Liebe Lesende, passen Sie auf: Wenn Sie die nachfolgenden fünf Wörter lesen, kann das umstürzende Effekte auf die Gesellschaft haben: Täter*in, Angreifer*in, Räuber*in, Totschläger*in, Mörder*in! Gelesen? Gut, noch mal: Täter*in, Angreifer*in, Räuber*in, Totschläger*in, Mörder*in! Lesen Sie diese Worte auch ihren Mitbewohner*innen, Freund*innen, Kolleg*innen vor – immer wieder!
Oh Mann! Muss das sein? Absolut! Denn unsere Rechtssprache ist „durch und durch männlich und tut damit allen, die nicht männlich sind, Unrecht“, sagt die emeritierte Soziologieprofessorin Doris Lucke. Aber das soll sich jetzt ändern. Hannover ist schon vorgeprescht. Ein von der Stadt beauftragtes Rechtsgutachten der Berliner Professorin Ulrike Lembke kam zu dem Schluss: Alle deutschen Gerichte müssen gendern. Alles andere ist gegen die Verfassung. Begründung: Das „pseudo-generische Maskulinum“ mache das „marginalisierte weibliche Geschlecht“ strukturell unsichtbar. So unterdrückt die gesellschaftlich dominante Gruppe der Männer die Frauen (=Diskriminierung). Frauen müssten sich ständig mitgemeint fühlen, erläutert das Gutachten, ihnen werde eine „beständige Anpassungsleistung“ abverlangt.
In der Tat ist das eine Leistung, die viele Frauen gar nicht erbringen. Nirgendwo zeigt sich das so deutlich wie im Strafvollzug. Nur die stärksten Frauen schaffen es dort hinein, die meisten scheitern jämmerlich an der berühmt-berüchtigten panzergläsernen Decke. Innerhalb der Gefängnispopulation stagniert die Frauenquote seit Jahren auf schockierend niedrigem Niveau: Nur 5,7 Prozent aller Insassen sind weiblich. Kann denn Sprache daran etwas ändern? „Auf jeden Fall!“, antwortet Doris Lucke, minimal aus dem Zusammenhang gerissen. „Im Zusammenhang mit Terrorismus heißt es: Den Taten gehen immer Worte voraus. Und jetzt plötzlich, wenn es unter anderem um eine frauengerechte Sprache geht, dann soll das alles nicht mehr wahr sein?“
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) schlägt in dieselbe Kerbe: „Sprache transportiert nicht nur Regeln, sondern formt und gestaltet gesellschaftliche Wirklichkeit.“ Nun denn. Wenn das stimmt, dann wird die gendergerechte Gerichtssprache natürlich viele Frauen auf neue Gedanken bringen: Räuber*in? Interessant. Das versuch ich mal. Aber: Wo sollen die ganzen Räuberinnen dann hin? Wie sieht es mit der längst überfälligen Planung von Frauengefängnissen aus? Die Zeit drängt! Die erste Not könnten gegenläufige Effekte etwas mildern: Männer, die momentan mit einer kriminellen Laufbahn liebäugeln, könnten zumindest in Teilen durch Gendersterne davon abgebracht werden. Die lesen „Räuber*in“ und denken dann – fälschlicherweise natürlich – „Scheint nichts mehr für echte Männer sein!“ Aber wie viele werden das sein? Studien dazu sucht man vergebens. Wie soll man so genügend Gefängnisbetten für kriminelle Frauen und Mitglieder der LGBTQ-Community bereithalten? Wo wir schon dabei sind: Das Gutachten sagt auch: „Viele kognitionspsychologische Studien“ belegten, dass die fehlende mentale Repräsentation von Frauen im generischen Maskulinum ein Problem sei.
Jetzt ist die Frage: Funktioniert das auch andersrum? Also bei Männern und generischem Femininum? Ich hätte dazu einen Studienvorschlag: Die Rechtssprache im Bereich Strafrecht verwendet die kommenden zehn Jahre ausschließlich weibliche Formen. Danach einfach mal die Gefängnispopulation checken: Kamen Männer mit der geforderten Anpassungsleistung besser zurecht als Frauen? Oder sitzen im Gefängnis jetzt nur noch weibliche Angreiferinnen, Räuberinnen, Totschlägerinnen und Mörderinnen? Wär’ ja echt ein Ding!
Kommentare 17
oha!
das gendern hat eine zwei-schneidige klinge !
oder ist gar der griff der klinge verletzungs-trächtig ?
Dieser Artikel ist ja wohl völlig daneben!
Sprachänderungen dauern viel zu lange. Eine Quote muss her. Alle überschüssigen männlich gelesenen Personen im Strafvollzug sind sofort zu entlassen. Bei zukünftigen Verbrechen sind Verurteilte paritätisch zwischen allen Geschlechtern einzusetzen. Das jeweils als nächstes zu veruteilende Geschlecht muss bei der Ermittlung und Beweisführung berücksichtigt werden.
„Sprache transportiert nicht nur Regeln, sondern formt und gestaltet gesellschaftliche Wirklichkeit.“
Wie kommt man auf so einen Gedanken? Sprache entsteht durch die Wirklichkeit. Aber das das grammatikalische Geschlecht etwas mit dem biologischen zu tun hat, entspricht nicht dem wie unsere Sprache entstand.
Geßlern ist wohl in?
