “Anstrengungen” der Türkei verringert sich die Zahl der in Europa ankommenden Flüchtlinge deutlich, im Gegenzug hat Ankara innenpolitisch freie Hand und wird nicht offiziell kritisiert. Die US-Vorwahlen sind zeitweise spannend, doch der dann folgende Wahlkampf lediglich noch bombastischer und inhaltsleerer als sonst, weil es zwischen den KandidatInnen Hillary Clinton und Ted Cruz keine feststellbaren politischen Unterschiede gibt. Den Ausschlag geben letztlich die Themen, die 2016 dominant waren: Wenn es zu schweren wirtschaftlichen Turbulenzen kommt siegt vermutlich Cruz, wenn nicht dominiert die Außenpolitik und siegt Clinton.

Im Südchinesischen Meer kann eine Eskalation vermieden werden durch Zugeständnisse Chinas an die ASEAN-Staaten auf wirtschaftlichem Gebiet, dafür verstärkte Konfrontation mit Japan. Auch ohne so spektakuläre Ergebnisse wie 2015 und trotz ihres schwachen Generalsekretärs steigen Bedeutung und Ansehen der Vereinten Nationen weiter; in mehreren regionalen Konflikten gelingt ihnen die Vermittlung.

Ich dachte ja immer, der berühmte Satz “Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.” stamme von Karl Valentin, gesprochen ‘Falentin’ - aber eine oberflächliche Recherche belehrt mich eines Besseren: Es gibt diesbezüglich diverse Theorien; nichts Genaues weiß man nicht.

Die ausführlichere Version inkl. Rückblick auf 2015 gibts morgen auf meinem Blog.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

smukster

Ich lese und schreibe ab und zu was.Meine Themenschwerpunkte: Geopolitik, globale Wirtschaftsfragen, Europa, Klima und Energie - twitter: smukster

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