Nehmen wir eine weit verbreite Sorge: „Muslime stellen bald die Mehrheit in Deutschland, dann herrscht hier die Scharia und wir Deutschen haben dann nichts mehr zu sagen“. Klingt komisch, aber solche Ängste gibt es wirklich. Man begegnet ihnen überproportional oft bei PEGIDA-Demonstrationen und deren Ablegern. Eine andere, nicht weniger ernstzunehmende Sorge, ist die gefühlte Gefahrenlage nach Terroranschlägen.
Politiker sollten Sorgen ernst nehmen
Im Prinzip sind Politiker gut beraten, auf solche Sorgen einzugehen. Es kommt jedoch wie so oft, auf das Wie an. Eine Möglichkeit wäre, den Menschen diese Sorgen zu nehmen, indem man sie aufgreift und widerlegt, wenn sie mit der Realität im Widerspruch stehen. Alternativ können die Sorgen verstärkt werden, indem irrationale Ängste geschürt werden. Das machen vor allem AfDler. Aber nicht nur.
Vor allem Wahlkämpfer neigen zu dieser Methode, weil sie sich einen kurzfristigen Erfolg, in Form von Wählerstimmen versprechen. Die Kehrseite der Medaille ist ein vergiftetes gesellschaftliches Klima. Die Burkaverbotsdebatte ist ein Paradebeispiel dieser plumpen Manöver. Einige Unionspolitiker haben sie im Kontext der Terrorbekämpfung auf die politische Agenda gesetzt. Es handelt sich dabei um nicht mehr oder weniger als eine Scheinlösung und Symbolpolitik.
Wahrheit statt Panikmache
Ehrlicher wäre es, den Bürgern die Wahrheit zu sagen. Eine Formulierungshilfe: Es wird niemals eine absolute Garantie geben, um Anschlägen vorzubeugen. Wir werden die Sicherheitsbehörden aber bestmöglich ausstatten, damit sie gewappnet sind. Und nicht vergessen darf: Die Wahrscheinlichkeit durch einen Terroranschlag ums Leben zu kommen ist niedriger, als durch eine Fischgräte zu sterben.
Kommentare 15
Und nicht vergessen darf: Die Wahrscheinlichkeit durch einen Terroranschlag ums Leben zu kommen ist niedriger,als durch eine Fischgräte zu sterben.
So eine Erkenntnis wirkt sofort. Ich würde sagen als Ghostwriter für den Bundespräsidenten eine geniale Einleitung für eine Ansprache:
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
wir alle lieben und schätzen unsere Freiheit, die uns durch das Grundgesetz geschenkt wurde. Gerne greife ich Ihre Nöte und Ängste auf. Reden darüber hilft, auch wenn es manchmal unbequem ist. Ich fürchte, dass manche Sorgen keine reale Basis haben. Das hat sich mir bei vielen Begegnungen mit den Menschen im Lande immer wieder aufgedrängt. In manchen Fällen ist dies sogar ziemlich einfach zu belegen, auch wenn die Weltlage komplex ist. Um terroristische Anschläge brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Meine Mitarbeiter haben ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit...
Eher kommt ein Muslim durch ein Nichtmuslim (siehe die bisherige Anschlägsserie von Deutschen auf Asylwohnunterkünfte und Tötung von ausländischen Mitbürgerinnen) ums Leben als umgekehrt - und das ist keine Wahrscheinlichkeitsrechnung sondern leider die Faktenlage.
Im übrigen sind Muslime selbst Opfer der Daesch-Idioten! Wenn es um Ängste, Befürchtungen oder um das unbestritten wichtige Sicherheitsbedürfnis von Menschen geht, dann sind Nichtmuslime wie auch Muslime gleichermaßen davon betroffen. Oder sind die Ängste und das Schutzbedürfnis von Muslimen weniger Wert als die der Alteingesessenen in D?
>>So eine Erkenntnis wirkt sofort.<<
Nach meiner Erfahrung wirkt sie gar nicht. Die Leute haben keine Angst vor der Strasse, fühlen sich da absolut sicher. Obwohl dort jeden Tag Menschen schwer verletzt werden und sterben. Das ist kein grosses Thema in den Massenmedien: Gleichartige Berichte in den Massenmedien wie bei bewaffneten Überfällen ("Amok/Terror") hätten nämlich einen massiven Rückgang der Reklameeinnahmen zur Folge. Und was nicht berichtet wird gibt es nicht.
>>Im übrigen sind Muslime selbst Opfer der Daesch-Idioten!<<
Ja, das wird nicht thematisiert: Wer wahllos in die Menge schiesst oder Bomben an menschenvollen Plätzen explodieren lässt weiss ja nicht, wen er trifft. Das zieht sich durch von Bahnhof Bologna/Oktoberfest 1980 bis heute.
