Das US-Militär hat den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley M. angeklagt, der vermeintlich das Video eines Massakers einer US-Helikopter-Besatzung an irakischen Zivilisten und einem Reuters-Fotografen weitergegeben haben soll (collateralmurder.com). Zugleich mehren sich im Internet die fragenden Stimmen, wie die Aktivisten denn eigentlich mit den Spenden umgingen, die sie aufgrund des Videos bekommen haben. Schließlich seien die Grundfunktionen der Seite seit Monaten nicht oder kaum benutzbar.
Offenbar stellt die Veröffentlichung des Collateral-Murder-Videos die Macher der Aufklärer-Plattform vor ebenso schwierige wie für sie neue Herausforderungen. Sich darüber zu beklagen ist freilich müßig, schließlich ergeben sich die aktuellen Probleme aus der Neuausrichtung von Wikileaks, welche sie seit der Veröffentlichung des Videos betreiben.
Solange sich Wikileaks darauf beschränkte, ausschließlich als Veröffentlichungsportal zu agieren, war die Seite eine reiche und vorzügliche Quelle von ansonsten unzugänglichen Informationen. Zwar waren die veröffentlichten Papiere Anlass für einige Medienberichte, aber den Durchbruch und vor allem ausreichende Spenden schafften die Kämpfer für die Informationsfreiheit so aber nicht herbei. Anders beim Collateral-Murder-Video. Seine Veröffentlichung begleiteten die Aktivisten mit einem viralen PR-Dauerfeuer, inklusive handfesten, wenn auch bis heute nicht untermauerten Bespitzelungsvorwürfen gegen die US-Regierung (Der Freitag berichtete zum Beispiel hier und hier). Mit sowohl publizistischem wie finanziellem Erfolg: Medien aus aller Welt nahmen die Geschichte auf, die Bekanntheit von Wikileaks und seinem Frontmann Julian Assange stieg, vor allem aber ergoss sich auf die Treuhänderkonten ein Geldstrom von hundertausenden von Euro für den Aktivisten-Zusammenschluss.
Neue Herausforderungen
Davon werden die Macher nun wohl auch einiges für die Verteidigung von Bradley M. ausgeben müssen, selbst wenn es schon einen eigenen Spendenaufruf, eine Unterstützerhomepage und eine Soli-Facebook-Gruppe gibt. Die größere Herausforderung ist freilich, wie sich Wikileaks nun verhält. Denn einerseits sind die Aktivisten in einer moralischen Pflicht, den Angeklagten zu unterstützen - der nachzukommen sie auch bereit sind. Andererseits kann jede Unterstützung als Bestätigung gewertet werden, dass Bradley M. wirklich der Informant war - für eine Whistleblower-Plattform, die den Quellenschutz als absoluten Wert betrachten muss, ein Angstfall.
Bisher sagt Wikileaks-Kopf Julian Assange, dass Wikileaks einfach jeden unterstützen wird, der wegen eines auf der Webseite veröffentlichten Papiers angeklagt wird. Ob die Freiwilligen diese Form der Prozesskostenhilfe per Blanko-Scheck finanziell durchhalten können, muss sich erweisen. Es ist nur eines der Probleme, die paradoxerweise gerade der aus finanziellen Erwägungen getätigte Schritt von Wikileaks in den Kampagnen-Journalismus nach sich zieht. Ein anderes ist die Frage, wie die eingenommen Mittel denn in der verschwiegenen Gruppe nun genau verwendet werden - und wer die Verwendung kontrolliert.
Kritik in dieser Richtung, wie sie auf dem Konkurrenz-Portal Cryptome aufgekommen sind, bezeichnet Wikileaks auf Twitter als "Schmierenkampagne" und bittet seine Unterstützer um Hilfe gegen die "opportunistischen Kritiker". Ebenso bei Fragen danach, warum trotz des eingenommenen Gelds die Wikileaks-Seite seit Februar monatelang nicht erreichbar war, und bis heute niemand weitere Dokumente verschlüsselt einreichen kann.
