Taz hat offenbar kein Interesse an Zusammenarbeit mit Openleaks

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Begleitet von Sabotagevorwürfen und juristischen Drohungen hat Daniel Domscheit-Berg soeben sein Buch Inside Wikileaks. Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt vorgestellt. Der Berliner Anwalt Johannes Eisenberg hat Domscheit-Berg im Namen von Assange aufgefordert, von ihm entwendete Daten zurückzugeben. Wikileaks selbst wiederum wirft seinem Ex-Mitglied in einer Presseerklärung Sabotage und mangelnde Computerkenntnisse vor - was Domscheit-Berg zurückweist.

Die Vorwürfe, die Domscheit-Berg Julian Assange macht, sind allerdings auch nicht wenig heftig - und teilweise durchaus anekdotischer Natur:

- Assange habe einem Holocaust-Leugner vorgeschlagen, unter einem Pseudonym bei Wikileaks mitzuarbeiten, damit er bei den anderen Aktivisten kein Aufsehen errege.

- Assange habe sich für die Sicherheit der 3.000 von den Aussteigern dann mitgenommenen Dokumente über Wochen nicht interessiert.

- Assange habe bei einem zweimonatigen Aufenthalt in Domscheit-Bergs Wohnung seine Katze regelmäßig gequält. (Die Katze heißt übrigens "Herr Schmitt" - ein Name, der ihrem Besitzer später als Pseudonym diente).

- Assange habe sich die alleinige Kontrolle über alle Wikileaks-Spenden gesichert, die nicht von der Wau-Holland-Stiftung verwaltet werden - also alle Spenden außerhalb Deutschlands.

- Assange habe Domscheit-Berg vor seiner Heirat geraten, belastendes Material über seine künftig Ehefrau Anke zu sammeln.

- Assange verfolge nicht mehr die ursprünglichen Ziele von Wikileaks.

- Assange habe entgegen der Absprachen die Insurance-Datei veröffentlicht.

- Assange habe gedroht, Domscheit-Berg umzubringen.

Während sich die meisten Medien nun auf die Schlammschlacht der beiden ehemaligen Freunde konzentrieren, ist Johannes Eisenbergs Annahme des Assange-Mandats bisher kaum ausgeleuchtet worden.

Immerhin ist Eisenberg taz-Gründungsmitglied und hat die Zeitung in vielen Fällen vertreten. Ich frage mich nun, ob die Annahme des Assange-Mandats bedeutet, dass die taz - die bisher durchaus auch freundlich Openleaks berichtete - nun in Opposition zu dem Projekt gegangen ist.

Zumindest scheint die taz eine Zusammenarbeit mit Domscheit-Berg und seinem Openleaks-Projekt inzwischen auszuschließen. Ansonsten würde sich nämlich die Frage stellen, ob Eisenberg sich nicht in einem anwaltlichen Interessenskonflikt befände - das ihn veranlassen müsste, sein Mandat niederzulegen.

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