Nur die Anschläge auf Asylantenunterkünfte sind gezielt.
>>So eine Erkenntnis wirkt sofort.<<
Nach meiner Erfahrung wirkt sie gar nicht.
Nichts anderes wollte ich mit meiner Anmerkung ausdrücken.
Tschuldigung, hab die Ironie nicht erkannt.... ;-)
Die Strategie des Blogschreibers mit Fakten, wie er es nennt, den scheinbar unreflektiert Verängstigten ihre "Sorgen" zu nehmen, halte ich für doppelzüngig, weil er erstens in keiner Weise auf die Antriebskräfte der Bombenwerfer eingeht und zweitens, weil er sich damit seine eigene Realität schafft.
Er schreibt: Eine Möglichkeit wäre, den Menschen diese Sorgen zu nehmen, indem man sie aufgreift und widerlegt, wenn sie mit der Realität im Widerspruch stehen.
Von den Verursachern der Terroranschläge verlangt er nichts, gar nichts. Die sind wohl einfach da, quasi vom Himmel gefallen. Stattdessen verweist er auf die AfD, von der "irrationale Ängste geschürt" würden.
Es geht aber nicht nur um Terroranschläge. Wenn 47 Prozent der hiesigen Deutsch-Türken die Islam-Gebote über das GG stellen, ist das ein Alarmzeichen größeren Ausmaßes. Deshalb sind Befürchtungen vor dem Islamismus durchaus mit dem bisherigen gesellschaftlichen Konsens abgleichbar und entbehren nicht einer gewissen Rationalität.
Wenn 47 Prozent der hiesigen Deutsch-Türken die Islam-Gebote über das GG stellen, ist das ein Alarmzeichen größeren Ausmaßes.
dies gilt laut studie für die erste generation von türkeistämmigen zuwanderen mit muslimischen hintergrund. und es heißt noch lange nicht, dass die vier millionen muslime sich im einwanderungsland d nicht gesetzes- und grundgesetzkomform verhalten. aber zur studie zurück, die hier den focus auf eine biologisch zu vernachlässigende zukunftsgrösse fokussiert ist. in dieser studie - falls wir von der gleichen hier sprechen- heißt es:
"Der Anteil mit fundamentalistischem Weltbild liegt in der ersten Generation bei 18 Prozent, in der zweiten und dritten nur noch bei 9 Prozent. Auch sind es unter den Befragten der ersten Generation mehr, die den Glauben sehr streng leben: Während 27 Prozent von ihnen meinen, Muslime sollten einem Menschen des anderen Geschlechts nicht die Hand schütteln, denken dies 18 Prozent der zweiten und dritten Generation. Dass Frauen ein Kopftuch tragen sollten, meinen in der ersten Generation 39 Prozent, in den Folgegenerationen 27 Prozent. Auch der Anteil der muslimischen Frauen, die tatsächlich ein Kopftuch tragen, geht von 41 auf 21 Prozent zurück."
ich sehe es wiedas forscherteam dieser studie, dass " die Popularität fundamentalistischer Haltungen künftig weiter sinken, sofern die Integration der jüngeren Zuwanderergeneration weiter gut verläuft."
und aus meiner erfahrung mit schüler*innen mit muslimischen glaubens: die haben die schnauze voll, wenn sie in der schule vom lehrpersonal oder ihren deutschen mitschüler*innen auf ihr angebliches anderssein (religion-kultur etc.) reduziert werden. es sind neudeutsche junge leute, die in der regel mit religion nicht viel am hut haben (oder als privatsache sehen)- und das nehme ich ungläubiger gerne zur kenntnis!
kleiner nachtrag: würde mich sehr freuen, wenn herr rezek mit uns (mir) diskutieren würde. danke!
hallo gelse, nein es sind nicht "Nur die Anschläge auf Asylantenunterkünfte sind gezielt." hier:Liste von Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland 2016 und hier Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Deutschland:
"Der überwiegende Teil der Todesopfer ist der breiten Öffentlichkeit dagegen nicht bekannt. Häufig liegt der Fokus der Berichterstattung, wie bei den NSU-Morden, auf den Tätern. Die tatsächliche Gesamtzahl der Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland ist umstritten. Die Liste, welche die Bundesregierung auf Grundlage der offiziellen Polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlichte, geht von 75 Todesopfern im Zeitraum von 1990 bis 2015 aus.[1] Eine von der Amadeu Antonio Stiftung erstellte inoffizielle Liste führt im selben Zeitraum hingegen 178 Todesopfer und elf weitere Verdachtsfälle an."
