Die Show beginnt mit einer Jazz-Einlage von Helge Schneider, Rudi und Willi. Es wird eine Eigenkomposition von Helge gegeben. Danach kündigt Helge seinen ersten Gast an:
Helge Schneider: Mein erster Gast is ne Frau und ich hab’n Buch auch mitgebracht...das sie selbst geschrieben hat...sie is nämlich Schriftstellerin...sie hat sich eines Tages dazu entschlossen... als sie sich auch gleichzeitig dazu entschlossen hat...eh...keinen anderen Beruf mehr...noch...noch mehr Berufe zu erlernen und sie gehört mittlerweile zu den Schriftstellerinnen...deren Bücher ich auch lese...na wie heißt das denn?
Helge schaut auf das neue Buch von seinem Gast.
So, meine Damen und Herren, Applaus für Sibylle Berg. Da kommt sie schon...Ah, ich hol sie mal ab. Hallo Sibylle
Sibylle Berg und Helge Schneider umarmen sich.
Wie geht’s, eh, auch für die Fernsehzuschauer, Sibylle Berg! Ja, worüber reden wir, hier is Tee für dich
Die beiden gehen zu zwei Ledersesseln, die sich vor einem Fenster gegenüberstehen.
Die haben gesagt, wir sollten uns hier hinsetzen, das machen wir jetzt auch, sollen wir tauschen, Plätze direkt...
Sibylle Berg: Ja
H.S....ja ne, find ich auch gut, oder, willst lieber hier sitzen?
S.B. Ne
H.S. Besser hier
S.B. Nich ins Gesicht
Es bleibt für den Zuschauer unklar, worauf sich Sibylle Berg bezieht, möglicherweise geht es um die Beleuchtung oder eine Kamera.
H.S. Ja, so is besser. So, man kann auch schön nach draußen gucken
S.B. Hier is auch so eine (sie deutet auf eine Kamera)
Sibylle Berg ist Kamera-Scheu. Sie hätte sich viel lieber mit Helge alleine getroffen, ohne Zuschauer, ganz sicher.
H.S. Ja. Da sind die Kameras aufgebaut, aber heimlich...
Pause.
H.S. Sibylle?
S.B. Helge?
H.S. Eh, Moment. Bodo, krieg ich n Schluck Tee bitte?
S.B. Gern
Es ist unklar, warum Sibylle Berg antwortet. Helge Schneider wendet sich eindeutig an seinen Teekoch Bodo, den man auch aus seinen Live-Auftritten kennt. Sibylle Berg redet wenig und wenn sie etwas sagt, dann wirkt das merkwürdig deplatziert.
H.S. Guck mal ne Fliege, ne ganz große Fliege hier unter
Bei Helge sitzt hingegen jeder Satz.
S.B. Ja, die kommen zu mir, das sind Aasfliegen
Aasfliegen??? Ich kann mir nicht helfen, aber Sibylle Berg hat etwas Morbides an sich. Bodo kommt mit Tablett und Tee. Er trägt einen roten Frack.
H.S. Das is mein Teekoch Bodo, warte mal, n Schlückchen Tee hätt ich gern, ja? Ich habe nen eigenen Teekoch. Dankeschön
Bodo schenkt ein. Er hat im Vergleich zu Sibylle Berg etwas Erfrischendes an sich.
H.S. Ehem ehem ehem ehem ehem. Weg!
Helge schickt Bodo mit einer abfälligen Geste weg. Schade...
H.S. Wenn man so ganz reich ist, dann kann man sich so Teeköche und so was leisten. Bist du auch reich?
S.B. Ich hab die nackt zu hause, drei Stück davon
H.S. Drei Stück, nackte?
S.B. Ehem
H.S. Nackende?
S.B. Ehem
H.S. Nackte Teeköche, oder Köchinnen, oder...
S.B. Köche
H.S. Köche?
S.B. Mit großen Dödels, ja
H.S. Dödels?
S.B. Dödels
Das kam jetzt überraschend, das mit den Dödels.
H.S. Eh, ja. Das is ja n Wort, dass man eigentlich selten hört im Fernsehen, aber...
S.B. Ich muss mich jetzt entspannen, entspann dich auch mal
H.S. Ja ja, auf aufm Land hört man das Wort schon öfter, also, ich wohn ja auf dem Land n bisschen ne, ich hab auch Schafe aber keine Kühe
Pause.
