Jonny K ist tot. Totgeschlagen von einer Horde wildgewordener Verbrecher, die ihn vom Stuhl warfen und einfach tottraten. Schnell wurde bekannt: es handelte sich bei den Tätern um Menschen aus dem türkisch-arabischen Raum. Einer wurde bereits festgenommen, ein weiterer soll sich Presseberichten zufolge in die Türkei abgesetzt haben.
Schon kurze Zeit nac h Bekanntwerden der Tat fanden sich in dem am Tatort ausgelegten Kondolenzbuch Moslemfeindliche Eintragungen.
Doch das Probem ist vielschichtig gelagert:
* Zum einen liegt es in der opportunistischen Politik der Herkunftsländer, die sich ihrer sozialen Problem dadurch entledigen, dass sie problematische Gruppen einfach weggeschickt haben. Helmut Schmidt hat einmal in einem Interview bei Beckmann darauf hingewiesen, er sei in den 1970er Jahren vom damaligen türkischen Ministerpräsident Demirel darauf hingewiesen worden, die übrigen europäischen Staaten müssten in den kommenden Jahren noch etwa 10 Mio türkischer Staatsbürger aufnehmen, da man der hohen Geburtenrate in den östlichen Regionen der Türkei nicht Herr würde. Die zahlreichen korrupten Regierungen der Türkei hatten sich über Jahrzehnte nur um die Metropolen und ihre eigene Geldbörse gekümmert, nicht aber um den ländlichen Raum. Als dann dort schwere Konflikte ausbrachen, war Holland in Not. Ähnliches gilt für nordafrikanische Staaten.
* Kommt es zu Strafprozessen gegen türkische Staatsbürger in Deutschland, so haben diese auch eine diplomatische Note. Dabei gilt es auch, die gesetzlich vorgeschriebene Abschiebung von Schwerkriminellen, die ab einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mehr als drei Jahren greift, zu verhindern. Türkische Regierungen geben sich zwar gerne als sehr nationalistisch und sehen es sehr gerne, wenn ihre im Ausland lebenden Staatsbürger Überweisungen in harter Valuta an ihre Verwandten in der Türkei überweisen - mit der eigenen Verantwortung für Problemfälle mit türkischer Staatsbürgerschaft nimmt man es dann nicht so eng.
* spätestens seit dem 11. September 2001 gibt es massive Vorbehalte in den westlichen Gesellschaften gegen Muslime. Medienwirksam gepushte Berichterstattungen im Fall von Ehrenmorden, Zwangsheiraten oder Blutrache, aber auch Verbrechen, wie am Alexanderplatz in Berlin oder die Debatte über das Kopftuch haben Muslime unter Generalverdacht gestellt. Inzwischen haben es selbst Hochqualifizierte außerordentlich schwer, außerhalb ihrer Community einen Arbeitsplatz zu bekommen.
* Ein weiterer wichtiger Faktor ist der niedrige Bildungsstand in den muslimischen Ländern. Viele Menschen dort sind Analphabeten und werden sowohl von ihren meist diktatorisch herrschenden Autokraten, aber auch von der muslimischen Geistlichkeit dumm gehalten. Solchen Menschen kann man dann viel erzählen - und dabei sehr emotionale Reaktionen hervorrufen. Muslimische Gesellschaften sind Scham-Gesellschaften, in denen es nichts zu gewinnen, sondern nur alles zu verlieren gibt.
* Patriarchalische Gesellschafts- und Familienformen mit z.T. gewalttätigen Strukturen, die gefühlte Verachtung durch die übrige Gesellschaft und die Benachteiligung bei der Jobsuche, aber auch geringer Bildungsstand und -wille verschärfen das Problem. Genau in diesen Bereich stoßen dann Reaktionen anderer Randgruppen. Man weiß, was passiert, wenn man Mohammed-Bilder zeigt, die Reaktionen folgen dann einem Automatismus, wie man ihn aus Kriegen kennt. Der jüngste Fall, nämlich der provokante Mohammed-Film hatte fast dieselben kalkulierten Folgen, wie die Emser Depesche, die 1870 von Bismarck lanciert zum Deutsch-Fanzösischen Krieg führte.
