Eingebetteter MedieninhaltDer Stardirigent Valery Gergiev sagte vor Beginn des Konzerts, er habe nie geglaubt, dass er in diesem prachtvollen Amphitheater auftreten werde.
Auf dem Programm standen die Chaconne aus der 2. Partita d-moll für Violine allein von Johann Sebastian Bach (Interpret Pawel Miljukow), Rodion Schtschedrins Kadril für Cello und Orchester (Solist Sergej Roldugin) und Sergej Prokofjews Klassische Symphonie D-Dur, op. 25. Das Publikum genoss die Aufführung sichtlich.
Putin per Video zugeschaltet, sieht das Konzert als Symbol der Wiedergeburt von Palmyra und Zeichen der Dankbarkeit an alle, die gegen den Terror kämpfen, ohne ihr Leben zu schonen.
Sieht man allein die Arbeit der Minenräumer und Sprengstofftechniker, die ihre Arbeit nun in den Wohnvierteln fortsetzen. Die Pioniere in Palmyra haben bereits insgesamt 825 Hektar Fläche und 8.500 Gebäude von Sprengkörpern gesäubert und rund 18.000 brisante Gegenstände aufgespürt und entschärft.
Sie haben mit neuen, komplizierten Methoden zu tun, welche die Terroristen bei der Sprengsatzlegung angewendet hatten. Die Sprengladungen waren Funk- und drahtgesteuert und es gab sogar viele verschiedenartige Sprengfallen. Die Russen hatten andere Länder eingeladen, beim Minenräumen zu helfen, aber die Bitte blieb leider ohne Resonanz.
Die Mitglieder einer russischen Delegation unter Leitung des russischen Kulturminister Wladimir Medinski sowie UNESCO-Experten hatten heute in Palmyra Fragen der Wiederherstellung der vom IS zerstörten bzw. beschädigten Objekte des Weltkulturerbes erörtert. Russland ist bereit, eine Expertengruppe für einen Wiederaufbauplan nach Palmyra zu schicken, denn er sieht dieses Projekt als Sache der Völkergemeinschaft.
Kommentare 13
Quelle
http://de.sputniknews.com/videos/20160505/309653980/mariinski-orchester-konzert-palmyra.html
Danke für den Beitrag.
Die Aktion ist sicherlich eine positive Ablenkung für die Bürger & Soldaten vor Ort. Etwas bizarr ist sie allerdings auch. Die Musik-Auswahl der Komponisten ist ggf. nicht zufällig…Strange...
Ich denke unter so extrem belastenden Bedingungen kann ein Konzert vitalisieren und bei der Verarbeitung helfen. Bei dem ersten Geigensolo kann man sich vorstellen, dass die Ruinen und der Schmerz in Klänge umgesetzt werden. Jeder Mensch nimmt es vielleicht anders wahr.
ja, danke für die einblendung nach palmyra, liebe stine.
palmyra mitten in syrien ist für die welt vor allem ein symbol. und dieses konzert ist dann noch einmal ein symbol. kultur ist das, was am ende siegt über die unkultur.
wenn es möglich gewesen wäre, dies und das zu erläutern über die szenerie und das publikum, hätte das zum verständnis ein wenig beitragen können. was für uniformen waren zu sehen? welche gruppen sonst noch, wie etwa der chor der bunt geschmückten kinder?
danke, stine.
wenn es möglich gewesen wäre, dies und das zu erläutern über die szenerie und das publikum, hätte das zum verständnis ein wenig beitragen können. was für uniformen waren zu sehen? welche gruppen sonst noch, wie etwa der chor der bunt geschmückten kinder?
Darüber habe ich bisher nichts gefunden. Die Leute in den sandfarbenen Uniformen sind vermutlich die Sprengstofftechniker. Das Foto mit dem Trauerflor bezieht sich auf Khaled Assad, den mit 81 Jahren vom IS gefolterten und ermordeten für die Ausgrabungen lange Jahre zuständigen Wissenschaftler.
Ein halbes Jahrhundert hatte der syrische Archäologe Khaled Asaad die Ruinenstadt Palmyra erforscht. In dieser Zeit entdeckte er um die Stadt neue Friedhöfe, einen sogar im Garten des Museums, in dem er seit 1963, als er zum Direktor der antiken Stätten Palmyras ernannt worden war, sein Büro unterhielt. Nun ist er auch in Palmyra getötet worden – auf eine Art, die kaum bestialischer hätte sein können. Die Barbaren des „Islamischen Staats“ (IS) hatten ihn vor einem Monat gefangen genommen und seither verhört, mutmaßlich auch gefoltert. Dann führten sie ihn am Dienstag auf den Platz vor dem Museum inmitten der antiken Stätten, bestellten mehrere Dutzend Zuschauer ein und enthaupteten ihn. Seine Leiche soll seither an einer der römischen Säule hängen, die er selbst restauriert hat...
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/islamischer-staat-ein-bestialischer-mord-13758844.html
Über ihn gab es im letzten Jahr einige interessante Artikel und Interviews.
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=53431
http://www.faz.net/aktuell/wissen/forschung-politik-1/weltkulturerbes-palmyra-durch-is-terrormiliz-bedroht-13608557.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Zum Konzert gab es in den Medien nur kurze Mitteilungen. Am ausführlichsten berichtet neben den russischen Medien das Greenpeacemagazin.
https://www.greenpeace-magazin.de/tickerarchiv/bach-der-wueste-russischer-dirigent-gergiev-tritt-palmyra-auf-von-friedemann-kohler-und
..
Als Zuhörer saßen russische und syrische Soldaten sowie Einwohner und Journalisten auf den steinernen Rängen im Halbrund. Während des stimmungsvoll inszenierten Auftritts war kurz der Lärm eines Kampfhubschraubers im Hintergrund zu hören. «Das Konzert hat mir sehr gut gefallen», sagte der syrische Oberst Muhammad Suleiman der Deutschen Presse-Agentur. Er hat Ingenieurswissenschaften in Moskau studiert und war mit einer Gruppe Offiziersanwärter gekommen, die von russischen Experten im Minenräumen unterrichtet werden...
LG
Stine
Die BBC hat sich auch ausführlicher zu der Veranstaltung geäußert. Philip Hammond fand zum Konzert allerdings kritische Worte ..
UK Foreign Secretary Philip Hammond said the concert was "a tasteless attempt to distract attention from the continued suffering of millions of Syrians. It shows that there are no depths to which the regime will not sink".
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-36211449
.. und hier CNN
http://edition.cnn.com/videos/world/2016/05/06/russian-orchestra-plays-palmyra-pleitgen-pkg.cnn
Philip Hammond fand zum Konzert allerdings kritische Worte ..
so kann mans nennen, liebe stine, wenn man den herrn nicht der propaganda bzw. hetze bezichtigen möchte. wir kennen das lied der westlichen wertegemeinschaft zur genüge.
hat der hammond auch schon kritisches zum britischen einsatz im irak und in syrien gesagt? ich weiß es nicht, tippe aber mal auf no.
Vielen Dank für diesen Beitrag!
Kultur und Schönheit sind die einzige Chance und Hoffnung auf ein Ende des Schreckens.
Nicht umsonst wird der Musik auch eine heilende Wirkung nachgesagt.
Außerdem ist es auch eine besondere Wertschätzung, dass die Musiker an diesen Ort reisen und für die dort Arbeitenden und Lebenden spielen.
Böse Stimmen sagen natürlich, dass es ein PR - Coup von Putin, Gergiev ist. Aber was solls, PR - Coups, die Gutes bewirken - warum nicht?
Ich höre nicht auf böse Stimmen:-)))
Außerdem ist es auch eine besondere Wertschätzung, dass die Musiker an diesen Ort reisen und für die dort Arbeitenden und Lebenden spielen.
Umso mehr verdient solch ein Einsatz Hochachtung, wenn er mit dem Risiko der Zerstörung der eigenen Karriere verbunden sein kann, weil die Musiker anschließend einem medialen Shitstorm der westlichen Medien und direktem Druck politischer Drahtzieher ausgesetzt sind: Valentina Lisitsa wurde der Konzertvertrag gekündigt, weil sie in ihrer ostukrainischen Heimat auftrat und Olga Netrebko sah sich auch massivem Druck ausgesetzt, nachdem sie die Oper in Donezk besucht und eine Spende überreicht hat.
Valery Gergiev ist derzeit Leiter der Münchener Philharmokir. Da kann man schon darauf warten, dass sich Beck und Harms auf ihn einschießen werden...
