Der Anfang ist bekannt: Gott schuf Himmel und Erde. Danach stellt sich aber gleich die Glaubensfrage, wird uns doch Widersprüchliches mitgeteilt: Die erste Schöpfungsgeschichte lässt Mann und Frau am sechsten Tag gemeinsam entstehen, die zweite, unmittelbar folgende, liefert jedoch eine gänzlich andere Version. Demnach schuf Gott zunächst nur den Menschen, hebräisch adam. Ein Name, der sich wortwörtlich aus dem herleitet, woraus Gott ihn formte: dem Ackerboden, hebräisch adamah.
Damit nahm Gott sprachlich vorweg, was Aufgabe des Menschen wurde: den Boden zu bebauen und bewahren. Eine Aufgabe, die später dann sein Schicksal werden sollte und sprachlich verbindendes Element beider Welten darstellte: Im Auszug aus dem Paradies wurde der Subtext seines Namens geschrieben, musste adam doch nun im Schweiße seines Angesichts eben jenen verfluchten adamah mühsam beackern, der ihm seinen Namen gab.
Gott schuf in Eden, in der Ödnis, Steppe, sumerisch ‚edin’, eine Oase der Ruhe. Einen Garten, umzäunten Bereich, ein Gehege, awestisch‚pairidaēza’. Und schuf dort aus adam, dem Menschen, die Männin, die Belebte, hawwah. Uns besser bekannt als eva.
„Die Menschen in jenem Garten bekommen alles für ihr Leben Erforderliche zur Verfügung gestellt; sie müssen sich ihren Lebensraum nicht selbst erobern (...) Allerdings fordert der geschützte Raum die Anerkennung zunächst ungefragt geltender Normen“, so der Alttestamentler Jürgen Ebach in seiner Schrift „Dialektik der Aufklärung“,
Aber mitten in diese Oase pflanzte Gott nun die schiere Versuchung, die nach Normverletzung geradezu schreit. Zwei Bäume, von dessen Früchten der Mensch keinesfalls kosten durfte. Warum tat Gott das? Hätte er den Menschen von Anfang an ganz nach seinem Bilde erschaffen, also als fertiges, reines und wahrhaft gottgleiches, jeder Versuchung widerstehendes Geschöpf, wäre dieser nicht Gefahr gelaufen, das zu tun, was Menschen nun mal tun, wenn sie Gelegenheit dazu haben: Sie halten sich nicht an die Regeln.
Gelegenheit schafft Diebe, sagt der Volksmund. Kaum anzunehmen, dass Gott, Allah, Adonai, Elohim, Jahwe oder wie auch immer er genannt wird, dies in seiner unendlichen Weisheit nicht gewusst haben sollte. So aber schuf er ein Wesen, bei dem er vornherein damit rechnen musste, was schließlich auch eintrat: dass es seine Gebote missachtet. Self-fullfilling prophecy auf höchster Ebene.
Wie allzu menschlich Gottes Reaktion dann doch auf die Missachtung seines Gebotes war: Statt einzusehen, dass er selbst erstens die conditio sine qua non, die Bedingung der Möglichkeit konstituierte, dass das Befürchtete eintreten konnte, und zweitens, dass er es war, der einen solch schwachen Menschen schuf, der dieser Versuchung geradezu erliegen musste, zürnte er mit dem Menschen.
Gott lastete ihm an, was er selbst gleich in doppelter Hinsicht verbockt, verursacht und damit verschuldet hatte. Er machte das Opfer zum Täter. Und lud ihm seine eigene Schuld auf. Keine Spur von wahrlich angebrachter Selbstkritik. Stattdessen warf er die Menschen im hohen Bogen aus dem Paradies. Das ist der eigentliche Sündenfall: der Sündenfall Gottes.
Tiere können nicht in einem absichtsvollen, intentionalen Akt Regeln brechen, Grenzen übertreten, Gebote missachten. Anders als der Mensch, der von Beginn an prinzipiell dazu in der Lage war. Ansonsten würde Gottes Gebot wenig Sinn machen, nicht von den Früchten des Baums zu essen. Indem der Mensch aber nun nichts besseres zu tun hatte, als seine Fähigkeit gleich in die Tat umzusetzen und von der verbotenen Frucht zu essen, kam ein zweites Moment hinzu: Ihm wurden die Augen geöffnet, er wurde „wie Gott, wissend um Gut und Böse“.
Damit erwarb er die reflexive Fähigkeit, Gebote nicht einfach nur zu missachten, sondern auch ihre Gültigkeit zukünftig in Zweifel zu ziehen. Sie in Frage zu stellen. Nicht einfach als Gott gegeben hinzunehmen.