Um es klar und deutlich zu sagen: wir haben es mit einem schweren innergesellschaftlichen Konflikt zu tun, der vielschichtig gelagert und differenziert betrachtet werden muss. Und mehr noch: wir haben es nicht nur mit einem Kommunikationsproblem, sondern mit einer nahezu kompletten Sprachlosigkeit zu tun. Zu dieser Sprachlosigkeit zählen eben auch die gerne angebrachten Worthülsen und "Sprachregelungen". Mit Sprachlosigkeit löst man aber genausowenig Konflikte, wie mit Gewalt. Sehe ich mir jedoch die Debatten zu dem Thema an - dann habe ich meine Zweifel, ob sich das Problem überhaupt lösen lässt. Es gibt nämlich keinerlei Gesprächsgrundlage. Debatten führen zur Zeit unweigerlich in schwerste Schlammschlachten, die teilweise in gegenseitigen Bedrohungen und strafrechtlich relevanten Äußerungen enden.
Ich meine: die nachhaltige Befriedung dieses Konflikts innerhalb unserer Gesellschaft ist eine Herkulesaufgabe, die sehr viel Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Redlichkeit verlangt. Dazu bedarf es allerdings eines Grundkonsenses, dieses Problem auch lösen zu wollen. Und da habe ich große Zweifel, ob das überhaupt funktioniert.
Kommentare 9
Und darauf sind Sie angesichts des Mordes gegen Jonny K. gekommen? Was hätten Sie bloß geschrieben, wenn die Täter Deutsche wären und - wenn die von Ihnen genannten Türken auch Deutsche wären. Mannomann, was hier alles in einen Topp geschmissen worden ist. Und -wie pauschal und unreflektiert.
Beispiel: "* Zum einen liegt es in der opportunistischen Politik der Herkunftsländer, die sich ihrer sozialen Problem dadurch entledigen, dass sie problematische Gruppen einfach weggeschickt haben."
Was ist das denn für ein Blech. Die Türken sind einmal als Gastarbeiter angeworben worden. Und sind dann - zum Leidwesen der Deutschen geblieben und haben ihre Familien nachgeholt.
Alle anderen Punkte müsste man auch noch angucken, aber das ist alles so aufwändig und zeitraubend. Darum hier Schluss, aber es ist kein Kampf der Kulturen, schon die Huntington-Wendung ist viel zu grobschlächtig, so grobschlächtig, wie der Autor in seiner Argumentation selbst auch war.
Werte Magda,
zu einer Zeit, als Sie noch keinerlei relevante Nachrichten aus dem Westen empfangen konnten, und wenn Sie es taten, dafür sogar in größte Schwierigkeiten gekommen wären, wurde die BRD = Bundes Republik Deutschland genötigt, Magda, diese Gastarbeiter einzuladen. Der Grund: Die USA wollten in der Türkei Atomwaffen stationieren und haben das au8ch getan In Folge dessen, kam es zur KUBA – Krise.
Zur Anwerbung, Magda, schauen Sie einfach hier: Es war die Bedingung der Türkei, Als Neumitglied der NATO genau dies zuzulassen.
Und wenn Sie nur das mit Verstand gelesen haben und wissen, dass die BRD genauso auf dem Fliegenfänger der Siegermächte WK II klebte, wie das erste Deutsch Arbeiter- und Bauernparadies, sollten Sie mit der Beurteilung, was Blech ist und was nicht, etwas zurückhaltender sein.
Historische Unkenntnis und/oder Ignoranz gilt nicht Magda, bei der erkennbaren Wahrheit bleiben liest sich besser ... und was sonst noch an Geheimabkommen existierte ... ??? Wir wissen es nicht, Sie Magda, auch nicht.
Gruß Kuni
Ja, und noch etwas, Magda:
vorgestern habe ich einen Blog platziert, der von praktisch allen hier ignoriert wurde, weil man/frau sich lieber irgendwie mit Belanglosigkeiten beschäftigt.