mal meinen ganzen statistikkram beiseite gestellt will ich auf eins hinaus: mir macht das massierte auftreten terroristischer/gewaltsamer übergriffe hier in d nicht unbedingt angst, aber es macht micht nachdenklich darüber, mit welchen politisch- präventiven mitteln wir die ängste bei sowohl nichtmuslimen wie auch muslimen abbauen können, ohne uns gegenseitig vorzuwerfen, dass immer der andere die bedrohungskulisse bzw. die gefahr für ein leben in freiheit und würde darstellt. und der andere habe sich gefälligst zu schämen bzw. sich tagtäglich dafür zu entschuldigen, dass nicht in seinem namen irgendwelche terroristen/gewalttäter auf menschenjagd gehen.
dies gilt laut studie für die erste generation von türkeistämmigen zuwanderen mit muslimischen hintergrund.
Das Item der Umfrage lautete: "Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe."
Dem stimmten laut Spiegel "47 Prozent der befragten Muslime mit türkischen Wurzeln" zu. Für mich liest sich dies generationenübergreifend. Betrachtet man nur die 2. und 3. Generation, also die, deren Eltern bzw. Großeltern 25 bzw. 50 Jahre hier leben, sind es 36 Prozent. Das heißt, obwohl sie hier geboren sind und selbst wieder Kinder haben, stellt mehr als ein Drittel von ihnen den Koran über das GG. Ich halte diese Zahl für bedenklich, gerade wenn ich mir den Hype um den Radikalenerlass in den 70er Jahren vor Augen führte, als jeder potenzielle Staatsdiener durchleuchtet wurde, ob er auf dem Boden des GG steht. Und dieser Erlass richtete sich gegen die Linke, nicht gegen die Rechte, die nur das eine oder andere Bauernopfer abzuliefern hatte, um den Schein zu wahren.
Bei 16 Blogs und nur insgesamt 8 Diskussionsbeiträgen ist eine Diskussion seitens des Autors eher unwahrscheinlich.
Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze ....mein "gott", was würden bibelfeste christen auf eine solche frage wohl antworten? beide religiõsen Lager verstehen möglicherweise diese fragestellung eher unter dem aspekt von orientierungs- und sinnstiftung im alltagshandeln. sicher bin ich mir nicht, aber wollen wir die menschen auf ihre grundgesetzliche ùberzeugung von staatswegen überprüfen? die gleiche menschenrechtsfeindliche gesinnungsschnüffelei und sanktionierung wie im rahmen des radikalenerlasses. also einen radikalenerlass gegen gemeingefährliche bestrebungen von muslimen?das primat der religion vor dem gg ist wohl nicht gleichzusetzen mit der abschaffung der demokratischen grundordnung. ich bin mir sicher, die eigentlichen demokratiefeinde bzw. -abwickler haben einen ganz anderen religiösen sowie politischen hintergrund. Aber dies ist wiederum ein ganz anderes thema.
aber an welchen anderen ort der Debatte können wir uns treffen, um einen produktiven und nicht polarisierenden weg zu finden, der vom gegenseitigen respekt und vertrauen zwischen Nichtmuslime und muslimen gepflastert ist. das meine ich auch an mich selbst gerichtet, da ich mich in letzter Zeit selbst dabei ertappe, wie ich auf bestimmtes auftreten von meinen muslimischen mitbürger*innen mit abnehmender toleranz reagiere.
übrigens bin ich kein islam- oder religions- oder integrationsexperte, der wirklich weiss wohin die momentan von misstrauen und feindschaft befördert reise führt. aber um mich rum sind meine "nachbarn" nun mal menschen mit muslimischer glaubensrichtung. und in "meinen" klassen sitzen davon ganz viele, die sich nur eins wünschen: akzeptanz zu bekommen und erfolgreich den schulabschluss zu erlangen.
am rande: von den 70 kollegen*innen in meiner Schule haben wir gerade mal einen muslimischen kollegen, der vom koran bisschen mehr weiß als ich. hat aber vorbildcharacker nicht nur für die jungen muslime im sinne gelungener beruflicher und sozialer integration. er hat sozusagen den heimlichen radikalenerlass fùr die übernahme in den säkularen d-staatsdienst ausgetrickst😉
>>...stellt mehr als ein Drittel von ihnen den Koran über das GG.<<
Wenn wir jetzt mal diejenigen, die Privatbereicherung über das GG stellen hinzuaddieren, dann stellen wir fest: Das GG hat in der BRD keine Mehrheit.
lesenswert: Europäischer Islamophobie Report"
Gefahr für das demokratische Fundament Europas