„Wer mit dem eigenen Denken begonnen hat, kann sich (...) Ordnungen“, die er sich nicht selbst gegeben hat, „nur noch schwer fügen“. So entpuppt sich der Mensch natürlich als potenzielle Gefahr einer jeden bestehenden, sakrosankten Ordnung: Er ist erwachsen geworden. Findet sich nicht mehr tumb mit dem Anspruch auf ewige Gültigkeit der Normen und Werte sowie den entsprechenden Ge- und Verboten ab. Sondern ist nun, zumindest prinzipiell, in der Lage, selbst zu entscheiden. Eben deshalb, so Jürgen Ebach, ist in dem Augenblick, in dem der Mensch Gut und Böse erkennt, auch nicht von Sünde oder vom Sündenfall die Rede: „Es geht um Autonomie.“ Um Autonomie von jeder Autorität. So auch von Gott.
„Wer selbst entscheiden will, was gut und was böse ist, für den (...) kann der geschützte Raum des Gartens Eden nicht länger der passende Ort sein. Darum ist die Vertreibung (...) keine Strafe. Wer autonom sein will, dem (...) steht die Welt offen.“
Moral ist von Stund’ an nicht mehr unumstößlich: Moralvorstellungen können sich wandeln. Sie sind relativ, nicht absolut. Ein Spiegel der Zeit, der sozialen, familiären, gesellschaftlichen, politischen, religiösen, ja manchmal sogar der klimatischen Umstände. Oder auch der Interessenslage weltlicher wie göttlicher Autoritäten. Adam und Eva haben uns damit ein für allemal die Bedingung der Möglichkeit geschaffen, Gebote zu reflektieren und relativieren. Sie haben die Herrschaft demaskiert, der Genuss hat ihnen – und damit uns – die Chance zur Mündigkeit und Freiheit gegeben.
Diese Chance haben wir nur leider schon viel zu oft vertan: Zu unserer neu gewonnenen Freiheit gehörte auch die Freiheit, sich, aus „Faulheit und Feigheit“, so Kant, wiederum für die Unmündigkeit und damit die Unfreiheit und Autoritätshörigkeit zu entscheiden. Und nicht immer nur für das Gute, sondern immer öfter für das Böse.Was wir auch prompt bereits vor Menschengedenken getan haben. Offensichtlich aber ein paar Mal zuviel. Weshalb es Gott reute, dass er uns erschaffen hat (1. Mose 6,6). Nach mir die Sintflut, dachte er sich. Aber auch die war, so muss man im Nachhinein wohl sagen, keine wirklich überzeugende Lösung.
So bleibt einem am Ende nur die ratlose Frage, die wieder zum Anfang zurückführt: Warum hat Gott bloß diese Baum gewordene Versuchung ins Paradies gepflanzt? Der Mensch nimmt sich nun mal, was er kriegen kann, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Möglichkeiten, die sich ihm eröffnen, wird immer irgendwann irgendeiner ausnutzen. Im positiven wie im negativen Sinn. Das war damals so. Und ist heute bei Big Data nicht anders.
Schlange hin oder her: Der eigentliche Verführer war nicht sie, die übrigens, darauf weist Jürgen Ebach hin, im Hebräischen männlich ist, nicht weiblich. Sie istklug, hebräisch ‚arum’, so wie der Mensch nackt, ‚arom’ ist – die Bibel bedient sich im hebräischen Original hier interessanterweise eines Wortspiels, wenn sie Adam und Eva einerseits und die/der Schlange andererseits beschreibt. Der eigentliche Verführer war niemand anderes als Gott selber.
Er hat im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass alles, was möglich ist, irgendwann auch wahr wird, dem Menschen diesen Baum als selbsterfüllende Prophezeiung vor die Nase gesetzt. Die Voraussetzung der Versuchung ist, dass es etwas gibt, das eine Versuchung darstellt. Gibt es keine Frucht, kann auch keiner von der Frucht naschen. Weiß keiner von der Frucht, kann auch keiner von der Frucht naschen wollen.
„Ist dieser Baum von vornherein eine Falle, in welche die Menschen tappen müssen oder gar sollen?“ fragt Ebach. Ja, vielleicht. Aber warum sollte Gott den Menschen auf Tauglichkeit prüfen wollen, fast so wie ein Ingenieur in einer Testreihe sein neuestes Produkt? Das ist doch ein bisschen arg profan und zudem völlig anthropozentrisch gedacht. Schließlich wurden wir durch den Biss in die Frucht wie Gott, nicht Gott war’s, der von vornherein war wie wir: menschlich.
Warum also in Gottes Namen?
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Kommentare 51
»Der Anfang ist bekannt: Gott schuf Himmel und Erde. Danach stellt sich aber gleich die Glaubensfrage, ...«
Die Glaubensfrage stellt sich bereits mit der Behauptung:
"Wer oder was ist Gott?"