Goldreserven-der-BRD
Dabei kann es sich durchaus um Folgen dessen handeln, was ich ebenfalls im Vorkommentar zum Ausdruck brachte. die Welt mag für Sie einfach erscheinen und mit simplen Gedanken lässt sich sicher leichter existieren.
Wir alle Magda, wir alle sollten so langsam Angst bekommen ... und wenn Sie wissen, Magda, wem die Banken, gerade die FED, gehören, wird es Zeit sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.
Arschlecken, Kunibert Hurtig. Ob Sie oder ich gefragt wurden, interessiert gut 50 Jahre nach Einwanderung niemanden mehr, Sie veranstalten einen klassischen Fall von Gegreine über verschüttete Milch.
Die Einwanderer sind da und bleiben auch. Was bei Magda weit eher ankam als bei Ihnen, bei all Ihrer Weltläufigkeit und Westsozialisierung. Woran sich die Frage nach den menschlichen Qualitäten anschließen ließe.
Da es sich um die Mörder nicht um Toristen handelt, wird es ein deutsches Problem, unabhängig vom ethnisch familiären background. Wichtiger ist die Frage, warum junge Männer, egal ob Deutsche, Türken, Araber etc. so durchknallen, ihre Gewaltskraft nicht kontrollieren können & erst recht nicht schnallen, dass sie gerade einen Menschen umbringen, der ihnen nichts getan hat & nur zufällig zum falschen Zeitpunkt am gleichen Ort war.
Das hat nix mit den Einwanderen vor über 50 Jahren zu tun, solche Vorfälle gab es weder mit denen noch mit deren Kindern. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das sich allein mit Rassismus & Frust auch nicht erklären läßt, mit falsch verstandenenen Erklärungsschematas erst recht nicht. Auch Asiaten sind hier ´Ausländer ´& geniessen keine Privilegien, habe aber noch nicht gehört, dass eine asiatische Gruppe willkürlich einen Menschen totgeschlagen hat.
Mir scheint diese Art von feiger Gruppengewalt einem Erziehungsmuster zu folgen, die einigen Spezien nicht fremd ist, unabhängig einzelner Etnien. Bisherige Praxis war, das beliebte unter den Teppich kehren & / oder daraus Einzelfälle herauszustellen.
Klar sind es Einzelfälle, aber viele Einzelfälle sind irgendwann ggf. Grund zum Nachdenken & Handeln, jenseits rassistischer Hintergedanken. Gewalt kann auch zum Hochschaukeln führen & die inzwischen bereits manifestierten Gangs ggf. zu Racheakten. Wehrte den Fortschritten & zwar nicht durch Hetze & Herunterspielen, je nach politischem Gusto & ethnischer Anziehungskraft.
Den jungen Männern wird dadurch nicht geholfen, so oder so.
Liebe Magda,
es geht mir um eine Versachlichung einer hochgradig emotionalisierten Debatte um ein großes gesellschaftliches Problem, dessen Ursachen in einem erheblichen Maß auch in der Türkei zu suchen sind.
In der Türkei war man sich im Kalten Krieg der besonderen geostrategischen Lage für die NATO am Bosporus sowie als Frontstaat mit einer gemeinsamen Grenzen mit der UdSSR sehr bewusst. Und das war eben auch ein Pfund mit dem die korrupten Regierungen in Ankara wuchern konnten.
Man hatte im ländlichen Raum und besonders in den peripheren Regionen im Osten des Landes eine sehr hohe Analphabetenrate und eine sehr hohe Geburtenrate. Gleichzeitig waren die Regierungen in Ankara aber nicht bereit, die Infrastruktur in diesen Gebieten auszubauen - es gab ja einen billigeren Weg, nämlich den, den Menschen dort die Ausreise nahezulegen. Dies war auch durchaus im Sinne der NATO, denn die von der Regierung in Ankara ausgegrenzten und verachteten Habenichtse waren für die Sowjetunion strategisch äußerst interessant; genau hier konnte man hineinstoßen und innerhalb eines NATO-Landes einen schweren Konflikt anzetteln; und der Marxismus-Lenismus fiel ja just hier auf fruchtbaren Boden. Beim Bürgerkrieg in den kurdischen Regionen handelte es sich ja um einen Stellvertreterkrieg, bei dem das NATO-Land Türkei gegen die von den Sowjets unterstützte und aufgebaute PKK kämpfte.
