Wer hilft dem Troll im Walde?

„Die Blaue Rose“ Das Zinnowitzer Kindertheater "Blechbüchse" führt ein Puppenschauspiel nach dem bekannten russischen Märchen "Die blaue Rose" auf
Wozu brauchen Kinder eine blaube Rose? Der Schauspieler Michael Thai Vu Thien
Wozu brauchen Kinder eine blaube Rose? Der Schauspieler Michael Thai Vu Thien

Foto: ZVG

Gibt es eine blaue Rose? Nein, sagen die einen, andere zucken die Achseln. Und gäbe es eine, wüsstet ihr, wo sie zu finden ist? Nein, nein, ja ... Welche Farbe haben denn Rosen? Weiß, Rot, Rosa ... Vorn im Parkett sitzen Fünf- , Sechsjährige, die eigentlichen Adressaten dieser Unterhaltung. Vor Beginn rollte dieses kleine Frage-Antwort-Spiel ab, das sich während des Ablaufs auf der Bühne fortsetzen sollte. Abtausch war gefragt, Aktion-Reaktion, Direktheit, Kommunikation zwischen Bühne und Zuschauern. Studentinnen und Studenten des ersten Studienjahres der Schauspielakademie Zinnowitz haben das zauberhafte Märchen einstudiert.

Erstaunlich ihr Unternehmen. Ein Puppenschauspiel kam auf die Bühne der Zinnowitzer „Blechbüchse“ (eine der Spielstätten der Vorpommer’schen Landesbühne Anklam), eingerichtet und inszeniert von Marianne Serowski nach dem bekannten russischen Märchen Die blaue Rose, ergänzt durch Motive aus Frau Holle. Die Blechbüchse, das klingt wie Altgeld drin. Aber der Name passt auf das Märchen durchaus. Es ist selbst alt und stammt aus dem Volk, es ist farbig wie der Bau der Blechbüchse mit seinem Gelb und Blau. Die Story ist rund wie das Wellblechdach über der Bühne. Obendrein ist Die blaue Rose lehrreich, ihre Geschichte hat Moral. Sie will auf die Kinderherzen einwirken. Heute ist derlei eher verpönt, jedenfalls wenn es allzu direkt geschieht. Aber man kann das auch ganz unintrigant machen, nicht über fünf Ecken, wo am Ende kein Kind mehr versteht, wohin der Hase hoppelt, sondern wortwörtlich.

Drei Schwestern

Da sind also die drei Töchter des Vaters, und der ist vollkommen überfordert. Die eine, Nadja, ist eitel, braucht immer neue Kleider, die zweite, Galja, ist verfressen, vertilgt jede Menge Süßigkeiten, die dritte, Maja, ist edel, hilfreich und gut. Die Schwestern streiten sich, zwicken einander, giften, stören, quaken bisweilen wie die Frösche. Kränze winden die drei jedenfalls nicht. Aber sie brauchen in ernsten Situationen die Hilfe der Kinder. Sie sollen mitentscheiden, sie sollen kräftig mitmachen.

Führt des Vaters Reise in die Stadt zum Einkauf, wünscht sich Maja eine blaue Rose, die andern beiden Kleider und Bonbons. Und ganz so verhalten sich die drei, als sie sich auf Geheiß des Vaters auf Wanderschaft begeben zum Palast, um dem dortigen Ungeheuer, dem Besitzer der blauen Rose, zu gefallen. Maja ist folgerichtig diejenige, die den Tieren und Fantasiewesen Frosch, Eule, Fee und Troll im Walde hilft und daraus die Kraft gewinnt, den im Ungeheuer verborgenen Prinzen zu erlösen. Zauberhaft, wie die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler das ins Bild bringen. Die Bühne teilt sich in Wohnung, Wald und Palast. Die Wesen des Waldes treten als Puppen auf. Christian Hirseland führt den Frosch mit Fistelstimme, die sonstigen Tierstimmen ertönen hinter den Wänden.

Beweglich, sinnreich, wechselfältig das Ensemble der Figuren, der Stimmen, der kunstreich geformten Puppen mit Masken (Bühne und Puppen: Jutta Dieckmann). Kein Wunder, dass nicht alles klappte. Etwas zu plump geriet die rockige Musik mit Motiven aus Schwanensee. Martha Barbara Pohla als die bescheidene, besonnene, vernünftige Maja und Michael Thai Vu Thien in der Rolle des bisweilen entnervten, indes kommunikationslustigen Vaters ragten hervor. Das gesamte Ensemble bot eine fantasiereiche Arbeit unter dem Motto: Für die Jüngsten ist das Beste gerade gut genug. Und die, man konnte es sehen, waren zufrieden.

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