Keine Zeit für Glaubwürdigkeit?
Der deutsche Wikileaks-Sprecher Daniel Schmitt kann diese Diskussionen nicht verstehen. "Beim Einreich-Formular ist uns ein Problem mit dem SSL-Zertifikat aufgefallen, an dem wir gerade arbeiten. Deshalb geht es im Moment noch nicht. Und zumindest in Europa laufen unsere Finanzen über die gemeinnützige Wau-Holland-Stiftung, die deutschem Recht und der Kontrolle durch das Finanzamt unterworfen ist", sagte Schmitt auf Anfrage des Freitag. Jeder könne ja bei der Stiftung nachfragen, wie die Finanzen verwendet werden. Ein Angebot, das bisher wohl wirklich niemand angenommen hat.
Schon im eigenen Interesse wäre es jedoch sicher richtig, wenn Schmitt, Assange und Co. sich auch selbst aktiv um mehr Transparenz in den angesprochenen Kritikpunkten bemühten. Für eine Organisation, die für die Veröffentlichung auch von heiklen Daten eintritt, ist es keine Nebensache, wie sie mit Informationen über sich selbst umgeht. Das größte Kapital, das Wikileaks immer noch besitzt, ist: Glaubwürdigkeit. Die Macher sollten es besser nicht verspielen, indem sie behaupten, sie hätten im Moment doch wichtigeres zu tun.
Der Freitag zumindest will sich das Angebot Schmitts nicht entgehen lassen und wird im Laufe der nächste Woche eine entsprechende Anfrage bei der Wau Holland Stiftung starten. Sobald es etwas neues gibt, findet es sich hier. Ebenso wird dort hoffentlich bald ein Interview zum zurzeit laufenden Info-Krieg um Wikileaks zu finden sein, dass Daniel Schmitt für Anfang der Woche zugesagt hat.
Kommentare 23
Primär geht es um Informationen, die ansonsten den Menschen kaum oder gar nicht zugänglich sind. Den Wert, vor allem den persönlichen Wert, der Informationen bestimmt der einzelne Mensch. Überwiegend eine rein subjektive Einschätzung. Alles darüber hinaus gerät, wie so oft, in die Twilight-Zone des triebige Labyrinths menschlichen Irrwahns. Das Hauen und Stechen, wer flickt wem ans Zeug, lässt reine Informationen zusehend in den Hintergrund rutschen. Auf Information folgt Desinformation, inklusive der üblichen Kampagnen und Gegenkampagnen. Die Macher von Wikileaks werden automatisch an einen Entscheidungspunkt kommen, wie auch immer die daraus entstehenden Konsequenzen ausfallen mögen.
... war und ist es nicht immer so, dass Menschen mit der Veranlagung unbequeme Informationen ans Licht zu bringen beinahe automatisch auf der Abschuss Liste landen?!
Ironischer Weise sitzen am Zielfernrohr keineswegs nur die Dunkelmänner mit den optisch kaum durchdringbaren Sonnenbrillen. Der User geht auf Zielsuche, erwacht aus seiner passiven Betrachterposition und ergreift aktiv Partei. Akribisch wird gesurft, zusammengetragen und das Ergebnis mit Persönlichem eingefärbt. Ging es im Grunde nur um die Informationen, verliert sich im Laufe der Aktionen und Reaktionen das Wesentliche.
Ich stimme Ihnen zu, dass viele unzugängliche Informationen ans Licht gehören. Nur ist der Weg, wie sie ans Licht gelangen nicht unwesentlich.
Denn bei der Vielzahl der Informationen heute ist ihre Glaubwürdigkeit eine der wichtigsten Kriterien für ihre politische Wirksamkeit. Und das soll die Aufdeckung von bisherigem Geheimmaterial doch zumindest: etwas bewegen.