Für die türkischen Regierungen muss die Möglichkeit, ihre sozialen Spannungen dadurch zu lösen, indem man problematische soziale Gruppen einfach den anderen NATO-Staaten über die Grenze schob und diese da auch noch mit machten, wie ein Sechser im Lotto vorgekommen sein: man brauchte keine Schulen zu bauen, man brauchte keine Infrastruktur auszubauen, man brauchte kein Geld ausgeben, sondern konnte das alles in die eigene Tasche stecken.Und das Beste: dieser Personenkreis tätigte auch noch Geldüberweisungen in harter Währung in die Türkei.
In den Aufnahmeländern freuten sich die Unternehmen - denn sie bekamen billige Arbeitskräfte, die nicht sofort in die Gewerkschaft eintraten und die sich hübsch von den anderen Kollegen fern hielten: die Sprachbarriere war nämlich im Vergleich zu Gastarbeitern aus Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland ungleich höher - und dann gab es eben auch noch die kulturelle und religiöse Barriere: soetwas sorgte für einen stetig schwelenden latenten Konflikt, denn natürlich gab es den einen oder anderen Unternehmer, der mehr oder weniger offen rechtsradikale Gruppierungen und Parteien unterstützte. Und andere wiederum verbreiteten in der Folgezeit das Märchen, es wären die GRÜNEN und die SPD und sowieso die "68er" gewesen, die "Die Ausländer" ins Land geholt hätten. Dieses Märchen hält sich ja auch immer noch sehr hartnäckig. Wir sehen: Die Strategie des Dividas et impera ist in weiten Teilen aufgegangen.
Man muss versuchen, ein Problem zu verstehen, wenn man es lösen will. Das Verschieben struktureller sozialer Probleme ist nicht allein ein türkisches Problem. Die Briten haben das während des Bestehens ihres Empires ebenfalls massiv praktiziert - und damit Konflikte geschaffen, die bis zum heutigen Tag andauern.
Allerdings: türkische Regierungen mischen sich gerne und massiv bei Problemen ein und trichtert ihren im Ausland lebenden Bürgern mit Nationalistischen Reden die Bedeutung des "Türkentums" ein. Das ist wichtig, weil man auf die Auslandsüberweisungen schielt. Für Herrn Kurnaz, auch türkischer Staatsbürger, hat man sich dagegen nicht interessiert, ja man hat es sogar weit von sich gewiesen, zuständig zu sein - obwohl man es völkerrechtlich gesehen war. Hätte Deutschland Herrn Kurnaz nicht aufgenommen, wozu das Land nicht verpflichtet war, säße er immer noch in Guantanamo. Soetwas nennt man Opportunismus.
Ich glaube, das Problem liegt in einem Mix aus kruden Ehrbegriffen, dumpfem Nationalismus und Religionswahn, gepaart mit einem erheblichen Maß an Bildungsferne. Die Braune Brut, die an Ostdeutschen Tankstellen herum lungert und die "Was-Guggst-Du?!"-Schläger in den westdeutschen Großstädten sind aus meiner Sicht einunddieselbe braune Mischpoke. Ich glaube, darüber sollten wir uns einmal klar sein und das auch klipp und klar sagen.
"zu einer Zeit, als Sie noch keinerlei relevante Nachrichten aus dem Westen empfangen konnten, und wenn Sie es taten, dafür sogar in größte Schwierigkeiten gekommen wären, wurde die BRD = Bundes Republik Deutschland genötigt, Magda, diese Gastarbeiter einzuladen"
Also ich glaube, zu der Zeit, von der Sie hier schwadronieren, wussten Sie das alles auch noch nicht. Wikipedia gabs erst später. Und - wir haben Westfunk und Westfernsehen gehört und gesehen, BBC-London, RIAS Berlin, SFB. Wissen Sie Kuni, Sie sind auch nicht schlauer, aber reichlich borniert.