Endstation Zelt

USA Am Steuer seines Busses sieht Jacob Fryar, wie sich Seattle verändert: Die Stadt wird reicher. Wer arm ist, findet keinen Platz mehr
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2019

Entlang der Linie 32 hat Jacob Fryar auch heute wieder neue Zelte entdeckt. Menschen unter flatternden Nylondächern und zwischen rissigen Planen, für Junge und Alte das Zuhause am Gehsteig, mitten in Seattle. Gleich daneben stehen neue Bürogebäude, die scheinbar fast genauso schnell aus dem Boden gewachsen sind wie die Notquartiere. Je weiter sich der gelbgrüne Metrobus vom Stadtzentrum der Westküstenmetropole, von Baukränen und -gruben sowie fassadenglänzenden Neubauten entfernt, desto stiller werden Fryars Fahrgäste auf ihrem Weg nach Hause. Im Rückspiegel beobachtet er, wie ein Mann in einer staubigen Arbeitsjacke und eine Frau in einem blauen Krankenhausshirt gegen die Wärme der Abendsonne und das Schaukeln des Busses kämpfen,