Glaubwürdigkeit .... ja, ein wichtiges Kriterium mit Seltenheitswert. Dahingehend stimme ich Ihnen ausnahmslos zu. Gibt es sie noch, die uneigennützigen Aufdecker von nebulösen Vorgängen hinter dem Vorhang der Weltbühne? Ihr Artikel regt Denkprozesse an. Was ereignet sich tagtäglich vor den Haustüren dieses Landes? Welche Ereignisse werden den Menschen in Deutschland möglichst im Verborgenen vorenthalten und ist das wirklich notwendig? Wichtig ist Fragen überhaupt zu stellen. In diesen Zeiten entsteht der Eindruck, dass zu wenig hinterfragt wird. Mag es noch so brisante Inhalte betreffen.
Kindern bekamen über Jahrzehnte gelehrt: Wer nicht fragt ... bleibt dumm. Die Essenz daraus dürfte logisch sein .. eigentlich. Alles andere käme einer sich mehrenden Degeneration im geistigen Sinne nahe.
Warum sollen sich die Wikileute denn ihren "Kritikern" stellen? Die paar Dollar sind doch nicht einmal 1% von dem Betrag die diese anderen Hilfsorganisationen für exorbinate Gehälter ihrer Leute, für teure Jeeps, Flüge, Hotels etc verplempern. Das Video ist doch nun auch nicht gerade die grosse Enthüllung. Das wusste doch schon jeder.
Grade die politische Wirksamkeit wird zur Zeit bewusst von den amerikanischen Medien ausgehebelt, wie die (nicht-) Präsentation des Irak Videos bei CNN deutlich gezeigt hat.
Das U.S. Militär steht Inhaltlich an der Wand, schafft es aber über die Form und die Verbreitung jegliche Veränderung zu verneinen. Dies sollten Sie bei Ihrer Kritik mit einbeziehen.
Zwischen politischer und medialer Wirksamkeit sollte man auch unterscheiden.
"Informant enttarnt? Unkontrollierte Finanzen? Unsichere Technik?" vermittelt hier einen komplett falschen Eindruck. Unwissend offene Fragen in den Raum zu werfen ist zu diesem Zeitpunk wirklich mehr als unnötig.
Die Frage nach der "unsicheren Technik" entbehrt jeglicher Grundlagen und fehlendem Fachwissen und basiert nur auf den anonymen Aussagen bei cryptome.org.
Soweit man es zur Zeit überhaupt beurteilen kann, ohne eine direkte Aussage von Manning, hat sich der Informant wohl "selbst enttarnt". Wobei das alles mehr als Fragwürdig ist und ebenfalls nur auf einer Quelle beruht, sprich Lamo.
Die Frage wie man die beste politische Wirksamkeit erreicht, steht wirklich im Raum und da können Sie sich als Presse auch gerne an die eigene Nase fassen. Wenn sie den eine politische Veränderung überhaupt wollen.
Wikileaks hat den Mut zur Veränderung, wobei die breite Öffentlichkeit ein (1) möglicher Hebel ist. Als "Alternative" und neue Plattform hat sich Wikileaks bereits etabliert.
@Peter Hammer: Gerade wenn man die Arbeit der amerikanischen Medien kritisiert, sollte man vielleicht davon absehen, mit den gleichen manipulativen Methoden zu arbeiten.
Um Wikileaks unsaubere Arbeit zu unterstellen, braucht es nicht einmal Fachwissen (Da würde ich mir bei cryptome.org und Co ohnehin wenig Sorgen machen). Da reicht bereits auf Blick auf die Arbeit der letzten Monate:
* (Beinahe-) Verlust der deutschen Domain mit irreführender Nebelkerzen-PR begleitet, um von eigenen Fehlern abzulenken
* Verkauf von Insider-Informationen als Geschäftsmodell
* Extrem mangelhaftes Datenschutzverständnis, Mails an sensible Adressen mit offener Adressliste
* Allgemein großkotzige "Hoppla, jetzt komm' ich"-Attitüde
Inzwischen stellt sich nicht mehr die Frage, ob man mit Wikileaks zusammenarbeiten kann oder ob man Wikileaks toleriert. Entscheidend ist allenfalls noch, ob/wie man die Gefährdung der eigenen Arbeit/Existenz durch diesen Verein minimieren kann. Und da inzwischen einige Leute ziemlich genau hin.