Der Apfel war kein Apfel, sondern ein Malus als Gegensatz zum Bonus. Die Schlange war keine Schlange, sondern die erste Frau Adams Lilith, die ihm weggelaufen ist, weil der immer nur die Missionarsstellung wollte - fantasielos, wie er war.
In älteren Bibeln wird statt der Schlange ein Dämon genannt, was zu weiteren Interpretationen aufruft.
Tatsächlich hatte Gott damit überhaupt nichts zu tun.
Gott schuf die Welt in sechs Tagen und seit dem siebenten Tag ruht er. Die weiteren Geschicke der Welt gab er an seinen Gehilfen Satan, der die Welt verwaltet.
Der Mann ist doch kommentar-resistent.
Es war einmal ...,
Weiß ich, aber es gibt ja auch noch Leser, die sich köstlich amüsieren wollen.
Lieber Heinz, es ist sehr interessant zu sehen, wie Sie, gemeinsam mit einigen anderen Usern, diese Kommentarfunktion nutzen. Sie machen daraus Ihre eigene Spielwiese, nutzen sie als Ihren öffentlichen Chatroom. Bilden eine Community innerhalb der Community, die nach ihren eigenen Regeln spielt. Sehr eigenwillig. Durchaus originell. Vor allem aber: völlig legitim. Denn es ist eine Option, die diese Funktion nun einmal bietet. Und die Freiheiten, die sich Ihnen da eröffnen, schöpfen Sie genussvoll aus.
Nun bietet diese Kommentarfunktion aber verschiedene Optionen neben der, die Sie gewählt haben. Sie haben sich die Freiheit genommen, sich für die eine Option zu entscheiden, ich habe mir die Freiheit genommen, mich für eine andere zu entscheiden. Und so, wie ich mir nicht anmaße, Ihre Entscheidung zu bewerten und meine über die Ihre zu stellen, so sollten Sie und die anderen Herren auch nicht Ihre über die meine stellen.
Auch wenn es Ihnen vielleicht nicht sonderlich gefällt: Beide Optionen sind, neben anderen, absolut gleichrangig. Da steht es Ihnen nicht zu, Ihre Sicht der Dinge zum allein gültigen Maßstab zu machen. Und schnöselig und hochnäsig über andere, in diesem Fall: über mich, zu reden. Bitte bleiben Sie sachlich. Und bei der Sache. Dann kommen wir vielleicht noch mal zusammen.
Warum also in Gottes Namen?
Weil er in seiner unendlichen Weisheit wusste, dass Menschen im Paradies keine Entwicklung durchlaufen würden, jedenfalls nicht freiwillig. Somit schuf er mit dem Paradies eine Sehnsucht, und mit der Versuchung den Arschtritt, der das ganze in Bewegung setzte. Warum ausgerechnet dieser Mechanismus? Unendliche Weisheit und so ... Sündhaftigkeit und den ganzen Unfug texteten dann vorderasiatische Moralisten später dazu.
Gleichrangig bedeutet, die unterschiedlichen Meinungen stehen nebeneinander, da sehe ich nicht, wie ich meine Meinung über deine gestellt haben sollte. Ich folge damit der Tradition:
"Und ich sage dir ...", das ist die traditionelle Form, die dem Leser oder Hörer die freie Entscheidung beläßt.
Das sogenannten christlichen Abendland bevorzugt das:
"Ich aber sage dir ...", und stellt die eigene Meinung über die andere - und begünstigt natürlich die Rechthaber.
Teaser: »In Gottes Namen Gott lastete den Menschen das an, was er selbst in doppelter Hinsicht verursacht hatte. Er lud ihnen seine eigene Schuld auf: Der Sündenfall ist der Sündenfall Gottes.«
In Gottes Namen: Wer oder was ist Gott?
Das ist ein willkürlicher Name für eine unbewiesene Behauptung.
Gott lastete den Menschen das an, was er selbst in doppelter Hinsicht verursacht hatte.
Das ist eine Geschichte, die hier flächendeckend kolportiert wird, relevant ist die nicht, sondern frei erfunden.
Er lud ihnen seine eigene Schuld auf: Der Sündenfall ist der Sündenfall Gottes.
Auch das ist eine Geschichte, die von Philosophen oder Priestern frei erfunden wurde und hat darum keinerlei Relevanz in und für der Realität.
