Die sozialen Kosten der grünen Wende

Soziales Gleichgewicht Die grüne Wende darf nicht zum sozialen Kahlschlag führen!

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VW will offenbar in Zukunft bis zu 30‘000 Stellen streichen. Auch wegen der Transformation zum Elektrokonzern. Auf jeden Industriearbeitsplatz kommen in der Regel noch Arbeitsplätze aus der Zuliefererindustrie hinzu, im Schnitt sind das zwischen zwei und vier Beschäftigte. Man kann also die Zahl, die CEO Herbert Diess hinter vorgehaltener Hand genannt hat, entsprechend multiplizieren.

Die sozialen Kosten der grünen Wende werden immer galant unter den Teppich gewischt. Aus gutem Grund. Neue Arbeitsplätze werden im Zuge der grünen Revolution natürlich, äh, irgendwann einmal sicher nachwachsen. Aber für das Gros der 30‘000 VW-Arbeiter ganz sicher zu spät. Das ist auch gleichzeitig eine grosse Leerstelle in der Soziologie: Wie genau geht eine soziale und ökonomische Transformation aus Sicht des Arbeitsmaktes vonstatten? Und zwar auf einzelne Erwerbsbiografien herunter gebrochen. Der Prozess der schöpferischen Zerstörung kostet immer und in allererster Linie auch Menschenleben, zumindest in der einen oder anderen Form, den sozialen Tod mit eingeschlossen. Aber aus individueller Sicht sind diese Schicksale allesamt ein Drama, jedes einzelne für sich genommen!

Damit gerät die grüne Revolution in ein Dilemma. Wenn sich ein Wandel vollzieht, sollte man immer auch die Perspektive der Betroffenen einnehmen. Eine neue Gesellschaft entsteht schliesslich nicht einfach am Reissbrett! Ausser man hat ohnehin schon so eine Art von ökologischem Morgenthau Plan 2.0 ins Auge gefasst. Dann muss man natürlich Menschenopfer bringen. Doch das wäre fatal. Ein sozialer Ausgleich sollte für all jene geschaffen werden, die, wie eingangs erwähnte Arbeiter bei VW, durch die grüne Wende plötzlich auf die Schattenseite des Lebens geraten.

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„Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.“ Albert Camus

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