@sachichma: Wikileaks wollte für 2010 mit Krawall-PR und Erpressung der Community 600k Dollar einsammeln. Um damit 5 (in Worten "fünf") Mitarbeiter zu beschäftigen: www.gulli.com/news/wikileaks-dank-spenden-auch-2010-wieder-am-netz-2010-02-04
600k mögen für das "Rote Kreuz" Peanuts sein. Auf der anderen Seite kenne ich keine Netz-NGO, die auch nur einen Bruchteil dieser Summe zur Verfügung hat (bzw. benötigt).
Neid ist aber gar nicht einmal das Problem. Viel schlimmer ist, dass Wikileaks die Arbeit der gesamten Szene diskreditiert ,(
Fakt ist, dieses Video ist eines der wichtigsten Dokumente über den Alltag im Irankrieg. Der ganz ordinäre Einsatz von gutgeschulten funktionellen Analfabeten, die den Mord an 12 menschen abwickeln, als würden sie eben mal schnell zum pinkeln gehen.
Die USA wollen diese Art von Antipropaganda nicht. Das haben sie schon damals durch den Mord an dem spanischen Jornalisten/Fotografen Couco bewiesen, ganz am Anfang dieses Krieges.
Sie wollen keine Zeugen.
Wenn dies doch geschieht, müssen diese Zeugen mit allen erdenklichen Mitteln diskreditiert werden. Dies wird jetzt versucht. Von Geld ist die Rede, das irgenwie verschwunden ist oder jedenfalls nicht dort gelandet ist, wo es landen sollte. Von Intransparenz der Betreiber von Wikileak wird gesprochen. Nach dem Motto: O.K. ihr habt uns überführt aber ihr habt auch viel zu verbergen aber die Welt wird euch schon auf die Schliche kommen.
Eine schäbige Strategie.
@Peter Hammer: In der Tat scheint die Gegen-PR-Maschine des US-Militärs gegen Wikileaks angelaufen - immerhin ein Zeichen, dass sie die Plattform nicht mehr ignorieren können.
Die Frage, die sich jetzt stellt, ist doch: Was ist an den aufgeworfenen Kritikpunkten dran? Und bisher sind diese Kritikpunkte so, dass Sie Wikileaks durch eine transparente Arbeit entkräften kann. Ich meine, dass die konstruktive Diskurs mit den Kritikern ein integraler Bestandteil der Arbeit dieser Plattform sein muss - sonst werden die Gegner der Freiheit ein leichtes Spiel haben, Assange und Co. nachhaltig zu diskreditieren. Und ein Internet ohne Wikileaks wünsche ich den Machern, vor allem aber der Öffentlichkeit nicht.
@sachichma: Leider haben Sie ja recht, was die Verwendung von Spenden auch bei anderen Organisationen angeht. Nur das kann doch kein Argument sein, ebenso intransparent zu arbeiten - zumal Transparenz eines der Hauptanliegen von Wikileaks ist.
Möglich, dass es sich wirklich um eine Schmierenkampagne handelt, wie die Wikileaks-Macher behaupten. Das ist allerdings ohne Veröffentlichung einiger Primärquellen in eigener Sache durch Wikileaks unentscheidbar.
Wie oben schon einmal gesagt: Sollte es sich um Gegen-PR handeln, zeigt sie doch zumindest, dass das US-Militär nun einen Gegner mehr hat, den es nicht mehr ignorieren kann. Früher sagte man in so einem Fall: Viel Feind, viel Ehr.
Es gibt Hoffnung. Über Twitter läuft folgende Stellungnahme von den Wikileaks-Macher:
"WikiLeaks will NOT be abandoned. Don't listen to disinfo being spread! We'll issue clarifications soon. Should've done earlier."
Na siehst du.
