Sommer, Winter? Flexi-Zeit! So bleibt es hell

Die Ratgeberin Unsere Kolumnistin hat die Lösung für eine Zeitumstellung, die alle EU-Bürger glücklich macht
Ausgabe 43/2018
Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott die Sommerzeit von der Winterzeit
Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott die Sommerzeit von der Winterzeit

Foto: zettberlin/Photocase/Imago

Achtung! Jetzt wird’s wieder dunkel – und zwar so ungefähr kurz nach dem Mittagessen. Das Besondere daran dieses Jahr: Es passiert vielleicht das allerletzte Mal. Denn endlich schaffen die EU und die Kanzlerin dieses kosmische Unding ab! Die Maßnahme heißt: ganzjährige Sommerzeit. Für diese votierte die Mehrheit der EU-Bürger, weil es dann abends später dunkel wird. Eine Minderheit ist dagegen, weil es dann morgens länger dunkel bleibt. Das Gemeinsame dieser beiden Positionen ist unschwer zu erkennen: Die EU-Bürger wollen Helligkeit. Und: Sie haben erkannt, dass man sie mittels Zeitmessung beeinflussen kann. Aber: Reicht dafür eine Zeitverschiebung um nur eine Stunde?

Was passiert, wenn erste EU-Bürger im Dezember 2019 merken, dass es trotz Sommerzeit immer noch dunkel ist, wenn sie heimkommen? Fordern sie dann eine Sommer-Sommerzeit für den Winter? Falls eine solche eingeführt wird, wie reagieren die Winterzeitbefürworter? Verweigern sie die Arbeit? Bricht Bürgerkrieg aus? Möglich.

All das nur, weil die Politik das grundlegende Problem nicht löst. Dabei waren die Voraussetzungen nie besser als jetzt. Denn das, was der größte Teil der EU-Bürger ablehnt, ist ja gar nicht irgendeine unwichtige „Winterzeit“, wie uns jetzt weisgemacht werden soll. Nein, es geht um unsere gute alte, seit vielen Jahrtausenden bestehende Normalzeit. Die soll weg. So sieht’s aus. Die Bürger wollen eine ganz neue Zeit, eine, mit der es im Winter morgens und abends mehr Tageslicht gibt. Die Bürger wollen eine Flexi-Zeit! Mit der ist es das ganze Jahr über jeden Tag genau 16 Stunden lang hell und 8 Stunden lang dunkel. Das ist ja nicht weiter schwer zu bewerkstelligen: Zum Winter hin laufen die Uhren während des lichten Tages allmählich immer schneller, in der Nacht dagegen langsamer. Im Sommer genau andersherum. Die Verschiebungen merken wir kaum: Jeden Tag schrubben wir die Zähne ein kleines bisschen flinker (bzw. träger), kauen etwas flotter (bzw. genüsslicher) unseren Döner, denken kaum merklich kürzere (bzw. längere) Gedanken. Die Öffis regeln ihr Tempo kalender- und locationsensitiv. Tachometer werden dynamisch angepasst. Bei allen manpowerbetriebenen Fortbewegungsmitteln – zum Beispiel Füße – funktioniert es sogar automatisch. Wer dödelt im Winter schon so langsam die Straßen entlang wie im Sommer? Unsere Weihnachtseinkäufe erledigen wir – wahnsinnig ausgeschlafen – fast in Lichtgeschwindigkeit, und die Weihnachtsfeiern – wie kurz und knackig würden die denn! Gut, im Sommer würden wir etwas kürzer schlafen, aber das tun die meisten von uns doch sowieso. Klar, zunächst wirkt die Flexi-Zeit etwas bizarr, aber je länger man darüber nachdenkt, umso vernünftiger erscheint sie.

Wieso experimentiert man denn seit dem Deutschen Kaiserreich immer wieder mit Sommerzeiten? Weil die Normalzeit eben nicht funktioniert. Die ganze starre Zeitmessung ist Unsinn. Die Flexi-Zeit dagegen löst endlich all das ein, was man sich – wieso auch immer – von vergangenen Sommerzeiten erhoffte: Energie-Einsparung, höhere Produktivität, begeisterte und fitte Bürger. Die Flexi-Zeit könnte womöglich sogar die Kanzlerin retten und EU-Kommissionspräsident Juncker auf ewig einen Platz im Herzen jedes EU-Bürgers sichern – also genau das leisten, was sich die Vorgenannten jetzt von der Einführung der ganzjährigen Sommerzeit erhoffen. Für die Flexi-Zeit könnte man das sogar in Kauf nehmen.

Susanne Berkenheger verteilt als Die Ratgeberin regelmäßig für den Freitag gute Ratschläge

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