Deine Bücher sind immer, sagen wir mal, so dick...
Helge schaut auf das Buch seines Gastes.
...dass man sie nich einfach mal während einer Bahnreise lesen kann, sondern man kann diese Bücher über all lesen, auch zu hause zum Beispiel anstatt Fernsehen gucken außer es komm...kommt so ne schöne Fernsehshow wie grade
S.B. Ehem
H.S. Ich les mal einen Satz vor, der mir besonders gefallen hat, auf Seite, warte mal, ich muss die Brille aufziehen, das Buch
S.B. Warte mal, ich halt das
H.S. Ja, halt mal eben hoch
Helge hält das Buch in die Kamera.
das Buch heißt übrigens
S.B. Es ist...
H.S. Vielen, vielen Dank für das Leben, da is so Reklame, is da rausgefallen von ner
S.B. Für nen anderes Buch
H.S. Für andere Sachen. Vielen Dank für das Leben, Roman, Hanser, Was’n Hanser is weiß ich noch nicht, hier is das Lesezeichen
Also, das Buch heißt : „Vielen Dank für das Leben“, ist im Hanser Verlag erschienen und kostet 21,90 €. Apropos: Vielen Dank für das Leben? Ach ja, die Aasfliegen, ich verstehe...
S.B. Is das in Ordnung, wenn ich nicht so viel Rede
Natürlich ist das in Ordnung, wenn die Aasfliegen schon kommen, dann muss man nicht viel Reden.
H.S. Du musst nich viel reden, ich auch nich, wir sind nich hier um zu reden, wir haben Zeit
Ja, Helge hat Zeit. Das ist ja auch der Name der Sendung. Aber wie viel Zeit hat Sibylle Berg noch?
S.B. Ich mach die Flusen hier so weg, dabei
H.S. Ja. Warum trägst du eh schwarz? Ich trach auch schwarz, is Zufall, gut, die Antwort brauchst du mir gar nich zu geben
Sie gibt die Antwort trotzdem, obwohl sie nicht viel Reden wollte.
S.B. Du hast mich gestern angerufen und gesagt, ich soll das anziehen
Man kann sich nicht vorstellen, dass sie sonst im Sommerkleid gekommen wäre. Aber vielleicht war der Anrufer ja gar nicht Helge. Es könnte auch der Sensenmann gewesen sein.
H.S. Ich war das nich, nein nein nein nein nein
Eben. Es war der Sensenmann
S.B. Du warst das wohl, du hast gesagt da hast du mich...
H.S. Nein nein
Nein!!!
S.B. kennen gelernt in dem Anzug damals
H.S. das kann sein
Ok, es war doch Helge
S.B. ja
H.S. ja das stimmt, wir kennen uns wie lange, zehn Jahre, zwanzig, z...zwanzig nich, aber zehn Jahre
S.B. mehr
Sibylle Berg hat sicher auch Freunde, die sie schon 110 Jahre kennt.
H.S. ungefähr zehn Jahre, fünfzehn
S.B. ja
Was denn jetzt, wie lange?
H.S. dreizehn Jahre
Ok, also 13.
S.B. hab ich hab ich mich verändert Schatz?
H.S. zwölf, nö
12, ok.
S.B. nö
H.S. überhaupt nich, du bist immer noch dieselbe
Sibylle Berg hat tatsächlich etwas Zeitloses an sich. Man kann sich gut vorstellen, dass sie sich tatsächlich die letzten 13, äh 12 Jahre nicht verändert hat.
S.B. bin irgendwie Mensch geblieben
Irgendwie Mensch? Jetzt wirds mir irgendwie zu morbide, zu zombie-haft. Außerdem habe ich jetzt schon acht Minuten geschafft. Aber Helge wollte doch noch was vorlesen, das nehme ich noch mit.
H.S. ich les mal kurz was vor ja: „Sie lernten Mitleid und Rührung erzeugen, um nicht vom körperlich Überlegenen vernichtet zu werden.“
Das wars. Haben Sie Lust auf die ganze Sendung? Dann schauen sie einfach in der Mediathek des WDR. Es gab auch noch andere Gäste.
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