Hoffentlich veröffentlichen die auch das andere Material, das sie bekommen haben.
Die Leute von Wiki sind verständlicherweise jetzt sehr nervös und
ich glaube, das sie alle Angst haben sollten vor einigen Geheimdiensten weil die Sache doch höchst brisant ist.
Wir sollten sie vor allem moralisch unterstützen und dieser tantenhafte Spruch von John James Dow das durch Wikis Verhalten die ganze Szene diskreditiert wird ist der Versuch Zwietracht zu stiften.
toll reißerisch, die überschriften...."informant enttarnt? unkontrollierte Finanzen?...", schon fast BILD niveau - durch das fragezeichen wird es auch nicht wahrer. Der informant hat sich in einem chat selbst verraten bzw. ist verraten worden, - ob er überhaupt informant ist, weiß noch keiner.
Die finanzen hat Freitag ja offenbar schon selbst bei Wau Holland nachgefragt - OHNE dass dabei eine falsche verwendung aufgedeckt wurde. Die seite ist schon seit monaten wieder online - dafür war der ausbau der infrastruktur nach dem anstieg der nachfrage auch notwendig. Warum aktuell die elektronische submission nicht funktioniert, ist von Daniel Schmitt ja selbst erklärt worden - man arbeitet mit hochdruck an einer lösung. Wenn das nur mit arbeitsstunden ginge, wäre das problem längst gelöst. Leider leben wir in bürokratien, die wir nicht immer selbst beeinflussen können.
Welches interesse sollte wikileaks daran haben, dass man kein brisantes material mehr hochladen kann? Ihre verantwortung für 100% sichere submission und den schutz ihrer informanten zeigt sich ja gerade daran, dass sie bei einem risiko den kanal lieber dicht machen.
im übrigen gibt es auch offline submission kanäle, die genau beschrieben sind auf der website von wikileaks - aber das hat der "wohlwollende" autor wohl vergessen zu erwähnen.
Immer raufhauen auf wikileaks, dann freut sich der CIA. "Glaubwürdigkeit erschüttern" stand ja auch in der CIA richtlinie als vorgabe für die wirksame bekämpfung von wikileaks. Fein, dass der freitag da jetzt fleißig mitmacht.
@JohnJamesDoe: wie kommst du auf die kranke idee, WL hätte informationen verkauft? Noch nie sind geleakte daten von WL verkauft worden. Alle daten stehen jedem zur verfügung, einfach auf wikileaks.org gehen. @freitag: auch das eine kernfunktionalität, die seit dem ausbau reibungslos funktioniert - gänzlich unerwähnt vom autor.
Ich bin sehr gespannt auf das interview von Daniel Schmitt mit dem freitag. Mich wundert, dass noch jemand von WL mit dem freitag spricht, wenn am ende doch nur WL bashing dabei rauskommt. Als hätte WL nichts anderes zu tun (u.a. die secure submission wieder hinbekommen) als sich darum zu kümmern, auch noch die letzte glaubwürdigkeits-erschütterungs-interview-anfrage zu beantworten.
Darauf hat die welt wirklich gewartet.
Was die frage nach anwaltskosten angeht - meines wissens (stand so in verschiedenen interviews) hat bisher WL anwälte kostenlos erhalten, die meisten wurden offenbar von medien zur verfügung gestellt. WL war ja schon häufig verklagt worden. Diese medien haben verstanden, dass in einem zeitalter der intransparenz und korruption UND der mittelkürzungen für investigativen journalismus in ihren eigenen institutionen WL eine effektive waffe ist und bleiben muss, um diese intransparenz zu beenden und schweinereien überall dort aufzudecken, wo sie stattfinden. Damit anständige journalisten weiterhin ihren job machen können, damit presse frei bleibt bzw. freier wird als sie es ist.
