75 Jahre Befreiung vom Faschismus

Tag der Befreiung Der Tag der Befreiung ist Grund zum Feiern und Mahnen zugleich. Antifaschismus ist das Gebot der Stunde.

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Vor 75 Jahren wurde der 2. Weltkrieg in Europa beendet und Deutschland von der Naziherrschaft befreit. Das ist ein Grund zum Feiern, denn damit wurde ein Kolonialkrieg beendet, der Abermillionen von Opfern forderte. Diese Befreiung haben wir den Alliierten zu verdanken, allen voran der Sowjetunion, die mit rund 24 Millionen Toten den höchsten Blutzoll leisten musste. Aber auch hierzulande gab es mutige Widerstandskämpfer*innen, die sich dem Faschismus entgegenstellten. Auch sie haben ihren Anteil an der Befreiung Deutschlands vom Naziterror.

Im Schwur von Buchenwald heißt es „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Die dem NS-Regime nachfolgende Bundesrepublik hätte es den Verfolgten des Nationalsozialismus geschuldet, diese Hoffnungen auf eine bessere Welt in die Realität umzusetzen.

Die heutige Bundesrepublik schuldet es den Verfolgten, ihre Geschichte niemals zu leugnen, zu vergessen oder zu verharmlosen.

Aber wenn Deutschland alles tun würde, was es tun müsste, müssten wir politisch nicht mehr so aktiv sein.

Stattdessen sitzt eine faschistische Partei in fast allen deutschen Parlamenten.

Stattdessen kämpft der VVN-BdA genau dieses Jahr, zum 75. Jahrestag der Befreiung, um die Anerkennung seiner Gemeinnützigkeit.

Stattdessen finden immer mehr rechtsextreme Anschläge statt, vor denen der Großteil der Gesellschaft immer noch seine Augen verschließt.

Und stattdessen haben wir jetzt wieder so repressive Polizeigesetze wie seit 1945 nicht mehr, während genau dieses Organ von Faschisten durchsetzt ist.

Wäre ich Sozialdemokrat, würde ich jetzt wahrscheinlich zum ich-weiß-nicht-wievielten Mal in den letzten Jahren „Wehret den Anfängen!“ sagen.

Aber das bin ich zum Glück nicht.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass das nicht mehr die Anfänge sind, sondern die logische Konsequenz daraus, dass die Nazis niemals weg waren.

Ich bin damit aufgewachsen, dass Klassenkamerad*innen NS-Witze gemacht haben und das einfach von allen Seiten als Normalzustand hingenommen wurde.

Meine Generation hat zu großen Teilen eine Einstellung, die sich als „Das ist jetzt alles so lang her, das geht mich nichts mehr an“ beschreiben lässt.

Doch Geschichte wiederholt sich.

Gauland hat den heutigen Tag den „Tag der absoluten Niederlage“ genannt, doch darauf werde ich nicht mehr näher eingehen, denn es ist wirklich nicht das erste Mal, dass die AfD ruft: „Hallo, wir sind Faschisten!“ und Deutschland antwortet: „Was? Nein! Faschisten gibt es hier nicht.“

Dass Teile der AfD, einer faschistischen Partei, durch den Verfassungsschutz, eine Behörde, die Faschisten finanziert, beobachtet wird, ist ein schlechter Witz.

Zum 75. Jahrestag der Befreiung wünsche ich mir Problem- und Geschichtsbewusstsein in allen Teilen der Gesellschaft, insbesondere aber in den Bildungseinrichtungen.

Ich wünsche mir, in einer Gesellschaft zu leben, die sich nicht nur demokratisch nennt, sondern auch dementsprechend handelt und Grundrechte nicht nur dann respektiert, wenn man ausreichend Geld hat.

Ich wünsche mir, dass das Märchen der Hufeisentheorie endlich aus der Welt geschafft wird.

Und ich wünsche mir, in einer Welt zu leben, in der niemand mehr ausgebeutet wird oder stirbt, weil er sich entfaltet.

Eine Welt des Friedens und der Freiheit.

Doch diese Wünsche werden sich nicht von selbst erfüllen. Eine Welt des Friedens und der Freiheit müssen wir uns erkämpfen.

Dieser Text ist von Marvin. Er ist 17 Jahre alt und Schüler.

Dieser Beitrag ist die Meinung eines Linksjugend-Mitgliedes. In diesem Blog soll regelmäßig von Mitgliedern zu aktuellen Themen Stellung bezogen werden.

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