Königreich Deutschland

Peter Fitzek "Genug ist genug." Diese oder ähnliche Worte müssen Peter Fitzek aus Wittenberg durch den Kopf gegangen sein, als er sich entschloss, sein eigenes Königreich zu gründen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Europa in der Krise, Amerika auch, der Euro, der Dollar, der Kapitalismus, die Umwelt sowieso...alle in der Krise. Zur Lösung all dieser Krisen wird an vielen Fronten gekämpft. Mehr Europa, weniger Europa, mehr Schulden, weniger Schulden, weg von dem Dogma ewig wachsen zu müssen, weniger CO2, wie auch immer.

Ein gewisser Peter Fitzek, geboren 1965 in Halle, jetzt wohnhaft in der Lutherstadt Wittenberg, hat eine radikalere Lösung für die Probleme dieser Welt gefunden, er hat einfach seinen eigenen Staat gegründet, er hat gewissermaßen die Reset-Taste gedrückt. Jeder weiß, wie befreiend ein solcher Neustart sein kann, wie schön es ist, wenn man sich nicht mehr mit den Folgen bestimmter Fehler auseinandersetzen muss, wenn es reicht, die Fehler nach dem Neustart einfach nicht mehr zu wiederholen.

Bernd Stromberg sagt dazu weise: "Wenn der Arm so sehr juckt, dass kratzen nicht mehr hilft, dann muss er ab, der Arm."
Der leitende Angestellte der Capitol-Versicherung bezieht sich dabei auf einen Lebensbereich, wo sich das drücken der Reset-Taste großer Beliebtheit erfreut, nämlich auf seine Ehe.

Peter Fitzek zeigt, dass Problemlösung nicht nur viel radikaler geht, als diese ewigen Konferenzen, Beschlüsse und Gesetze, er zeigt auch, dass Problemlösung sehr unterhaltsam sein kann. Am 16.9.2012 gründete er, zusammen mit sieben weiteren Bürgern, sein Königreich in einer pompösen Zeremonie, in der er zum "obersten Souverän" ernannt wurde.

Das Königreich hat alles, was ein eigener Staat so braucht. Eine Bank, bei der man seinen ohnehin dem Untergang geweihten Euro in das sogenannte Engelgeld umtauschen kann (angeblich liegen auf dieser Bank bereits 600.000 €), eine Gesundheitskasse, eine Rentenkasse und natürlich auch eine Verfassung.

Leider ist dies aber alles zu einfach um möglich zu sein. Peter Fitzek geht nämlich davon aus, dass, wenn er im Grundbuch der Bundesrepublik als Eigentümer eines Grundstücks eingetragen ist (es geht hierbei um ein ehemaliges Krankenhausgelände in Wittenberg), er auf diesem Grundstück dann auch seinen eigenen Staat gründen kann, mit der Konsequenz, dass die Hoheitsrechte von der Bundesrepublik auf ihn übergehen. Wenn das so funktionieren würde, würde sich etwa folgende Frage stellen: Warum kauft die Bundesrepublik nicht möglichst viele Grundstücke auf Mallorca (einige Milliarden werden von der Eurorettung doch noch übrig sein), um aus der gefühlt deutschen Insel eine auch im völkerrechtlichen Sinne deutsche Insel zu machen?

Natürlich gerät einer wie Peter Fitzek mit den Gesetzen in Konflikt. Seit Oktober 2010 hat er im Rathaus Wittenberg Hausverbot, weil er unter Berufung auf § 127 StPO versucht hat, eine Sachbearbeiterin festzunehmen. Weil er im November 2009 mit einem selbstgebastelten Kennzeichen herumfuhr, läuft gegenwärtig ein Strafverfahren gegen ihn. Sein Verein "NeuDeutschland" wurde von der Verfassungsschutzbehörde des Landes Sachsen Anhalt als verfassungsfeindlich eingestuft.

Kurz vor seiner Staatsgründung ist auch die - von Peter Fitzek als Mainstream-Presse bezeichnete - Mitteldeutsche Zeitung auf den Mann aufmerksam geworden. In einem ganzseitigen Artikel widmete sie sich seinen Plänen.

Trotz der Scharmützel, die sich Peter Fitzek mit der Bundesrepublik leistet, scheint diese in ihm noch keine ernsthafte Bedrohung für ihre Souveränität zu sehen. Kein Einsatz des SEK, kein Aufmarsch der Bundeswehr; bisher konnte Peter Fitzek die Bundesrepublik noch nicht hinterm Ofen hervorlocken. Wie es mit seinem Königreich dennoch enden könnte, zeigt das Beispiel des Fürstentums Germania. Wegen Verstößen gegen das Bauordnungsrecht wurde das Schloss in Brandenburg, welches der Sitz des Mini-Scheinstaates war, von der Polizei nach drei Monaten im Mai 2009 geräumt.

Ein solch profanes Ende möchte man Peter Fitzek nicht wünschen. Ein filmreifer Einsatz des SEK wäre in seinem Fall schon angemessen. Immerhin stecken viele Jahre Arbeit in seinem Königreich. Außerdem könnte er sich wehren. Mit der von ihm gegründeten sogenannten neudeutschen Garde, angeführt von Josef Bart, dem Präsidenten des deutschen Sambo-Verbandes.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden