Wie sind richtig viele, Nachbarinnen und Nachbarn sind erstaunt einander zu begegnen – sieht so eine kleine isolierte Minderheit aus?
Uns wird klar, wir sind noch mehr als den Samstag zuvor. Es wird die größte Demo in der Geschichte Neumarkts.
Hier stehen Ungeimpfte neben Geimpften, Impfgegner neben Impfbefürwortern, Menschen mit Maske neben Menschen ohne Maske. Gruppen mit Abständen voneinander.
Menschen mit Maske sind wenige, aber Maske oder Impfstatus trennen uns nicht.
Meist gibt es großzügige Abstände auf dem großen Platz, was sich auf den engen Straßen nicht immer einhalten lässt.
Am Nachmittag, nach der Demo bin ich in Nürnberg. Dort „shoppen“ Zehntausende mit weniger Abstand, meist ohne Maske, begegnen einander, da man natürlich ungeordnet in allen Richtungen unterwegs ist - draußen natürlich nur, wie die demonstrierenden Menschen draußen in Neumarkt.
Für die Menschen in Nürnberg wie in Neumarkt gilt: Es gibt bisher draußen kein nachgewiesenes Infektionsgeschehen. Infektion draußen ist ziemlich unwahrscheinlich.
Als Alt-Linker, der ich seit meinen Schülersprecherzeiten an vielen Demos teilnahm, darunter mindestens ein Dutzend gegen Alt- und Neu-Nazis, an den großen Friedens- und Anti-Atomkraft-Demos – weiß ich wie Demonstrationen kleiner spezieller Gruppen ausschauen oder wie „Volks-Demos“ sind, sich anfühlen und wie sie aussehen.
Ich weiß, wie eine Friedens- oder Anti-Atomkraftdemo ausschaut, Demos, bei denen nicht kleine Gruppen vielleicht gar Polit-Sekten das Teilnehmerfeld bestimmen, welch bunte Mischung unterschiedlichster Menschen dort mitmacht. Konservative, Linke, Liberale, Grüne..und vor allem Menschen, einfach Menschen, ohne jede politische Festlegung.
Die Neumarkter Demonstration für Grundrechte und gegen Impfzwang ist eine Demonstration eines relevanten Teils der Bevölkerung. Alle Neumarkt prägenden sozialen Schichten, alle Bevölkerungsgruppen, alle Weltbilder und Auffassungen sind vertreten. In jedem Fall sehr viele.
Es schaut ein wenig nach Bonner Hofgarten (große Friedensdemo Sommer 1981) aus, nur so viele sind wir natürlich nicht.
Und es ist kälter.
Langsam macht sich der Zug der immer noch mehr werdenden Demonstrierenden auf den Weg. Es dauert sehr lange, bis die letzten den Volksfestplatz verlassen können. Es wird ja versucht, die Abstände zu halten. Daher müssen auch die Autofahrer an den Kreuzungen deutlich länger warten. Eine Demo mit Abstand ist einfach viel länger. Beim nächsten Mal sollten wir allein deswegen noch mehr Abstand halten.
Der Demozug gehrt durch die halbe Stadt – Woffenbacher Str.aße, St.-Florian-Straße, Ringstraße, Oberer Markt, Richtung Rathaus…...Sagenhaft. So unglaublich viele. Das macht Mut in eher mutlosen und mit sehr vielen Ängsten und Zwängen belegten Zeiten.
Es gibt Beifall aus Autos, obwohl die lange warten müssen und von Anwohnern und Passanten.
Auch Mürrische und Verärgerte gibt es, aber wenige.
Es gibt auch ein paar – aufgerundet vielleicht ein Dutzend? - Gegendemonstranten. Sie halten von den Straßenrändern Schilder gegen Nazis hoch. Das findet allgemeine Zustimmung. Alle hier sind gegen Nazis. Einige fordern die Gegendemonstranten freundlich zum mitmachen auf – um gemeinsam für Demokratie und Grundrechte zu demonstrieren, das schließt „gegen Nazis“ mit ein.
Ich laufe mehrfach den ganzen Demozug ab, wirklich mehr als beeindruckend. Ich mache zwei Schätzzählungen, komme beide Male auf mehr als 3000 Menschen, die hier für unser aller Grundrechte durch unser Neumarkt demonstrieren – und gegen die Spaltung der Gesellschaft bis hinein in unsere Familien nach Impfstatus.
Soviel gegenseitige Achtung, Respekt,Toleranz und Solidarität – bei aller Unterschiedlichkeit - wie hier in der Demo, wünsche ich mir für uns alle.
Am 11.12., dem Tag der Demonstration berichten Nordbayrische (Neumarkter Nachrichten) über allerlei Dinge, die mit der Demo wenig zu tun haben. Über Nazis und Schwurbler.
Ebenfalls gehört dazu die Teilnehmerzahl. 1300 lesen wir dort.
Neumarkt TV zählt ebenfalls 1300.
Wer hat nur diese Zahlen erschwurbelt oder abgeschwurbelt?
Lieber Kolleginnen und Kollegen von der schreibenden Zunft: Schon am Volksfestplatz waren es mehr als am Samstag zuvor. Und da waren es, nach euren Angaben 2000 Menschen.
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