»Tiere können nicht in einem absichtsvollen, intentionalen Akt Regeln brechen, Grenzen übertreten, Gebote missachten. Anders als der Mensch, der von Beginn an prinzipiell dazu in der Lage war. Ansonsten würde Gottes Gebot wenig Sinn machen, nicht von den Früchten des Baums zu essen. Indem der Mensch aber nun nichts besseres zu tun hatte, als seine Fähigkeit gleich in die Tat umzusetzen und von der verbotenen Frucht zu essen, kam ein zweites Moment hinzu: Ihm wurden die Augen geöffnet, er wurde „wie Gott, wissend um Gut und Böse“. «
Ja, das ist die Frage. Wenn es ein Gebot gibt, also in dem Fall das Gebot nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, dann enthält das Gebot ja schon eine Definition von Gut und Böse. "Gut" ist, nicht von dem Baum zu essen, "böse" ist, das Gebot zu missachten.
Das heißt, die Bedingung für das Gebot enthält bereits auch die Erkenntnisfähigkeit, die durch den Sündenfall - das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis - ja eigentlich als Fähigkeit erst erworben wird. Ich meine, diese Geschichte ist in sich sehr paradox und widersprüchlich, und alles was man an rationalen Schlüssen daraus zieht, geht letztlich an dem vorbei, was den eigentlichen Gehalt dieser Geschichte ausmacht. Vor allem kann der Mensch keine Gefahr für eine Ordnung sein, die ihm eine Entscheidungsfreiheit, die auf Erkenntnis beruht ja von sich aus schon mitgegeben hat.
Es sei denn, die hier behauptete Autonomie wäre der eigentliche Sündenfall. Weil Autonomie auch durch die, von Gott sozusagen geschenkte Erkenntnisfähigkeit, die das Essen der Frucht, als ein unterscheidender Akt des Ungehorsams zur Bedingung hat, nicht gegeben ist.
Nicht die Erkenntnis von Gut und Böse ist der Sündenfall, diese musste bereits vorher vorhanden sein, damit der Ungehorsam überhaupt ungehorsam sein kann. Der Sündenfall ist die Illusion, dass man sich trotz dieser Erkenntnis über die Gebote überhebt, die Gut und Böse, das man jetzt unterscheidet, beinhalten und sich der Illusion einer Autonomie von Gott hingibt.
Um eine Regel zu erkennen muss Erkenntnisfähigkeit, die eine Unterscheidung von Gut und Böse enthält bereits vorhanden sein. Tiere können das nicht. Aber aus der Erkenntnisfähigkeit ergibt sich nicht automatisch die Vertreibung aus dem Paradies. Erkenntnisfähigkeit an sich ist weder ein Akt des Ungehorsams, noch der Sündenfall. Und vor dem Hintergrund ergibt das Gebot Gottes in dieser biblischen Geschichte sehr wohl einen Sinn. Und auch die Verführung mit der ER aus eigener Hand den Menschen konfrontiert: ER schenkt dem Menschen die Erkenntnisfähigkeit und zeigt ihm den Baum, auf dem diese wächst. Aber ER prüft den Menschen auch, weil er danach damit rechnen muss, dass die Erkenntnisfähigkeit Hybris hervorbringt. Was ja auch deshalb Sinn macht, weil in dem Garten noch ein Baum wächst, auf dem das Wissen über die Unsterblichkeit zu Hause ist. Diese Prüfung ist es, die der Mensch nicht besteht. Und er wird sich in Zukunft seiner Unterscheidungsfähigkeit bedienen müssen, ohne weiter in den Genuss der anderen Früchte eines Paradieses zu kommen, aus dem er durch den Sündenfall seiner Hybris vertrieben wurde.
Und dieser Mensch, der Vertriebene, der Flüchtling ist zukünftig nicht nur in der Lage, selber entscheiden zu müssen, er ist dazu verdammt. Verdammung deswegen, weil seine neue Freiheit, ihn nicht davon befreit, weiterhin von Autoritäten abhängig zu sein, die über seine Entscheidungen Urteile fällen. Ob man diese nun Gott nennt, Karma oder Schicksal oder ob man die Geschichte rein säkular auf das Verhältnis vonMacht und Ohnmacht in der Welt bezieht, spielt meines Erachtens keine Rolle: Von Autonomie kann jedenfalls keine Rede sein. Die ist als Illusion, gerade der Irrtum und die Grundlage für den Sündenfall. Befreiung kann es nach dem Verständnis des alten Testaments nicht geben. Die wird als Möglichkeit erst wieder durch den "zweiten Adam" Christus in den biblischen Kontext eingeführt.