Ich sehe die glaubwürdigkeit von WL in keiner weise erschüttert. Ich erwarte von WL: schutz der quellen, veröffentlichung von leaks, freier zugang für alle, erreichen von maximalem impact pro leak. An diesen wertversprechen hat sich für mich nichts geändert, ich sehe mich hier auch nicht getäuscht. Ich sehe nicht, warum ich nicht glauben sollte, dass man an der lösung der zertifikatsproblematik mit hochdruck arbeitet.
Ich möchte jedenfalls nicht wissen, ob Julian Assange für 3,50€ ein brötchen oder für 9,95€ ein McDonal Menü verspeist hat, genauso wenig wie ob Daniel Schmitt für 17,40€ eine fahrkarte oder für ein paar hundert euro einen server gekauft hat.
ich will, dass es wikileaks auch in 1, 5 und 10 jahren noch gibt, weil wir es brauchen. Ob das so sein wird, hängt jedoch auch vom support der community und der medien ab.
Wer wikileaks demontiert, spielt dem CIA in die hände - die man sich dort vermutlich schon reibt. Anonym blödsinn behaupten (siehe cryptome) ist easy. Wer darauf reinfällt, ein esel.
Nachtrag:
dem autor zum nachlesen empfohlen: Mainstream media failures (siehe WL tweet vom 12.07.2010)
www.networkworld.com/news/2010/071210-wikileaks-founder-reflects-on-apache.html
dort wird das secure submission issue am ende des artikels angesprochen:
quote:
"Assange said Wikileaks is currently re-engineering its submissions engine, an important security tool that can help protect sources who are passing sensitive information to the site. The submissions engine has been described as having military-grade encryption."
ich kann nachvollziehen, dass man "military-grade encryption" engines nicht mal so an einem nachmittag redesigned.
Vielen Dank für Ihren leidenschaftlichen Beitrag. Offenbar halten Sie es für unangebracht, Wikileaks an seinen eigenen Standards zu messen. Das kann man meinen, für überzeugend halte ich es aber nicht.
Viel überzeugender ist, wer so weit wie möglich mit offenen Karten spielt, anstatt Fragende zu diskreditieren. Zumal es ja zumindest für die europäischen Finanzen keinen Grund zur Geheimhaltung zu geben scheint:
www.freitag.de/politik/1027-wir-zahlen-den-wikileaks-leuten-kein-gehalt
"ich kann nachvollziehen, dass man "military-grade encryption" engines nicht mal so an einem nachmittag redesigned."
Huu, "military-grade encryption"! Schaumschlägersprech at its best ,)
Fakt ist: Entsprechende Lösungen existieren (auch als Open Source) und wurden - in konzeptionell ähnlicher Form - schon zu Mailbox-Zeiten für die Vernetzung von Aktivisten eingesetzt.
Davon ab, warum hat man bei Wikileaks nicht über solche Kleinigkeiten wie Informantenschutz nachgedacht, bevor man vor der Öffentlichkeit auf dicke Hose machte? Oder war den Verantwortlichen die Publicity wichtiger, als das Schicksal der Informanten?
Aber gut, mit Datenschutz hat man es bei Wikileaks ja eh nicht so (ich erinnere an die sinnfreien Spamkapamgne "an alle" und die zentrale Datensammlung auf dem Wikileaks-Mailserver ,(
Offenbar scheint man die eigenen Ressourcen lieber in Eigen-PR und Legendbildung (die große CIA-Verschwörung ,) zu investieren. Hauptsache der Rubel rollt und Assange kann sich als Retter der Menschenheit gerieren (Verschwörungstheorie: Was macht Kim Schmitz eigentlich gerade? Hat der evtl. abgenommen?).
Meine Herren, hoffentlich lässt da bald einer die Luft raus. Die Spenden kann man immer noch als Lehrgeld abschreiben.
Einige Kommentare später: Wer auf den Pfaden der Veröffentlichung von Informationen wandelt, stellt sich selbstredend automatisch ins Rampenlicht. Das beinhaltet keinerlei Schutzberechtigung vor kritischen Fragen. Diese Informationen sollen und werden der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Mag sein, dass eine sich selbst organisierte sogenannte "Scene" aus Wikileaks eine Art heilige Kuh machen möchte. Das würde Wikileaks in eine vergleichbare Position mit denjenigen bringen, welche Wikileaks durch Informationsöffentlichkeit quasi auf die Füsse tritt. Oder soll die Öffentlichkeit keine kritischen Fragen stellen dürfen?