Und es hat sich keine*r noch Gedanken über die Macht der Frauen in alten Zeiten gemacht. Das merkt man zum Beispiel daran, daß sich das "einig Volk von Brüdern" am Ruetli zum Schwure traf. Diese Almwiese hieß früher wohl anders. Rute ist allgemein eine Bezeichnung für den Penis. Und die über die "Männerbündelei" spottenden Frauen nannten die Almwiese deshalb "Ruetli" wegen der Verkleinerungsform. Und jetzt frage ich nach der tatsächlichen Machtverteilung, nachdem diese Wiese sogar hochoffiziell umbenannt wurde.
Und schon wieder soll man sich unterwerfen und brav grüßen? Wacht auf, Verdammte dieser Erde!
Wenn schon dann bitte konsequent: Indem man die Sprache komplett auf geschlechtsneutral bürstet.
Es wäre im Sinne der Argumentation des Artikels ja auch kritisch zu sehen, da Begriffe wie "die Liebe", "die Freude", "die Schöpfung", "der Hass", "der Tod", "der Untergang" auf Grund ihres grammatikalischen Geschlechts zu möglicherweise unberechtigten Assoziationen und Stereotypen in Bezug auf den Sexus führen.
Das Problem unserer Welt ist, dass vieles oberflächlich richtig erkannt wird, die Lösungen aber halbgar bleiben, die das Problem nur verlagern, statt einen spielerischen Umgang damit zu finden bzw. Widersprüche zu akzeptieren.
Am Ende brauchen wir im Musterland der Superbürokrat:innen dann Ministerien, die Streitfälle Regeln und haben das Leben bürokratischer, statt gerechter gemacht. Ein Glück verlagern wir aktuell alles in den Computer, in der VR kann dann jeder/jede/jedes sein, was er/sie/es es möchte. Für den Browser gibt's schon Apps, die für einem gendern oder es eben wieder entfernen.
Ich schlage vor:
Das Mörd, das Räub, das Tät.
Kabarettisten sollten der Gottheit für die Erfindung des Genderns täglich auf den Knien danken.
:-)
Tja, wir wissen wohl gar nicht, wieviele Frauen oder auch Dazwischengeschlechtliche mit der Einweisung in Männergefängnisse gemißgendert wurden und werden.
Vielleicht ist die Aufhebung der Geschlechtertrennung im Strafvollzug die richtige Konsequenz. Wahrscheinlich für alle Beteiligten ein Gewinn an Menschenwürde und Sozialverhalten. Danach kann man immer noch über die Schönheit von Sprache nachdenken.
Alternativ könnte man* sich auch auf die/der Angreifende, Raubende, Totschlagende und Mordende einigen, ist zwar nicht ganz so präzise wie mit die Generische Form aber geht. Nur bei Tuende (Täter*in) geht's leider gar nicht.
Gendern darf jeder/jede/jedes, die/der/das an dieser Gesellschaft sonst nix zu kritisieren hat und trotzdem ein „wichtiges PC-Statement“ abgeben will. Wir nerven uns gegenseitig immer mehr.
Zitat: "Ist das ein Problem? Ja, meint ein Rechtsgutachten – es könnte sogar gegen unsere Verfassung verstoßen."
Von ein paar singenden Medizinern gabe es vor einigen Jahren mal ein Lied: Manchmal, aber nur manchmal haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern usw.
Ja verdammi no amal, es gibt auch gewalttätige und kriminelle Weibsbilder. Wer hätte das gedacht?
Und im Grundgesetz heißt es tatsächlich: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
Das steht seit Jahrzehnten im Art. 3 des am 23. Mai 1949 im Bundesgesetzblatt veröffentlichten Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
Man darf allerdings begründete Zweifel daran haben, dass die Väter (und Mütter!) des Grundgesetzes dabei auch nur eine Sekunde lang an die SPRACHLICHE Gleichstellung von Mördern und Mörderinnen gedacht haben, weil Mörderinnen im Vergleich zu Mördern "benachteiligt" werden.
Ganz im Ernst: Die Demokratie von Weimar ist mit Sicherheit nicht an der mangelnden sprachlichen Gleichstellung bzw. der sprachlichen Diskriminierung von Straftäterinnen, Totschlägerinnen, Vergewaltigerinnen, Brandstifterinnen, Bankrotteurinnen, Geldfälscherinnen und Erpresserinnen gescheitert.
Zitat: "Wir nerven uns gegenseitig immer mehr."
Man könnte tatsächlich auf die Idee kommen, dass Mann oder Frau oder wer auch immer mit diesen konstruierten Problemen von den wirklich wichtigen Themen in diesem unserem Lande ablenken will.
Bitte um weitere Kostproben.
°:°
Mir sxheint, dass insgesamt die unangenehmen Rollen auch in ansonsten gegenderten Texten gerne im generischen Maskulin verbleiben.
So ist z.B. nie die Rede von Diktator:innen. Es ist einfach unnöglich, den Frauen eine solche Karrieremöglichkeit zu verschließen.
Gerechtigkeit wäre in diesem Falle einfach nur, wenn beide Formen verwendet würden. Es ist nun mal im Weltenlauf so, dass Mörder, Räuber, Attentäter und Totschläger weitgehend von Männern ausgeübte Tätigkeiten sind. Wenn es sich um Frauen handelt, kann die weibliche Form mit dazu.
Nur die weibliche Form zu verwenden wäre allerdings auch nicht schlecht, weil da - bei beiden Geschlechtern - vermehrter Diskussionsbedarf entstünde. Dieser Beitrag hier eröffnet ja auf unterhaltsame Weise den Diskurs.