„Auch das ist eine Geschichte, die von Philosophen oder Priestern frei erfunden wurde und hat darum keinerlei Relevanz in und für der Realität.“
Es ist zum Piepen, in welch aufgebrezeltem, intellektuellem Wichs, mit welch schnippisch Hochnäsigkeit und Herrschafts-Attitüde, Etappenhasen einen Parolen-Automatismus in Gang setzen, welcher die Gültigkeit der Negation als Strategie behauptet und dabei in denkerischer Unfähigkeit vergißt, wie überhaupt zur Negation gelangt worden ist. ;-)
Natürlich müssen die unterschiedlichen Meinungen gleichrangig nebeneinander stehen. Das ist die eigentlich Grundvoraussetzung für jedes Gespräch. Ich sprach aber hier nicht von der Gleichrangigkeit der Meinungen, sondern von der Gleichrangigkeit der Optionen: Die Kommentarfunktion so wie Sie zu nutzen - oder es eben nicht zu tun.
Jeder dieser beiden Wege ist gleichrangig; jeder wird für den weg, den er geht, seine gute Gründe haben, die es zu respektieren gilt.
»Tiere können nicht in einem absichtsvollen, intentionalen Akt Regeln brechen, Grenzen übertreten, Gebote missachten. Anders als der Mensch, der von Beginn an prinzipiell dazu in der Lage war.«
Auch darin ist eine falsche Behauptung enthalten.
Die Entwicklung vom tierhaften Primaten zum Menschen erfolgte in den letzten zwei bis drei Millionen Jahren. Da war von einem Garten Eden mit einem gepflanzten Baum schon lange keine Rede mehr. Die Saurier sind vor 65 Millionen Jahren wohl ausgestorben, weil sie nicht auf die Arche paßten :-)
Die Religionen sind zu dieser erdgeschichtlichen Entwicklung relativ jungen Datums. Da lobe ich mir eine Religion, die Prinzipien für das praktische Leben aufstellt, statt wild erfundene Geschichten.
Nehmen wir den Buddhismus, der erzählt gern vom Religionsgründer Buddha, aber nicht von einem wüterichen Gott, der sein auserwähltes Volk knechtet und verfolgt.
In diesem Sinne sind Artikel und Kommentar gleichrangig, ich bezog mich auch auf diesen Kommentarteil:
»Und so, wie ich mir nicht anmaße, Ihre Entscheidung zu bewerten und meine über die Ihre zu stellen, so sollten Sie und die anderen Herren auch nicht Ihre über die meine stellen.«
"Die Entwicklung vom tierhaften Primaten zum Menschen erfolgte in den letzten zwei bis drei Millionen Jahren."
Noch nie ist etwas Höheres aus einem Niederen hervorgegangen!
Ebensowenig wie jemals aus Steinen ein Baumeister oder Architekt entstanden ist.
Das Trauma der Menschwerdung
Als sich die Primaten vor zwei Millionen Jahren in Afrika zum Menschen entwickelten, war dort gerade Vulkanzeit, die blinde Natur verfolgte die Menschen und dafür suchten sie eine Erklärung. Ursache und Wirkung hingen zusammen, wie das Ei mit der Henne, und die Erkenntnis von Ursache und Wirkung ließ die Menschen nach Erklärungen suchen. Die Erklärung für das Unerklärliche waren die Götter.
Die Erkenntnis von Gut und Böse war darum in der Entwicklung zum Menschen begründet.
Und nun kommt GEBE mit seinen außerirdischen Geistern; mit oder ohne Raumschiff.
Ein beliebter und häufger Irrtum: Geist für "außerirdisch" zu halten; was aber nicht sonderlich wundert bei Wesen, die sich selbst als nur höhere Tiere ansehen. ;-)
Das ist doch einfach erklärt.
Ursprünglich (im christlichen Mittelalter) war alles erdzentriert, bis Giordano Bruno das Weltbild auf den ganzen Kosmos ausdehnte. Darum wurde er dafür auch ermordet.
"im christlichen Mittelalter" stimmt teilweise. Teilweise heißt: nur innerhalb des Klerus' als Lehrmeinung und innerhalb des unmittelbaren klerikalen Herrschaftsbereichs, soweit diese augustinisch intendiert waren, aber nicht einmal für den gesamten europäischen Bereich. (Siehe d. verschiedensten europäischen u. auch germanischen Religionen, die teilweise heute noch als Reminiszenzen in Wirksamkeit sind und die über die Erdsphäre hinausreichten; siehe auch den Einfluß der Manichäer, od. etwa Einflüsse des Dionysius Areopagita mit seiner Hierarchienlehre*, welche von Johannes Scottus Eriugena ins Lateinische übersetzt wurde und welche nicht unbeträchtlichen Einfluß auf die Scholastik genommen hat, usw. usf. – Siehe meinetwegen auch Dante.)
Und "Ursprünglich" trifft in keiner Weise zu. Wie aufgezeigt, nicht einmal im Mittelalter für Bereiche außerhalb des unmittelbaren, quasi akademisierten Herrschaftseinflusses des Katholizismus'.
