Aus Versehen Konservativ?

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Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer versucht zur Zeit mit seinem Buch "Unter Linken. Von einem, der aus Versehen konservativ wurde" auch in die Sachbuch-Bestseller-Liste zu kommen. Passt ja auch prima in die neuen, politischeren Zeiten, die in allen Lagern ausgerufen werden, oder?

Fleischhauer hatte eine nette, behütete Kindheit im Hamburger Norden (CDU-Mehrheit), leider sei sie nur "links behütet" gewesen, weswegen er Cola nur nach Brechanfällen zu trinken bekam und ein MCDonalds-Besuch bis heute ein Abenteuer für ihn ist. Da möchte man wirklich nicht tauschen! (Obwohl ich immerhin tröstend einfließen lassen kann, dass dies zumindest auch für so manche Kindheiten im konservativen bayerischen Umland gegolten hat, wo nach der Tschernobyl-Katastrophe ganze Dörfe nur noch Vollkorn-Schrot-Veggie-Kost zu sich nahmen.)

Später litt er unter der kulturellen Hegemonie der Linken und muss dem Titel zufolge ja dann irgendwann aus Versehen das Lager gewechselt haben. Schön für ihn. Jetzt kann er jedenfalls seine Paulu-Saulus-Wandlung zelebrieren - tagesaktuell in einem Beitrag auf Spiegel-online, in dem er die Finanzkrise als Bestätigung für Konservative wertet und nicht als Triumph der Linken über den Konservatismus:

"Das letzte Mal, dass die Linke in der Lage war, mit den Akteuren auf Augenhöhe zu debattieren, war beim Kampf gegen die Atomkraft; von der Mühe, die sich die Kritiker damals gemacht haben, zehrt die grüne Bewegung noch heute. So gründen die meisten Vorbehalte auf Gefühl, nicht auf Überlegung. Das macht sie nicht notwendigerweise falsch, aber untauglich für die Arbeit an einer neuen Weltfinanzordnung, die jetzt ansteht. Ist der Konservative besser gefeit gegen Irrtum? Sagen wir es so: Seine illusionslose Anthropologie schützt ihn eher vor gewissen Verstiegenheiten und manch törichtem Trugbild."

Ob Thesen dieser Art wirklich für eine "Ideologie-Debatte" taugen - falls wir die überhaupt brauchen?

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Geschrieben von

Susanne Lang

Freie Redakteurin und Autorin.Zuvor Besondere Aufgaben/Ressortleitung Alltag beim Freitag

Susanne Lang

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