Valentin Tomaschek über das Politcamp10: "Euphorie verflogen"

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Politik traf Web 2.0: Am letzten Wochenende haben Internetexperten, Medienmenschen, Politiker und Interessierte beim Politcamp10 über Themen wie Netzpolitik, Online-Wahlkampf, Medienkompetenz, Soziale Netzwerke und eGovernment diskutiert. Valentin Tomaschek hat die Veranstaltung organisiert. Ein Interview über die Politik 2.0-Euphorie und wieso er vielleicht doch lieber Briefmarken sammeln sollte.

Das Politcamp2010 ist vorbei. Dein Fazit?

Der unglaubliche Stress hat sich mal wieder gelohnt. Ich bin kein Statistikfan, aber wenn ich mal die Steigerung in Zahlen ausdrücken würde, käme überall ein Plus bei raus. Mehr Teilnehmer. Mehr Themen. Mehr Sessions. Mehr Mandatsträger. Mehr Presseecho.

Onlinewahlkampf, Netzsperren oder eGovernment - Die Themen waren ähnlich wie 2009. Was gab es Neues in diesem Jahr?

Das kann ich selbst so gar nicht beantworten, denn während der zwei Tage konnte ich als Veranstalter selbst leider nur eine einzige Session verfolgen. Ich denke aber, dass die Diskussionen besonders in den eher kleinen und intimeren Sessions durchaus konstruktiv waren.

Oft geht es bei solchen Zusammenkünften ja mehr um die Randgespräche die mal zwischendurch beim Kaffee geführt werden. Von diesen konnte man viele beobachten. So stand beispielsweise der MdB Manuel Höferlin von der FDP noch lange nach Schluss am Sonntag mit einigen Interessierten zusammen und diskutierte.

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Valentin Tomaschek beim Politcamp10 (Foto: flickr/Mr. Topf)

Ist die Euphorie bezüglich Politik 2.0, die im letzten Jahr auf dem Politcamp zu spüren war, vorbei?

Ja, die ist zum Glück verflogen. Es wurde sehr deutlich, dass eine vernünftige und konstruktive Netzpolitik einfach verdammt viel Arbeit bedeutet und das wir nicht mal eben so Probleme beseitigen können. Manchmal hatte man den Eindruck, dass dies einige vom PolitCamp erwartet haben, aber wir haben leider immer noch sehr viele Vorurteile auf beiden Seiten. Es hat sich aber schon sehr viel getan und die Gesprächsbereitschaft auf Seiten der Politik ist definitiv da. Dies sollte genutzt werden.http://fernlokal.wordpress.com/wp-includes/js/tinymce/plugins/wordpress/img/trans.gif

Was hat sich im Vergleich zum letzten Jahr auf organisatorischer Ebene geändert?

Die Steigerung der Teilnehmerzahl von 500 auf 900 TeilnehmerInnen war schon enorm. Dazu die vielen angebotenen Sessions und auch die Mehrzahl an Mandatsträgern aus allen Eben der Parlementer. Dies verursacht einfach viel mehr Koordination für die beiden Tagen. Aus technischer und räumlicher Sicht haben wir da ja zum Glück das Radialsystem V, von welchem wir durch die Geschäftsleitung und dessen Team sehr unterstützt werden.

Ich glaube dafür, dass wir im Orga-Team alle keine Eventmanager sind und dies mehr in der Freizeit betreiben, können wir mit dem reibungslosen Ablauf auch sehr zu frieden sein. Trotzdem wünscht sich meine Frau inzwischen, dass ich in meiner Freizeit lieber Briefmarken sammeln sollte. Da klingelt das Handy einfach weniger.

Erstmals wurde auch das Jugendpolitcamp durchgeführt. Wie kam es dazu?

Die Idee kam von einem Interessiertem und wir fanden diese von Anfang an gut. So kam es schnell mit der Zusammenarbeit des IJAB. Die Idee war einfach Jugendliche mehr mit einzubeziehen und auch wieder für die Politik begeistern zu können. Wir hatten 100 Anmeldungen für das JugendPolitCamp und vor Ort waren dann auch schliesslich ca. 70 Jugendliche.

Das brachte durchaus einen guten und frischen Wind rein und ich selbst war beeindruckt, dass diese sich auch in der Sessionplanung auf die Bühne stellten und eigene Sessions anboten. Auch konnte man oft Gespräche zwischen Jugendlichen und Politikern vor Ort beobachten und so weit ich Blogbeiträge von einigen Teilnehmern inzwischen lesen konnte, war das ein guter Erfolg. Wir wollen zum nächsten PolitCamp auf jeden Fall die Beteiligung der Jugendlichen noch weiter erhöhen.

Was habt Ihr aus dem Politcamp2010 für das nächste Jahr gelernt?

Das Feedback war dieses Mal sehr viel umfangreicher und wir werden noch einige Tage brauchen, um ein endgültiges Fazit zu ziehen. Grundlegend sind mit der Organisation aber alle zufrieden gewesen und wir werden auf jeden Fall nächstes Jahr wieder ein PolitCamp machen. Vom RADIALSYSTEM V haben wir schon ein signalisiert bekommen, dass wir es gerne wieder in Berlin an der Spree machen können und auch über eine Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend würden wir uns natürlich wieder sehr freuen.

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