*) Hinsichtlich der Frage, die Sie oben stellten, was denn „Gott“ sei, kann ich nur wärmstens empfehlen sich einmal mit diesen Hierarchien zu befassen, um vielleicht als Ergebnis davon auch den naiven Glauben an einen externalen und personalen „Gott“ zu überwinden.
"Natürlich müssen die unterschiedlichen Meinungen gleichrangig nebeneinander stehen."
Selbst das wäre noch in Frage zu stellen, abhängig von dem, was damit bezweckt werden soll. Eine Meinung ist erst dann eine Meinung, wenn Sie auch geäußert wird. Und einen Beitrag einzustellen, der bei Kommentaren generell vom Schreiber unkommentiert bleibt, ist was? Ich würde sagen: zumindest unhöflich. Denn hier ist ein Forum, wo miteinander gesprochen wird.
Ursprünglich (im christlichen Mittelalter) ist als Einschränkung gemeint auf das christlichen Mittelalter, in dem es ausschließlich den Katholizismus oder die Orthodoxie gab; der Arianismus war bereits ausgerottet, nachdem der liebe Nikolaus den Arius geohrfeigt hatte, weil der was anderes glaubte.
Ja, ja, der Mensch bildet aus der Mannigfaltigkeit recht gerne Cluster.^^ Und auf diese Weise ist er auch zu Organen gekommen.^^
Die HSH Nordbank hat gerade wieder ein Organ als Zweckgesellschaft ausgegliedert, um die Schrottpapiere zu sozialisieren.
ff.
Damit haben wir uns im Kreis gedereht uns sind wieder beim Sündenfall gelandet:
Das 11. Gebot: Du sollst keine BadBänk gründen!
Geschwulst nennt sich das, aber doch nicht Organ.^^
Der Apfel (Malus), die ur-üble Geschwulst, das ur-maligne* Karzinom.
*) malus = schlecht / malignitas = Bösartigkeit, Missgunst
Und so wären wir mehr noch als beim Sündenfall, bei einer Kosmologie angelangt. Etwa die eines Paracelsus‘.
„Was Paracelsus auszeichnet, ist der einheitliche Blick in das Geistige. Der Mensch ist für ihn daher nicht der Mensch, in den man bei der Untersuchung sinnlich hineinschlüpft, sondern er steht für ihn im Zusammenhang mit der ganzen Natur. Er sagt: Schaut euch einmal den Apfel an und dann den Apfelkern. Ihr könnt nicht begreifen, wie der Apfelkern wächst, wenn ihr nicht den ganzen Apfel betrachtet.
Der Kern zieht aus der Umgebung, dem Apfel, die Kraft, und so ist es mit dem Menschen und der ganzen Welt wie mit dem Apfel und dem Apfelkern. - Derjenige versteht nicht - im Sinne des Paracelsus - den Apfelkern, der nur den Kern untersucht und nicht den Apfel. Daher gibt es für ihn keine Medizin und keine Naturwissenschaft, die nicht zugleich Astronomie und Gotteserkenntnis ist. (...) In diesem Zusammenhang muß man den Menschen verstehen. “
Sag ich ja schon lange, Bakterien werden mit dem Substrat selektiert und nicht als einzelnes Bekterium.
***** LOL
Ganz so einfach ist das nicht, weil so eigenständig ist kein Organ, sondern verbunden mit anderen und funktionsfähig nur mit diesen.
Siehe unten die Hinweise.
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Gesellschaftsrecht (Deutschland)
Gesellschaftsrecht (Europäische Union)
Organschaft
Ursprung des Lebens „Am Anfang war das Virus“
"Organschaft", das ist purer Nominalismus - und metaphorischer noch dazu.
Erkenntnistheoretisch unhaltbar.
Da das Virus allenfalls eine Zwitterform des "Lebens" darstellt, ist damit nicht der Ursprung des Lebens erklärt. Aber, wenn ich so mitlese, finde ich unterschiedliche Vorstellungen zum Leben selbst. Das würde ich jetzt nicht unbedingt der Erkenntnistheorie anlasten.
Dann muß die Erkenntnistheorie noch beim biologischen Leben ankommen, was anderes sagt die Theorie von der Entstehung des Lebens auf der Erde nicht aus.
Es ist ja auch der Erkenntnistheorie nichts angelastet, sondern dem Fehlen derselben.
Mit der Behauptung würde ich in Hamburg und Schleswig Holstein nicht unbedingt in den Wahlkampf ziehen.
