Zero Covid - Zero Democracy

Mission Impossible Linke Vorsitzende Janine Wissler will endlich harten Lockdown. Vorher schrieb Jacob Augstein: Das unerreichbare Ziel. Schade, dass Janine Wissler das nicht las.

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Das unerreichbare Ziel schreibt Jacob Augstein.
https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/das-unerreichbare-ziel


Ich habe das nicht von Anfang an so gesehen, zunächst prägten die Bilder aus China, dann Bergamo. So war ich im Lockdown 1 - zumindest am Anfang - widerwilliger Unterstützer. Wenn auch nie von allen Maßnahmen.
Was sollten Ausgangssperren? Warum durfte ich nicht auf einer Bank im Park sitzen? Warum musste ich auf leeren Bahnsteigen oder im völlig leeren ICE eine Maske tragen? Der Teil der Maßnahmen, der mich zum Deppen degradierte störte von Anfang an.

Die Isolationshaft meiner Mutter im Altenheim störte mich, tat weh, raubten ihr den letzten Lebensgeist und Lebensmonate.

Aus heutiger Sicht frage ich : Warum wurden dort - dort gehören sie hin - nicht spätestens 3 oder 4 Wochen nach Pandemieausrufung Tests für alle möglich und die U-Haft von Menschen in ihren letzten Lebensmonaten aufgehoben?

Ich teile die Einschätzung von Jacob Augstein, dass eine Lockdownstrategie, die Maßnahmenstrategie nicht mit unserer bürgerlichen Demokratie und Kultur vereinbar ist. Das wäre sie nicht einmal, wenn es sich um Ebola, Pest, Cholera handeln würde, Krankheiten, Seuchen mit 50 oder 60 Prozent Sterbequote. Vielleicht müssten wir dann die Demokratie beerdigen um nicht in eine Situation zu kommen, in der niemand mehr jemanden beerdigen kann. Niemals sollte ein solcher Notstand - der hoffentlich nie eintritt - in neue Qualitäten des Daseins und der volksgemeinschaftlichen Solidarität schöngeredet werden. Es geht um die Ablehnung einer Strategie, deren Ziele in einer freien Gesellschaft, dem Gesellschaftsmodell der bürgerlichen Demokratie, nicht erreichbar sind. Das hätte theoretisch, also wissenschaftlich vorab geklärt werden können. Nun haben wir in etlichen westlichen, (vormals ?)bürgerlich demokratischen Gesellschaften Lockdown in allen Varianten mehrfach durch. Nach diesen großen Freilandversuchen, diesen riesigen Humanexperimenten sollten wir wissen, was wir vorher hätten wissen können: Es funktioniert nicht.

Jetzt - Morgenmagazin (ZDF/ARD) vom 06.03. - fordert die Vorsitzende der demokratisch-sozialistischen Linkspartei den totalen Lockdown. Den schnellen und harten Lockdown. Solidarisch natürlich. Als wenn es ein solidarisch demokratisches Diktat der Unfreiheit geben könnte. Abgesehen davon, dass es im Kapitalismus - Sozialistinnen sollten das wissen - auch keinen ökonomisch und sozial solidarischen Lockdown geben kann.

Abgeshen davon, jetzt bewege ich mich wieder innerhalb der Lockdown-Logik:
Seit einer Woche stagniert oder sinkt der Inzidenzwert. Seit Ostern sinkt er. Dazu wird von Deutschlandfunk bis Morgenmagazin mitgeteilt: Über die Feiertage würde weniger getestet....daher der niedrigere Inzidenzwert. Ab Kalenderwoche (KW)10, just jener KW nach Lockerungsbeschlüssen und Stufenplan vervielfachten sich die Corona-Tests. Nie wurde zu der Bekanntgabe des sich langsam erhöhenden Inzidenzwerts hinzugefügt, dass seit KW 10 wird erheblich mehr getestet wurde, geschweige denn, dass irgendwo die Zahl der hinzugekommenen Test kommuniziert wurde. Wird es bis heute nicht. RKI-Chef Wieler behauptet sogar, das hätte keinen Einfluss auf den Inzidenzwert. Das ist wissenschaftlich oder sachlich in etwa so haltbar wie das Theoriegebäude der Kreationisten zur Evolution.

Hier trifft sich beides: Die unter unseren Verhältnissen nicht machbare (Lockdown)Strategie führt beinahe zwangsläufig zur Inkonsistenz ihrer Bestandteile und Maßnahmen. Zu Widersprüchlickeiten, die nur mit Wegschauen, Manipulation, Gläubigkeit und Angsverbreitung zu übersehen oder zu übertünchen sind. Ohne methodischen Kreationismus und Mendeln sowie eine große Portion Angst ist kein Lockdown mehr machbar.

Links, demokratisch und solidarisch ist die Forderunng nach Ausstieg aus dem Lockdown, bevor wir den weiteren Ausstieg aus der bürgerlichen Demokratie nach rechts, in Richtung Untertanengesellschaft betreiben.

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