Kollegah und Farid Bang

Provokation Zwei Rapper und die Medien

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Ein Song ist dann provokant, wenn Menschen sich von diesem Song provozieren lassen. Die Provokation kann man also dem Song selbst nicht ansehen, die Provokation findet entweder statt, oder eben nicht.
Nach diesem Maßstab muss man den Song "0815" der Rapper Kollegah und Farid Bang leider als provokant bezeichnen. Denn die Diskussion über diesen Song, in dem es heißt "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen", ist heftig. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte das Aufsehen um diesen Song bei der gestrigen Echo-Verleihung, bei der sich Campino mit zitternden Händen durch einen abgelesenen Text von diesem Song distanzierte.

Provokation kann klug, nützlich oder jedenfalls sprachlich gelungen sein. Die Provokation des Songs "0815" ist weit entfernt von all dem. Die umstrittene Textzeile erinnert eher an einen Menschen mit Tourette-Syndrom, so befremdlich und willkürlich ist die Bezugnahme auf Auschwitz. Sieht man Interviews dieser beiden Rapper, dann hat man auch nicht den Eindruck, dass diese in der Lage sind, kluge und nützliche Debatten anzustoßen.

Relevant an den Ereignissen ist wenn überhaupt die Frage, warum es so einfach ist, das Interesse der Medien auf sich zu lenken. Denn dass zwei Typen von einem eher geringen intellektuellen Format in geschmackloser Weise das Wort "Auschwitz" verwenden, ist im besten Sinne des Wortes "egal".

Man sollte das nicht missverstehen. Es ist nicht egal, wenn viele junge Menschen diese Musik hören, wenn sie sich an dieser Zeile nicht stören oder den Text auf irgendeine Weise sogar gut finden. Aber dann muss man auch über diese jungen Menschen reden und nicht über diese zwei Musiker, die provozieren wollten und das bedauerlicher Weise auch geschafft haben.

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