Womit wir an einem Punkt angekommen wären, den ich nur belächeln kann: dem Punkt/Topos der Erkenntnis, an dem das Erkennen des Erkennens selbst zur Nichtigkeit erklärt wird; an dem Ideewelt und dingliche Welt künstlich voneinander separiert werden; jener Punkt, an dem erklärt wird, mehr als mit Sinnen erfassen sei unmöglich - wobei genau diese Aussage das Gegenteil selbst schon beweißt, daß sich der Mensch dabei übersinnlich d.h.: ideel betätigt. Das hatten wir hier schon dutzende Male.
Nicht wahr, das Denken sollte man tunlichst nicht mit den Denkinhalten verwechseln.^^
Und nun möchte ich hier gerne Schluß machen, weil ich Herrn Oehm solche ideellen Kostbarkeiten nicht ungewürdigt vor die Haustür auf den Abtritt legen möchte wie Flyer einer Dorfpizzeria.^^
Ist auch besser so, jeder Mensch findet den Weg zur Erkenntnis selbst; nur wenige machen sich überhaupt auf den Weg. Das war so, ist so und bleibt so.
"Noch nie ist etwas Höheres aus einem Niederen hervorgegangen!"
Sie leugnen also das Gestalt-Theorem?!
(wonach manchmal etwas ("Ganzes") "mehr" bzw. "weniger" als die Summe seiner Teile ist)
Aber Sie sehen in Dreiecken ja auch Natur, nicht Geist, und Imoteph ist nicht aus dem steinernen Erdmantel hervorgegangen, sondern ...
Sie sollten eigentlich wissen, daß die Aussage, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Einzelteile, falsch ist, weil es einzig zutreffend heißen muß, daß das Ganze etwas anderes ist als die Summe seiner Teile. Denn auch hier gilt, daß die Summe der Data nicht mit dem Satz der Identität übereinstimmt.
Nehmen Sie ein Brot als einfaches Beispiel und meditieren Sie darüber.^^ Oder nehmen Sie die Mathematik, welche, das sollte man auch wissen, nur für leblose Dinge gilt.
Es läßt sich rechnen: 1 Kiesel + 1 Kiesel = 2 Kiesel. Es läßt sich jedoch nicht rechnen 1 Mensch + 1 Mensch = 2 Menschen!
Das läßt sich nur dann (also unter einer angelegten Bedingung) rechnen, wenn Sie alles das vom Menschen abziehen was einen Menschen ausmacht, so daß Sie nur noch übrigbehalten das unwirklichste Abstrakte, was als Mensch überhaupt nicht existiert(!), nämlich so, als sei er ein lebloses, nicht intrinsisches, interagierendes Ding.
Wenn Sie mit Menschen in der Weise eine Rechnung anfangen wollen, können Sie keine mathematischen Operationen anwenden, weder können Sie Menschen addieren noch multiplizieren; dann müssen Sie nämlich, wenn Sie annäherungsweise an die Methode der Mathematik - quasi methaphorisch-mathematisch – hindeutend anschließen wollen, einen Ausdruck bilden, der wirklichkeitsgemäß allenfalls auszudrücken imstande ist: 1 Mensch communio 1 Mensch > 2 Menschen.
Im Grunde ist das auch bei allen Weltinhalten so: Wollen wir eine Einzelheit für sich abgesondert betrachten, dann müssen wir sie erst künstlich aus dem Zusammenhange herausheben, in dem sie sich befindet. Dann aber erhalten wir etwas, was so überhaupt nicht existiert!
P.S.:
Ich schrieb oben am Ende: Dann aber erhalten wir etwas, was so überhaupt nicht existiert!
Ich will noch ergänzen: Das ist der Grundirrtum aller Naturwissenschaft. So anerkennenswert blitzgescheit sie in ihren Bereichen auch ist, sie prolongiert im Grunde nur Unwirklichkeiten.
Es läßt sich jedoch nicht rechnen 1 Mensch + 1 Mensch = 2 Menschen!
Verwechslung von Form und Inhalt? Die Formel beschäftigt sich eigentlich überhaupt nicht mit der Frage, was einen einzelnen Menschen zu ihm selbst macht, sie ist lediglich eine Umschreibung für den beobachtbaren Sachverhalt, dass dann, wenn da ein Mensch steht, zu dem ein weiterer Mensch hinzutritt, danach zwei Menschen stehen und nicht fünfundzwanzig. Und selbst wenn der eine der beiden das größte Genie aller Zeiten und der andere der schlimmste Kretin aller Zeiten ist, stehen da immer noch nur zwei Menschen^^
Natürlich fragen Sie nach etwas anderem als schierer Körperlichkeit^^ aber die Berechtigung Ihrer Frage ändert nichts am ... wie soll ich sagen ... trivialen Unterbau der Existenz^^
"Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute: ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde." wikiquote unter Aristoteles.