Einige Mitglieder im Münchener Stadtrat hatten bereits 2014 Gergiews Anstellung als Chef der Philharmoniker in Zweifel gezogen.
Gergiew hatte damals seine Haltung so beschrieben:
"Der Größe und Verantwortung, die in dieser Aufgabe liegt, bin ich mir durchaus bewusst", schreibt Gergiev. "Ich bin aber auch Russe und meinem Heimatland eng verbunden." Er beschreibt seine verantwortliche Stellung beim Sankt Petersburger Mariinsky-Theater und folgert: "Daraus können im Falle politischer Entwicklungen Probleme entstehen, wie wir sie jetzt haben, und in die mich einige verwickelt sehen. Ich gelte in manchen Ländern als Vertreter einer 'anderen' Gesellschaft, die nicht entschieden genug für die Werte des Westens stehe."
Gergiev sieht die russische Kultur aber als eine europäische an. "Doch ich kann auch nicht außer Acht lassen, dass die russische Gesellschaft teilweise nach anderen fundamentalen Prinzipien lebt." So spiele die tiefe Verwurzelung in der orthodoxen Religion eine elementare Rolle. "Ich achte und respektiere das, was als Lebensmaxime in Russland den Menschen von hohem Wert ist. Dazu gehört auch das Festhalten an Tabus, die in den westlichen Ländern seit einigen Jahren nicht mehr gelten, aber zu deren Aufhebung es viele Anläufe und viel Zeit brauchte."
Persönlich aber werde man ihm weder Fehlverhalten noch Respektlosigkeit vorwerfen können. "Der Dialog darf nicht abreißen, niemals!"
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/diskussion-um-dirigenten-gergiev-rechtfertigt-sich-1.1970433
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Münchner Stadtrat sich traut ein Konzert in Palmyra zu kritisieren. Neben der neutralen kurzen dpa Pressemeldung fand ich heute diesen kritischen Kommentar von Sonja Zekri in der Süddeutschen Zeitung. Zekri sieht G. als Instrument russischer Propaganda.
..Auch in Syrien war der Ort hochsymbolisch: Palmyra war ein Jahr vom sogenannten Islamischen Staat besetzt, beschädigt, geplündert, und erst im März von russischen und syrischen Truppen befreit worden. Hinter den Musikern des Mariinsky erinnerte das Bild eines ermordeten syrischen Archäologen an einen Helden der Wissenschaft. Und natürlich ist gegen Bach, Prokofjew und Schtschedrin nichts zu sagen. Aber auf den Rängen des antiken Theaters saßen syrische Mädchen in knallbunter Folklore, ein paar syrische Soldaten und Zivilisten, hundert extra nach Palmyra eingeflogene Journalisten. Die meisten Ränge aber füllten die russischen Soldaten.
Aus irgendeinem Grund trug Valery Gergiev eine weiße Baseballmütze, ebenso wie der Solo-Cellist Sergej Roldugin, noch ein enger Putin-Vertrauter. Der russische Präsident selbst ließ sich per Video zuschalten. Hätte es dessen noch bedurft, so wäre spätestens damit der Eindruck perfekt gewesen, dass dies ein Truppenbesuch ist, und Valery Gergiev sich in die lange, traditionsreiche, wenn auch nicht unumstrittene Reihe von Künstlern einreiht, die zur Erbauung der Soldaten auftreten.
Das russische Fernsehen übertrug - wie 2008 - das Konzert, diesmal unter dem Titel "Ein Gebet für Palmyra". Und Gergiev, der mit seiner Begeisterung für die russische Politik nie hinterm Berg hält, gab sich überwältigt: "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal hier auftreten würde. Es ist schwierig, die Gefühle im Zaum zu halten." Der Auftritt sei "die Musik der Hoffnung".
Es war auch eine Musik der Macht, des fast kolonialen russischen Anspruchs auf Syrien. Aber das dürfte Valery Gergiev kaum stören.
http://www.sueddeutsche.de/politik/profil-valery-gergiev-1.2982251
Nachtrag
Nach dem Auftritt des Mariinski Orchesters folgte das staatliche syrische Symphonieorchester, das Orchester Mari und der Farah-Chor. Es gab laut Voltairenet eine Fernsehübertragung. Bei Youtube oder RT habe ich zu diesen Darbietungen leider nichts gefunden.