"meine Herren" - ach so ein ganz ewig gestriger ist John James Doe. Soll ja auch frauen geben, die eine meinung haben.
Die spenden sind kein lehrgeld sondern werden zweckgebunden verwendet. Alles andere ist verleumdung.
kein informant ist jemals durch wikileaks enttarnt worden, insofern ist der vorwurf falsch, die sicherheit der quellen hätte nicht schon immer an erster stelle gestanden. Bradley Manning ist überhaupt die erste quelle, die aufflog, und das lag bekanntlich kein bisschen an WL sondern an ihm selbst und seinem verräter Lamo, der ihm vertraulichkeit zusicherte. Das kann das beste WL system nicht verhindern.
Wenn eine organisation wächst, dann wächst auch die infrastruktur, dann müssen prozesse angepaßt werden. das hat nichts mit einer veränderung der sicherheitsrelevanz zu tun. Soviel müßte auch ein normalsterblicher nachvollziehen können.
Eigen-PR sehe ich nicht, WL hat eine rolle in der öffentlichkeit, die wichtig ist. Nur wenn möglichst viele wissen, dass es WL gibt, kann man flächendeckend missstände aufdecken. Dieser zustand ist noch nicht erreicht. Erst durch die veröffentlichung des irak videos haben viele menschen zum ersten mal von wikileaks erfahren. Das wäre ohne öffentliche auftritte nicht gegangen.
ohnehin finde ich es fast lustig, wie die einen WL vorwerfen, sie wären zu wenig sichtbar in der öffentlichkeit und versteckten sich und die anderen genau das gegenteil kritisieren.
dies war der kommentar einer frau. Aber ich brauche ja auch nicht die luft rauslassen, ich war ja nicht gemeint mit der anrede.
Ihren journalistischen Eifer in allen Ehren, aber in Anbetracht des aktuellen "Gegners" von Wikileaks, kann und sollte man Geduld und Verständnis haben. Oder würden Sie sich an "diese" Front stellen?
Transparenz und eine gewisse Dynamik wird sicherlich befürwortet, aber auf der anderen Seite wird die Sicherheit der aktiven "Mitarbeiter" an oberster stelle stehen.
Da sind Ihre Fragen leider ein Faktor der durchaus ausgenutzt werden kann.
Es stimmt, dass die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet sein muss. Sonst wäre das Vertrauen in Wikileaks schnell dahin.
Allerdings hilft es der Sache von Wikileaks wenig, die Geschehnisse auf der Folie von starren Fronten wahrzunehmen. Es kann kein Ziel von Wikileaks sein, Glaubensjünger zu schaffen, die ihr kritisches Bewusstsein nur auf die wahrgenommenen "Gegner" anwenden - und die glauben statt zu wissen, dass "in den eigenen Reihen" schon nach den von anderen geforderten Standards gehandelt wird.
Bestimmt lassen sich selbst berechtigte Fragen von findigen PR-Strategen destruktiv wenden, in ihrem Sinne also "ausnutzen". Allerdings darf die Furcht davor kein Grund sein, sie nicht öffentlich zu stellen. Im Gegenteil: Sie schnell und umfassend zu beantworten ist der beste Schutz gegen Missverständnisse, Glaubwürdigkeitsverlust und selbst Schmierenkampagnen.
Ich denke, dass dies die gleiche Priorität wie die technische und organisatorische Arbeit an einer Plattform wie Wikileaks haben muss. Sonst macht man es Kritikern doch zu leicht.
Gute Punkte.
Es ist auch gut nachzuvollziehen wie Ihr Artikel International übernommen wurde, und damit etwas Wind aus dieser Diskussion genommen hat.
Vielen Dank.