Die Metzger-Variante (Ihr Zitat) stimmt auch nicht, weil das "manchmal" fehlt, und das "Andere" eben auch ein "mehr" o. "weniger" einschliessen kann. Was für die Bewertung, z. B. ökonomisch-utilitär oder moralisch oder ..., von höchster Bedeutung sein kann.
Und was "Identität" und Persistenz angeht, so kommen diese erst durch die sich raumzeitlich gegenseitig ausschließenden Materieformen in die Welt (was wiederum wohl nur über eine Kraft, die nicht bi- oder multipolar aufgestellt ist, die Gravitation möglich/denkbar wird): 2 Menschen sind 2 Menschen (und eine Menge anderes!) weniger weil wir sie zugrunde abstrahiert hätten, sondern weil zwei "Dinge" sich nicht denselben Ort in der Raumzeit teilen können, sonst wären absolut gleiche Dinge nicht voneinander zu unterscheiden, und wohl auch nicht zur Persistenz fähig, vergl. das gegenseitige Löschen von Ladungen im EM.
Ich zweifle, daß es sich nur um eine Frage von Form und Inhalt handelt. Beide sind ja nicht voneinander getrennt zu betrachten. Vielmehr sehe ich einen vollkommenen Wirklichkeitsabzug, d.h. statt Form Deklaration und statt Inhalt Illusion als Proxy.
Und auch an @ dos: Ich habe allerdingt i. M. wenig Zeit (Kirschenzeit!), näher darauf einzugehen. Bin mir aber sicher, es wird zwischen uns noch einmal andernorts Thema sein. ^^
Siehe zweiten Absatz des Kommentars an @ Lethe.
Mmmmmmmmmmmmmhhh, Kiiiiiiiiiiiiaschänn ... !!!!!!!!!!
Was ernet Sie denn da so:
Süß o. Sauer-K., Schattenmorellen oder Schwarz- oder Herz-Kirschen usw.?
Obgleich dedizierte K.-Anbaugebiete gleich in der Nähe, z. B. um Marloffstein, findet die hiesige Ware kaum den Weg auf den Markt (dann eher saure u./o. faulende Ware) und noch weniger in die Läden ..., die ansonsten aber (z. B. REWE) gern mit Regionalware werben.
Was ich Anfang des Monats als Antwort vergessen hatte, will ich nun nachholen:
Sie fragen "Verwechslung von Form und Inhalt?" Nein, antworte ich. Es ist das hier am Beispiel des in Rede stehenden der wesenhafte Unterschied von Nominalismus (Lethe) und Realismus (GEBE).
Ich habe ja auch so zu rechnen, das ist mir kommunikativ so aufgegeben und als Kommunikationsform Konvention.
Es bleibt jedoch eine Tatsache, daß ich bei einer solchen, nominalistischen Rechnung alles von einem Menschen, ja sogar von einem Tier und von einer Planze abgezogen - abstrahiert - werden muß, also jegliche ontologische Existenz, bis etwas übrigbleibt - nämlich einzig die Relation -, womit der Nominalismus dann überhaupt zurecht kommen kann.^^
Aus meiner Sicht lassen sich an ein und denselben Sachverhalt oder ein und dieselbe Gegebeneit unterschiedliche Fragen adressieren. Das was Sie an Menschen interessiert, wird wohl nie den Weg in einen einfachen mathematischen Operator finden. Was mich an Menschen interessiert übrigens auch nicht^^ aber ich bin imstande, vom konkreten Menschen soweit zu abstrahieren, dass ich sie soweit als Repräsentanten einer Klasse von "Gegenständen" handhaben kann, dass es mir möglich ist, zum Beispiel ein gemeinsames Essen für zwei Freunde aus jener Stadt und drei Freunde aus einer anderen Stadt vorzubereiten und mich nicht verwundert fragen muss, warum ich 15 Essen vorbereitet habe^^ ich weiß, dass Gebe das auch kann^^
unterschiedliches Erkenntnisinteresse in unterschiedlichen Kontexten^^
LOL
Sollte ich jetzt vielleicht schreiben, daß ich etwa nicht für zwei Menschen koche, sondern für die Kontingenz zweier Stoffwechselsysteme?^^
nein, natürlich nicht^^ die Frage ist nur, woher Sie wissen, dass Sie für zwei Menschen kochen müssen, wenn diese Feststellung Ihnen offenbar auferlegt, jegliche ontologische Existenz von diesen Menschen abzustreifen, bis Sie auf den Sachverhalt stoßen, dass es zwei Menschen sind^^
Es verbleibt die Allegorie als eine Sonderform der Personifikation; denn für Götter kann man nicht kochen.^^
P.S.:
(...) "Göttern kann man nicht vergelten,
schön ists ihnen gleich zu seyn." (...)
[Aus Schillers 'An die Freunde']