Wie es war: Christoph Nitz über die Linke Medienakademie

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Jetzt ist die 7. Akademie für Journalismus, Bürgermedien, Öffentlichkeitsarbeit und Medienkompetenz vorbei. Das Ziel: Gedankenaustausch zu intelligenter und kritischer Medienarbeit. Ein Interview mit Christoph Nitz, dem Initiator der Linken Medienakademie (LiMA): Über persönliche Favoriten, Lernkurven und Pläne für 2011.

Die LIMA ist vorbei. Und was kommt jetzt?

Unser gemeinnütziger Bildungsverein Linke Medienakademie führt das ganze Jahr Fortbildungskurse durch. Ende März steht etwa in Berlin ein zweitägiger Layoutkurs an, der schon seit Wochen total ausgebucht ist. Im April laden wir am zweiten Dienstag ins tazcafé zum Mediatuesday ein, dann wollen wir unter der Überschrift "Mein Profil gehört mir!?" darüber diskutieren, wie die Privatsphäre im 21. Jahrhundert aussieht. Und Ende April fahren wir zum Klausurwochenende nach Lage-Hörste und beginnen mit den Vorbereitungen für die 8. LiMA, deren Motto "Grenzenlos" sein wird.

Welche Veranstaltungen waren in diesem Jahr dein persönlicher Höhepunkt?

Meine Highlights waren die Vorabpräsentation des neuen Comics von Gerhard Seyfried und Ziska, weil die beiden erstmals seit zehn Jahren wieder ein gemeinsames Comic-Projekt realisiert haben. Besonders spannend war hier, dass die beiden Blätter aus dem Skizzenbuch zeigten. So ein Blick in die Werkstatt hat man selten. Das Buch "Kraft durch Freunde" wird erst im April erscheinen.

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Christoph Nitz auf der LiMA (mit Mikro)

Und natürlich der Besuch der Typografenlegende Prof. Kurt Weidemann, der 88-Jährige hielt den Hauptvortrag zum Titel unserer Konferenz "Zeichen setzen". Sein Auftritt war wohl der beeindruckenste Moment. Weidemann entschied sich spontan, die Ehrenmitgliedschaft in unserem Verein Linke Medienakademie anzunehmen und versprach, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.

Man hatte das Gefühl, dass die Teilnehmer sich auf dem riesigen Areal etwas verlaufen. Wollt ihr die Veranstaltung auch im nächsten Jahr in Schöneweide durchführen?

Die HTW in Oberschöneweide hat uns von der drückenden Enge und den miserablen technischen Bedingungen der vergangenen Jahre befreit. Das neue Gelände muss erst erkundet werden und wir müssen uns heimisch werden. Die winterliche Kälte, schneidender Wind und Nieselregen haben einen irreführenden Eindruck des Campus hinterlassen. Zudem ist das Gelände so gewählt, wie wir Schwaben Kinderkleidung einkaufen: Im Zweifel eine Nummer zu groß. Die LiMA wird im nächsten Jahr schon reinwachsen.http://fernlokal.wordpress.com/wp-includes/js/tinymce/plugins/wordpress/img/trans.gif

Was habt Ihr für 2011 gelernt?

Jeder neue Standort bietet Chancen und Herausforderungen. Die technische Ausstattung und die Qualität der Hochschule für Technik und Wirtschaft am Standort Oberschöneweide sind ein deutlicher Sprung gegenüber den Bedingungen in den vergangenen Jahren.

Allerdings muss die große Anlage von uns besser ausgeschildert werden, es müssen mehr Orte für zwanglose Treffs geschaffen werden und unser Programm muss früher und vor allem übersichtlicher vorgelegt werden. Viele Teilnehmende haben auch den Wunsch nach einer "großen" zentralen Veranstaltung geäußert, damit die über 950 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich auch einmal alle an einem Ort versammeln und so auch ein Gefühl der gemeinsamen Stärke und Verbundenheit erfahren können.

Wieviele Menschen waren da, wieviele Veranstaltungen wurden jetzt tatsächlich durchgeführt?

Rund 950 Medienmenschen waren über die Tage verteilt da, viele auch die gesamten vier Tage. Ausgefallen sind erstaunlich wenige Angebote. Es ist - glaube ich - nicht Standard, dass ein komplett ehrenamtlich organisierter Kongress mit mehr als 200 Veranstaltungsangeboten in dieser Disziplin durchgeführt wird.

Unsere Partner wie ver.di oder auch die taz wollen uns helfen, dass wir als junger Verein die organisatorischen Mängel vermindern. Allerdings sollte die LiMA nie überprofessionell werden, denn viele mögen die charmante Atmosphäre der Improvisation und Neugierde, die Teilnehmende und Organisatorinnen und Organisatoren verbindet. Zumal hier die Grenzen fließend sind.

Eine Teilnehmerin sagte, unsere Internetseite gefalle ihr nicht und die Organisation sei nicht immer reibungslos und schloß mit der Frage: "Ihr macht das alles ehrenamtlich?" Auf mein nachfolgendes "Ja" bot sie sich spontan an, bei der nächsten LiMA mit von der Partie zu sein. Und zwar schon ab unserem Klausurwochenende im April. So wuchs die LiMA von 12 Teilnehmenden und zwei Teamern im Jahr 2002 zum jetzigen Format. Wir entwickeln nicht am Reißbrett einen Kongress, sondern gemeinsam mit den Teilnehmenden wird die jeweils anstehende LiMA gestaltet.

Welchen nachhaltigen Effekt hat die LIMA deiner Meinung nach?

Neben der profunden Weiterbildung für jeden einzelnen – auch mit einem Zertifkat nachweisbar - ist es der Netzwerkgedanke. Viele Kooperationen und Ideen entstehen am Rand der Workshops und Diskussionen.

Die Mischung von Startern und "alten Hasen" gibt eine Atmosphäre des voneinander lernen könnens, die es auf anderen eher Experten dominierten Veranstaltungen nicht gibt. Viele Dozentinnen und Dozenten freuen sich, dass sie nicht nur ihr Wissen weitergeben können, sondern auch neue Inspiration von anderen Menschen mitnehmen können.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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